Geschichte Schwedens
In vorgeschichtlicher Zeit (11.000 v.Chr. – 800 n.Chr.)
Gegen Ende der letzten Eiszeit (um 12.000 v.Chr.) begannen die ersten Menschen über eine Landbrücke zwischen Deutschland und Schonen in die Küstengebiete einzuwandern. Die ältesten Funde sind etwa 13.000 Jahre alt und liegen in Schonen. Diese nomadisierenden Jäger und Fischer zogen der Küste entlang nach Norden, und als die Landbrücke um 5.000 v.Chr. verschwand, waren Mittelschweden und die Küsten Nordschwedens besiedelt. Um ungefähr 4.000 v.Chr. hielt die Landwirtschaft ihren Einzug in Schweden, es entstanden festere Siedlungsformen und Gemeinschaftsgrabstätten. Aufgrund deren Ausformung (Ganggräber, Steinplattengräber, Brandgräber, Hügelgräber u.a.) kann man in den folgenden Jahrtausenden zwischen unterschiedlichen Kulturen unterscheiden. Grabbeigaben und Felsenzeichnungen ergänzen das Bild.
Den Funden nach zu urteilen existierte zwischen Chr.Geburt und 400 n.Chr. ein lebhafter Handel mit dem Römischen Reich. Römische Importprodukte kamen bis in den hohen Norden. Skandinavien wurde auch zum ersten Mal in römischen Schriften erwähnt, wie in den naturalis historia Plinius' des Älteren aus dem Jahr 79 und der Germania des Gaius Cornelius Tacitus. Auf der Weltkarte des Ptolemäus um 120 ist Skandinavien erstmals kartographisch erfasst. Im Gegensatz zu der vorangehenden kollektiven Gesellschaftsform kam es nun auch zu einer stärkeren sozialen Schichtung, wie vor allem prächtig ausgestattete Kammergräber zeigen. Gegen Ende dieses Zeitraums wurde auch die Runenschrift eingeführt.
Im Zeitraum zwischen 400 und 800 n.Chr. setzte die Machtkonzentration auf einige Zentren fort. Mächtige Hügelgräber weisen darauf hin, dass es lokale Häuptlinge/Stammesfürsten gab. Zahlreiche Fluchtburgen zeigen die unsicheren Zeiten und dass man in ständiger Kriegsbereitschaft lebte. Handelsplätze wie Helgö und später Birka lassen auf umfangreiche internationale Kontakte schließen.
Wikingerzeit (800 – 1050)
Um das Jahr 800 begannen die langen Wikingerfahrten, kombinierte Kriegs- und Handelszüge, in westliche und östliche Richtung. Die dänischen und norwegischen Wikingerzüge gingen nach Westen. An ihnen nahmen auch die Wikinger der heute südschwedischen Provinzen teil, die damals zu Dänemark gehörten. Wikingerzüge der mittelschwedischen Bevölkerung (Väster- und Östergötland sowie Svealand) richteten sich meist nach Osten. Über die großen russischen Flüsse erreichten sie Konstantinopel (Miklagård) und das Seidenland am Kaspischen Meer (Särkland). Diese Winkingerzüge waren meist Handelszüge, doch weisen historische und archäologische Quellen auf eine starke politische Beteiligung der Wikinger an der Entstehung des Großfürstentums von Kiew hin, dessen Fürsten skandinavischen Ursprungs waren. Auf die Wikingerzüge folgte meist eine umfassende Kolonisation.
Die weiten Handelszüge führten zu einem markanten wirtschaftlichen Aufschwung, was sich in der Gründung von Handelsstädten niederschlug. Birka entstand nach 700, Sigtuna um 1000, beide am Mälaren gelegen. Der internationale Handel mit Luxuswaren wie Silber und Seide aus dem Osten, Waffen und Gläser aus dem Westen, Pelze aus dem Norden sowie der Sklavenhandel bilden die wirtschaftliche Grundlage dieser Städte.
In dieser Zeit wurde auch der Grund für die späteren skandinavischen Reiche gelegt. Am Beginn des 11. Jahrhunderts war das Königreich ein loser Verbund selbständiger Landschaften (Väster- och Östergötland, Svealand und die kleinen Länder, Småland, im Süden) mit eigenem Thing und eigenen Gesetzen und Richtern, zusammengehalten durch die Person des Königs, der zur Wahl von Thing zu Thing reisen musste. Deren Macht war ziemlich gering.
In diese Zeit fällt auch die Christianisierung Schwedens. Der erste Kontakt mit dem Christentum entstand durch die Missionstätigkeit des heiligen Ansgar, des Erzbischofs von Hamburg-Bremen. Er unternahm um 830 und 853 zwei Missionsreisen nach Schweden, die allerdings keinen Erfolg hatten. Im Jahr 1008 ließ sich König Olof Skötkonung jedoch taufen. Doch bis ins 12. Jahrhundert waren weite Teile der Bevölkerung heidnisch.
Hochmittelalter (1050 - 1389)
Die eigentliche Reichsgründung geschah im Hochmittelalter zwischen 1000 und 1300 n.Chr. und geht Hand in Hand mit der Christiansierung. Mit dem Durchbruch der christlichen Missionstätigkeit in Götaland entstand nach 1000 auch das christliche Königtum mit dem Anspruch auf Anerkennung sowohl in Göta- wie auch in Svealand. Es war jedoch am Beginn umstritten, instabil und meist nur von regionaler Bedeutung. Darüber hinaus war es ein Wahlkönigtum, was oft zu Kämpfen um die Thronfolge führte. So kämpften zwischen 1130 und 1250 die Gechlechter Sverkers und Eriks um die Königsmacht. Die wichtigste Machtposition nach dem König hatte im 12. und 13. Jahrhundert der Jarl inne. Der letzte und einer der mächtigsten Jarle in Schweden war Birger Jarl, dessen Sohn Waldemar 1250 zum König gewählt wurde. Dieser wurde jedoch von einem Bruder Magnus Ladulås durch einen Staatsstreich abgesetzt. Unter Birger Jarl und den nachfolgenden Folkungern kam es zu umfassenden politischen und sozialen Reformen. Es gelang ihnen, eine Zentralmacht aufzubauen und die Gesellschaft nach dem Vorbild der feudalen europäischen Staaten zu organisieren. 1350 wurden schließlich die alten Landesgesetze durch ein im ganzen Reich geltendes Gesetz ersetzt.
Der Ausbau der Königsmacht ging Hand in Hand mit dem Aufbau der kirchlichen Organisation. Kirche und Königtum waren aufeinander angewiesen Im 11. und 12. Jahrhundert entstand eine kirchliche Organisation mit Bischofssitzen in Skara, Linköping, Sigtuna und anderen Orten. Aus dem Bistum Uppsala ging 1164 Schwedens erstes Erzbistum hervor. Auf dem Kirchentreffen von Skänninge 1248 erhielt die Kirche ihre eigene kanonische Kirchenordnung, die ihre Unabhängigkeit von der weltlichen Macht vergrößerte. Die Festigung der Position der Kirche hatte weitreichende kulturelle und gesellschaftliche Folgen, wie z.B. die Abschaffung der weitverbreiteten Sklaverei 1335.
Neben dem geistlichen Stand entstand auch ein Reichsadel aus den Gefolgsleuten des Königs und der Stammesfürsten, dem 1280 Steuerfreiheit bewilligt wurde. Vertreter des Reichsadels und der Kirche (Bischöfe) bildeten den Reichsrat, ein Gegengewicht zur Königsmacht. Machtbasis des Reichsadels waren die – im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern nicht erblichen – Lehen, deren Burgen Zentren der Verwaltung waren.
Im 12. und 13. Jahrhundert wurde auch die Expansionspolitik nach Osten hin wieder aufgenommen, mit dem Ziel, sich Finnland einzuverleiben, diesmal nicht in Form von Wikingerzügen, sondern – den neuen Anschauungen folgend - in Form von mehreren Kreuzzügen. Auch Gotland wurde 1288 durch einen Vertrag an Schweden gebunden.
Der Beginn des 14.Jahrhunderts war durch Thronkämpfe innerhalb der Königsdynastie der Folkunger geprägt. Dies führte zu einer Stärkung des Hochadels und in weiterer Folge zu Konflikten zwischen König und Reichsrat bzw. der Ratsaristrokratie. König Birger Magnusson wurde 1317 vertrieben und sein Nachfolger Magnus Eriksson wurde 1363 abgesetzt. Auch der 1363 gewählte Albrecht von Mecklenburg wurde 1389 gestürzt, nachdem er versucht hatte, die Königsmacht zu stärken.
Kalmarer Union (1389 - 1523)
1388 wurde die dänische Königin Margaretha von einer aufständischen Adelsfraktion als schwedische Herrscherin anerkannt. Nach dem Sieg über Albrecht im Jahr danach wurden Dänemark, Norwegen und Schweden unter einem Regenten vereinigt. 1397 wurde Margarethas Neffe Erich von Pommern zum König der drei Reiche gekrönt und die Kalmarer Union errrichtet. Sie bestand bis 1523, auch wenn sie selten funktionierte.
Margarethas und Erichs Politik zielte auf eine Begrenzung und Zurückdrängung der Adelsmacht. Der Reichsrat wurde entmachtet und eine zentralisierte, von Dänemark ausgehende Verwaltung mit hauptsächlich dänischen und deutschen Vogten aufgebaut. Dies führte – unterstützt von den Bauern, denen neue umfassende Steuern auferlegt worden waren – zum Engelbrekt-Aufstand 1434-36, der mit der Absetzung und Vertreibung des Königs endete.
Die folgenden Jahrzehnte waren chaotisch und geprägt von inneren Kämpfen und häufigem Regierungswechsel. Die politische Macht lag bei der Ratsaristokratie, die aber zutiefst zwischen Befürwortern und Gegnern der Kalmer Union gespalten war. Zu gewissen Zeiten waren die Unionskönige auch in Schweden anerkannt. Dazwischen regierten der schwedische König Karl Knutsson (1448-57, 1464-65 und 1467-70) beziehungsweise schwedische Reichsverweser.
Der Konflikt mit den Unionskönigen und der inneren Opposition kulminierte unter dem Reichsverweser Sten Sture dem Jüngeren, der zwischen 1512 und 1520 regierte. Kristian II. besiegte seine schwedischen Widersacher 1520 und ließ im November desselben Jahres etwa hundert Oppositionelle im sogenannten Stockholmer Blutbad hinrichten. Dies führte zum Aufruhr des Gustav Eriksson (Wasa), der 1521 zum Reichsverweser ernannt wurde, und dem endgültigen Zusammenbruch der Kalmarer Union.
Die Wasa-Zeit (1523 - 1611)
Gustav Wasas Aufruhr wurde aktiv von Lübeck unterstützt und mit dessen Hilfe konnte er 1523 Stockholm einnehmen. Noch im gleichen Jahr wurde er zum König gekrönt. Die Beziehungen zu Dänemark entschärften sich, da Kristian II. dort ebenfalls abgesetzt wurde. Die Abhängigkeit von Lübeck konnte 1533 endgültig abgeschüttelt werden.
Innenpolitisch hatte Gustav Wasa das Ziel, die Zentralmacht zu stärken. Der erste entscheidende Schritt dazu war die Ratsversammlung in Västerås 1527, bei der die alte Ratsfront aufgelöst und die weltliche Macht der Bischöfe gebrochen wurde. Es wurden auch die ersten Schritte zur Reformation eingeleitet, die in den 30er Jahren zur Trennung von der katholischen Kirche führten. Die Konfiszierung der kirchlichen Güter, die etwa ein Fünftel des gesamten Grundbesitzes ausmachten, führte zu einer entscheidenden Stärkung der königlichen Finanzen. Gleichzeitig wurde die Grundlage für eine zentrale Administration gelegt, die nach ausländischem Vorbild in den Jahren 1538-42 modernisiert wurde, und ebenfalls das Steuerwesen wurde neu geordnet. Dies führte zu gewaltsamen Aufständen, die im Dacke-Aufstand von 1532 kulminierten. Weitere wichtige Schritte auf dem Weg zur Zentralisierung waren der Reichstag von Västerås 1544, bei dem das Wahlkönigtum durch das Erbkönigtum ersetzt wurde, und die Erneuerung der Landesverteidgung.
Nach dem Tode Gustav Wasas 1560 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen seinen Söhnen. Zuerst wurde der älteste Sohn Erik XIV. König. Er wurde 1568 von seinen Brüdern Johan und Karl gestürzt und starb im Gefängnis, wahrscheinlich durch Giftmord. Sein Nachfolger war sein Bruder Johan III., dessen Sohn Sigismund polnischer und 1592 auch schwedischer König wurde. Da Sigismund aber Katholik war und man fürchtete, dass er die Gegenreformation unterstützen werde, wurde der lutherische Glauben auf der Versammlung von Uppsala 1593 vom Reichsrat und der Priesterschaft als Staatskirche eingeführt. Im Jahr danach leitete Herzog Karl, Sigismunds Onkel, den Machtkampf ein, der 1599 zur Absetzung Sigismunds führte und zur Krönung Karls 1604. Dies führte zu bitteren Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Polen.
Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts war vom Kampf um die Herrschaft über das Baltikum geprägt. Der Zusammenbruch des Deutschen Ordensstaates führte zu einem Wettrennen um die Herrschaft über dessen Gebiete. 1561 stellte sich Estland unter schwedischen Schutz. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu einer Reihe von Kriegen mit den Nachbarn Dänemark, Lübeck, Polen und Russland, vom Ersten Nordischen Krieg (1563-1570) bis zum Kalmarkrieg (1611-1613).
Schweden als Großmacht (1611 - 1719)
1611 übernahm der erst 17-jährige Gustav II. Adolf nach dem Tode seines Vaters die Herrschaft. Ihm gelang es, die Ostseepolitik fortzuführen und Ingermanland und Kexholm (das Gebiet westlich und nördlich des Ladogasees) sowie Livland zu erobern, bevor er sich 1630 Deutschland, das sich im Dreißigjährigen Krieg befand, zuwandte.
Diese Erfolge waren durch eine innere Reorganisierung möglich geworden. Beim Regierungsantritt wurden durch eine königliche Erklärung Reichsrat und Reichstag politische Mitspracherechte eingeräumt. Der Reichsrat bekam eine deutliche Rolle im Rahmen der Regierung, und in Fragen um Krieg und Frieden, Steuern und Aushebungen wurden die Beschlüsse des Reichstages eingeholt. Die vier im Reichstag vertretenen Stände spiegelten die Gesellschaftsstruktur dieser Zeit wider: Der Adel, der 1612 umfassende Privilegien bekommen hatte, hatte das Monopol auf allen höheren Ämter. Gleichzeitig war diese Standesgrenze durchlässig, sodass sich die Anzahl der Adeligen durch Neuadelungen im 17. Jahrhundert verfünffachte. Der geistliche Stand spielte in einer Staatsideologie, in der Kirche und Staat eng verschmolzen war, eine wichtige Rolle. Das Bürgertum erlangte im Rahmen der merkantilistischen Wirtschaftpolitik eine wachsende Bedeutung. Dass zuletzt auch die Bauern als vierter Stand im Reichstag vertreten waren, war in Europa einzigartig, und lässt sich historisch damit erklären, dass es in Schweden nie hörige oder leibeigene Bauern gegeben hatte, und mehr als ein Drittel des Grundbesitzes in der Hand freier Bauern war. Sie spielten, vor allem durch ihre lokalen Institutionen, in Steuerfragen und in Fragen der Aushebung von Soldaten, die ja zum größten Teil aus Bauernfamilien kamen, eine wichtige Rolle. Ein ständiger Dialog zwischen Regierung und Regierten erklärt den inneren Frieden trotz zunehmender Belastungen aufgrund der zahlreichen Kriege.
Die Vision von einer Großmacht Schweden fand ihren Niederschlag auch in anderen Bereichen, vor allem im Bildungsbereich. Die Universität Uppsala, die nach der Reformation stagniert hatte, wurde nun aktiv gefördert, gleichzeitig wurden bis 1668 drei weitere Universitäten gegründet. In jeder Bischofsstadt wurde ein Gymnasium gegründet und der Analphetismus nahm deutlich ab. Die Reichsverwaltung wurde ausgebaut und die regionalen und lokalen Organe der zivilen und militärischen Verwaltung wurden vereinheitlicht. Teile dieses Verwaltungssystems bestehen heute noch.
Das größte Problem für die Großmachtspolitik war die schwache Bevölkerungsbasis. 1625 hatte das Königreich etwa 1,1 Millionen Einwohner, wovon 800.000 im schwedischen Kernland, doch reichte das weder als Steuerbasis noch als Rekrutierungsunterlage für das Heer. Daher wurde eine merkantilistische Handels- und Wirtschaftspolitik mit starker Exportorientierung betrieben und die Einwanderung von ausländischen Fachkräften und der Zuzug ausländischen Kapitals (vor allem aus den Niederlanden und aus Deutschland) aktiv gefördert. Schweden entwickelte sich zum größten Exporteuer von Schmiedeeisen und Kanonen. Kupfer und Holzprodukte waren weitere wichtige Exportprodukte.
Die Außenpolitik richtete sich nach dem Erwerb des Baltikums und der russischen Küstengebiete auf Deutschland. Die kaiserlichen Truppen hatten die Ostsee erreicht, und der Eintritt Schwedens in den Krieg konnte vor dem Reichstag, der schließlich seine Zustimmung gab, als präventiver Verteidigungskrieg dargestellt werden. Als Schweden 1630 in Pommern einfiel, hatte es keine Verbündeten, aber ein Subsidiarvertrag mit Frankreich 1631 verbesserte die Lage. Der Sieg bei Breitenfeld im selben Jahr war ein Wendepunkt. Die politischen Ziele wuchsen mit den Erfolgen, aber der Tod Gustavs II. Adolf bei Lützen 1632 veränderte die Lage. Dennoch setzte Schweden unter dem Reichskanzler Axel Oxenstierna (die Tochter Gustavs II. Adolf war erst sechs Jahre alt) den Krieg fort. 1643-45 bekriegte man Dänemark und bekam im Frieden von Brömsebro die Provinzen Gotland, Jämtland, Härjedalen und Halland, während der Westfälische Friede von 1648 zum Erwerb von Bremen-Verden, Wismar, Vorpommern und anderen Gebieten führte. Ein weiterer Krieg gegen Polen, eingeleitet 1644, dem sich auf Feindesseite Dänemark und Russland anschlossen, wurde 1658 siegreich beendet, und im Frieden von Roskilde kamen u.a. die Provinzen Bohuslän, Schonen und Blekinge unter schwedische Herrschaft. Noch im selben Jahr wurde der Krieg wieder aufgenommen, aber als der König Karl X. 1660 plötzlich starb, bemühte sich die Vormundschaftsregierung für dessen Sohn Karl XI. um einen Friedensschluss.
In den folgenden zwölf Jahren versuchte Reichskanzler Magnus Gabriel De la Gardie, die politische Lage zu stabilisieren und die katastrophale finanzielle Lage des Reiches zu sanieren. Mit dem Regierungsantritt des jungen Königs Karl XI. aber gab Schweden die vorsichtige Außenpolitik auf und wurde in den Schonischen Krieg (1674-79) gezogen. Es zeigten sich dabei deutliche Schwächen bei Heer und Flotte. Dies führte zu einer umfassenden Reorganisation in Schweden. Zuförderst wurde die Einziehung der in den letzten Jahrzehnten an den Adel vergebenen Güter beschlossen – der Adel hatte seinen Grundbesitz im 17. Jahrhundert verdreifacht! -, die Reorganisation der Militärmacht wurde dem König allein übertragen, wie auch die Gesetzgebung und Außenpolitik, die bis dahin beim Reichstag gelegen hatten. Der König wurde zum Alleinherrscher, der Reichstag hatte nur mehr eine beratende Funktion. Dass dies ohne einen größeren Machtkampf mit dem Adel möglich war, beruhte auf der Unterstützung des Königs durch die Bauern und Bürger, die eine effektive und starke Königsmacht der Oligarchie vorzogen, wie auch durch den niedrigen Dienstadel und die Offiziere, die in der neuen Militärorganisation eine sichere Einkommensquelle sahen.
In der folgenden Friedenszeit konnte sich Schweden erholen, aber 1700 eröffneten Dänemark, Polen und Russland den Dritten Nordischen Krieg (1700-21), der nach anfänglichen schwedischen Erfolgen schließlich zum Zusammenbruch der Großmacht führte. Das Baltikum und beinahe alle anderen Gebiete südlich der Ostsee gingen verloren.

Die "Freiheitszeit"
Nach dem Scheitern der Großmachtträume von Karl XII. nützten die Stände unklare Thronfolge-Verhältnisse, um in den Jahren 1719/20 eine neue Verfassung durchzusetzen, die dem Reichstag die alleinige Gesetzgebung übertrug. Die neue Freiheit führte zu einem Aufbruch im Bereich der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Literatur. Der Reichstag wurde jedoch nicht verfassungsmäßig kontrolliert und die jeweilige Mehrheitspartei herrschte absolut. Dadurch wurde Schweden vor allem im Bereich der Außenpolitik geschwächt. Im "Krieg der Hüte" 1741-1743 verlor Schweden Teile Finnlands an Russland. Als andere Länder - vor allem Frankreich und Russland - versuchten, durch Unterstützung der jeweiligen Mehrheitspartei die Außenpolitik Schwedens unter ihre Kontrolle zu bringen, bereitete Gustav III. (1771-1792) einen Staatsstreich vor.
Die Gustavianische Epoche
Gustav III. hatte 1771 den Thron bestiegen, der zu diesem Zeitpunkt nur mehr repräsentative Funktionen hatte. 1772 putschte Gustav III. gegen den Reichstag und erzwang eine neue Verfassung, die eine Gewaltenteilung zwischen dem Königshaus, der von ihm eingesetzten Regierung und dem Reichstag vorsah. Der Adel, der sich seines Einflusses beraubt sah, suchte Unterstützung bei der russischen Zarin Katharina II., was Gustav III. in den einen Krieg mit Russland 1788-1790 führte. 1792 fiel Gustav III. einem Schussattentat zum Opfer. Sein Sohn Gustav IV. Adolf folgte ihm auf den Thron. Der Finnische Krieg 1808-1809 wurde zwischen Schweden (mit Unterstützung Englands) und Russland, das Dänemark an seiner Seite hatte, geführt. Der Krieg war eine Folge der Feldzüge von Napoleon, nachdem Zar Alexander I. (Russland) und Napoleon Frieden geschlossen hatten. Die Friedensvereinbarung verpflichtete Alexander zum Krieg mit Schweden, falls dieses seine Verbindungen zu England nicht abbreche. Schweden verlor den Krieg und damit Finnland und das bis heute rein schwedischsprachige Åland an Russland.
Der Konstitutionelle Ständestaat
Der Verlust Finnlands führte zur Staatsreform 1809, die auf den Ideen von Montesquieu aufbaute und im Grunde bis zur Verfassungsreform 1974 galt. Sie war eine Weiterentwicklung der Gewaltenteilung von König, Regierung und Reichstag, der von den vier Ständen (Adel, Priester, Bürger und Bauern) beschickt wurde und alle fünf Jahre zusammentrat. Gleichzeitig wurde die Druckfreiheit verwirklicht. Nach dem Tod des gustavianischen Thronfolgers führte eine Intrige schwedischer Beamten, die sich mit der französischen Diplomatie verbündeten, zur Wahl von Jean Baptiste Bernadotte (als König Karl XIV. Johan) zum schwedischen Thronfolger und etablierte damit die Krone für diese Familie bis heute. 1814 vereinigten sich Schweden und Norwegen. Damit begann für Schweden eine Zeit des Friedens, die bis heute nicht mehr unterbrochen wurde: die so oft beschworene schwedische Neutralitätspolitik nahm ihren Anfang. Diese war aber bis ins 20. Jahrhundert hinein nie eine offizielle politische Doktrin, sondern mehr Ausdruck pragmatischer Politik. So war man durchaus versucht (und hatte jeweils auch bereits mobilisiert), in die Kriege um Schleswig und Holstein 1848/50 sowie 1864 auf Seiten Dänemarks einzugreifen.
Die Bevölkerung verdoppelte sich zwischen dem Jahr 1800 und 1900 trotz Auswanderung von ca. 2,5 Mio. auf etwa 5 Millionen.
Neutralitätspolitik
Erst nach dem Verlust Finnlands an das russische Zarenreich 1809 und den Napoleonischen Kriegen, in deren Folge Schweden von Dänemark das Königreich Norwegen abgetreten bekam, endete die schwedische Verwicklung in Kriege und größere Kampfhandlungen und die so oft beschworene schwedische Neutralitätspolitik nahm ihren Anfang. Diese war aber bis ins 20. Jahrhundert hinein nie eine offizielle politische Doktrin, sondern mehr Ausdruck pragmatischer Politik. So war man durchaus versucht (und hatte jeweils auch bereits mobilisiert), in die Kriege um Schleswig und Holstein 1848/50 sowie 1864 auf Seiten Dänemarks einzugreifen sowie Norwegens Unabhängigkeitserklärung von Schweden 1905 militärisch zu verhindern. Eine weitere Krisensituation ergab sich für Schweden insbesondere im Zweiten Weltkrieg, als man im sog. Winterkrieg zwischen Finnland und der UdSSR 1939/40 Finnland mit Freiwilligen und Hilfsgütern unterstützte sowie nach der deutschen Besetzung Norwegens und Dänemarks nach dem 9. April 1940 deutsche Transporte durch das Land ließ.
Von der Repräsentationsreform zur Auflösung der Union
Unter Karl XV. wurde in der Repräsentationsreform von 1866 der Ständereichstag abgeschafft und durch ein Zwei-Kammer-Parlament ersetzt, in dem sich erstmals Parteien im heutigen Sinne bildeten. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Schweden im Handelsbereich eine stark protektionistische Politik und schützte sich mit Zöllen vor Importen. Industriearbeiter schlossen sich zu Gewerkschaften zusammen und erreichten, dass Unfallversicherungen und Altersvorsorge entwickelt wurden. Die Arbeiterbewegung fand schließlich in der 1889 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens eine Heimat. Ständige innenpolitische Diskussionen über Zölle, die Heeresreform und das allgemeine Wahlrecht führten zu politischer Unruhe, die die Unabhängigkeitsbestrebungen Norwegens stärkte. Diese wollte Schweden zunächst militärisch bekämpfen, stimmte aber schließlich der friedlichen Auflösung der Union 1905 zu.
Die Zeit der Weltkriege
Das Jahr 1914 begann mit einer schweren, vom König ausgelösten innenpolitischen Krise, die zum Abgang der Regierung und der Ernennung einer königlichen Beamtenregierung führte. Doch schlossen nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges die politischen Gegner Frieden und unterstützten die neue Regierung. Das Land erklärte seine Neutralität, pflegte aber regen Handel vor allem mit Deutschland, was zu einer begrenzten Blockade durch die Alliierten führte.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde eine Verfassungsreform in Angriff genommen, die durch die Einführung des allgemeinen Wahlrechts und des Frauenwahlrechts der modernen parlamentarischen Demokratie zum Durchbruch verhalf. Die 20er Jahre waren geprägt von einem starken industriellen Aufschwung. Großunternehmen wie Bofors, AGA, SKF, ASEA, Ericsson und Electrolux sowie eine umfassende Werftindustrie entstanden. Die Weltwirtschaftskrise erfasste 1930 aber auch Schweden. Der Einsatz des Militärs gegen Streikende in Ådålen 1931 und der aufsehenerregende Konkurs des Kreuger-Konzerns bereiteten einen politischen Machtwechsel vor: nach den Wahlen von 1932 bildeten die Sozialdemokraten unter Per Albin Hansson eine Regierung, die ab 1933 von der Bauernpartei unterstützt wurde. Ihre Reformpolitik umfasste zuerst Beschäftigungsprogramme und landwirtschaftliche Subventionen, um den Auswirkungen der Wirtschaftskrise entgegenzuwirken. 1936 gingen beide Parteien eine Koalition ein und legten ein umfassendes sozialpolitisches Programm zum Ausbau des Wohlfahrtsstaates vor. Der Traum vom "Volksheim" aber verzögerte sich aufgrund des Ausbruches des Zweiten Weltkrieges. 1938 wurde aber in einem Vertrag zwischen Arbeitgebervertretern und Gewerkschaften der Grundstein für das "schwedische Modell" gelegt.
Am Beginn des Zweiten Weltkrieges erklärte Schweden wiederum seine Neutralität, einige Monate später übernahm eine Koalitionsregierung der vier größten Parteien die Staatsgeschäfte. Der Ausbruch des finnischen Winterkrieges im November 1939 und der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im Frühjahr 1940 stellten die schwedische Regierung vor eine harte Probe. Die Unterstützung Finnlands durch Waffenlieferungen und Freiwilligenkorps sowie die Nachgiebigkeit gegenüber deutschen Forderungen, Truppen über schwedisches Gebiet transportieren zu dürfen, wurde durch eine "pragmatische, nicht-doktrinäre" Neutralitätspolitik ermöglicht. Erst als sich das Kriegsglück der Deutschen 1942-43 wendete, kam es zu einem Kurswechsel in der schwedischen Neutralitätspolitik, die sich nun mehr und mehr den alliierten Forderungen anpasste.
Nachkriegszeit
Im Juli 1945 löste eine sozialdemokratische Alleinregierung die Koalitionsregierung ab. In den nächsten Jahren wurde die durch den Krieg unterbrochene soziale Reformarbeit wieder aufgenommen und ein moderner Wohlfahrtsstaat entstand. Parallel mit dem Ausbau des Sozialsystems arbeitete man auch an einer Verfassungsreform, die in den 70er Jahren durch mehrere Grundgesetze schrittweise verwirklicht wurde.
1969 löste Olof Palme den Premierminister Tage Erlander im Amt ab. Palme prägte in den kommenden Jahren das Bild Schwedens im Ausland durch seine engagierte Außenpolitik: durch seine harte Kritik am Vietnamkrieg, als UNO-Vermittler im Iran-Irak-Krieg und durch seine internationale Abrüstungsinitiativen. Innenpolitisch begegnete er mehreren Schwierigkeiten. Einerseits erschwerte die Verfassungsreform und die neue parlamentarische Situation nach der Wahl von 1970 eine stabile Zusammenarbeit über die Blockgrenzen hinweg, andererseits überschatteten wirtschaftliche Probleme, vor allem nach der Ölkrise 1973, die soziale Reformarbeit. Die Atomkraftdebatte entzweite die eigene Partei und brachte einen neuen politischen Faktor ins Spiel, die Umweltpolitik und die grüne Bewegung, und die gewerkschaftliche Forderung nach Einführung von Arbeitnehmerfonds verschärfte die Gegensätze zu den bürgerlichen Parteien. Nach dem Wahlverlust von 1976 wurde Schweden von verschiedenen bürgerlichen Koalitionen regiert, bis Palme 1982 wieder als Ministerpräsident einer sozialdemokratischen Regierung an die Macht kam.
Nach Palmes Ermordung 1986 übernahm Ingvar Carlsson die Regierung und führte dessen Politik in allen wichtigen Punkten weiter. Ein politischer Machtwechsel vollzog sich 1991 mit dem Wahlverlust der Sozialdemokraten. Carl Bildt, der einen Systemwechsel im Sinne neoliberaler Ideen gefordert hatte, bildete eine Koalitionsregierung bürgerlicher Parteien und begann, diese Ideen zu verwirklichen. Bei der Reichstagswahl 1994 gewannen die Sozialdemokraten erneut und Ingvar Carlsson bildete eine Minderheitenregierung. 1996 übergab Ingvar Carlsson seine Amtsgeschäfte an Göran Persson, dem heutigen Premierminister. Die Politik der folgenden Jahre konzentrierte sich auf eine Stabilisierung der öffentlichen Finanzen, was tiefe Eingriffe in das Sozialsystem zur Folge hatte. Trotz der durch den Abbau des Sozialsystems verursachten Unzufriedenheit konnte die Sozialdemokratie in den Wahlen von 1998 und 2002 ihre Regierungsposition aufgrund der Unterstützung durch die Linkspartei und den Grünen behaupten.
1995 trat Schweden nach einer Volksabstimmung, bei der 52,3% für einen Beitritt gestimmt hatten, der EU bei. Schon die Volksabstimmung von 1994, aber auch die folgenden Wahlen und Meinungsumfragen zeigten, dass eine weitverbreitete Skepsis gegenüber der EU herrscht. Daher entschloss sich Schweden schon 1997, nicht an der Währungsunion teilzunehmen. Im Herbst 2003 schließlich wurde diese Frage dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Eine Mehrheit der Bevölkerung stimmte gegen die Einführung des Euro. Das Referendum wurde von der Ermordung der Außenministerin Anna Lindh wenige Tage davor überschattet.