LEW EL 20
Industrielokomotive für Tagebaue LEW EL 20 | |
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![]() EL20-2208 an einer Entladestelle
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Nummerierung: | EL 20 2201–2224 |
Anzahl: | 24 |
Hersteller: | LEW |
Baujahr(e): | 1983–1985 |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1520 mm |
Länge über Puffer: | 19.900 mm |
Höhe: | 5.275 mm (Okt. Führerhaus) |
Drehzapfenabstand: | 11.640 mm |
Drehgestellachsstand: | 2.000 mm |
Dienstmasse: | 120 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 50 km/h |
Installierte Leistung: | 810 kW (Dieselmotor) |
Stundenleistung: | 1.840 kW (10 kV) |
Dauerleistung: | 1.680 kW (10 kV) |
Anfahrzugkraft: | 410 kN |
Treibraddurchmesser: | 1.120 mm |
Motorentyp: | M 775 |
Motorbauart: | Zwölfzylinder-Viertakt-Dieselmotor |
Nenndrehzahl: | 1.500/min |
Leistungsübertragung: | elektrisch |
Tankinhalt: | 2.200 l |
Stromübertragung: | Oberleitung und Seitenfahrleitung |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Bremse: | Druckluftbremse, Handbremse, Widerstandsbremse |
Die Tagebaulokomotive LEW EL 20 ist eine Zweikraftlokomotive und wurde beim Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ Hennigsdorf (LEW) in der Zeit von 1983 bis 1985 in 24 Exemplaren gefertigt. Mit jeder Lokomotive wurden auch noch je zwei motorgetriebene Abraumwagen mitgeliefert. Diese Gespanne werden in zahlreichen Tagebauen der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten eingesetzt. 17 Lokomotiven sind 2025 noch erhalten.
Geschichte
Die Lokomotiven sind die Weiterentwicklung der LEW EL 10 und entstanden in den Jahren 1983 bis 1985 auf der Grundlage eines Wirtschaftsabkommens über die Erschliesung von neuen Eisenerzbergwerken in der damaligen UdSSR. Für die Lieferung von Eisenerz musste die damalige DDR Förderausrüstung und Bergbaumaschinen liefern.[1] 1983 lieferte LEW zunächst 4 Probelokomotiven, denen nach eingehenden Tests, konstruktiver Überarbeitung und Anpassungen bei der Praxis, 1984 und 1985 20 weitere Lokomotiven mit jeweils 2 Motorkippwagen folgten.
Die Lokomotiven sind für den Betrieb bei -50°C und bei Steigungen bis zu 60‰ ausgelegt.[2] 1985 bekam eine Lokomotive und 2 Motorkippwagen auf der Leipziger Messe eine Goldmedaille.[3]
Geliefert wurden die Fahrzeuge an die Bergwerke in Mikhailovsky im Oblast Moskau, nach Korshunovsky in Ostsibirien und Katschkanar im Oblast Swerdlowsk. 2025 sind noch 17 Lokomotiven vorhanden. Davon sind 7 Fahrzeuge betriebsfähig, bei 2 ist der jetzige Standort nicht bekannt und der Rest im Moment nicht einsatzfähig. Bildbeweise sind 2017 aus Katschkanar vorhanden.
Technik

Die Lokomotiven entwickeln im Gespann mit den Motorkippwagen eine Leistung von 5.520 kW und eine Anfahrzugkraft von 1.180 kN. Das Gespann besitzt eine Länge über Kupplung von 52.300 mm.[4] Im Vergleich mit einem herkömmlichen Zug konnten bei gleicher Zuglänge durch die Motorkippwagen mit Beladung ein Wagen mehr eingesetzt werden.[5]
Mechanik
Die Lokomotiven sind als Rahmentyp her aufgebaut. Der Oberrahmen entstand in der Schweißtechnik mit einem hochgesetzten Führerhaus in der Mitte und darinnen zwei diagonal angeordnete Führerstände für den Einmannbetrieb. Im Führerhaus sind die Schaltschränke für die Fahrzeugsteuerung untergebracht, die weitere Maschinenausrüstung befindet sich in den getrennten Maschinenräumen. Zugang zu der Maschinenausrüstung geschieht über Dachklappen, seitliche Türen in den Seiten- und Stirnwänden oder über verschließbare Türen von dem Führerstand aus. Die Kühlluft für die elektrische Ausrüstung wird über Lüftungsgitter angesaugt. Der Maschinenraum kann im Winterbetrieb durch die Abwärme der Kühlung für den Trafo und der Gleichrichter mit erwärmt werden. Durch Überdruck in dem Maschinenraum wird die Verstaubung der elektrischen Geräte auf ein Minimum begrenzt.
Die Drehgestelle sind ebenfalls eine Schweißkonstruktion und bilden mit Längs- sowie Querträger einen geschlossenen Rahmen. Die Achslager sind in den Ausschnitten mit Manganplatten geführt. Gefedert werden sie über die direkte Federung mit oberhalb der Radsätze angeordneten Blattfedern und Schraubenfedern. Die Anlenkung an den Fahrzeugen geschieht über am Oberrahmen befestigten Drehzapfen. Die Abstützung des Oberrahmens auf den Drehgestellen geschieht über die indirekte Federung auf seitlichen Gleitpfannen und wälzgelagerte Abstützung an beiden Drehgestellendquerträger. Die Lokomotive besitzt Scheibenräder mit auf den Radkörpern aufgeschrumpften Radreifen.
Die Lokomotive besitzt eine pneumatische Bremse direkt und indirekt nach russischer Bauart. Die dazu erforderliche Luft wird durch zwei Kolbenkompressoren rusischer Bauart erzeugt. Die Räder werden über eine Klotzbremse abgebremst, die Bremsklötze wirken beidseitig des Rades und umschließen den Spurkranz. Außerdem besitzt die Lokomotive eine Widerstandsbremse und eine Handbremse.
Elektrik
Die Elektrik entspricht im Großen und Ganzem der bewährten Ausführung der LEW EL 10. Die Fahrmotoren sind Wellenstrommotoren, die mit einer Spannung von 930 V gespeist werden. Die Leistungsregelung geschieht über Thyristorsteuerung stufenlos. Die Lokomotive besitzt 3 getrennte Fahr- und Bremsstromkreise für sich und die beiden Motorkippwagen. Die Gleichrichteranlage wird mit schnell ansprechenden Sicherungen abgesichert. Der Hochspannungskreis ist mit einem druckluftbetriebenen Leistungsschalter ausschaltbar. Der eigenbelüftete Transformator ist elektronisch geregelt mit 10 Stufen für die Fahrsteuerung der Lok.
Die Motorkippwagen werden über geklemmte Leitungen an der E-Maschinenraumseite angeschlossen. Über die Thyristorsteuerung wird auch der Gleichstromkreis mit 110 V gespeist. Darüber wird auch die Batterie geladen. Die Stromabnehmer, Fahr- und Bremsschütze und der Fahrtrichtungswender besitzen Druckluftsteuerung. Die Fahrzeuge besitzen eine SIFA, Zugfunk, Stirnscheibenheizung Kühlfach und Kochplatte. Für die Führerstandsheizung und die Batterieheizung ist ein Stromkreis 220 V 50 Hz vorhanden.
Dieselgeneratoraggregat
Die Lokomotive besitzt einen gegenüber der LEW EL 10 leistungsgesteigerten Antriebsmotor, der als wassergekühlter 12-Zylindermotor mit Abgasturbolader und Ladeluftkühlung der Motorreihe der in der DDR hergestellten Motoren entspricht. Der Generator wird über eine drehelastische Kupplung und Gelenkwelle angetrieben. Gekühlt wird die Einrichtung über Axial-Ventillatoren, das Schmieröl und Wärmetauscher. Das Kühlwasser kann elektrisch vorgewärmt werden. Ein Kraftstoffvorrat für 2.200 l ist unterflur angeordnet.
Der Dieselmotor kann über die Batterie oder über die Gleichrichteranlage elektrisch angelassen werden.
Motorkippwagen
Die Motorkippwagen sind gegenüber denen der LEW EL 10 durch stärkere Fahrmotoren ausgerüstet worden. Der Unterrahmen und die Kippwanne sind eine Kastenkonstruktion in Schweißbauweise. An dem Untergestell ist die verstärkte SA3-Kupplung angeschlossen. Die Abstützung auf den Drehgestellen wird wie bei der Lok vorgenommen. Aus Gründen der Ersatzteilsicherheit wurden die Kippwanne, die Kippeinrichtung und die Kippzylinder aus russischer Produktion hergestellt. Die Lüfter der Fahrmotoren, Fahrbrems- und Richtungswender sowie die Druckluftgeräte sind in speziellen Maschinenräumen an jedem Ende des Kippwagens untergebracht. Die Luft dafür wird über Lüftungsgitter und Filtermatten angesaugt.
Literatur
- Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil I, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 1999
- Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil II, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 2000
Weblinks
- Internetseite auf lok-fabrik über alle gefertigten El 20
- Internetseite von Rakov über die Lokomotiven EL 20
- Foto der Lokomotive auf trainspo
- Internetseite über die vorhandenen Lokomotiven LEW EL 20 auf railgallery.ru
Einzelnachweise
- ↑ Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil I, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 1999, Seite 152
- ↑ Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil II, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 2000, Seite 118
- ↑ Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil I, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 1999, Seite 114
- ↑ Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil II, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 2000, Seite 120
- ↑ Autorenkollektiv, Zeitzeugnisse 1945–1990 Teil I, Jahresringe, Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e.V. Ortsgruppe Hennigsdorf, Hennigsdorf 1999, Seite 159