Zum Inhalt springen

Eventin (Schiff)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. März 2025 um 19:48 Uhr durch Ankermast (Diskussion | Beiträge) (+wikilink). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Eventin
Das Schiff als Storviken in Rotterdam (2006)
Das Schiff als Storviken in Rotterdam (2006)
Schiffsdaten
Flagge Panama Panama
andere Schiffsnamen Storviken (2006–2022)
Charvi (2022–2024)
Schiffstyp Tanker
Rufzeichen 3E2594
Heimathafen Panama-Stadt
Eigner Laliya Shipping Corp.[1]
Bauwerft Samsung Heavy Industries
Baunummer 1556
Bestellung 3. Oktober 2003[1]
Kiellegung 18. Oktober 2005
Stapellauf 24. Dezember 2005
Indienststellung 28. Februar 2006
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 274,3 m (Lüa)
264 m (Lpp)
Breite 48 m
Seitenhöhe 23,6 m
Tiefgang (max.) 16,42 m
Vermessung 82.647 BRZ / 46.578 NRZ
 
Besatzung 24
Maschinenanlage
Maschine 1 × MAN-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 17.640 kW (23.984 PS)
Höchst­geschwindigkeit 16 kn (30 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 152.013 tdw
Tankkapazität 175.000 m³
Sonstiges
Klassifizierungen DNV
Registrier­nummern IMO 9308065

Die Eventin ist ein Suezmax-Rohöltanker. Durch Ausfall der Bordelektrik trieb das Schiff im Januar 2025 auf der Fahrt von Ust-Luga zum Suezkanal manövrierunfähig vor Rügen in der Ostsee. Es gilt als Teil der russischen Schattenflotte.

Technische Daten und Ausstattung

Die Eventin ist ein Doppelhüllentanker, der 274,4 m lang und 48 m breit ist.[1] Ihre Transportkapazität beträgt etwa 175.000 m³. Das Schiff wird von einem Sechszylinder-Zweitakt-Dieselmotor des Typs 6S70ME-C von MAN mit 17.640 kW Leistung angetrieben, der auf einen Verstellpropeller wirkt.[1] Das Schiff erreicht eine Geschwindigkeit von rund 16 kn.

Geschichte

Eigner

Der Tanker wurde 2006 für die norwegische Reederei Viken Shipping gebaut und als Storviken in Dienst gestellt, ihr Schwesterschiff ist die 2004 gebaute Erviken (IMO 9274812). 2022 wurde das Schiff für 23,5 Mio. US-Dollar nach Griechenland verkauft.[2] Registrierter Schiffseigner wurde das Unternehmen Vaigai Lines. Mit dem Schiffsnamen Charvi wurde das Schiff zwischen 2022 und 2024 von der Reederei Fractal Marine DMCC betrieben,[3] diese kam auf die britische Sanktionsliste und verkaufte den Tanker.[4] Zum Schiffsnamen Eventin ist seit Mai 2024 die Reederei Laliya Shipping Corp с/о Vaigai Lines Inc. in den Vereinigten Arabischen Emiraten als letzter bekannter Schiffseigner registriert.[5]

Vorfall bei Rügen und russische Schattenflotte

Karte
Orte zum Unfallgeschehen
  • Eventin
  • Hafen
  • In der Nacht zum 10. Januar 2025 kam es an Bord zu einem Totalausfall der Stromversorgung (Blackout). Der Tanker trieb daraufhin manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen in deutschen Hoheitsgewässern ().[6][7] Er hatte etwa 100.000 Tonnen Öl an Bord.[8] Der Notschlepper VB Bremen Fighter konnte am selben Tag gegen 15 Uhr eine Schleppverbindung zum Tanker herstellen und so ein weiteres unkontrolliertes Vertreiben des Schiffes verhindern. Die Reederei des Schiffes forderte weitere Schlepper an, um das Schiff zu sichern. Das Havariekommando entsandte das Mehrzweckschiff Arkona und den Hochseeschlepper Baltic zum Havaristen, um im Notfall eingreifen zu können. Auch war zeitweise das Einsatzschiff Bamberg der Bundespolizei vor Ort.[9] Der Tanker wurde vor den Stadthafen von Sassnitz auf Rügen geschleppt.[8] Das Havariekommando beendete seinen Einsatz dort am Sonntagabend und übergab die Zuständigkeit an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee; kommerzielle Schlepper hielten den Öltanker vor Ort.[10] Der Tanker sollte am 13. Januar 2025 nach Skagen in Dänemark geschleppt werden,[11] jedoch untersagte der deutsche Zoll am 14. Januar die Weiterfahrt vorläufig, da das Schiff sich mit Rohöl mutmaßlich russischem Ursprungs, das von EU-Sanktionen betroffen ist, in EU-Gebiet befindet.[6] Obwohl die Hauptmaschine des Schiffes seit dem Abend des 13. Januar wieder läuft, die Stromversorgung funktioniert und es sich ohne Schlepperhilfe auf Position halten kann,[12] untersagte die Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft Verkehr die Weiterfahrt, bis die Seetüchtigkeit des Tankers nachgewiesen ist.[6] Dazu wurde ein Sachverständiger von DNV an Bord gebracht. Auch der Flaggenstaat Panama ordnete eine technische Überprüfung an und ließ einen Sachverständigen an Bord bringen.[13]

    Die Umweltschutzorganisation Greenpeace führt die Eventin auf einer Liste von (Stand: Oktober 2024) 192 Tankern, die sie der russischen Schattenflotte zurechnet.[7] Nach Informationen von Greenpeace sind „diese Schiffe veraltet, in schlechtem Zustand und bedrohen die Ostseeküste massiv. Greenpeace warnt bereits seit September 2024 vor einer durch die Schattenflotte verursachten möglichen Ölpest in der Ostsee.“[14][15] Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte: „Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt – sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns.“[16]

    Wie am 24. Februar 2025 bekannt wurde, steht das Schiff auf der 16. Sanktionsliste des Rates der EU. Demnach könne der Tanker nach einer Einschätzung von Greenpeace seine Ladung von 99.000 Tonnen Rohöl in Port Said löschen, unterliegt dann aber den EU-Sanktionen. Die Eventin darf den Liegeplatz vor Rügen nicht verlassen.[17]

    Im März 2025 wurde das Schiff durch den deutschen Zoll beschlagnahmt.[18]

    Commons: Eventin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. a b c d Eventin – IMO 9308065. Abgerufen am 10. Januar 2025.
    2. Timo Jann: Boxcarrier werden weiter teuer gehandelt, THB – Täglicher Hafenbericht, 1. Juli 2022.
    3. MT Chavri, bei shipvault.com, abgerufen am 11. Januar 2025.
    4. DIE ZEIT: Russischer Öltanker: Was passiert mit dem havarierten Öltanker? Artikel vom 14. Januar 2025, abgerufen am 24. Januar 2024
    5. Eventin, Reeederei Laliya Shipping Corp, bei opensanctions.org, abgerufen am 11. Januar 2025.
    6. a b c tagesschau.de: Öltanker vor Rügen: Behörden hindern "Eventin" an Weiterfahrt. Abgerufen am 15. Januar 2025.
    7. a b Mit 99.000 Tonnen Öl: Manövrierunfähiger Schattenflotte-Tanker treibt vor Rügen. ndr.de, 10. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
    8. a b Maroder Öltanker »Eventin« kommt vor Sassnitz auf Reede. Spiegel Online, 11. Januar 2025.
    9. Manövrierunfähiger Tanker nördlich von Rügen. Havariekommando, 10. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
    10. Lage um Öltanker "Eventin" stabil - Havariekommando beendet Einsatz. NDR.de, abgerufen am 13. Januar 2025.
    11. Öltanker "Eventin" soll nach Skagen geschleppt werden., NDR.de, abgerufen am 13. Januar 2025.
    12. Experten prüfen havarierten Öltanker "Eventin" - Weiterfahrt vorläufig untersagt. 15. Januar 2025, abgerufen am 15. Januar 2025.
    13. NDR: Weiterfahrt der "Eventin" könnte sich noch um Tage verzögern: Ergebnisse der Kontrollen stehen noch aus. Abgerufen am 17. Januar 2025.
    14. Oliver Worm: Schattenflotte Schiffliste. (pdf) greenpeace.de, 1. Oktober 2024, abgerufen am 13. Januar 2025.
    15. Havarierter Öltanker vor Rügen: Greenpeace warnt vor Umweltgefahr durch Schattenflotte. Greenpeace.de, abgerufen am 11. Januar 2025.
    16. Maroder Öltanker vor Rügen – Baerbock mit scharfer Kritik an Putin. In: Spiegel Online. 10. Januar 2025, abgerufen am 13. Januar 2025.
    17. NDR: Tanker "Eventin" von neuen Russland-Sanktionen der EU betroffen, Ausgabe vom 24. Februar 2025, abgerufen am 8. März 2025
    18. Zoll beschlagnahmt Schiff aus russischer Schattenflotte. In: Der Spiegel. 21. März 2025, abgerufen am 21. März 2025.