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Deutsche Dialekte

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Datei:Deutsche Mundarten seit 1945.PNG
Die heutigen deutschen Mundarten

Die deutschen Mundarten bilden einen Zeig der westgermanischen Sprachen Europas. Die Mundarten sind ein natürlicher Teil der Deutsche Sprache und bildeten die Basis zur heutigen Neuhochdeutschen Schriftsprache.

Verbreitung der deutschen Mundarten

Das Verbreitungsgebiet der deutschen Mundarten ist heute überwiegend auf die Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Luxemburg, das Siedlungsgebiet der Deutsch-Schweizer und Liechtenstein verteilt.

Damit ist im groben das heutige Gebiet der deutschen Mundarten umrissen. Sieht man jedoch genauer hin, so entdeckt der aufmerksame Betrachter, daß sich die Sprachgrenze vielfach nicht mit den Staatsgrenzen decken.

Im Norden fällt die Mundartgrenze im wesentlichen mit der Staatsgrenze zusammen. Bereits im Westen beginnen die Abweichungen: gegenüber der belgisch-franzöischen bzw. der deutsch-französischen Grenze stimmen die Mundartgebiete mit diesen nicht mehr überein: In Belgien wird ein großer Teil des französischen Sprachgebietes eingeschlossen und auf der deutsch-französischen Seite greifen die deutschen Mundarten weit über die deutschen Staatsgrenzen hinaus.

An den Westgrenzen sind die deutschen Mundarten gegenüber dem Französischen im Rückzug: allein in Elsaß-Lothringen ging das deutsche Sprachgebiet seit 1945 um 30 km² zurück - im alten Deutsch-Lothringen ist es heute fast ausgestorben und im benachbarten Elsaß herrscht ein Sprachenstreit.

Im Südenwesten grenzen die deutschen Mundarten erst an das französische (Bern, Biel und Freiburg, dann an das italienische und schließlich an das rätoromanische Sprachgebiet.

Im Süden greift die Mundartgrenze weit über die Staatsgrenze Österreichs hinaus und umfassen vor allem das südliche Südtirol.

Seit 1945 sind im Südosten und Osten die Mundartgrenzen durch die Vertreibungen der Sprachträger mit den Staatsgrenzen deckungsgleich.

Die drei Sprachgebiete

Im Zuge der 2. Lautverschiebung zerfällen die deutschen Mundarten in drei in West-Ost-Richtung verlaufende Sprachgebiete. Bis zur Vertreibung der Deutschen im östlichen Sprachgebiet umfaßte das deutsche Mundartgebiet folgende Teile:

Die Zugehörigkeit der flämisch-holländischen Mundarten zum Niederdeutschen wird heute nur noch formal anerkannt, da diese ja zur Schriftsprache gereiften und sich so aus der deutschen Sprachgemeinschaft ausgeklinkt haben. Aber völlig umstritten ist die Zugehörigkeit des Friesischen zum Niederdeutschen: Sprachhistorisch war es einst Teil des Altniederdeutschen, entwickelte sich aber in der Folgezeit zu einer Nebensprache des Deutschen, die heute mehr Ähnlichkeiten mit dem modernen Englischen als mit dem Hochdeutschen aufweist. Auch hat das Friesische das werdene Niederländischen stark beeinflußt. Das Friesische Sprachgebiet wird seitdem in den deutschen Mundartkarten als Nebensprache immer gesondert aufgeführt.

  • Im Mitteldeutschen Sprachgebiet hatte sich die 2. Lautverschiebung nur zum Teil durchgesetzt und steht damit sprachlich zwischen dem Norden und dem Süden des Sprachgebietes. Die Nordgrenze wird durch die Uerdinger Linie gebildet, während der Süden des Mundartgebietes durch folgende Linie umrissen wird: von Karlsruhe bis Ellwangen, dann in nordöstlicher Richtung über Nürnberg nach Hof. Von dort aus wendete sich die Sprachgrenze bis ins böhmische Karlsbad. Die Zugehörigkeit des Luxemburgischen zum Mitteldeutschen wird heute immer mehr angezweifelt. Seit 1945 wird es vom Sprachträger als eigenständige Sprache betrachten und steht damit auf Seiten des Niederländischen und Friesischen. Sprachgeschichtlich ist es weiterhin Teil des Mitteldeutschen.

Naturgemäß ist der Unterschied zwischen Mundart und Hochsprache beim Niederdeutschen am größten, da die heutige Schriftsprache im wesentlichen auf mitteldeutscher und oberdeutscher Grundlagen beruht und damit zu Recht als "Hochdeutsch" bezeichnet werden kann.

Grob kann man die deutschen Mundarten wie folgt unterscheiden:

Niederdeutsch: Im äußersten Westen des Sprachgebietes Niederfränkisch, das Basis der niederländischen Sprache geworden ist. Sprachgeschichtlich gehört auch das Friesische dazu, daß nun eine eigene Sprachgruppe bildet.

Im Osten schließt sich das "Westniederdeutsche" an, daß seinerseits in Niedersächsisch (Bremen, Hamburg), Westfälisch (Münster, Dortmund, Osnabrück) und Ostfälisch (Hannover, Magdeburg) zerfiel.

Das "Ostniederdeutsche" zieht in seinen verschiedenen Ausprägungen durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Bis zur Vertreibung der Deutschen (1945) war bis Ostpreußen verbreitet und wird heute durch die Oder begrenzt.

Mitteldeutsch: Im Westen des Sprachgebietes herrschen vor allem die verschiedenen Spielarten des "Fränkischen" vor, das auch als "Westmitteldeutsch" bezeichnet wird. Heute wird das Mittelfränkische durch Ripuarisch (Köln, Aachen) und Moselfränkisch (Trier, Luxemburg) gebildet. Das Rheinfränkische wird heute in Rheinpfälzisch (Pfalz, Saarland, Mainz) und Hessisch (Fulda, Frankfurt) unterschieden. Im Osten herrscht das "Ostmitteldeutsch" vor und daß heute in Thüringisch und Obersächsisch zerfällt. Bis 1945 auch in Schlesien und dem nördlichen Sudetenland verbreitet, wird sein Geltungsbereich heute durch Oder und Neiße begrentzt. Auch die Sprache der Siebenbürger-Sachsen gehört in diese Gruppe, da diese größtenteils westmitteldeutscher Herkunft und eng mit dem Luxemburgischen verwandt ist.

Oberdeutsch: Im äußersten Westen des Sprachgebietes befindet sich das "Schwäbisch-Alemannische". Dieses zefällt in das Alemannische (Elsaß, Südbaden, Deutsch-Schweiz und Vorarlberg. Das Alemannische ist nochmals in drei Untergruppen zerfallen, die sich von Norden nach Süden erstrecken. Niederalemannisch, Hochalemannisch und Höchstalemannisch (Wallis, Graubünden). Letztere gilt als alterümlichst deutsche Mundart. Im Osten schließt sich das Schwäbische (Nordbaden) an, das durch den Lech begrenzt wird. Im Norden herrscht das "Oberfränkische" vor, das seinerseits in Südrheinfränkisch (Heilbronn) und Mainfränkisch (Würzburg, Bamberg) zerfällt. Einst auch im westlichen Sudetenland verbreitet, wird es seit 1945 durch den Böhmerwald begrenzt. Der gesammte Osten des Sprachgebietes wird durch das Bairisch-Österreichische gebildet, das sich vom Lech bis an das südliche Sudetenland erstreckte. Darüber hinaus in zahlreiche Sprachinseln des östlichen Europas. Heute zerfällt das Bairisch-Österreichische in drei große Sprachgruppen Nordbairisch (Oberbayern), Mittel- oder Donaubairisch (Niederbayern, Salzburg, Nieder- und Oberösterreich, Wien und nördliches Burgenland) und Südbairisch (Tirol, Südtirol, Kärnten, Steiermark und südliches Burgenland. Als Sondermundart gilt Wienerisch, die Stadtmundart Wiens.

Bis 1941 waren die deutschen Mundarten über ganz Europa verstreut. Aber die Regierung Adolf Hitlers wollte die verstreuten Sprachgruppen aus- und in den dem Großdeutschen Reich angegliederten Ostgebieten ansiedeln. Es entstand die Losung "Heim ins Reich" und bis 1943 waren rund 1,1 Millionen Volksdeutscher aus den alten Siedlungsgebieten ausgesiedelt worden. Dasselbe Schicksal sollte auch die Deutsch-Tiroler Südtirols treffen, aber es blieb ihnen dieses erspart. Nur 72.000 von ihnen ließen sich in Ost- und Nordtirol nieder und kehrten überwiegend nach 1945 in die Heimat zurück.

Die in Polen angesiedelten Volksdeutschen wurden mit der abgestammten deutschen Bevölkerung in den Westen vertrieben. Damit hatten auch sie das gleiche Schicksal der Deutschen, die in den deutschen Ostgebieten lebten.

Die Nachfahren der Vertriebenen gingen sprachlich in die neuen Wohngebiete auf und mit dem Wegsterben der aktiven Spracher sind die ostdeutschen Mundarten dem Untergang geweiht.

Die heutige Lage der Mundarten

In der Bundesrepublik haben die Mundarten einen schweren Stand. Im Westen größtenteils durch Halbmundarten (mundartlichgeprägtes Hochdeutsch) verdrängt, hat es sich nur im Norden (Schleswig-Holstein, Mecklenburg usw.) erhalten können. Größere Sprecherzahlen bilden die Sachsen und Thüringer, da deren Mundarten in der ehemaligen DDR einen gewissen "Sonderstatus" hatte; selbst der Saarländer Erich Honecker "sächselte" bekanntlich. In Baden-Würtemberg und weiten Teilen Bayerns herrscht der Díalekt vielfach noch vor.

Im Westen haben die niederfränkischen und friesischen Mundarten ein Eigenleben entwickelt und sehen sich nun als eigenständige Sprachen. Dasselbe ist nun auch in Luxemburg zu beachten, das sich selbst nun als "Fränkischer Eigenzweig" betrachtet.

In der Schweiz haben sich die alemannischen Mundarten seit 1939 wieder erholt. Vorher sah man diese schon als fast ausgestorben an. Doch mit Kriegsaubruch besannen sich die Deutsch-Schweizer wieder ihrer Mundarten und belebten diese neu. Dadurch wird heute dort die deutsche Hochsprache als "Fremdsprache" empfunden.

In Österreich bildet sich die deutsch-österreichische Staatsgrenze und die italienisch-österreichische Grenze langsam zur eigenständigen Mundartgrenze aus. Grund ist, daß der Wiener Dialekt durch Rundfunk und Fernsehen immer mehr die Funktion einer "Österreichischen Standartsprache" übernimmt. Beispielsweise setzte immer mehr sich das Wienerische zwaa anstelle des althergebrachten zwoa (zwei) durch, das die übrigen Sprecher des Bairisch-Österreichischen Sprachverbandes (Bayern, Südtirol) nicht übernommen haben. Man geht davon aus, das es innerhalb der nächsten 10 Jahren wirklich zur Bildung einer eigenständigen "Österreichischen Mundart" gekommen sein wird, während das "Bairische" dann nur noch auf Altbayern und Südtirol beschränkt sein wird.