Zum Inhalt springen

Benutzer:Kürschner/Pelztier3

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. März 2025 um 12:39 Uhr durch Kürschner (Diskussion | Beiträge) (Allgemeine Besonderheiten der Verarbeitung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wendepelz

Wendepelze sind aus Fellen gearbeitete Mäntel oder Jacken, die wahlweise mit dem Haar nach außen oder innen zu tragen sind. Die Gegenseite der Fellseite kann eine Hülle aus Stoff oder Leder sein, bei Velours-und Nappapelzen ist es die offen liegende Lederseite des Fells.

Vorgeschichte

Aus der Kultur traditionell subsistenzorientierter Volksgruppen kann geschlossen werden, dass bei den ersten von Menschen getragenen Pelzen nur das Leder etwas haltbar gemacht worden war. Bestanden sie aus mehreren Fellen, wurden diese mit nur wenigen Nähten zusammengehalten, In der Art konnten sie beliebig mit der Haarseite nach innen oder außen getragen werden. Mit dem Fell nach innen haben sie besonders gute und angenehm warmhaltende Eigenschaften. Wie bei diesen Volksgruppen zuletzt noch gebräuchlich, werden außerdem die bei gefährlicher Jagd erbeuteten Felle als Trophäe mit dem Haar nach außen umgelegt oder in die Kleidung integriert, beispielsweise Leopard-, Tiger- oder Löwenfelle. Bärenfelle wurden in arktischer Umgebung, neben anderen Fellarten, als Außen- und Innenpelz verwendet.

Veloutierte- und und nappierte Pelze

Als Bauern-, Hirten- und Dienstpelze haben Mäntel mit nicht abgedeckter Lederseite aus Lammfell oder Ziegenfell eine lange Tradition. Historisch wurden sie als Nacktpelz bezeichnet. In Südeuropa waren diese Pelz oft reich bestickt. Die Hirten trugen die Mäntel im Sommer mit der Fellseite nach außen, im Winter nach innen.[1]

Modische Entwicklung

Eine sehr einfache Form des nicht abgefütterten Lamm- oder Ziegenfellmantels war der Zippelpelz mit seinem nicht begradigten Saum, bei dem die natürlichen Fellenden erhalten blieben. Insbesondere in Osteuropa, besonders in der Gegend um Ungarn und Rumänien, entwickelten sich Formen mit sehr kunstvollen und aufwändigen Stickereien auf der Lederseite. für sie ist anzunehmen, dass sie kaum mehr auf die Haarseite nach außen gewendet wurden.

Ungarn entwickelte Ende der 1930er Jahre die im Wesentlichen noch übliche Fabrikationsart der Velourslammfelle für die Bekleidungsindustrie, in der Hauptsache für Pelzwesten, Trachtenjacken und lange Pelzmäntel. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen einige Unternehmen vor allem veloutierte Damenpelze herzustellen, für die das Leder braun, grün oder andersfarbig eingefärbt wurde.[2] Eine erhebliche Verbesserung des Aussehens der Haarseite, die in der Regel an Kragen und Manschetten, eventuell auch als Blende an der Vorderkante sichtbar wird, brachte das Bügeln des Haares. Ein weiterer wesentlicher Fortschritt war die Fixierung des Haars, die dauerhaft verhindert, dass es sich wieder einkräuselt.[3][4]

Etwa in den 1960er und 1970er Jahren begann die Pelzmode sich unmittelbar an der Textilmode zu orientieren. Auch die mit dem Leder nach außen getragenen Pelze machten jetzt die Modeentwicklungen mit. In der Regel werden die Felle heute geschoren verarbeitet. Langhaarige Lamm- und Schaffelle wurden daneben bevorzugt für folkloristische Mode jugendlicher Träger und für den Wintersport verarbeitet.[1]

Stoff- und Leder-Wendepelze

Ein nicht unerheblicher Teil der mit Pelz gefütterten Kleidungsstücke wurde in der Vergangenheit als „Wender“ gearbeitet. Neben dem Aspekt des Wärmens kommt hier der zusätzliche Nutzen als „zweites“, sichtbares Pelzbekleidungsstück hinzu.

Modische Entwicklung

Im Mittelalter besaß die europäische und Teile der asiatischen Stadtbevölkerung bei entsprechendem Wohlstand pelzgefütterte oder/und pelzverbrämte Tuchmäntel. Je höher der Stand und wohlhabender der Besitzer, desto aufwändiger war das Stoffteil und vor allem umso teurer war das Fellfutter und der -besatz. Die Pelze wurden durchweg mit der Stoffseite nach außen getragen, ein Wenden war in Europa nicht üblich. In der Neuzeit war der sogenannte Gehpelz ein wesentlicher Bestandteil der Herrenmode. Bis in die Mode der Gegenwart wurden Männerpelze nicht erkennbar zum Wenden angeboten, der Pelz blieb entweder außen oder innen. Pelzgefütterte Kleidung findet sich bis weit in das 20. Jahrhundert als sogenannte Pelissen auch beim Militär in der Uniform höherer Dienstgrade. Mit aufwändigen Verschlüssen, Stickereien, Kordeln und anderem Zierrat versehen, wurden sie ebenfalls nicht gewendet.

Beginnend einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, zusammen mit der Einführung neuer, leichter Oberstoffe, bot der Handel als zusätzlichen Nutzen wendbare Pelze an. Das Wärmen stand im Zeitalter beheizter Bahnen und Kraftfahrzeuge nicht mehr im gleichen Maß im Vordergrund wie bisher, sondern das modische Design spielte eine wesentliche Rolle mit.

Ganz gelegentlich wurden als kürschnerische Highlights auch Wendejacken oder -mäntel hergestellt, die anstelle Stoff, auf der Gegenseite eine meist kontrastierende zweite Fellart aufweisen. Im Februar 1770 zeigte sich die Herzogin von Chartres beim Pariser Opernball in einem Umhang mit einer zwei Meter langen Schleppe, innen und außen aus Zobel.[5] Die Schauspielerin Romy Schneider besaß einen Mantel, eine Seite aus cognacfarbenem Lakoda-Seal, die andere aus Wildnerz.[6]

Die in der Pelzbranche oft als Afghans bezeichneten Langhaar-Schafspelze, größere Fellanlieferungen kamen hierfür aus Afghanistan, waren besonders in den 1960/80er Jahren als Hippie-Look aktuell. Die naturlederfarbenen (oder eingefärbten) Mäntel und Jacken im Folklorestil waren meist gerade geschnitten und wurden hauptsächlich offen getragen, oder aber mit Husarenverschlüssen geschlossen, das gekräuselte Haar war an den Kanten oft sichtbar. Die Lederseite war öfter reich bestickt.[1]

Verarbeitung

Allgemeine Besonderheiten der Verarbeitung

Nur in geringer Zahl werden textile Wendepelz ausknöpfbar gearbeitet. Moderne Reinigungsmethoden ermöglichen inzwischen in der Regel eine Pelzreinigung zusammen mit dem Stoff.

Eine Herausforderung stellt beim fertigen Teil die Verschlusslösung dar. Keine wesentlichen Schwierigkeiten bereiten Kleidungsstücke, bei denen die Vorderkanten gegeneinander geschlossen werden. Die Industrie bietet Reißverschlüsse an, die von beiden Seiten gleich bedient werden können. Knöpfe, öfter Knebelverschlusse, werden mit flach anliegenden Schlaufen, eventuell aus Rundgummi, auf der Gegenseite verbunden.

Beim Damenmantel bildet das rechte Vorderteil den Übertritt, beim Herrenmantel oder -jackett ist es das linke Vorderteil. Wird das Teil gewendet, kehrt sich das um, bei gleicher Verschlussnutzung wird, eigentlich unerwünscht, aus dem Übertritt der Untertritt. Die gelegentlich angewendete Variante, auf Verschlüsse zu verzichten und das Teil nur mit einem Gürtel zusammen zu halten, ist für ein Winterkleidungsstück nur eine wenig befriedigende Lösung. Wird auf eine korrekte Übertrittlösung verzichtet, können beispielsweise spezielle Druckknöpfe verwendet werden, die auf beiden Seiten eine attraktive Oberfläche haben.

Velourspelz

Damit sich die Pelze zum Wenden auf die Lederseite eignen, ist die Lederbeschaffenheit entscheidend. Das Leder muss möglichst fein, sauber und ohne Schäden sein, vor allem aber wasserabweisend behandelt. Letzteres kann durch eine Imprägnierung, optimal durch eine Nappabeschichtung erfolgen. Schaffelle haben gegenüber Lammfellen den Vorteil der größeren Fläche, so dass bei der Verarbeitung weniger Nähte nötig sind. Felle von Lämmern sind wegen ihres feinen und leichten Leders bei der Verarbeitung zu Velourslammpelzen häufig beliebter.[1]

Die Chromgerbung ist die bevorzugte Methode, um Schaffelle für Velourslammpelze vorzubereiten. Sie macht das Leder strapazierfähig, fest und bereits wasserabweisend.[7] [8] Üblicherweise werden alle Beschichtungen von Leder als Nappa bezeichnet. Echtes Nappaleder ist ein weiches, chromgegerbtes Glattleder mit natürlichem Narbenbild. Durch besondere Verfahren in der Zurichtung wird hierfür die natürliche Narbenseite herausgearbeitet, poliert oder in den Qualitäten matt, seidig oder stark glänzend hergestellt. Für Nappalan wird dagegen die Oberfläche mit Kunstharz beschichtet. Für die Nappalan-Veredlung werden bevorzugt Schafpelze mit kurzfaseriger Lederstruktur verwendet. Die Kunstharzbeschichtung vermindert die Zügigkeit des Leders und glättet die sonst raue Fleischseite. Die glatte Oberfläche ist leicht glänzend.[9]

Die Haarseite der Lammfell-Wendepelze wurde nach dem Waschen in der Regel auf 12 bis 16 mm Haarhöhe geschoren. Die Haare werden fixiert und anschließend mehrfach gebügelt, so dass sich das vorher gekräuselte Haar bei Feuchtigkeit gestreckt bleibt. Damit sich die Felle für den Prozess eignen, ist eine Wollfeinheit von mindestens 58° erforderlich.[1]

Für einen Wendepelz müssen die Felle von beiden Seiten sorgfältig zueinander passend sortiert werden.[10] Da jede Naht auf der Gegenseite sichtbar ist, auf der Haarseite zumindest markiert, verbieten sich viele der sonst möglichen Applikationen. Bei beidseitig eingreifbaren Schubtaschen kann der, eventuell aus Leder gearbeitete, Taschenbeutel, in sich gewendet, auf die Gegenseite durchgezogen werden. Lösungen mit einseitig aufgesteppten Taschen sind möglich, wobei die Steppnaht sich auf der Gegenseite abbildet.

Stoff oder Leder

Der Handel nennt als Doppelnutzen der Wendepelze beispielsweise „vielseitig kombinierbar“, „ideal für wechselhaftes Wetter“,[11] oder „zwei eigenständige Seiten für unterschiedliche Zwecke“.[12]

Durch das Wenden zeigt das aufgeschlagene Revers die Innenseite des Mantels oder der Jacke. Um zu vermeiden, dass das Pelzteil jetzt Stoffrevers zeigt, werden diese auf der Stoffseite häufig aus Fell gearbeitet. Dies bietet sich besondere an, wenn das Teil ein Fellblende hat, die im Reversbereich entsprechend verbreitert wird.

Verschlusslösungen sind zumeist Schlaufen mit Knöpfen auf beiden Seiten, eventuell Knopflöcher mit zwei losen, gegeneinander auf Stiel oder einer Stofflasche verbundenen Knöpfen. Eine weitere Lösung sind beispielsweise Knopfleisten mit verdeckten Knöpfen: Eine Seite hat sichtbare Knöpfe, die andere eine verdeckte Knopfleiste, damit es auf beiden Seiten ordentlich aussieht.

Siehe auch

Commons: Wendepelze – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e Christian Franke, Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89. 10. überarbeitete und ergänzte Auflage. Rifra-Verlag, Murrhardt 1988, S. 265–266.
  2. Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XX. Alexander Tuma, Wien 1950, S. 24 Stichwort „Nacktpelze“.
  3. Paul Schöps: Lammfelle und Schaffelle. In: Das Pelzgewerbe. 1957, Nr. 4, Jahrgang VIII/Neue Folge. Hermelin-Verlag, Leipzig/Berlin/Frankfurt am Main 1957, S. 132.
  4. P. Spahl: Biberlamm und seine Veredlung. In: Die Pelzwirtschaft. Heft 2, Berlin, Februar 1964, S. 26–29.
  5. Francis Weiss: Das Debut des Pelzmantels. In: Marco – Information des Hauses Fränkische Pelzindustrie Märkle & Co., Messen 1974, S. 40.
  6. Marie Louise Steinbauer, Rudolf Kinzel: Marie Louise Pelze. Steinbock Verlag, Hannover 1973, S. 193.
  7. R. Dzieza: Einige Untersuchungen über die Einflüsse chemischer und enzymatischer Vorgänge auf die Gewichtsverminderung von zugerichteten und veredelten Schaffellen. In: Das Pelzgewerbe, Nr. 6, 1986, Hermelinverlag Dr. Paul Schöps, Berlin u. a. S. 365–366.
  8. Autorenkollektiv: Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion. VEB Fachbuchverlag Leipzig 1970, S. 105. (→ Inhaltsverzeichnis).
  9. Sonja Langer-Korsch: Lederbekleidung im Verkauf. Nachschlagewerk für Lederbekleidung. Verband der Deutschen Lederbekleidungsindustrie, München November 1981, S. 47, 51, 55, 63, 67, 75, 85, 109, 111, 139.
  10. Leder – Pelz – Textil. Kürschner-Innung Nordbayern, abgerufen am 15. Februar 2025.
  11. Wendepelze Leichter als 4 Äpfel. Homepage Firma Adrian, Köln. Abgerufen am 22. Februar 2025.
  12. Wendeteile. Homepage Firma Mersmann, Münster. Abgerufen am 22. Februar 2025.

E N D E


deutsch jetzt polnisch: {{Maincat|Wołów}} {{Template:Catdef furriers}} {{Translation table |hidetitle=y |da= |de=Kürschner und Pelzanbieter in Wohlau (Oberschlesien, damals Deutschland), heute Wołów (Polen). Wołów (deutsch Wohlau) gehört heute zu Polen in der Woiwodschaft Niederschlesien. |en=Furriers and fur traders in former Wohlau (Germany), now Wołów (Poland). }} {{DEFAULTSORT:Wohlau}} [[Category:Furriers in Germany by city]] [[Category:Furriers in Wołów]]


polnisch, vormals deutsch {{Maincat|Wołów}} {{Template:Catdef furriers}} {{Translation table |hidetitle=y |da= |de=Kürschner und Pelzanbieter in Wołów (deutsch: Wohlau). Wołów ist eine Stadt in Polen und gehört zur Woiwodschaft Niederschlesien. |en=Furriers and fur traders in Wołów, Poland. }} {{DEFAULTSORT:Wolow}} [[Category:Furriers in Poland]] [[Category:Furriers by city]] [[Category:Economy of Wołów|Furriers]]