Sprachgebrauch in der DDR
Unter DDR-Sprachgebrauch werden allgemein sprachliche Erscheinungen verstanden, die vor allem in Lexik und Stilistik sowohl im Alltag als auch in den Medien in der DDR anzutreffen waren.
Unterscheidung
Es gab eine ganze Reihe Wörter, Kurzworte und Abkürzungen, die nur in der DDR Verwendung fanden. In der DDR neu gebildete Wörter, so genannte Neologismen, die sich vom übrigen deutschen Sprachraum unterschieden und dort keine Anwendung finden, zum Teil auch aus dem Russischen stammten bzw. Übersetzungen aus dem Russischen sind, werden auch aufgeführt. Die folgende Liste, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die noch weiter unterschieden werden können:
- Begriffe, die von allen ohne oder fast ohne inneres Widerstreben benutzt wurden, um bestehende Sachverhalte zu bezeichnen, ohne diese auf- oder abzuwerten. Beispiele: ABV, Broiler, HO, Kaufhalle, Wandzeitung, sozialpolitische Maßnahmen, Babyjahr, Ehekredit.
- Begriffe, deren Gebrauch Linientreue oder eine kommunikative Zwangssituation kennzeichneten. Beispiele: Abschnittsbevollmächtigter, Genosse, Klassenfeind, Werktätige, unser (sollte das Volkseigentum und die Gemeinsamkeit betonen wie in „unsere Deutsche Demokratische Republik“).
- Begriffe, deren Gebrauch Ironie gegenüber dem System deutlich machte. Beispiele: Bückware, Ochsenkopfantenne. Auch Begriffe aus 2. wurden durch entsprechende Überhöhung gelegentlich so benutzt.
- Begriffe, die in einem anderen Sinn verwendet wurden als in der Bundesrepublik. Beispiele: Diktatur (sei Herrschaft einer Klasse), Demokratie, militärische Überlegenheit (bestehe darin, dass das Volk die Waffen zur Verteidigung nutze), Freiheit (sei Einsicht in die Notwendigkeit)
Zeitliche, örtliche und situative Unterschiede, in welchem Sinn die Begriffe gebraucht wurden, sind außerdem möglich. Nach der Wende wurde von westdeutschen Linguisten im Bereich der Jugendsprache eine Untersuchung in Schwerin vorgenommen, die herauszuarbeiten versuchte, welche Spezifika das DDR-Deutsch im Bereich Jugendsprache aufwies. Die Arbeit erschien in der Zeitschrift für Germanistik Neue Folge, H.2, Berlin 1992.
DDR-typische Verwendung von Wörtern und Neuschöpfungen
A
- ABF – Arbeiter-und-Bauern-Fakultät: Einrichtung für Arbeiter- und Bauernkinder zur Erlangung der Hochschulreife.
- ABI – Arbeiter- und Bauerninspektion
- abkindern – einen Kredit abkindern: Paaren wurde bei Eheschließungen auf Antrag ein zinsloser Kredit (sogenannter „Ehekredit“) gewährt. Bei Geburt eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert oder galt als getilgt, dies richtete sich nach der Anzahl der Kinder; daher der umgangssprachliche Begriff „abkindern“. (Ähnliche staatlich geförderte Kredite existierten auch in der Bundesrepublik, der Begriff „abkindern“ wurde hier ebenfalls benutzt)
- ABV – Abschnittsbevollmächtigter, Volkspolizist, der als Ansprechpartner für ein bestimmtes, begrenztes (Wohn-)Gebiet diente
- AgitProp - Kurzform für Agitation und Propaganda - hier als Form und Mittel der ideologischen Erziehung und Beeinflussung (siehe auch: Rotlichtbestrahlung), mitunter war damit auch die Person des Agitators gemeint
- ACZ – Agrochemisches Zentrum, Einrichtung, die LPGs Technik und Material zur Düngung und Schädlingsbekämpfung bereitstellte
- Aktendulli, kurz Dulli genannt - Heftstreifen aus PVC zum Zusammheften einzelner Blätter in einem Aktenordner
- Altstoffsammlung - Sammeln von Sekundärrohstoffen (Altpapier und Gläsern), meist durch Kinder
- Aluchips - abwertend für das Aluminiumkleingeld
- Ambulatorium - kleine Poliklinik
- Angebot – nur im Sinne von Sortiment, nicht Sonderangebot
- angloamerikanisch - US-amerikanisch („angloamerikanisch“ galt im Westen als NS-belastet)
- Antifaschistischer Schutzwall bzw. Antiimperialistischer Schutzwall – Berliner Mauer und Grenze zu Westdeutschland
- Arbeiter- und Bauernstaat, unser - pathetischer offizieller Ausdruck für DDR
- Asche - Nationale Volksarmee
- ASK – Armeesportklub (eigentlich ASK Vorwärts)
- ASMW - Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung
- AWG – Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft
- Argument der Woche - wöchentlich erscheinende Broschüre für Agitatoren, auch für kurze politische Agitationsveranstaltung in Betriebskollektiven (eine Form von „Rotlichtbestahlung“)
- A&V – An- und Verkauf, Second-Hand-Laden
B
- Balkanschreck, Balkanziege: rumänischer Kleintransporter ARO
- BBS – Betriebsberufsschule
- BBZ – Berufsberatungszentrum
- Bedarfsunterdeckung – Versorgungslücke
- BGL – Betriebsgewerkschaftsleitung
- Bilanzierung – Zuweisungsprozedur für Arbeitsmaterial und Produktionsmittel an Betriebe
- Blaue Fliesen – Westgeld, in Anlehnung an den 100-DM-Schein (auch geflammte Fliesen, ebenso für Genex- und Forumschecks verwendet)
- Blauer Klaus, Blauer Würger - eigentlich Klarer «Juwel», billigster Kornschnaps mit blauem Etikett
- Blockflöten – Bezeichnung für kleine, neben der SED bestehende Blockparteien und deren Mitglieder (Nachwendezeit)
- Brettsegeln - Bezeichnung für Windsurfen
- Brigade – kleinstes Kollektiv im Produktionsprozess, eine für einen bestimmten Bereich verantwortliche Arbeitsgruppe
- Broiler – siehe Goldbroiler
- BSG – Betriebssportgemeinschaft
- Bückware – Tauschware, eigentlich Waren, die nur durch Bücken (unter den Ladentisch) zu erhalten waren
- Bunte Scheine - Westgeld
C
- C&A – sowjetische Truppen, nach den kyrillischen Buchstaben „СА“ auf den Fahrzeugen der Sowjetarmee (Abkürzung für russisch советская армия - Sowjetische Armee); Gelegentlich auch als „Camping Allemagne“, „Campingplatz Afghanistan“ oder „Circus Aljoscha“ bezeichnet.
- Club-Cola - eine in der DDR hergestellte Cola
- Centrum-Warenhaus - Kaufhauskette, vor allem in mittelgroßen und Großstädten.
D
- Datsche (russisch дача) – Wochenend- oder Gartenhäuschen im Grünen (Gartenlaube), oft auch Bungalow
- Dederon - Handelsname für Polyamid (BRD: Perlon, USA: Nylon), verwendet u. a. für Beutel, Kittelschürzen usw., Kunstwort aus der ausgesprochenen Abkürzung D-D-R und Molton (textiler Grundstoff)
- Delikat-Laden – bestimmte Lebensmittelgeschäfte, ca. seit Ende der 1970er Jahre eingerichtet, in der Umgangssprache auch „Deli“ oder „Freß-Ex“ (siehe „Exquisit“) genannt.
- Delikatesshering, auch Delihering - Bismarckhering, da die Rolle des deutschen Reichskanzlers und ihre Bewertung in der DDR lange Zeit verpönt waren.
- Devisen, frei konvertierbare Währung, – westliches Geld, siehe Deutsche Mark
- Dispatcher (vom englischen to dispatch = etwas erledigen, abschicken) – Einsatzleiter, Koordinator, Disponent, Administrator, Platzanweiser in Restaurants, Aufsichts- und Auskunftspersonal; wurde vermutlich im Russischen als englisches Fremdwort verwendet und von dort mit den entsprechenden Tätigkeitsprofilen übernommen; das Wort war auch im westdeutschen Sprachgebrauch bekannt, dort aber sehr viel seltener und mit engerer Bedeutung.
- Diversant – ein Agent, Saboteur oder ‚Störer‘ (vom Ausdruck „ideologische Diversion“ für das Eindringen westlichen Gedankengutes)
- drüben - in der Bundesrepublik, in Westdeutschland (auf beiden Seiten üblich)
- DSF - Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Organisation, die den Kontakt und die Freundschaft zur Sowjetunion intensivieren sollte
E
- Elaste (pl.) – Elastomere (elastische Stoffe) – kaum gebräuchlich, siehe auch: Plaste (pl.)
- EOS – Erweiterte Oberschule (entspricht in groben Zügen dem Gymnasium), Schuleinrichtung mit dem Abschlussziel Abitur
- Essengeldturnschuh, auch Essengeldflitzer oder Stoffidas – Bezeichnung für weiche Sportschuhe aus Stoff mit Gummisohle; der Name entstand wegen des Preises der Turnschuhe (2,75 Mark), der dem (fast überall gleichen) wöchentlichen Essengeld in der Schulspeisung entsprach bzw. abgeleitet von Adidas
- ESP – Schulfach, Abkürzung von „Einführung in die sozialistische Produktion“, beinhaltete Wirtschaftslehre, Technische Physik und Technisches Zeichnen; gehörte zusammen mit PA (Produktive Arbeit) zum UTP (Unterrichtstag in der Produktion)
- EVP – Einzelhandelsverkaufspreis, Endverbraucherpreis oder Endverkaufspreis, bereits vom Hersteller auf der Ware aufgedruckt, da es in der DDR nur Festpreise gab
- ETW - Eierteigwaren (alle Arten von Nudeln mit Ei-Anteil, z. B. Makkaroni, Spaghetti, Spirelli usw. im Unterschied zu Wassernudeln)
- Exquisit-Laden, auch Ex–Laden oder kurz nur Ex genannt, Ladenkette für Kleidung und Kosmetika für gehobene Ansprüche zu ebenfalls gehobenen Preisen
F
- Fahne – umgangssprachliche Bezeichnung für die Nationale Volksarmee, bei der Fahne sein, zur Fahne müssen (bereits vor 1945 in Gebrauch)
- Fahnenappell - Versammlung von Pionieren und FDJ-lern zu offiziellen Anlässen (bereits vor 1945 in Gebrauch)
- Fahrerlaubnis - Nicht nur wie gesamtdeutsch die Befugnis zum Autofahren, sondern auch das Führerscheindokument
- Feierabendheim – Altersheim
- FDGB - Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
- FDJ - Freie Deutsche Jugend, Jugend- und Massenorganisation
- Ferienlager - auch Kinderferienlager genannt, meist betrieblich organisierte Ferienfreizeit für Schulkinder für zwei bis vier Wochen während der Winter- oder Sommerferien
- (ein)fetzen - umgangssprachlich, vornehmlich von der Jugend gebraucht: "Das fetzt (ein)!" - adäquat: "Das ist geil!"; etwas besonders gut finden
- Firma (Firma Horch & Guck) – Stasi (Geheimdienst)
- Fit – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für Spülmittel
- Forumschecks - DDR-Bürger mussten ab 1979 Devisen in Forumschecks umtauschen, um damit im Intershop einkaufen zu können. Auch als „Zweitwährung“ für div. Handwerkerleistungen und wirksame Trinkgelder gebraucht. Beliebter Spruch: „FORUM geht es?“
- Frauenruheraum – in Betrieben zur Ruhe für Frauen, besonders Schwangere, eingerichteter Raum
- Freilenkung von Wohnraum – Umschreibung für staatliche Einflussnahme auf Beendigung und Neubegründung von Mietverhältnissen
- die Freunde – Bezeichnung für die Sowjetunion, die Sowjetbürger sowie die sowjetischen Soldaten
- Freundschaft! – FDJ-Gruß, mit dem FDJ-Versammlungen und ab der 8. Klasse (häufig, aber nicht einheitlich) Unterrichtsstunden begonnen wurden; üblich auch bei Appell-Veranstaltungen
- Fruchtstielbonbon -Bezeichnung für Dauerlutscher (Handelsbezeichnung; umgangssprachlich Dauerlutscher, Lolli)
- Früh-und-Spät-Verkaufsstelle – Verkaufsstelle für Lebensmittel, die auch in den Früh- und Abendstunden und am Wochenende geöffnet war, um die Versorgung der Schichtarbeiter zu gewährleisten.
G
- Gastmahl des Meeres: häufige Bezeichnung für in fast jeder Bezirksstadt vorhandene Gaststätten, die überwiegend Fischgerichte anboten
- Geborgenheit: „Soziale Geborgenheit“, „Geborgenheit im Alter“ – Floskel aus der Parteiagitation, besonders in Printmedien und Plakatierungen (zum Beispiel anlässlich von Jahrestagen und Wahlen) genutzt.
- Gehhilfe: scherzhaft für den Trabant
- Genex - Versandhandel für überwiegend aus DDR-Produktion stammende Waren, die jedoch nur gegen Devisen erhältlich waren und nur aus dem „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ an Empfänger in der DDR versandt werden konnten
- Genosse, Genossin – üblich als interne Anrede in verschiedenen Parteien; in der DDR aber offizielle Anrede bei ‚bewaffneten Organen‘ sowie in der SED, statt der sonst üblichen Anrede „Herr“ oder „Frau“. Beispielsweise wurde das SED-Mitglied Frau Schulze als „Genossin Schulze“ angesprochen und der Soldat Meier als „Genosse Soldat“. Während in der SED generell das „Du“ gebräuchlich war und auch ohne den Vorsatz ‚Genosse‘ gesprochen wurde, war bei der NVA der Vorsatz ‚Genosse‘ Pflicht und man sprach sich mit ‚Sie‘ an.
- Gesellschaftliche Aktivität – ehrenamtliche Tätigkeit
- Getränkestützpunkt – Verkaufsstelle für Getränke, die häufig in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet war.
- GOL – Grundorganisationsleitung der FDJ, z.B. an einer Schule
- Goldene Hausnummer - Auszeichnung für Hausgemeinschaften, die bei der Pflege und Gestaltung ihres Hauses, Hinterhofs oder Wohnumfeldes besonders gute Arbeit leisteten
- Goldbroiler, Broiler - Bezeichnung für Grillhähnchen
- Goldener Westen (auch ironisch) - Westdeutschland
- GPG - Gärtnerische Produktionsgenossenschaft
- Grilletta – Bezeichnung für Hamburger
- Großer Bruder - Sowjetunion.
- Gruppenratsvorsitzender - Amt innerhalb der Pionierorganisation als Leiter des Gruppenrates der Pioniere einer Schulklasse, vergleichbar mit einem heutigen Klassensprecher
- GST - Gesellschaft für Sport und Technik
H
- Halle – übliche Kurzform für Kaufhalle (Supermarkt)
- Hauptschwerpunkt – der Schwerpunkt aller Schwerpunkte
- Hausgemeinschaft, Hausgemeinschaftsleitung (HGL) – die Bewohner größerer Mehrfamilienhäuser wurden als Kollektiv betrachtet
- Haushaltstag – ein monatlich zusätzlicher freier Tag für berufstätige Frauen mit Kindern
- Havarie - kein Schiffsunfall, sondern meist Stromausfall, Wasserrohrbruch oder ähnliches (Wegen Havarie geschlossen)
- HO – Einzelhandelsgeschäft der staatlichen Handelsorganisation
- hwG - interne, in Personenakten verwendete Abkürzung für häufig wechselnde Geschlechtspartner (promiske Person)
I
- Interhotel – Hotelkette der gehobenen Klasse, in denen Besucher aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ vorzugsweise untergebracht wurden und in denen teilweise mit Devisen (westlicher Währung, auch frei konvertierbare Währung genannt) bezahlt werden musste.
- Intershop – Geschäfte, in denen westliche Importware gegen Devisen und sogenannte Forumschecks verkauft wurde
- Intertank – Tankstellen an Autobahnen und in großen Städten, wo an speziellen Zapfsäulen auch Kraftstoff („Super Blau“) gegen Devisen abgegeben wurde.
J
- Jahresendflügelfigur – Weihnachtsengel (vor allem durch die Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ bekannt geworden, die einen von einer Leserin eingesandten realen Beipackzettel mit dieser Aufschrift als Kuriosum abbildete), auch: Jahresendfigur m. F. (mit Flügeln - Weihnachtsengel) und Jahresendfigur o. F. (ohne Flügel - Weihnachtsmann, Bergmann etc.)
- Jahresendprämie – 13. Monatsgehalt
- Jugendbrigade - eine Brigade mit verhältnismäßig niedrigem Durchschnittsalter und überwiegend aus FDJ-Mitgliedern bestehend
- Jugendclub - Treffpunkt für Jugendliche, organisierte Diskos
- Jugendfreund – Mitglied der FDJ, auch (oft ironisch gebrauchte) Anrede wie „Sportsfreund“
- Jugendmode, JuMo - Kaufhaus, in dem vorrangig Mode für Jugendliche angeboten wurde
- Junge Pioniere und Thälmannpioniere – die staatliche Kinderorganisation der DDR
- Jägerschnitzel - eine panierte und gebratene Scheibe Jagdwurst; davon abweichend West-Bedeutung: Schnitzel mit Champignonsauce.
K
- Kader (-abteilung, -akte usw.) – Personal(-abteilung, -akte usw.)
- Kaffee-Mix – Ersatzkaffee „mit 50% Bohnenkaffee“, auch „Erichs Krönung“ genannt; erfolgloser Versuch Anfang der 1980er Jahre, die Kaffeeimportmenge zu senken
- Kaufhalle – Supermarkt
- KEMI - Kaffee-Ersatzmischung wie Kaffee-Mix, jedoch ohne Bohnenkaffee
- Ketwurst – abgewandelte Form des Hot Dogs
- Kinderkombination, KiKo – Kinderkrippe und Kindergarten in einem Gebäudekomplex
- KIM - Kombinat Industrielle Mast; Massengeflügelhaltung, dementsprechend KIM-Eier, Abkürzung in der Werbung auch als "köstlich immer marktfrisch" gedeutet
- KJS – Kinder- und Jugend-Sportschule für den intensiv geförderten Nachwuchs der Leistungssportler; diese Erfahrungen wurden bzw. werden heute auch in den Sportgymnasien genutzt
- Kochklopse, Kapernklopse, Soßklopse – oft für Königsberger Klopse, scherzhaft auch Kaliningrader Klopse
- Kolja (vom russischen Vornamen Nikolai) – Sowjetbürger, sowjetischer Soldat (nicht unbedingt abwertend)
- Kollektiv – Arbeitsgruppe, neudeutsch Team
- Kombinat – mit einem Konzern vergleichbarer Zusammenschluss von (VEB-)Betrieben, siehe auch Volkseigener Betrieb
- Kolchose – von der russischen Bezeichnung Kolchos für landwirtschaftlichen Großbetrieb (Abkürzung für „Kollektivwirtschaft“) abgeleitete, abwertende Bezeichnung für eine LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) („auf der Kolchose arbeiten“)
- Komplekt (oft auch: die Komplekte als Singularform) – Eiserne Ration, Konservenverpflegung bei ‚bewaffneten Organen‘, also NVA, Kampfgruppen etc. (von russisch комплект)
- Konsum (Betonung auf der ersten Silbe) – Einzelhandelsgeschäft der Konsum-Genossenschaft
- Komplexannahmestelle - zentrale Einrichtung, in der so gut wie alle im Haushalt denkbaren Reparatur- und Reinigungsdienste angeboten wurden
- Kosakendollar - abwertende Bezeichnung für die Mark der DDR, die dennoch in manchen Ostblockländern begehrter als die eigene Währung war.
- Kosmonaut - Bez. für Weltraumfahrer, im Westen: Astronaut
- Krusta – DDR-Version der Pizza (das Wort Pizza war aber auch gebräuchlich)
- Kulturhaus, Klubhaus - Veranstaltungshaus mit Bühne, Gaststätte und anderen Einrichtungen, meist im Besitz einer Kommune oder eines Betriebes
- Kulturschaffender – Künstler, Schriftsteller, dichtende Arbeiter, Musiker, Maler, Schauspieler usw. (...und manchmal sogar auch die Kulturfunktionäre der Partei). Im Westen ins "Wörterbuch des Unmenschen" aufgenommen und lange vermieden.
- Kundschafter des Friedens – Bezeichnung für Spion der eigenen Seite
- KWV - Kommunale Wohnungsverwaltung
L
- Lederol - Kunstleder
- Leiter – Kader mit Personalverantwortung, neudeutsch Manager
- Lipsi – Modetanz, der 1959 eingeführt wurde und an Stelle des Rock'n'Roll treten sollte
- LPG - Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
M
- Mach mit–Bewegung – gemeinsame Arbeitseinsätze z.B. von Hausgemeinschaften zum Säubern von Straßen oder zur Pflege von Vorgärten und öffentlichen Anlagen, in den Nachkriegsjahren beim Nationalen Aufbauwerk oder zur Erarbeitung der notwendigen Genossenschaftsanteile bei der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG)
- Malimo - Stoff, Nähgewirk, die Bezeichnung ist ein Kunstwort aus dem Namen des Erfinders Heinrich Mauersberger, seines Wohnorts Limbach-Oberfrohna und der Gewebeart Molton.
- Messe der Meister von Morgen - Jugend forscht-Wettbewerb
- Milchdienst - Schüler, die für das Einsammeln des Milchgeldes und Abholen der Schulmilch vom Hausmeister zuständig waren (in westdeutschen Schulen unter ähnlichen Bezeichnungen bekannt)
- ML - Bez. f. die Gesellschaftstheorie des Marxismus/Leninismus und das entsprechende Studienfach, welches Bestandteil aller Studienrichtungen war.
- Mocca-Fix – fertig gemahlener Kaffee (eine 125-g-Packung kostete 8,75 DDR-Mark)
- Mobilisierung von Reserven – Sprachfloskel der Parteiagitation, um die Ursachen wirtschaftlicher Probleme (meist organisatorische Mängel und fehlende Arbeitsmittel) zu kaschieren und das Schuldbewusstsein auf angeblich oder tatsächlich fehlende Arbeitsmotivation umzulenken
- Mondos – zum Begriffsmonopol gewordener Markenname für Kondome, nach dem Namen des Herstellers, auch als Pariser, Gummifünfziger (wegen des EVP von 50 Pfennigen) oder Fromms(er) (nach einer vormaligen Fa. „Fromm's Gummiwaren“) bezeichnet
- Mächtig gewaltig – großes Lob (Zitat von Benny aus der Olsenbande-Filmreihe, die in der DDR sehr populär war)
N
- Nachholebedarf für Nachholbedarf, auch Abholemarkt u. ä. ist bekannt
- Naherholungsobjekt – eine Einrichtung zur Erholung, für Sport und für Freizeitaktivitäten in der näheren Umgebung (wie z. B. Sportplätze, Bäder, Ausflugsgaststätten)
- Neubaugebiet – in Westdeutschland unter dem Begriff „Plattenbau“ bekannte, nach Modulbauweise errichtete Wohngebiete mit 3- bis 22-geschossigen Wohnhäusern und angegliederten Versorgungseinrichtungen
- Neuerer – Erfinder in einem Betrieb, der verwertbare Vorschläge für Kosteneinsparung oder verbesserte Produktionsmethoden einbrachte (neudeutsch: betriebliches Erfinderwesen)
- Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet (NSW) – meist als Synonym für kapitalistische Länder gebraucht
- Nicki – T-Shirt; auch im westdeutschen Sprachgebrauch, dort bezeichnet „Nicki“ jedoch einen leichten Pullover, häufig mit knöpfbarem Kragen oder aus Kunstfaser.
O
- Objekt - öffentliche oder militärische Einrichtungen und Gebäude
- Ochsenkopfantenne – Fernsehantenne zum Empfang des Westfernsehens, nach dem Sender auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge
- OGS - Großhandel für Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (ursprünglich Südfrüchte, wegen deren Mangel später umbenannt)
- Ökulei – ökonomisch-kultureller Leistungsvergleich
- Ormig - zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für ein Vervielfältigungsverfahren
P
- PA – Abkürzung für das Schulfach „Produktive Arbeit“, Unterrichtsfach, Schülerarbeit in Betrieben, meist 14täglich ein Tag, ab der 7. Klasse), aber auch für Personalausweis
- Pappe - umgangssprachliche für den Trabant, auf Grund seiner Karosserie, die zum großen Teil aus Kunststoff bestand.
- die Partei – umgangssprachlich für die SED (mit bestimmtem Artikel war immer die SED und nicht eine Blockpartei gemeint)
- parteilich – die ideologischen Positionen des Marxismus-Leninismus einnehmend, ‚orthodox‘
- Patenbrigade, Patenbetrieb – Schulklassen und Kindergärten, aber auch Einheiten der NVA hatten in der Regel Patenschaftsverträge mit Betrieben oder deren Abteilungen (teilweise auch noch nach der Wende anzutreffen)
- PCK - Petrochemisches Kombinat, in Schwedt (Oder)
- PGH – Produktionsgenossenschaft des Handwerks
- PGO - Parteigruppenorganisator, Leiter einer Parteigruppe der SED
- PiLei – Kurzform für Pionierleiter. In der Regel junge Lehrer und Erzieher mit spezieller Ausbildung und guten Karriereaussichten; üblicherweise Freundschaftspionierleiter als Leiter der Pioniere und FDJler an einer Schule
- Pionier - siehe „Junge Pioniere und Thälmannpioniere“
- Pioniereisenbahn – Name für eine von Pionieren und FDJlern betriebene Parkeisenbahn, auch als Pibahn abgekürzt
- Pionierhaus - Haus, in dem Veranstaltungen, Arbeitsgemeinschaften und frei nutzbare Fläche und/oder Freizeiteinrichtungen für Kinder angesiedelt waren, in kleineren Orten oft auch „Station Junger Naturforscher und Techniker“ o.ä.
- Pionierlager, Pionierferienlager – nur teilweise gebräuchlicher Begriff für Kinderferienlager
- Pioniernachmittage - meist in Zusammenarbeit mit der Schule organisierte Nachmittage für Pioniere, an denen Pionierversammlungen oder Aktivitäten wie Disko, Basteln, Diavorträge, Altstoffe sammeln etc. stattfanden
- Plaste umg. f., n., korrekt pl. – neudeutsch Plastik, Kunststoff, Chemiewerkstoff, fachlich auch: Polymere, gegliedert in Plastomere und Elastomere, davon „Plaste“ und „Elaste“ abgeleitet („Plaste und Elaste aus Schkopau“ bewarb eine berühmte großflächige Leuchtwerbung neben einer Autobahnbrücke über die Elbe, heute im Deutschen Historischen Museum)
- Plastebeutel, Plastetüte – Kunststofftragetasche
- Plattenbau auch Platte - mehrstöckiges Gebäude aus vorgefertigten Betonteilen
- plaziert werden – in manchen Restaurants wurden die Gäste vom Kellner an den Tisch geleitet, ähnlich wie in den USA und anderen Ländern. Am Eingang wurden die Gäste durch ein Schild darauf hingewiesen: Bitte warten, Sie werden plaziert!
- Poliklinik - neudeutsch Ärztehaus
- Polylux – einziger Overheadprojektor aus DDR-Produktion, daher Begriffsmonopol
- POS – Polytechnische Oberschule, Schulform mit Klassen des 1. bis 10. Schuljahres
- Popgymnastik - Begriff für rhythmische Übungen zu Musik in Gruppen oder einzeln, vergleichbar mit Aerobic-Übungen oder auch Jazz-Dance
- Prena-Band - zur Sachbezeichnung gewordener Markenname eines transparenten Klebebandes
Q
R
- Rauhfutterverzehrende Großvieheinheit – Eine Kuh, der Viehbestand eines Betriebes wurde je nach Art in RGV umgerechnet, um den Futterbedarf vergleichen zu können.
- 3-Raum-Wohnung - 3-Zimmer-Wohnung
- Reisekader – Wissenschaftler, Funktionär oder Person aus dem öffentlichen Leben, der regelmäßig ins Ausland reisen durfte. Diese wurden unterschieden in NSW (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet)- und SW- (Sozialistisches Wirtschaftsgebiet) Kader
- Rekonstruktion - Renovierung, Erneuerung
- Rennpappe - scherzhaft für den Trabant
- RFT – Radio- und Fernmeldetechnik, Kombinat der Rundfunkgerätehersteller
- Rotlichtbestrahlung – spöttische Bezeichnung für politische Indoktrination, z.B. in Form von Lehrgängen
- Russenmagazin - Geschäft für Offiziere der Sowjetarmee, in dem aber auch DDR-Bürger einkaufen konnten
- rübermachen - in die Bundesrepublik ausreisen, mit sein gebildet: jemand ist rübergemacht, auch abhauen
S
- Sättigungsbeilage – gastronomische Bezeichnung und Speisekartenrubrik für Kartoffeln, Reis, Nudeln usw.
- Schallplattenunterhalter - offiziell für DJ (Disk-Jockey)
- schau – bis Anfang der 80er Jahre jugendsprachlich statt „schön“ oder „toll“
- Schrottgorod, scherzhaft für Eisenhüttenstadt, auch: Blechbudenhausen
- Schachtschnaps - ungangsprachlich für billigen (1,12 Mark/0,7 Liter) hochprozentigen Alkohol, der nur auf Bezugsschein an Bergleute als Deputat ausgegeben wurde (im Tauschhandel sehr geschätzt), scherzhaft auch „Kumpeltod“ genannt
- Schwangerschaftsunterbrechung - statt Schwangerschaftsabbruch
- Sekundärrohstoffe (Sero) – wiederverwertbare (recycelbare) Abfälle und Verpackungen wie Altpapier, Flaschen und Gläser – siehe auch SERO
- SGB - Sozialistischer Großhandels Betrieb
- Für Frieden und Sozialismus – seid bereit! - Immer bereit! - Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
- Silastik - elastisches Kunstfasergewebe, z.B. für Sportbekleidung
- Sichtelement – Plakat, Plakataufsteller, Werbetafel, Tafel für Losungen oder ähnliches
- SMH - Schnelle Medizinische Hilfe; heute Rettungsfahrzeug/Krankenwagen
- Soljanka - eine Suppe nach russischem Rezept
- Spartakiade – Sportwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Schulen, auf Kreis- und Bezirksebene sowie im Endausscheid DDR-weit durchgeführt; diente der „Talentesichtung“ und Nachwuchsgewinnung im Sport; Höhepunkt war das Turn- und Sportfest in Leipzig
- SpoWa f. - Abk. für „Sportwaren“, ein Kaufhaus in jeder größeren Stadt, in dem vorrangig Sportbekleidung (Kernmarke Germina) und Campingbedarf, aber auch Bekleidung für Jungpioniere und FDJler verkauft wurde
- Stabi, auch Stabü – unter Schülern übliche Abkürzung für das Schulfach Staatsbürgerkunde
- Stadtbilderklärer - Stadtführer
- Stasi f. – Ministerium für Staatssicherheit (Nachrichtendienst bzw. Geheimpolizei der DDR)
- Stasispitzel – (inoffizieller) Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit
- Stempelkarte – Einlage-Kärtchen im Führerschein, auf dem von der Verkehrspolizei bis zu vier Stempel für schwerwiegendere Verkehrsverstöße angebracht wurden. Bei (innerhalb der Ablauffrist) voller Stempelkarte folgte ein Fahrverbot. Neue Stempel verlängerten die Gültigkeit alter Stempel-Einträge. Zwei Jahre nach dem letzten Stempel konnte eine neue Stempelkarte ausgestellt werden.
- (Diplom-) Stomatologe – Zahnarzt (in beruflichem Zusammenhang und auf dem Praxisschild)
- Straße der Besten – dort hingen in Betrieben die Porträts der Besten im Sozialistischen Wettbewerb
- Subbotnik – (nicht immer ganz) freiwilliger, unbezahlter Arbeitseinsatz am Sonnabend (russisch суббота = Sonnabend (Samstag))
- Schulspeisung - die Versorgung von Schülern und Lehrern mit Mittagessen, meist aus Großküchen, im Essenraum der Schule oder nahegelegenen WGG (Wohngebietsgaststätten)
- Sudel-Ede - abwertende Bezeichnung für Karl-Eduard von Schnitzler, den Redakteur und Moderator der DDR-Fernsehsendung ‚Der Schwarze Kanal‘, in welcher stark tendenziös Ereignisse in Medien und Politik der BRD behandelt wurden
T
- T34 Sport - ironisch-inoffizielle Typenbezeichnung des (aufgrund der Blechdicke und Masse mit dem russischen Panzer aus dem 2. Weltkrieg verglichenen) russischen Kleinwagens Saporoshez 968 (wahrscheinlich ein Nachbau des NSU Prinz), auch „Stalins Rache“ genannt
- Tal der Ahnungslosen - Bez. f. den Raum Dresden, wo das „Westfernsehen“ aufgrund der Tallage und der Entfernung überwiegend nicht empfangen werden konnte, auch ZDF = Zentrales Deutsches Fernsehen, ARD=„Außer Raum Dresden“
- Tempoerbsen, Tempobohnen und Tempolinsen – Markenname für vorbehandelte, schnellgarende Hülsenfrüchte
- Territorium - (Staats-)Gebiet, ironisch auch für (Privat-)Grundstück („Verlassen Sie sofort mein Territorium!“)
- TGL - Technische Güte- und Lieferbedingungen: Gegenstück zu den westlichen DIN/ISO-Normen
- Towarischtsch – im Singular gebrauchte Bezeichnung für die Sowjetunion, die Sowjetbürger und sowjetische Soldaten (russisch товарищ = Genosse)
- Trabi – Trabant
- Trapo - Transportpolizei, sie nahm auf Bahnhöfen im grenznahen Gebiet auch polizeiliche Aufgaben wahr
- Trinkstäbchen - Strohhalm / Trinkhalm
- Tschekist – aus dem Russischen; offizielle Bezeichnung für Mitarbeiter des MfS, vom sowjetischen Vorbild Tscheka
U
- Unionsfreund - Mitglied der CDU in der DDR
- urst – bis Mitte der 80er Jahre jugendsprachlich statt sehr oder „saugeil“ (z.B. "Ist ja urst" oder "Das war urst schau")
- UTP – 1958 eingeführter „Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion“ – auch „Unterricht in der technischen Produktion“ – für Schüler ab der 7. Klasse; bestand aus den Fächern ESP (Einführung in die sozialistische Produktion, vergleichbar mit Wirtschaftslehre) und PA (Produktive Arbeit), die meist abwechselnd an einem Tag aller zwei Wochen stattfanden; ab der 11. Klasse an der EOS als WPA (Wissenschaftlich-Praktische Arbeit) bezeichnet
V
- VEB – Volkseigener Betrieb, siehe auch Kombinat
- VEB Gleichschritt – Bez. f. die Nationale Volksarmee, in Anlehnung an das VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau
- (VEB) Horch und Guck – Staatssicherheit
- VEB Landesverteidigung – Nationale Volksarmee
- Vitamin B - umgangssprachlich für Beziehungen, die man zum Erlangen bestimmter Waren oder Positionen benötigte
- VEG - Volkseigenes Gut
- Völkerfreundschaft – internationale Freundschaft, hauptsächlich zu den Ländern des Ostblocks und der dritten Welt; bekannt auch als Name eines Kreuzfahrtschiffes des FDGB
- VP - Volkspolizei
- VPKA - Volkspolizeikreisamt
- VVB - Vereinigung Volkseigener Betriebe
- VZ – Versorgungszentrum; zentrale Einrichtung für Handel, Dienstleistung, Kultur und Gastronomie innerhalb eines stark besiedelten Wohngebietes
W
- Wandzeitung – Pinnwand in den Schulen und Betrieben, die je nach Einrichtung mit Losungen und Appellen zum saisonalen Thema, 1. Mai, x-ten DDR-Jahrestag, Oktoberrevolution usw. offiziell vom Wandzeitungsredakteur bzw. Wandzeitungsagitator gestaltet wurde oder aber der Präsentation aktueller Termine, Ergebnisse und Leistungen einer Schulklasse diente
- Warschauer Vertrag - Warschauer Pakt
- WBS70 - Wohnbausystem 70, einheitlicher Plattenbautyp von 1970
- Weiße Maus – fast nur in Medien gebräuchlicher angeblicher Volksmund für Verkehrspolizisten (wegen der weißen Wettermäntel, Koppelzeug und Manschetten)
- Weltniveau – ein gern benutzer Begriff, wenn Leistungen der DDR ein dem Westen vergleichbares Niveau hatten oder haben sollten
- Werkküche – Kantine
- Werkmappe - Mappe, die farbiges, stabiles A3-Papier für den Werk- und Kunstunterricht enthielt
- Werktätige – im Erwerbsleben stehende Menschen, Berufstätige
- Westantenne - zum Empfang westdeutscher Rundfunksender geeignete Antenne, erkennbar an der Baugröße und Ausrichtung, in den 50er Jahren bestand die Gefahr der Entfernung durch FDJ-Brigaden
- Westfernsehen – siehe „Tal der Ahnungslosen“
- Westgeld – umgangssprachlich für DM, frei konvertierbare Währung, Valuta
- Westpaket oder Westpäckchen - Geschenk-Paket von Verwandten aus der BRD
- Winkelement – Fähnchen für Veranstaltungen/ Demonstrationen (sarkastisch: Jubelfetzen, Euphoriefetzen)
- WPA – Abkürzung für das Schulfach „Wissenschaftlich-praktische Arbeit“ der Abiturjahrgänge (EOS) in Betrieben, 14tägig ein Tag
- Wunschkindpille - Antibabypille
- Wurfscheibe - Frisbee-Scheibe, auch Schwebedeckel
- Wurfspiel – Dart
- Würzfleisch - Neuschöpfung für Ragout fin
Z
- Zahlbox zum Lösen von Fahrscheinen im öffentlichen Nahverkehr benutzt; man musste Geld in einen Schlitz werfen (10 Pfg. für Kinder, 20 Pfg. für Erwachsene bei der BVB, also in Ost-Berlin) und dann an einem Hebel ziehen. Dann konnte man den Fahrschein abreißen. Funktionierte auch ohne Geldeinwurf.
- Zellophanbeutel – Folienbeutel
- Zellstofftaschentuch – Papiertaschentuch, umgangssprachlich auch nur kurz: „Zellstoff“ (in der BRD „Tempo“)
- Zielstellung für das in der "alten" Bundesrep. Deutschland übliche "Zielsetzung"
Offizielle Redewendungen
- Antifaschistischer Schutzwall – Bezeichnung der befestigten Grenze nach Westdeutschland und der Mauer
- Das Studium der Dokumente - sich mit den Beschlüssen der Partei vertraut machen
- Der feste/klare Klassenstandpunkt - ein DDR-Bürger mit dem ‚richtigen’ Weltbild
- Der neue Mensch - ein Mensch, der in das System des Sozialismus passt
- Die guten Genossen - zuverlässige Parteikader
- Die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse - Führungsanspruch der SED
- Die historische Mission der Arbeiterklasse … - ist der Aufbau des Sozialismus
- Die Partei, die Partei, die hat immer recht … - ein ‚Kampflied’
- Die sozialistische Gesetzlichkeit - die Durchsetzung des sozialistischen Rechts
- Die wissenschaftliche Weltanschauung - Bezeichnung für das marxistische Weltbild/den dialektischen und historischen Materialismus/die marxistische Philosophie
- Die Partei der Arbeiterklasse - die SED/die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
- Diplomaten im Trainingsanzug - für international erfolgreiche Sportler
- Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik - offizieller Leitgedanke der SED-Politik seit 1971
- Kollektiv der sozialistischen Arbeit - Auszeichnung im innerbetrieblichen Wettbewerb
- Goldene Hausnummer - für Sieger im Wettbewerb von Hausgemeinschaften
- Parteiliches Verhalten - alles so sehen, wie die SED es sieht
- revolutionäre Wachsamkeit - insbesondere von „Tschekisten“, Zuträgern und Zensoren erwartete Eigenschaft
- Unsere Menschen - die Parteikader reden über ‚ihre’ DDR-Bürger
Losungen
Losungen zu 1.-Mai- und anderen Demonstrationen wurden vorgegeben. Dazu wurden in der Zeitung offizielle Listen veröffentlicht, aus denen Losungen gewählt werden konnten, z.B.:
- Alles zum Wohle des Volkes!
- Arbeite mit, plane mit, regiere mit!
- Der Marxismus ist allmächtig, weil er wahr ist, auch Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist
- Der Sozialismus ruft uns alle – gern verballhornt zu: Der Sozialismus rupft uns alle
- Der Sozialismus siegt – gern verballhornt zu: Der Sozialismus siecht (besonders als Lichtreklame in Dresden am „Pirnaischen Platz“ bekannt gewesen)
- Die Welt ist erkennbar
- 1. Mai - Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen
- Ewige Freundschaft mit der ruhmreichen Sowjetunion
- Für Frieden und Völkerfreundschaft
- Für Frieden und Sozialismus seid bereit. Immer bereit! - Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
- Im Mittelpunkt steht der Mensch
- Jedermann an jedem Ort - einmal in der Woche Sport! (Zitat von Walter Ulbricht)
- Mit jeder Mark, jeder Minute, jedem Gramm Material einen höheren Nutzeffekt! (sarkastische Fortsetzung: ... koste es, was es wolle!)
- Ohne Gott und Sonnenschein holen wir die Ernte ein.
- Proletarier aller Länder - vereinigt Euch! (als Witz: Vegetarier aller Länder - vereinigt Euch!)
- Schöner unsere Städte und Gemeinden - Mach mit! (jährlicher Aufruf zu Arbeitseinsätzen - meist in der Form eines Subbotniks - in der Hausgemeinschaft und in öffentlichen Parks und Grünanlagen)
- Unsere ganze Kraft für die Erfüllung des 5-Jahrplanes
- Unsere ganze Schöpferkraft für den Sozialismus
- Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen – gern verballhornt zu: Von der Sowjetunion lernen, heißt siechen lernen,
- Wir sind die Sieger der Geschichte
- Wo ein Genosse ist, da ist die Partei - also die besseren Argumente!
- So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben
In der Wendezeit 1989 aber erfanden Demonstrationsteilnehmer selbst sehr treffende, zum Teil ironische und sarkastische Losungen. Losungen wie „Wir sind das Volk!“, und „Keine Gewalt“ begleiteten die friedliche Revolution. Andere Losungen waren zum Beispiel „Stasi in die Produktion!“ (gemeint war, die sollten arbeiten) und „Wir sind ein Volk!“.
Werbung
Die Werbung war, so sagte der Volksmund, immer ausgerichtet auf das, was gerade da war und weg musste. Von 1960 bis 1976 gab es auch Werbefernsehen - Tausend Tele-Tips (ttt). Das Werbefernsehen wurde unterbrochen durch einen kurzen Zeichentrickfilm im „Minikino“. Zu den gezeigten Filmen gehörte zum Beispiel Arthur, der Engel oder Hase und Wolf.
- „A K A Electric - in jedem Haus zuhause!“
- „Apfelmus schmeckt immer gut!“
- „Das Malfa Kraftma Brot“
- „Baden mit Badusan, Badusan ...“
- „Ei - rund und gesund!“
- „Eine kleine flotte Biene ist die Teppichkehrmaschine“
- „Jedermann auf jedem Tisch / mehrmals in der Woche Fisch!“
- „Nimm ein Ei mehr!“
- „Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl / ist immer der Minol-Pirol!“
- „Weißkohl ist ja sooo gesund!“
- „Zweimal in der Woche Fisch, bereichert jeden Mittagstisch“
- „Wartburg: Formschön und zuverlässig“
Ortsnamen
Auch Ortschaften erhielten oft propagandistische Zusätze oder wurden gleich ganz umbenannt:
- Berlin - Hauptstadt der DDR, früher auch Demokratischer Sektor von Berlin, Demokratisches Berlin
- Stalinstadt, später in Eisenhüttenstadt umbenannt
- Wilhelm-Pieck-Stadt Guben
- Marxwalde für Neuhardenberg
- Dorf der Jugend für Adelsdorf bei Großenhain
- Karl-Marx-Stadt für Chemnitz
- Lutherstadt Eisleben und Lutherstadt Wittenberg
- Thomas-Müntzer-Stadt Mühlhausen und Thomas-Müntzer-Stadt Stolberg
Projektionsworte
Von westlichen Medien als angebliche DDR-Idiomatismen verwendet, aber in der DDR nie Sprachgut oder völlig unbekannt:
- Apparat – in Anlehnung an Obrigkeit die ganze staatliche Verwaltung und Machtstruktur der Partei (und damit des Staates) bis in den kleinsten Betrieb, in die unwichtigste Organisation, selbst in die Schulen und in die allerletzte Landecke, daraus auch:
- Apparatnik, Apparatschik – ein (SED-)Parteifunktionär, der aus der Sicht des Apparates, der Partei- und Politbürokratie, denkt, redet und handelt. Als Projektionswort aber umstritten, da es in der russischen Umgangssprache so verwendet wird.
- Njet - Nein (aus dem Russischen)
- Nomenklatura - durch verschiedene übergeordnete SED-Leitungen bestätigte Personen, deren Karriere politisch abgesichert war, üblicherweise war von „Kadern“ die Rede.
- Sudel-Ede – Karl-Eduard von Schnitzler, hingegen war „Karl-Eduard von Schnitz...“ in der DDR geläufig, denn die letzte Silbe „...ler“ war wegen des umgeschalteten Fernsehprogramms (besonders vor 1969 originell und witzig, wo es nur ein DDR-Programm gab) oder wegen des ausgeschalteten Fernsehapparats nicht mehr zu hören.
- Vopo – Volkspolizist, hingegen wurde „Bulle“, „Grüner“ und „Straßenförster“ (besonders für die Verkehrspolizei) verwendet.
Kabarettistische Schöpfungen
- „Geflügelte Jahresendfigur“ für Weihnachts-Engel (aus der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ karikierte die offizielle bemühte Umgehung religiöser Begriffe). siehe auch Jahresendflügelfigur
- „Arbeite mit, plane mit, regiere mit!“ was propagandistisch verwendet wurde, wurde im Kabarett Herkuleskeule Dresden umgewandelt zu: „Arbeite mit, plane mit, reagiere mit!“, auch „Arbeite mit, plane mit, resigniere mit!“
- Textilverbundelement - Knopf, sollte zeigen, was das „Neusprech“ anrichten kann
Spaßhafte oder ironische Bezeichnungen

In Ost-Berlin (wo ohnehin dominierende Gebäude im Volksmund ironisiert wurden und werden):
- Palast der Republik
- wurde umgangssprachlich meist als Palast bezeichnet, die Konstruktionen Erichs Lampenladen, Erichs Datsche am Kanal, Palazzo Prozzo und Ballast der Republik (sächsische Aussprache, auch mit einem Witz verbunden) waren zwar bekannt, wurden aber wenig benutzt
- Fernsehturm
- St. Walter und Pik Walter (in Anspielung auf Walter Ulbricht und die Gipfel Pik Lenin, Pik Kommunismus in der UdSSR )
- Ulbrichts Bulettenspieß
- Ulbrichts Renommierpimmel - im Berliner Arbeitermilieu
- Die Rache des Vatikan oder die Rache des Papstes, durch die Strukturierung der Kugel am oberen Ende des Turmes wird das Sonnenlicht in Kreuzform reflektiert, Rache bezieht sich dabei auf die negative Einstellung der SED zur Kirche)
- propagandistisch: Leuchtturm des Sozialismus; in abgeschwächter Form Telespargel, Pseudo-Volksmund; nur journalistisch und leutselig-offiziell verwendet
- Haus des Lehrers
- Bauchbinde für das umlaufende Fresko
- Alexanderplatz
- Nuttenbrosche für den „Brunnen der Völkerfreundschaft“
In Leipzig:
- Weisheitszahn für das an die Form eines Zahnes erinnernde Gebäude der Karl-Marx-Universität (jetzt: Universität Leipzig)
- Bemm(en)büchse oder Blechbüchse für ein Kaufhaus am Brühl mit Vorhangfassade aus Aluminiumblech und nierenförmigem Grundriss in Anlehnung an den Aufbewahrungsbehälter für Frühstücks- oder Pausenbrot (sächs. Bemme).
- Adolf-Südknecht-Straße Karl-Liebknecht-, vormals Adolf-Hitler-, davor Südstraße
- Blaues Wunder für eine Fußgängerbrücke über dem Goerdelerring. Eine Stahlkonstruktion, mit blauem Anstrich, die 3 Seiten der großen Kreuzung miteinander verband. Erbaut in 2 Etappen, 1973 und 1978/79 und wurde am 11. Juli 2004 abgerissen. Nicht zu verwechseln mit dem Blauen Wunder in Dresden
- Runde Ecke für den ehemaligen Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit am Innenstadtring, die heutige Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und Museum im Stasi-Bunker.
In Dresden:
- Denkmal des letzten Straßenbahnschaffners für das Lenin-Denkmal auf dem damaligen Leninplatz und jetzigen Wiener Platz wegen der charakteristischen Schildmütze, die Lenin, Stalin, Thälmann aber eben auch die Straßenbahnschaffner (die gegen Ende der 1960er Jahre, als das Denkmal gebaut wurde, wegrationalisiert und durch Fahrkartenentwerter ersetzt wurden) trugen.
- Fresswürfel - Spitzname der Selbstbedienungsgaststätte am Postplatz in der Nähe des Zwingers gelegen, die würfelförmig war und neben mehreren Gaststätten Klubräume beherbergte, eigentlich: HOG am Zwinger. Das Haus ist heute zu einem Drittel abgerissen und der Rest wird nach verschiedenen gescheiterten Nutzungskonzepten und zwischenzeitlichem Leerstand als Kaufhaus für Billigprodukte genutzt.
- Papierkorb - Bezeichnung für das Rundkino auf der Prager Straße. Entstand vermutlich durch die runde, oben offene Gestaltung und die wabenartige Verkleidung im oberen Abschnitt. Nach der Flut 2002, durch die die gesamte Technik des Hauses zerstört wurde, wurde das Gebäude 2003 unter Denkmalschutz gestellt, und inzwischen als Puppentheater genutzt. Auch Elefantenklo genannt.
In Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt):
- Nischel (ostmitteldeutsch = Kopf, Schädel) - das Karl-Marx-Monument. Das eher bedrückte Aussehen des „Nischels“ kam einem Witz zufolge davon, dass er nicht in den (dem Denkmal gegenüberliegenden) Intershop gehen konnte.
- Schädelgasse und Nischelgasse, umgangssprachliche Bezeichnungen, meist der Einwohner von Chemnitz und Umgebung, für die damalige Karl-Marx-Allee (heute wieder Brückenstraße), die vor dem Karl-Marx-Monument entlang läuft.
- Blaues Wunder - regional übliche Bezeichnung des hellblauen Fernmeldeamtes in Anspielung auf das Abhören von Telefonverbindungen.
- Konservendose - damaliger Sitz der Partei, Gebäude mit Metallfassade hinter dem Karl-Marx-Monument.
In Jena:
- Uni-Turm zunächst als „Neues Forschungshochhaus“ konzipiert, am 2. Oktober 1972 von Ulbricht als Universitätshochhaus eröffnet, im Volksmund als „Uni-Turm“ oder „Keksrolle“ bezeichnet, daneben auch als „Schuldendaumen„ oder „Penis Jenensis“ (politisch korrekter Titel seit dem Auszug der Universität vor ein paar Jahren: JenTower). Heute heißt er umgangssprachlich Intershop-Tower oder Intershop-Turm.
Außerdem:
- Tal der Ahnungslosen - für die südöstlichen Regionen der DDR um Dresden, weil der Empfang von westlichen Fernsehstationen nicht möglich war, deswegen auch die Deutung der Abkürzung ARD (siehe unten)
- Dubčeks letzte Rache - neu eingeführte Tatra-Straßenbahnzüge aus der Tschechoslowakei für fast alle Straßenbahnen der DDR, die so hart und schnell anfuhren, dass alle Fahrgäste, die sich nicht festhielten, durch die Bahn flogen.
- Elefantenklo - umgangssprachlich für das Gebäude des Bauernkriegspanoramas in Bad Frankenhausen aufgrund der zylindrischen Form, die noch in 15 - 20 km Entfernung auf dem Kyffhäuser erkennbar ist
Weiter verbreitet:
- Bissmark/Bismarck (bezieht sich nicht auf den ehemaligen deutschen Kanzler, sondern darauf, dass angeblich im Restaurant jeder Bissen eine Mark koste)
- Horch und Guck, Die Firma - Synonym für die Staatssicherheit
- Sicherheitsnadel - Synonym für Mitarbeiter der Staatssicherheit
- Kamerad Greifzu, Genosse Greifzu - Synonym für Mitarbeiter der Staatssicherheit und der Volkspolizei in Anlehnung an den Sportler Paul Greifzu.
- Uwubu - „Ulbrichts Wucherbude“ (nach Walter Ulbricht). Erst 1958 wurden in der DDR die im Zweiten Weltkrieg eingeführten Lebensmittelkarten abgeschafft. Bereits 10 Jahre früher wurde die „volkseigene Handelsorganisation“ (HO) gebildet, in deren Geschäften Lebensmittel und andere Waren „markenfrei“, also ohne Lebensmittelmarken bzw. Bezugscheine für Kleidung, verkauft wurden, allerdings zu erheblich höheren Preisen, die nicht unbedingt für jedermann erschwinglich waren. Deshalb wurde im Volksmund gelegentlich für die HO-Läden die ironische Bezeichnung „UWuBu“ gebraucht.
- VEB Schnittlauch - Synonym für Volkspolizei (außen grün, innen hohl und nur gebündelt auftretend)
Humoristische Deutung von Abkürzungen
- BMSR - eigentlich „Betriebs-, Meß-, Steuerungs- und Regeltechnik“
- Böhmisch-Mährischer Schnellroster (Škoda-PKWs aus der Tschechoslowakei)
- CAD/CAM
- Computer am Dienstag, Chaos am Mittwoch.
- AD/AM - dasselbe wie CAD/CAM, nur ohne Computer (Mangelware)
- DDR
- Der Diener Russlands
- Drei Doofe regieren, Drei doofe Russen (Pieck, Ulbricht und Grotewohl; Pieck und Ulbricht kamen 1945 nach Kriegsende aus der UdSSR nach Deutschland zurück, Grotewohl war jedoch die Zeit des Nationalsozialismus über in Deutschland)
- Drei Doofe rabotern (in Anlehnung an russ. „rabotat'“ = arbeiten und „eingesächsischt“)
- Dawaj, dawaj rabotaj(tje), sinngemäß „Los, los! Arbeiten!“ (ebenfalls in Anlehnung an russ. „dawaj“ = „Los!“, „Beeile dich!“, „Spute dich!“, „Mach hin!“, „Vorwärts!“ + „rabotat'“ = arbeiten)
- Der Doofe Rest
- Das Deutsche Reich
- Dunkeldeutsches Reich, Dauernd Dunkle Räume (in den 1950ern)
- Deutscher Distrikt Russlands
- Deutsche Dackel-Rennbahn
- Demokratie der Russen
- Deutschland der Relaisrechner (bezogen auf die rückständige Technik)
- Dumm Doof Rettungslos
- Deutsche Dampf-Rodler (nach dem Rennrodelskandal von Ortrun Enderlein bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck; Aberkennung der Medaille wegen angeblichen Erhitzens der Kufen)
- Delikat
- Dein/Das Einkommen langt im Kommunismus acht Tage
- EDV
- Eggönömisch Dechnisch'r Vordschridd („versächsischt“)
- Ende der Vernunft
- FDGB
- Frau Doktor geht baden
- Für Die Guten Bekannten
- Freund deine Glatze blendet
- Ikarus-Busse
- Internationale Karre Aus Rost und Schrott
- IFA (Industrievereinigung Fahrzeugbau)
- Idioten fahren Auto
- Konsum
- Kauft, ohne nachzudenken, schnell/ständig unseren Mist
- KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung)
- Kann weiter verfallen
- Ruhla-Uhren
- Reparatur unmöglich - hoffentlich läuft alles
- Reparatur unmöglich - hauptsache läuft anfangs
- SED
- Shop Exquisit Delikat
- Sehen, Einstecken, Delegieren
- Saarländischer Emigrierter Dachdecker (Anspielung auf Erich Honecker)
- SKET
- Sehen, Kaufen, Einlagern, Tauschen (bezieht sich auf die Mentalität, zu hamstern)
- TGL
- Transsibirisches Gefangenenlager: Norm-Aufdruck auf Streichholzschachteln aus Riesa, ironisch interpretiert als angebliche Strafarbeit "Streichhölzerschnitzen"
- UDDR - in Anlehnung an UdSSR - Unsere Deutsche Demokratische Republik
- UdSSR
- Unter dem Sofa sitzen Russen (vermutlich in Anlehnung an die bäuerliche Gewohnheit in Russland, (faul) auf dem Ofen zu sitzen oder zu liegen)
- VEB
- ZDF-ARD
- Zentrales Deutsches Fernsehen Außer Raum Dresden (Tal der Ahnungslosen)
Entwicklung nach 1990
Vor und auch nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 gab es bis heute einen von der BRD abweichenden dialektunabhängigen Sprachgebrauch, sowohl wegen teilweiser Weiterverwendung der „DDR-Sprache als auch wegen sprachlicher Neuschöpfungen. Sofern DDR-spezifische Wörter beibehalten wurden, verwendete man diese mit gleicher aber auch mit neuer Bedeutung. Teilweise werden diese Wörter auch von westdeutschen Massenmedien und der westdeutschen Bevölkerung aufgegriffen, auch wenn sie überwiegend von Ostdeutschen gebraucht werden oder zumindest dort entstanden sind. Davon abgesehen werden natürlich tausende neue bisher nur in Westdeutschland verwendete Wörter, Begriffe und Redewendungen seit 1990 gleichzeitig auch in Ostdeutschland verwendet, wie Arbeitsamt, Sozialhilfe, Finanzamt, Steuererklärung, ... Einige davon wie Arbeitslosenhilfe, Abwicklung, ABM, Treuhand, Sozialhilfe werden offenbar aufgrund der größeren sozialen Deklassierung häufiger benutzt. Insgesamt gilt es mindestens 4 sprachliche bzw. linguistische Bereiche zu unterscheiden:
- Wortschöpfungen der DDR-Alltagssprache, zu denen abweichende westdeutsche Analogbegriffe existieren (Plaste, Broiler, Datsche, Feierabendheim, Freunde, Altstoffhandel, Konsum etc.)
- Markennamen typischer DDR-Produkte und Firmennamen, die im Westen vor der Wende nicht bekannt waren (Spee, Amiga, SKET, Minol, Mitropa, Piko etc.)
- Fachterminologie des sozialistischen Staatsapparats, von Wissenschaft, Industrie, Polizei, Militär, Landwirtschaft, Verwaltung, Rechtsprechung, Philosophie, Politik, z.B. in Form von Abkürzungen (VEB, PGH, HO, LPG, EVP, SERO, Delikat etc.) bzw. Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, Republikflucht, Antifaschistischer Schutzwall, Marxismus/Leninismus, Dialektischer Materialismus etc.
- allgemein verbreitete deutsche Wörter, die im Westen nicht anders als im Osten gebraucht werden, in den Neuen Ländern aber aus rein praktischen Gründen häufiger zu hören sind (Treuhandanstalt, Abwicklung etc.)
Einige in der DDR häufiger benutzten Begriffe (ABM, Vorruhestand, Sandmann, Finanzamt, Steuererklärung, Zellophan) scheinen mit der Ost-West-Problematik nichts zu tun zu haben. Der Sandmann ist keine Erfindung des DDR-Fernsehens, sondern eine alte Märchengestalt; ABM und Vorruhestand gab es im Westen schon vor 1989, wenn auch deutlich seltener und Zellophan (eigentlich sogar ein Markenname!) lange vor dem Krieg.
Ungeordnete Beispiele für häufiger in Ostdeutschland verwendete Wörter, Witze und Redewendungen oder Wörter mit neuer Bedeutung:
- Besserwessi, Treuhand, Abwicklung, „Blühende Landschaften“, Intershop, Neufünfland , „Keinem wird es schlechter gehen, aber vielen besser“, „Keinem soll es schlechter gehen als vorher“, ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme), Vorruhestand, „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim Wessi ist es andersrum.“
Beispiele aller Art für die Weiterverwendung der „DDR-Sprache“ (häufiger als in Westdeutschland):
- DDR, BRD, Broiler, Friedensfahrt, Erich Honecker, Jugendweihe, Kaufhalle, Puhdys, Jürgen Sparwasser, FDJ, Weltfestspiele, Walter Ulbricht, Lenin, Kapitalismus, Montagsdemo, Bonzen, Trabi, EOS, POS, Kinderkrippe, Berliner Fernsehturm, Palast der Republik, Ampelmännchen, Sandmann, Stasi, SU, Kosmonaut, Karl Marx, „Auferstanden aus Ruinen ...“, Spee, Junge Welt, Das Magazin, Egon Krenz, „Wacht auf Verdammte dieser Erde ...“, Plaste, Pittiplatsch, Schnatterinchen, Polylux, Zellophan
Literatur
- Moser, Hugo, Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutschlands, Beihefte zum "Wirkenden Wort" 3, Verlag Schwann Düsseldorf, 1962
- Hellmann, Manfred W. (2000): Divergenz und Konvergenz - Sprachlich-kommunikative Folgen der staatlichen Trennung und Vereinigung Deutschlands. In: Eichhoff-Cyrus, Karin M./Hoberg, Rudolf (Hg.): Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende - Sprachkultur oder Sprachverfall. Mannheim (Duden-Redaktion)/Wiesbaden (GfdS). S. 247-275. (DUDEN-Reihe „Thema Deutsch“ Bd.1)
- Wolf, Birgit: Sprache in der DDR -Ein Wörterbuch. Berlin-New York (Walter de Gruyter) 2000, ISBN 3-11-016427-2
- Oschlies, Wolf: Würgende und wirkende Wörter - Deutschsprechen in der DDR. Berlin (Holzapfel) 1989, ISBN 3-921-226-34-1
- Heinemann, Margot: Kleines Wörterbuch der [DDR-]Jugendsprache. Leipzig (VEB Bibliographisches Institut) 1990, ISBN 3-323-00273-3
- Martin Ahrends (Hrsg.): Trabbi, Telespargel und Tränenpavillon - Das Wörterbuch der DDR-Sprache; München; Wilhelm Heyne Verlag; 1986, 217 S., ISBN 3-453-02357-9