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Raketenwerfer

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Amerikanisches M270.

Ein Raketenwerfer, im ehemaligen Ostblock auch Geschosswerfer, aus dem russischen Gardewerfer, teils auch Raketenartillerie genannt, ist eine Vorrichtung, von der ungelenkte Raketen (=Projektile mit reaktivem Antrieb) abgefeuert werden.

Raketenwerfer der sowjetischen Katjuscha-Bauweise können zwischen 4 und 40 Raketen aufnehmen, wobei Kaliber über 227 mm von Schienen, Kaliber darunter aus Rohren gestartet werden. Die Werfer sind meist auf Lkw, manchmal auch auf Kettenfahrgestelle montiert. Es gibt aber auch Raketenwerfer auf gezogenen Lafetten.

Die Schußweiten moderner Raketenwerfer reichen typisch von 10 bis 90 km. Der chinesische Mehrfachraketenwerfer WS-1B erreicht 180 km, das vergrösserte System WS-3 sogar 350 km.

Entwicklung

Der Ursprung dieser Artillerie-Art geht auf asiatische Waffen zurück. Nachdem Indien die von Chinesen entwickelte Raketenartillerie gegen die Britische Ostindien-Kompanie eingesetzt hatten, brachten die Briten die Waffe nach Europa, wo sie weiter entwickelt wurde.

Hier wurden Kampfraketen durch die britischen Einheiten bekannt, die die von William Congreve (1772-1828) entwickelten Brandraketen in den Napoleonischen Kriegen einsetzten. In Folge wurden Einheiten für diese Waffe in Frankreich, Russland, Österreich, der Schweiz, USA und Sachsen aufgestellt. Durch die Entwicklung gezogener Geschütze wurden Artillerieraketen aber für einige Zeit wieder verdrängt.

"Stalinorgel" der Roten Armee beim Feuern.

Im Zweiten Weltkrieg entwickelten sich Mehrfachraketenwerfer, die auf Lastwagen oder Halbkettenfahrzeugen montiert waren, zu einer wichtigen Ergänzung der herkömmlichen Feldartillerie. Mit ihnen konnte ein Sättigungsfeuer, d.h. die Abdeckung eines großen Zielgebiets, auf relativ unkomplizierte und preiswerte Weise erzielt werden:

In der UdSSR waren zu Beginn des Zweiten Weltkrieges eine 82-mm-Rakete und eine 132-mm-Rakete einsatzbereit, die anfangs von Flugzeugen gegen Luft- und Bodenziele verschossen wurden - die Katjuscha Raketen. Diese Raketen verwendeten stangenförmige Pulverpresslinge als Treibsatz. Ab Sommer 1941 setzte die Rote Armee in großer Zahl auf LKW montierte Mehrfach-Startgestelle ein, die binnen Sekunden Salven von Raketen verschiessen konnten. Wegen ihres charakteristischen Pfeifgeräuschs und der optischen Ähnlichkeit zu nebeneinander angeordneten Orgelpfeifen wurde diese Waffe von deutscher Seite "Stalinorgel" genannt.

Die Wehrmacht konterte mit 15- und 21-cm-Werfern, so genannten Nebelwerfern, die von Lafetten feuerten. Auch im pazifischen Raum wurden, insbesondere bei Landungsoperationen, massiv Artillerieraketen von Japan und den USA eingesetzt. Bei Kriegsende brachten die Amerikaner auf Panzern montierte 114-mm-Werfer auch in Europa zum Einsatz.

Einsatz

Die großen Vorteile dieser Waffe liegen im einfachen Aufbau der Lafette (geringer Rückstoß, daher auch geringes Gewicht), der leichten Bedienbarkeit sowie den niedrigeren Herstellungskosten im Gegensatz zu Artillerie-Geschützen. Nachteilig sind der große Bedarf an Treibpulver sowie die langen Nachladezeiten. Ein weiterer Nachteil ist die leichte Ortbarkeit infolge der großen Lärm- und Staubentwicklung beim Raketenabschuss.

Wegen der prinzipbedingt größeren Streuung der Geschosse ist der Raketenwerfer eine typische Flächenfeuerwaffe, die ein vorher genau erkundetes Zielgebiet in kürzester Zeit mit einem Feuerschlag belegt. Heute kann das Leichte Artillerie-Raketen-System (LARS) der Bundeswehr 36 Raketen einer Ladung innerhalb von 18 Sekunden abfeuern. Vergleichbar ist der russische BM-21 mit 40 Raketen. Das MLRS ist ein System auf Kettenfahrgestell, das 12 227-mm-Raketen verschießt. Sowohl die LARS- als auch die MLRS-Raketen enthalten hochentwickelte Panzerminen bzw. Submunition, die über dem Zielgebiet freigesetzt werden.

Modelle