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Alawiten

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Dieser Artikel behandelt die Religionsgemeinschaft der Alawiten. Weitere Bedeutungen des Wortes finden Sie unter Alawiten (Begriffsklärung).


Vorlage:Doppeleintrag Aleviten -- Martin Sell 14:09, 12. Sep 2004 (CEST)


Die Alawiten (auch: Alewiten, Aleviten, Nusairier) sind eine islamische Religionsgemeinschaft und haben ihren Namen von Ali ibn Abi Talib, dem Schwiegersohn Mohammeds.

Sie lassen Ali im Gegensatz zu den Schiiten eine göttliche Verehrung zukommen. Die Alawiten werden weder von den Schiiten noch von den Sunniten als Muslime anerkannt. Die Religionsgemeinschaft ist angeblich wie die der Drusen aus den Ismailiten hervorgegangen und wurde 872 von Ibn Nusair begründet, weshalb sie auch Nusairier genannt werden. Innerhalb der Türkei wird anhand von Sprache und Tradition zwischen den arabischen Alawiten und den türkischen Aleviten (auch: Alewiten) unterschieden. Entstanden sind sie aber wahrscheinlich in Nordsyrien, zogen sich vor sunnitischer Verfolgung in die Berge des später nach ihnen benannten Djebel al-Nusairiye (Syrien) zurück, wo sie noch heute konzentriert sind. In die Türkei kamen sie etwa im 13. Jahrhundert.

Insgesamt soll es bis zu 2 Millionen Alawiten geben, hauptsächlich in Syrien (ca. 600.000), der Türkei (ca. 200.000) und im Libanon (ca. 30.000). Die Zahlen sind höchst ungewiss, da viele Alawiten sich nicht dazu bekennen oder ihre Existenz von offizieller Seite nicht toleriert und geschützt wird. In der westlichen Diaspora bekennen sich die Alawiten verstärkt zu ihrem Glauben.

In Syrien stellen sie zur Zeit die Oberschicht, seit 1970 mit Präsident Hafiz al-Assad. Heute regiert sein Sohn, Baschar al-Assad. Der Grund ist hauptsächlich, dass sie während der französischen Mandatsherrschaft mit den Besatzern kooperierten, während die Sunniten beispielsweise ihren Söhnen verboten, Militärdienst zu leisten. Am 1. September 1920 bekamen unter den Franzosen die Alawiten ein autonomes Staatsgebiet, das am 22. Juni 1922 mit den Distrikten Damaskus und Aleppo zur Konföderation der autonomen Staaten Syriens zusammengeschlossen wurde.

Alawiten betreiben keine Mission. Man kann nur durch Geburt Alawit werden. Wie die Drusen haben sie eine stark esoterische Religion, d.h. in die wichtigsten Lehren wird nur ein kleiner Teil eingeweiht und wird daher natürlich auch Außenstehenden gegenüber geheim gehalten. Ähnlich wie bei den Freimaurern sind daher viele Gerüchte über ihre Lehre und Praktiken im Umlauf, die nicht überprüft werden können. Ihre Geheimhaltung entspringt der berechtigten Angst vor Verfolgung durch die anderen Muslime, die sie nicht als solche anerkennen.

Im Unterschied zu den Sunniten praktizieren Alawiten weder das fünfmalige Gebet noch pilgern sie nach Mekka. Sie haben keine Moscheen. An ihren Gottesdiensten nehmen Frauen unverschleiert und gleichberechtigt teil. Zu ihren Kulten sollen auch Tänze gehören, wie sie auch von den Sufi-Orden praktiziert werden. Es wird ihnen eine Beeinflussung vom Sufismus nachgesagt, namentlich vom Bektaschi-Orden.

Viele Glaubensvorstellungen teilen sie mit den Drusen und sind wahrscheinlich christlich-gnostischen Ursprungs. So glauben Alawiten und Drusen im Gegensatz zu den großen monotheistischen Religionsgemeinschaften an Wiedergeburt (Reinkarnation) mit sieben Transformationen. Mit den zwei Hypostasten Gottes (Mohammed und Ali) gibt es eine Art Dreifaltigkeit.

Im Glaubenssystem der Alawiten gibt es viele Code-Wörter. So wird Ali, der Schwiegersohn Mohammeds, als "göttliche Manifestation" bezeichnet, Mohammed als der "Name" und der Perser Salman al Farisi (ein bekannter Jünger Mohammeds) als "Pforte". Daher lautet einer der Glaubensartikel der Alawiten: "Ich wende mich der 'Pforte' zu; ich beuge mich vor dem 'Namen' und ich bete die 'göttliche Manifestation' an."

Literatur

  • Halm, Heinz: Die islamische Gnosis: die extreme Schia und die Alawiten. Zürich: Artemis Verlag, 1982