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St. Moritz

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Vorlage:Ort Schweiz

St. Moritz (rätoromanisch San Murezzan, frz. Saint-Moritz, it. San Maurizio) ist eine Gemeinde im Kreis Oberengadin, Bezirk Maloja des Schweizer Kantons Graubünden. Im Einklang mit den Regeln des Schweizerdeutschen erfolgt die korrekte Betonung von "St. Moritz" auf der zweiten Silbe, also dem "i". Sie ist einer der berühmtesten Kurorte und Wintersportplätze der Alpen. Obwohl sie den Charakter einer grossen, kosmopolitischen Alpenstadt hat, weist St. Moritz lediglich etwa 5.000 ständige Einwohner auf.

Geographie

Engadiner Seenplatte mit St. Moritzersee (See rechts) und St. Moritz-Bad &-Dorf, Celerina (v.l.n.r.). Piz Güglia rechts oben mit Gletscher

Die Gemeinde St. Moritz besteht aus den zusammengebauten Ortsteilen St. Moritz-Dorf, St. Moritz-Bad, Suvretta und einer Hälfte des zwei Kilometer entfernten Champfèr. Die andere Hälfte von Champfèr gehört zu Silvaplana. Während St. Moritz-Dorf (1822 m) am steilen Nordufer des St. Moritzersees liegt, befindet sich St. Moritz-Bad (1774 m) und Champfèr (1825 m) auf je einer Ebene westlich des St. Moritzersees. In südwestlicher Richtung zwischen St. Moritz und Maloja befindet sich die Engadiner Seenplatte, die aus dem St. Moritzer-, Champfèrer-, Silvaplaner- und Silsersee besteht. Die Höhendifferenz vom St. Moritzersee bis zum 15 km entfernten Malojapass beträgt nur knapp 50 m. Östlich von St. Moritz befindet sich der Stazerwald sowie die Charnadüra-Schlucht, durch welche man auf die 50 m tiefere nächste grosse Ebene gelangt, welche dann bis ins 20 km entfernte S-chanf auch nur 60 Höhenmeter Gefälle aufweist. Der Hausberg, auf welchem gleichzeitig das 23 Anlagen umfassende Winter-Skigebiet liegt, heisst Corviglia und Piz Nair (3057 m) und liegt nördlich vom Dorf. Etwas unbekannter, aber durch seine Höhe und Form viel imposanter ist der Piz Güglia/Julier (3380 m).

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1803 183
1870 400
1880 394
1910 3197
1920 2614
1930 3968
1941 2418
1950 2558
1960 3751
1970 5699
1980 5900
1990 5426
2000 5589
2005 5121


Bevölkerungsentwicklung

Bis 1880 war St. Moritz ein kleines Dorf im Engadin. Zwar hatte sich die Bevölkerung seit 1803 mehr als verdoppelt (von 1803 183 auf 1870 400 Personen), doch innerhalb bescheidener Verhältnisse. Innert dreier Jahrzehnte folgte dann ein Bevölkerungswachstum von 1880 394 auf 1910 3197 Einwohner (1880-1910:+711.42%). Infolge des Rückgangs des Fremdenverkehr sank die Bevölkerung in den 1910er-Jahren bedeutend, wuchs aber dann bis 1930 auf einen neuen Höchststand von fast 4000 Personen an (genau 3968). 1941, mitten im Krieg, wurden dann nur noch 2418 Einwohner gezählt. Doch zwischen 1950 und 1980 folgte ein weiterer starker Bevölkerungsschub von 2558 auf 5900 Personen (1950-1980:+130.65%). Dies war der Höchststand aller Zeiten. Seither sinkt die Einwohnerzahl wieder (1980-2005:-13.20%).

Sprachen

Die ursprüngliche Sprache Puter, eine Mundart des Bündnerromanischen, wurde bereits 1880 von nur noch 50.2% der Einwohnerschaft gesprochen. Verdrängt wurde es nicht nur vom Deutschen, sondern auch vom Italienischen. 1900 hatte Italienisch eine relative Mehrheit (mit 31.44%) , ebenso 1910. Doch mittlerweile ist Deutsch die klare Nummer Eins vor dem Italienischen. Das Romanische hingegen wich immer mehr zurück. 1941 waren es noch 20.3%, 1970 erstmals unter 10% (8.58%). Bloss noch 12.8% der Bevölkerung konnten sich im Jahr 2000 auf Romanisch verständigen - der mit Abstand tiefste Wert aller Oberengadiner Gemeinden! Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in St. Moritz GR
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 3092 52,41 % 3186 58,72 % 3286 58,79 %
Rätoromanisch 569 9,64 % 338 6,23 % 264 4,72 %
Italienisch 1608 27,25 % 1157 21,32 % 1220 21,83 %
Einwohner 5900 100 % 5426 100 % 5589 100 %

Nach Deutsch und Italienisch ist Portugiesisch mit 6.6% Bevölkerungsanteil dritthäufigste Sprache.

Religionen und Konfessionen

Bevölkerung nach Nationalität (Volkszählung)
Nationalität Anzahl
ohne Doppelbürger
Anzahl
mit Doppelbürger
Schweiz 3079 3527
Italien 897 1162
Portugal 435 445
Deutschland 202 232
Serbien-Montenegro 106 108
Österreich 74 104
Frankreich 56 73
Kroatien 62 63
Spanien 33 41
Grossbritannien 20 32
Niederlande 17 29
Bosnien-Herzegowina 27 28

St. Moritz trat erst 1577 zur Reformation über. Später als die meisten anderen Engadiner Gemeinden. Heute ist die Gemeinde durch die starke Zuwanderung aus Südeuropa (vor allem Italien und Portugal) konfessionell gemischt. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gab es 3137 Katholiken (56.13%), 1736 Protestanten (31.06%), 124 Orthodoxe (2.22%), 351 Konfessionslose (6.28%) und kleine Minderheiten an Muslimen und Juden (43 respektive 16 Personen). 165 Einwohner machten keine Angabe zu ihrem Glaubensbekenntnis.

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 5121 Bewohnern waren 3382 (= 66.04 %) Schweizer Staatsangehörige. Die letzte Volkszählung zeigte den internationalen Charakter der Einwohnerschaft und ergab folgendes Bild: Insgesamt zählte man damals nebst den 3527 Schweizern 2062 Ausländer (=36.89%).


Geschichte

Schon in der Bronzezeit (vor rund 3000 Jahren) sollen die Heilquellen bekannt gewesen sein. Es dauerte jedoch noch bis 1856, bis mit der Eröffnung des ersten Hotels, des Kulm-Hotels, der Aufstieg des Ortes beginnen konnte. Dank einer Wette, die Johannes Badrutt (ein St. Moritzer Hotel-Pionier) im September 1864 mit 4 Engländern gemacht hatte, etablierte sich auch der Wintersport. Er schlug der Gruppe vor einen Winter in St. Moritz zu verbringen. Sie dürften dafür gratis logieren und bleiben wie lange sie wollten. Wenn es ihnen nicht gefalle, würde er ihnen die Reisekosten (von London ins Engadin und zurück) bezahlen. Die Engländer nahmen schliesslich die Wette an und blieben von Weihnachten bis Ostern.

Dank innovativen Einheimischen und Gästen konnte St. Moritz mehrfach als erste Gemeinde in der Schweiz technische Neuigkeiten präsentieren. So zum Beispiel das erste elektrische Licht (Weihnachten 1878), erster Motorflug in der Schweiz (1910) oder den ersten Skilift (1935). Auch hat St. Moritz 1930 als erster Ort ein Symbol ("Die Sonne von St. Moritz") gesetzlich schützen lassen und seit 1986 ist der Schriftzug mit Signet (St. Moritz, TOP OF THE WORLD) patentiert.

(Weitere Details auf http://www.stmoritz.ch/geschichte-002-020501-de.htm.)

Schiefer Turm der abgebrochenen Mauritiuskirche

Sehenswürdigkeiten

Klimadiagramm St. Moritz

Wahrzeichen von St. Moritz-Dorf ist der Schiefe Turm, ein Rest der im 19. Jahrhundert abgebrochenen Mauritiuskirche aus der Zeit um 1500. Das Segantini-Museum beherbergt eine grosse Sammlung von Werken des Künstlers Giovanni Segantini. Sehenswert ist auch das Engadiner Heimatmuseum mit kulturhistorischen und volkskundlichen Sammlungen. Es ist in einem von Nicolaus Hartmann im Engadiner Stil entworfenen Gebäude untergebracht. St. Moritz-Bad umfasst die eigentliche Kurzone der Ortschaft und befindet sich am Südrand des Sees.

Ebenfalls als "Sehenswürdigkeit" bezeichnen die St. Moritzer das Wetter: Die Sonne scheint an durchschnittlich 322 Tagen im Jahr. Da die Luft sehr trocken ist, spricht man auch vom prickelnden Champagner-Klima.

Verkehr

Im Jahr 1904 erhielt St. Moritz von Norden Eisenbahnanschluss an die Albulalinie der Rhätischen Bahn (RhB). 1909 folgte der Anschluss südwärts durch die Berninabahn, die St. Moritz mit Tirano in Italien verbindet. Seit 1913 bietet die RhB einen Anschluss engadinabwärts bis Scuol. Das Postauto bedient die Strecken über den Julierpass nach Chur und über den Malojapass nach Chiavenna und weiter nach Lugano. St. Moritz liegt an der Strecke des Bernina-Express und ist Ausgangspunkt des Glacier-Express und des Palm-Express.

Für den lokalen Verkehr im Engadin haben sich die Rhätische Bahn, Postauto, Engadin Bus und der Ortsbus St. Moritz zum Engadin Verbund zusammengeschlossen. Für den Individualverkehr steht neben den gut ausgebauten Alpenpässen auch noch der Flughafen Engadin im 5 km entfernten Samedan zur Verfügung.

Von 1896 bis 1932 verkehrte zwischen St. Moritz-Bad und St. Moritz-Dorf eine Strassenbahn.

Sport

St. Moritz verdankt seinen guten Ruf nicht nur der aussergewöhnlich schönen Lage, sondern auch den ausgezeichneten Sportanlagen. Das erste Golfturnier in den Alpen wurde 1889 hier ausgerichtet. 1928 wurden die II. Olympischen Winterspiele und 1948 die V. Olympischen Winterspiele ausgetragen. Im Jahr 1994 folgte der erste Windsurf-Weltcup auf einem Binnensee. Der erste Engadin Inline Marathon wurde 1996 organisiert. In den Jahren 1934, 1974 und 2003 fanden in St. Moritz die Alpinen Skiweltmeisterschaften statt. St. Moritz will sich für die WM im Jahr 2013 bewerben.

Der Skeleton-Sport hat in St. Moritz seine Wurzeln. In der Wintersaison 1884/1885 wurde der berühmte St Moritz Tobogganing Club gegründet. Die Cresta Run genannte Bahn wird von dem britischen Privatklub betrieben und jeden Winter von neuem aufgebaut.

St. Moritz und Bobsport gehören zusammen. 1889 wurde der erste Bob in St. Moritz gebaut und 1892 fand das erste Bobrennen in St. Moritz statt. Auch die Olympia Bob Run genannte Natureisbahn wird jedes Jahr zur Wintersaison neu aufgebaut.

White Turf

White Turf ist wohl die bekannteste Pferderennveranstaltung in der Schweiz. Die Rennen werden auf dem zugefrorenen St. Moritzersee durchgeführt. Ein sehr gutes Abfalltrennsystem, das von der Ski-WM 2003 übernommen wurde, sorgt für eine effiziente Entsorgung. Die Zelte werden mit Gas geheizt und mittels Schleusen gut vor Wärmeverlust geschützt. Die Organisation hat die Bedeutung der intakten Umwelt bereits 1992 vorbildlich in ihr Leitbild aufgenommen.

Jetset

Spricht man vom internationalen Jetset, fällt fast immer auch der Name St. Moritz. Deshalb gibt es hier mehrere Luxushotels wie Badrutts Palace, Kulm-Hotel, Suvretta House, Carlton Hotel und Kempinski St.Moritz. Seinem Ruf wird St. Moritz auch mit exotischen Sportarten wie Tobogganing, Cricket on Ice und Pferderennen/Polo auf Schnee gerecht.

Commons: St. Moritz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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