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Meßkirch

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Meßkirch um 1910

Meßkirch ist eine Kleinstadt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Die Stadt liegt im westlichen Oberschwaben, südlich von Sigmaringen zwischen Donau und Bodensee.

Geografie

Geografische Lage

Meßkirch liegt an der Nahtstelle von Jura und voralpiner Moränelandschaft zwischen der oberen Donau und dem westlichen Bodensee. Die Stadt wird von der Ablach durchflossen, die an der Europäischen Wasserscheide entspringt und in die Donau mündet. Nordwestlich der Stadt erhebt sich bis fast 900 Meter der Südliche Heuberg.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Inzigkofen und Beuron im Norden, Krauchenwies im Osten, Wald (Hohenzollern) und Sauldorf im Süden, Leibertingen im Westen.

Stadtgliederung

Die Stadt besteht aus der Kernstadt und den Stadtteilen

  • Buffenhofen
  • Dietershofen
  • Heudorf
  • Igelswies
  • Langenhart
  • Menningen
  • Rengetsweiler
  • Ringgenbach
  • Rohrdorf
  • Schnerkingen

Geschichte

Meßkirch wurde um 1080 erstmals erwähnt als Geburtsort des Hl. Heimerad. Der Kirchort war damals Teil der Herrschaft der Grafen von Rohrdorf (heute Ortsteil von Meßkirch) und wurde im 12. oder 13. Jahrhundert zur Marktsiedlung der Herrschaft (urkundlich belegt seit 1241). Nach dem Erlöschen des Grafengeschlechts 1210 wurde ein Großteil der Herrschaft einschließlich des Marktes Meßkirch an eine Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg verkauft, die sich daraufhin Truchsessen von Waldburg zu Rohrdorf nannte. Später verlegten sie ihren Sitz von der Benzenburg in Rohrdorf nach Meßkirch, das damit zur Residenz der Herrschaftsinhaber wurde. Seitdem nannte sich die Familie Truchsessen von Waldburg zu Meßkirch. Das Stadtrecht Meßkirchs ist seit 1261 bezeugt.

Schloss Meßkirch

1351 wurde Meßkirch durch Erbfolge Residenz der Herren von Zimmern (seit 1538 Grafen von Zimmern), die dem kleinen Ort durch künstlerisches, literarisches und wissenschaftliches Interesse über Generationen hinweg großes Ansehen verschafften.

1594 erlosch das Geschlecht der Grafen von Zimmern im Mannesstamm und kam über eine Schwester des letzten Grafen an die Grafen von Helfenstein, Freiherren zu Gundelfingen. 1627 kam die Stadt unter die Herrschaft der Meßkircher Linie der Fürsten von Fürstenberg. Nach deren Aussterben 1744 verlor Meßkirch Hofhaltung und Regierungsbehörden.

Am 5. Mai 1800 fand bei Meßkirch eine Schlacht zwischen französischen und österreichischen Truppen statt. Da auch an sie im Pariser Arc de Triomphe erinnert wird, ist eine Inschrift mit dem Namen Meßkirchs (als Moeskirch) noch heute an diesem zu finden.

1806 wurde Meßkirch Teil des Großherzogtums Baden und war bis 1936 badische Oberamtstadt. Von 1936 bis 1939 war die Stadt zum Oberamt Stockach gehörig, danach zum Landkreis Stockach und damit seit 1952 zum Regierungsbezirk Südbaden mit Sitz in Freiburg im Breisgau.

Mit der Kreis- und Verwaltungsreform vom 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Stockach aufgelöst. Meßkirch wurde dem Landkreis Sigmaringen zugeordnet, welcher zum Regierungsbezirk Tübingen zählt.

Politik

Mit Leibertingen und Sauldorf bildet Meßkirch eine Verwaltungsgemeinschaft.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Stadtpfarrkirche St. Martin
Dreikönigsbild des Meisters von Meßkirch

Meßkirch liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße und der Hohenzollernstraße.

  • Das Schloss der Grafen von Zimmern reicht in seinen Ursprüngen in die Jahre um 1400 zurück. Ab 1557 wurde es unter Graf Froben Christoph von Zimmern von Jörg Schwarzenberger zur ersten regelmäßigen vierflügligen Schlossanlage nördlich der Alpen im Stil der Renaissance erweitert und umgebaut. Das Schloss enthält einen 31 m langen Festsaal mit einer Holz-Kassettendecke der Renaissance. Das Stall- und Kutschengebäude (Marstall oder Remise) wurde 1737 von Johann Caspar Bagnato erbaut und enthält heute das Oldtimermuseum, das eine Sammlung alter Automobile und Motorräder zeigt. Der Hofgarten wurde um 1740 im französischen Stil angelegt und ist heute mit über 300 Lindenbäumen bepflanzt.
  • Die Stadtpfarrkirche St. Martin wurde 1526 als spätgotische Basilika von Lorenz Reder unter Gottfried Werner von Zimmern erbaut und 1769-1773 im Stil des Rokoko umgestaltet, u. a. mit Malereien von Andreas Meinrad von Au und Stuck von J. J. Schwarzmann. Zur Ausstattung der Stadtpfarrkirche gehört das bedeutende Dreikönigsbild des Meisters von Meßkirch, Teil eines um 1538 gestifteten Altars. Zahlreiche Grabdenkmäler der Grafen von Zimmern und Fürsten von Fürstenberg sind künstlerisch hochwertige Beispiele der Entwicklung der deutschen Grabmalkunst vom Renaissance-Bronzeguss des 16. Jahrhunderts bis zum Stuckepitaph des 18. Jahrhunderts (Fürstenberg-Epitaph von Johann Joseph Christian, 1775-1776). Die Johannes-Nepomuk-Kapelle wurde 1732-1739 als Anbau an die gotische Kirche von Johann Caspar Bagnato erbaut und von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam ausgestattet.
  • Die Liebfrauenkirche (1272 erstmals erwähnt) ist ein gotischer Bau von 1356. Sie wurde 1576 im Stil der Renaissance umgebaut und erhielt 1676 einen Zwiebelturm.
  • Das Heimatmuseum im Unteren Hof zeigt eine Ausstellung zur Stadt- und Frühgeschichte Meßkirchs und ein Conradin-Kreutzer-Zimmer.
  • Martin-Heidegger-Gedenkstätten: Das Mesmerhaus nahe der Stadtpfarrkirche ist das Elternhaus von Martin Heidegger. Heideggers Grab befindet sich auf dem Friedhof an der Rohrdorfer Straße. Im Schloss informiert ein Museum über den Philosophen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Katzenzunft Meßkirch

Meßkirch ist eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Treibende Kraft ist die spätestens 1885 als Narrenverein Meßkirch begründete Katzenzunft Meßkirch mit ihren Figuren Meßkircher Katze, Fledermaus, Hirling-Hansele, der Einzelfigur Petter Letzkopf (die einem in der Zimmerischen Chronik erwähnten Narren nachempfunden ist) und den Nasenschleifern (vier Einzelfiguren, die ebenfalls eine Episode der Zimmerischen Chronik aufgreifen).

Auch in den Ortsteilen gibt es eigene Narrenzünfte.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

In Meßkirch kreuzen sich die Bundesstraßen B 311 Freiburg im Breisgau - Tuttlingen - Ulm und B 313 Reutlingen - Sigmaringen - Bodensee. Auf der Bahnlinie Mengen-Stockach verkehren nur noch sporadisch Güter- und keine regelmäßigen Personenzüge mehr. Meßkirch liegt im Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO). Die Stadt befindet sich in der Wabe 443.

Ansässige Unternehmen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Meßkirch die Heimat der damals sehr bekannten Renn- und Sportwagenschmiede Veritas.

Behörden und Einrichtungen

Die Stadt ist Sitz des Dekanats Meßkirch des Erzbistums Freiburg.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Im Mesmerhaus in Meßkirch wuchs der Philosoph Martin Heidegger auf.

Aufgrund der Häufung von berühmten Kindern der Stadt bezeichnet sich Meßkirch gerne als Badischer Geniewinkel.

Andere Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinrich Bücheler u.a.: Die Schlacht bei Meßkirch 5. Mai 1800. Gedenkband zum 200. Jahrestag. Museumsgesellschaft, Meßkirch 2000 ISBN 3-926633-47-6
  • Eugen Eiermann u.a.: Meßkirch gestern und heute. Heimatbuch zum 700-jährigen Stadtjubiläum 1961 Stadtverwaltung, Meßkirch 1961
  • Ingeborg Hecht: Meßkirch. Eine Stadt zwischen Türmen und Toren. Kehrer, Freiburg i. Br. 1989 ISBN 3-923937-63-6
  • Armin Heim: Meßkirch-Bibliographie. Gmeiner, Meßkirch 1988 ISBN 3-926633-17-4
  • Armin Heim: Die Stadt der Fürstenberger. Geschichte, Kunst und Kultur des barocken Meßkirch. Gmeiner, Meßkirch 1990 ISBN 3-926633-28-X
  • Martin Heidegger: Der Feldweg. Verlag: Vittorio Ostermann, Frankfurt/M, 1959 (?) ISBN (keine Angabe)
  • Hans Dieter Zimmermann: Martin und Fritz Heidegger. Philosophie und Fastnacht. Verlag C.H. Beck oHG, München 2005 ISBN 3-406-52881-3
  • Andreas Müller: Der Scheinwerfer - Anekdoten und Geschichten um Fritz Heidegger (Bruder von Martin), Armin Gmeider Verlag ISBN 3-926633-19-0
Commons: Meßkirch – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien