Jagdpanzer VI Jagdtiger

Der deutsche Jagdpanzer VI Jagdtiger, (Sd.Kfz. 186), ist der weltweit schwerste jemals in Serie gebaute Panzer. Er entstand als Abwandlung des Tiger II.
Geschichte
Wie bei der Wehrmacht üblich, wurde auch aus dem Tiger II (Königstiger) ein Derivat entwickelt, das Fahrgestell des Jagdtigers entsprach einem um 26 cm verlängerten Fahrgestell des Königstigers. Das erste maßstabsgetreue Holzmodell wurde Adolf Hitler im Oktober 1943 vorgestellt, die ersten beiden Prototypen wurden im Februar 1944 zur Erprobung an das Heereswaffenamt in Kummersdorf geliefert. Ein Fahrzeug erhielt ein Laufwerk von Porsche mit acht 700-mm-Laufrädern und das andere ein Laufwerk von Henschel mit neun 800-mm-Laufrädern. Das Laufwerk von Porsche war platzsparender sowie einfacher und billiger zu produzieren, auch war der Panzer fast 2000 kg leichter. Allerdings war es nicht so robust wie das von Henschel, so wurden nur elf Fahrzeuge mit Porsche-Fahrgestell gebaut.
Mit einem Gesamtgewicht von 70-72 t, einer 128-mm-Kanone und einer massiven Panzerung von bis zu 250 mm war dieser Panzer ein wahrer Gigant. Der Jagdtiger wurde mit dem schon aus dem Königstiger bekannten Motor Maybach HL230 P30 ausgestattet und war damit erheblich untermotorisiert. Dennoch erreichte er eine maximale Geschwindigkeit von 38 km/h auf der Straße und 17 km/h im Gelände. Der Treibstoffverbrauch war sehr hoch, die 865 l Tankinhalt reichten für etwa 170 km auf der Straße und etwa 120 km im Gelände bei Marschgeschwindigkeit.
Als Jagdpanzer vorgesehen, erhielt er keinen drehbaren Turm, die Kanone war dafür um jeweils 10° nach rechts und links schwenkbar und der gesamte Panzer musste daher auf das Ziel gerichtet werden. Damit waren die empfindlichen Seiten gegnerischem Feuer ausgesetzt. Es existieren keine Berichte dass die Frontpanzerung jemals im Kriegseinsatz von einer feindlichen Granate durchschlagen wurde, meist wurden die Jagdtiger von Flugzeugen oder Infanteristen ausgeschaltet oder mussten von den Besatzungen aufgegeben werden.
Als der Jagdtiger im Herbst 1944 in die Serienproduktion ging, konnte er z.B. die Panzerung eines Sherman auf über drei Kilometer Entfernung in jedem beliebigen Winkel durchschlagen. Die Frontpanzerung von 250 mm war praktisch undurchdringlich und die 12,8-cm-Kanone in ihren Leistungen hervorragend. Aber die Schwächen, wie das enorme Gewicht, die schlechte Geländegängigkeit und die Größe wogen bei weitem schwerer als die Stärken. Auch die Feuergeschwindigkeit ließ zu wünschen übrig, da die 12,8-cm-Granaten so schwer waren, dass Projektil und Treibladung separat geladen werden mussten.
Produktion
Insgesamt wurden von Februar 1944 bis Kriegsende in den Nibelungenwerken nahe St.Valentin 88 Jagdtiger (inklusive Prototypen) hergestellt. Elf dieser Fahrzeuge (Fahrgestellnummer 305001 sowie 305003 bis 305012) erhielten das Porsche-Fahrgestell, der Rest das Henschel-Fahrgestell. Von den 14 in den letzten drei Kriegsmonaten hergestellten Fahrzeugen wurden einige Fahrzeuge mit der 88 mm PaK 43/3 L/71 ausgestattet; diese Variante erhielt die Bezeichnung Panzerjäger Tiger für 8,8 cm PaK 43/3 (Sf) (Sd.Kfz. 185). Die genaue Anzahl ist nicht bekannt aber es waren vermutlich die letzten vier vom Mai 1945 mit den Fahrgestellnummern 305085 bis 305088. Aufgrund der Kriegssituation in den letzten beiden Monaten ist es möglich, dass nicht alle produzierten Fahrzeuge komplett ausgerüstet und einsatzbereit waren.
Einsatz
Die schweren Panzerjägerabteilungen 512 und 653 wurden mit Jagdtigern ausgerüstet. Diese Einheiten kämpften an der Westfront: In den Ardennen, ein Gelände für das sie schwerlich geeignet waren, und im Raum um Saarbrücken. Teile der sPzJägAbt 512 sollen auch an der Ostfront im Raum Ungarn gekämpft haben. Am 1. April 1945 waren noch 23 einsatzbereite Jagdtiger vorhanden, die vermutlich alle in den letzten Kriegswochen vernichtet oder erbeutet wurden.
Der Jagdtiger hatte mit seiner geringen Stückzahl keinen Einfluss auf die Kriegsentwicklung und stellte so eine Vergeudung knapper Ressourcen dar. Es ist nur ein einziger Abschuss eines alliierten Panzers (ein amerikanischer Sherman am 18. Januar 1945) durch einen Jagdtiger nachweisbar. Otto Carius soll in einem Jagdtiger mit einem weiteren Panzer ca. 15 Shermans in einem Gefecht zerstört haben.
Erhaltene Exemplare

Mindstens drei Jagdtiger haben den Krieg überlebt und sind heute in Museen zu besichtigen:
- Fahrgestellnummer 305004 mit Porsche-Laufwerk im Bovington Panzermuseum in Großbritannien
- Fahrgestellnummer 305020 mit Henschel-Laufwerk im US Army Ordnance Museum auf dem Gelände des Aberdeen Proving Ground, Aberdeen, USA
- Fahrgestellnummer 305083 mit Henschel-Laufwerk im Kubinka Panzermuseum in Russland
Technische Daten
- Gewicht
- 69,9 t (Porsche-Laufwerk), 71,7 t (Henschel-Laufwerk)
- Gewicht des Geschützes: 7 t (12,8 cm Kanone)
- Maße
- Länge über alles, mit Rohr nach vorn: 10,37 m (Porsche), 10,654 m (Henschel)
- Breite über alles: 3,59 m (Porsche), 3,625 m (Henschel)
- Höhe: 2,92 m (Porsche), 2,945 m (Henschel)
- Rohrüberstand: 3,05 m (12,8 cm Kanone)
- Feuerhöhe: 2,172 m
- Bodenfreiheit: 0,56 m (Porsche), 0,48 m (Henschel)
- Kletterfähigkeit: 0,88 m
- Steigfähigkeit: bis zu 35°
- Watfähigkeit: 1,75 m
- Grabenüberschreitfähigkeit: 2,50 m
- Motor: 700 PS Maybach HL 230 P 30, 12-Zylinder Ottomotor | Hubraum 23 l
- Höchstgeschwindigkeit:
- Straße: 38 km/h
- Gelände: 17 km/h
- Kraftstoffvorrat: 865 l
- Reichweite: 170 km (Straße), 120 km (Gelände)
- Bewaffnung
- 128 mm PaK 44 L/55 mit 38 bis 40 Schuss Munition
- Länge des Rohres: 7,02 m
- Munitionsarten
- Panzergranate 43
- Länge: 49,65 cm
- Gewicht der Granate: 28,3 kg
- Sprengladung: 0,55 kg
- Gewicht der Treibladung: 15 kg
- V°: 920 m/sek
- Sprenggranate
- Länge: 62,3 cm
- Gewicht der Granate: 28,0 kg
- Sprengladung: 3,6 kg
- Gewicht der Treibladung: 12,2 kg
- V°: 750 m/sek
- Panzergranate 43
- Seitenrichtfeld: zu beiden Seiten 10°
- Alternativ 88 mm PaK 43/3 L/71
- 1x MG 34 7,92 mm im Bug mit 2925 Schuss Munition
- 128 mm PaK 44 L/55 mit 38 bis 40 Schuss Munition
- Panzerung
- Wanne
- 150 mm Fahrerfront / Neigung: 40°
- 100 mm Fahrenfront unten / 40°
- 80 mm Wannenseiten / 65°
- 80 mm Heck / 60°
- 40 mm Decke am Heck / 0°
- 40 mm Wannendecke an der Front / 0°
- Turm
- Turmfront: 250 mm / 75°
- Seiten: 80 mm / 65°
- Heck: 80 mm / 80°
- Decke: 45 mm / 0°
- Wanne
- Besatzung: 6
Durchschlagsleistung der Hauptwaffe
Die Durchschlagsleistung der 128 mm PaK 44 L/55 betrug mit der Panzergranate 39 auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 166 mm Panzerstahl, auf 1000 m waren es 143 mm und auf 2000 m waren es 117 mm. Die nur in geringen Stückzahlen vorhandene Panzergranate 40/43 mit Wolframkern erreichte 178, 167 und 148 mm auf 500/1000/2000 m bei ebenfalls 30 Grad.
Die Durchschlagsleistung der 88 mm PaK 43/3 L/71, mit welcher einige wenige Jagdtiger ausgerüstet waren, betrug im Vergleich dazu auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 185 mm Panzerstahl mit der Panzergranate 39 und 217 mm und mit der seltenerenn Panzergranate 40/43.
Literatur
- Walter J. Spielberger:
- Militärfahrzeuge, Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten, Band 7, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2003, ISBN 3-87943-456-5
- Militärfahrzeuge, Schwere Jagdpanzer, Band 15, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-61301-517-X
- Der deutsche Panzerkrieg, Ian Baxter, Kaisers-Verlag, ISBN 3-7043-5035-4