Das Schwarze Auge
Das Schwarze Auge (DSA) ist ein deutsches Fantasy-Rollenspiel, das von Ulrich Kiesow entworfen und 1984 von Schmidt Spiele in Kooperation mit Droemer Knaur veröffentlicht wurde.
Spielmechanismus
Das Spiel ist ein klassisches Papier-und-Bleistift-Rollenspiel, wurde im Laufe der Zeit stark verändert und ist komplex. Die Charaktere, werden zufallsunabhängig nach einem Punktesystem generiert, wobei es Spielrassen, Kulturen, unterschiedliche Professionen (Berufe) und Vor- und Nachteile gibt. Starre Charakterklassen existieren nicht mehr; die Charaktererschaffung ähnelt in vielen Elementen GURPS. Erfolgsproben werden mit dem zwanzigseitigen Würfel abgelegt, wobei 1 das beste und 20 das schlechteste Ergebnis ist. Die wichtigsten Eigenschaften sind in 8 Begrifflichkeiten (z.B. Mut und Fingerfertigkeit) unterteilt und können Werte von 1 - 21 haben, sind bei neu erschaffenen Helden aber auf 14 limitiert.
Verfeinert wird die Spielmechanik durch sog. Talente (z.B. Schleichen oder Menschenkenntnis), die der Spielfigur eine besondere Ausrichtung geben. Eine Talentprobe setzt sich aus drei Eigenschaften zusammen, so dass stets drei Würfe erforderlich sind. Die Talentfähigkeit kann zum Ausgleich überwürfelter Ergebnisse verwendet werden. Das Kampfsystem baut auf Attacken und Paraden auf. Gelingt es einen Gegner zu treffen, hat dieser die Chance, mit einem Paradewurf einen Treffer zu vereiteln. Die Regeln bieten auch eine schnellere Variante dieser langwierigen Prozedur. Das Magiesystem basiert auf einzeln festgelegten Sprüchen. Mit der sog. Astralenergie werden die Fähigkeiten von Zauberern begrenzt.
Im Laufe des Spiels erhalten Charaktere Abenteuerpunkte, mit denen die Statistiken der Helden verbessert werden können. Es gibt verschiedene Kriterien um die Anzahl zu bestimmen, dazu können z.B. das Erreichen von Zielen, Erfolg im Kampf und glaubwürdiges Rollenspiel gehören.
Spielwelten
Die Hauptspielwelt von DSA ist der Kontinent Aventurien. Alle anderen Spielwelten wurden später entwickelt und sind geographisch voneinander abgegrenzt.
Aventurien
Hauptartikel: Aventurien
Aventurien ist ein fiktiver Kontinent und die Hintergrundwelt von DSA. Der Kontinent der Welt Dere hat etwa ein Viertel der Größe Europas, dennoch befinden sich dort sämtliche von der Erde bekannten Klimazonen, sowie viele verschiedene Rassen und Kulturen. Neben Menschen gibt es Elfen, Zwerge, Orks, Echsenmenschen, Riesen, Trolle und Drachen. Das kulturelle Niveau variiert zwischen Jungsteinzeit und Renaissance, angereichert durch fantastische Elemente. Als größtes Land ist das Kaiserreich Mittelreich mit der Hauptstadt Gareth zu nennen, das feudal in Lehen aufgeteilt ist. In vielen Teilen Aventuriens herrscht der Glaube an die Zwölf Götter, wobei der Gott des Lichtes Praios oberster Gott ist. Das böse Pendant zu ihm ist der Gott ohne Namen. Unter den Rassen gibt es viele magiebegabte Wesen, wie Magier, Druiden, Hexen oder Geoden, mit einer ausgefeilten Spruchmagie, denen deutliche Grenzen gesetzt sind. Die Geschichte der Welt ist detailliert ausgearbeit und wird durch epische Kampagnen wie die "Borbarad-Kampagne", die "Phileasson-Saga" oder die Kampagne "Das Jahr des Feuers" gestaltet. Ein entscheidender geschichtlicher Wendepunkt stellt die Rückkehr des Zauberers Borbarads dar, wodurch sog. High Fantasy-Elemente einbezogen wurden.
Myranor
Hauptartikel: Myranor
Myranor ist eine, im Vergleich zu Aventurien exotischere Spielwelt von DSA. Der Kontinent ist wesentlich größer als Aventurien, klimatisch reicht er von der Arktis im Norden, bis zur Antarktis im Süden und besitzt eine außergewöhnliche Fauna und Flora (z. B. Riesenbäume). Die Hauptbevölkerung sind Menschen, weiter leben dort zahlreiche Mischrassen, wie Katzen-, Löwen- oder Fischmenschen. Kulturell ist das Imperium hervorzuheben, ein zerfallendes, mehrere tausend Jahre altes Reich, es existieren abenteuerliche Konstrukte, wie Flugschiffe oder fliegende Städte. Ein Pantheon von 8 Staatsgöttern herrscht vor, wobei Brajan Gott der Sonne und der Ordnung ist.
Riesland
Das Riesland ist von Aventurien durch ein unüberwindbares Gebirge (das Eherne Schwert) getrennt und daher fast vollständig unbekannt. Vom Verlag gibt es keine offizielle Ausarbeitung, engagierte Fans haben jedoch umfassende Beschreibungen entworfen.
Tharun
Tharun ist eine von Hadmar von Wieser erfundene Hohlwelt im Inneren von Dere. Sie wurde mit der Erweiterung „DSA Professional“ als exotischeres Gegenstück zu Aventurien für hochstufige Charaktere entworfen. Das eigenständige Regelwerk wurde von Ulrich Kiesow geschrieben, hervorzuheben ist das - sich von DSA völlig unterscheidende - freie Magiesystem. Nach der Veröffentlichung von zwei Boxen wurden das System eingestellt und wird nur noch von Fans fortgeführt.
Publikationen
Die Regeln werden in Spielboxen veröffentlicht, mittlerweile werden diese auch in Buchform verkauft. Daneben existieren viele Regionalbeschreibungen, Zusatz- und Abenteuerbänden. Erforderlich sind die Kästen Schwerter und Helden und Zauberei und Hexenwerk. Diese umfassen den Grundkasten Das Schwarze Auge, der eine light-Version darstellt.
Entstehungsgeschichte
Ulrich Kiesow entwarf mit seinen Freunden Ina Kramer und Werner Fuchs ein eigenes Spielsystem mit passender Hintergrundwelt (Aventuria). Der Droemer Knaur Verlag wollte Anfang der Achtziger ein Rollenspiel auf dem deutschen Markt veröffentlichen, ein Kauf der Dungeon&Dragons-Lizenz des US-amerikanischen Spieleverlag TSR scheiterte an den Kosten. Ende 1983 fragte der Verlag deshalb bei Fantasy Productions an, ob man ein deutschsprachiges Fantasy-Rollenspiel entwickeln könne, so dass Ulrich Kiesow sein bisheriges Material vorstellte. In Kooperation mit dem Spiele-Hersteller Schmidt Spiele wurde dann "Das Schwarze Auge" Anfang 1984 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg präsentiert. Durch Werbung und der großen Marktpräsenz von Schmidt Spiele wurden in jenem Jahr 100.000 Exemplare verkauft. Die erste Version des Spiels wurde nach zwei Wochen vom Markt genommen und in Text und Bild entschärft, da Kritiker dem Spiel zu große Gewalttätigkeit vorwarfen. Der Buchverlag Droemer Knaur zog sich bald aus dem Projekt zurück und Schmidt Spiele setzte das Projekt allein fort. In den Folgejahren erschienen reihenweise Spielemodule, Abenteuerbücher, Soloabenteuerbücher und Computerspiele. Übersetzt wurde das Spiel in der Mitte der 1980er in Frankreich (L’Œil noir), Italien (Uno Sguardo nel Buio) und den Niederlanden (Het Oog des Meesters), wurde aber nach Einführung bald wieder eingestellt. 2003 erschien die englische Ausgabe The Dark Eye. Etabliert hat sich der Aventurische Bote, eine zweimonatlich erscheinende Rollenspielzeitung, die über die aktuelle politische Lage in Aventurien informiert. Nach dem Bankrott von Schmidt Spiele 1997 wurde das Spiel von Fantasy Productions übernommen, 2002 ist die vierte Edition erschienen und 2004 feierte DSA seinen 20. Geburtstag.
Prägend sind und waren neben dem Begründer Ulrich Kiesow die Autoren Hadmar von Wieser, Thomas Römer, Bernhard Hennen, Jörg Raddatz, Thomas Finn, Karl-Heinz Witzko, Lena Falkenhagen, Peter Diehn, Florian Don-Schauen, Stefan Küppers, Anton Weste, Ralf Hlawatsch, Werner Fuchs, und Ina Kramer.
Trivia
Der Name des Spiels sollte ursprünglich Aventuria lauten, die Werbeexperten des Verlags setzten gegen den Willen der Autoren "Das Schwarze Auge" durch. Bei der englischen Übersetzung wurde auf die wörtliche Übersetzung „black eye“ (blaues Auge, Veilchen) verzichtet und stattdessen der Titel The Dark Eye gewählt. Der ersten Ausgabe lag die Maske des Meisters - eine dünne Plastikmaske mit schrägen Sehschlitzen in Form einer Fledermaus für Kinderköpfe - bei, ernsthaften Spielern ein Hohn, heute beliebtes Sammelobjekt. Den Fans unbekannt blieb, dass auf den Pressekonferenzen an Journalisten Schokoladenstücke in Maskenform verteilt wurden. Der Name der Spielwelt Dere stellt ein Anagramm von Erde dar.
Andere DSA-Produkte
Seit 1985 gab es erste Romane zum Spiel, seit 1995 erscheinen diese regelmäßig. Bis heute (Juni 2006) wurden nahezu 100 Titel in verschiedenen Verlagen veröffentlicht (siehe Liste der Aventurien-Romane). Weiterhin gibt es eine dreiteilige Computerspielreihe (die Nordlandtrilogie, bestehend aus den Teilen Schicksalsklinge, Sternenschweif und Schatten über Riva), eine Serie von Spielen für Mobiltelefone, sowie ein Sammelkartenspiel namens Dark Force. Für 2007 wurde das PC-Spiel "Das Schwarze Auge - Drakensang" angekündigt.
Weblinks
- Fantasy Productions - Hersteller von DSA
- Linkkatalog zum Thema DSA bei curlie.org (ehemals DMOZ)