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Herero

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Die Herero sind ein zur Bantu-Sprachgruppe zählendes Volk von heute etwa 120.000 Menschen. Die Mehrheit von ihnen lebt in Namibia, einige auch in Botswana und Angola. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt meist als Arbeiter auf großen Farmen oder in den Städten als Händler und Handwerker. Eine oft als Untergruppe behandeltes Volk sind die Himba, auch Ova-Herero genannt.

Herero

Im 17. und 18. Jahrhundert wanderten die Herero als Hirtenvolk von Osten her in das Gebiet des heutigen Namibia ein. Ihnen folgten Anfang des 19. Jahrhunderts Nama aus Südafrika, die teilweise bereits über Schusswaffen verfügten und denen später Händler und (vor allem deutsche) Missionare folgten. Anfangs verdrängten und unterwarfen die Nama die Herero; später kam es zu kulturellem Austausch.

Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten eine dauerhafte Besiedlung anstrebenden Europäer ins Land. Vorwiegend im Damaraland erwarben deutsche Siedler von den Herero Land für den Aufbau von Farmen; im Jahre 1883 schloss der Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz einen Vertrag mit einheimischen Stammesältesten, der die Grundlage der späteren deutschen Kolonialherrschaft wurde. Das Gebiet wurde als Deutsch-Südwestafrika deutsche Kolonie.

Bald kam es zu Konflikten zwischen den deutschen Kolonialisten und den Herero-Hirten; dabei ging es häufig um Land- und Wasserrechte, aber auch die rechtliche Diskriminierung der Einheimischen durch die Weißen.

Diese Konflikte mündeten 1904 in den Aufstand der Herero und Nama. (Die Vorplanung erfolgte interessanterweise durch brieflichen Austausch zwischen den Stammesführern; einige der Dokumente sind heute noch erhalten.) Nach anfänglichen militärischen Erfolgen der gut organisierten und mit Schusswaffen ausgerüsteten Aufständischen gegen die zahlenmäßig weit unterlegene Schutztruppe unter Gouverneur Theodor Leutwein entsandte das deutsche Reich ein Expeditionskorps unter Lothar von Trotha mit etwa 15.000 Mann. welches die Herero rasch zurückdrängte. Der von den Deutschen am Waterberg gesuchten Entscheidungsschlacht konnten sich die Herero entziehen, jedoch starb eine große Zahl von ihnen in der von den deutschen Schutztruppen abgeriegelten wasserlosen Omaheke-Steppe. Im Krieg und während des nachfolgenden, von Lothar von Trotha befohlenen Genozids, kamen zwischen 25.000 und 100.000 (vermutlich 65.000) Herero, gut 10.000 Nama und 1.749 Deutsche um. Da die Aufständischen den Befehl ausgegeben hatten, Priester zu schonen, wurden diese fälschlicherweise der Kollaboration beschuldigt und teilweise in Haft genommen.

Am 100. Jahrestag des Massakers hat Heidemarie Wieczorek-Zeul vor Ort den Toten gedacht. Dabei bekannte sie sich erstmals zur politischen und moralischen Schuld der Kolonialtruppen und bat das Volk der Herero um Vergebung für die deutschen Kolonialherren. Eine solche "entschädigungsrelevante Formulierung" (Zitat: Außenminister Joschka Fischer) war von deutschen Regierungsvertretern in der Vergangenheit immer vermieden worden. Eine gesonderte finanzielle Entschädigung für die Herero lehnte sie in Übereinstimmung mit der Position der Bundesregierung und der Regierung Namibias weiterhin ab, statt dessen wolle man die "Entwicklungszusammenarbeit" mit Namibia fortsetzen.

Weitere Informationen

Siehe auch

Literatur