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Zeitzgrund

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Zeitzgrund

Als Zeitzgrund bezeichnet man das Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet des Zeitzbaches zwischen Hermsdorf (im Osten) und Stadtroda (im Westen). Die waldreiche Gegend gehört zum Thüringer Holzland und weist eine Reihe von Sehenswürdigkeiten auf.

Lage ünd Nebentäler

Der Zeitzbach entspringt nordwestlich von Hermsdorf und fließt in südwestlicher Richtung nach Schleifreisen um ab hier (hauptsächlich) in westlicher Richtung durch den Zeitzgrund bis nach Stadtroda zu fließen. In Stadtroda mündet der Zeitzbach im Norden von Stadtroda in die Roda, dort wo diese in einer Kurve aus der Süd-Nord-Richtung nach Westen umbiegt um der Saale zuzufließen.[1]

Der tief eingeschnittene Talteil des Zeitzgrundes zieht sich von Schleifreisen im Osten bis westlich zwischen Papiermühle (Bollberg) in Richtung Stadtroda hin.

Nebentäler des Zeitzgrundes sind Teufelstal (nach Süden) und Läusegrund (nach Norden)[2].

Verkehrsanbindung

Ostteil des Zeitzgrundes zwischen Bollberg und Schleifreisen

Zufahrtsstraßen bestehen in Schleifreisen sowie in Bollberg. Teile des Tales sind aber für Kfz gesperrt, so dass eigentlich keine durchgängige (erlaubte) Straße besteht zwischen beiden Zufahrten.

Straßenartige Forstwege (beim Pechofen) und Wanderwege ermöglichen den Zugang zum Zeitzgrund zu Fuß oder mit dem Fahrrad von der südlich von Bobeck verlaufenden Landstraße (von Klosterlausnitz her). An dieser Straße befinden sich zwei Parkplätze (einer beim Pechofen). An allen gastronomisch oder als Pension betriebenen Mühlen des Zeitzgrundes befinden sich weitere Parkplätze.

Über den Bahnhof

Haltepunkt Papiermühle

(Haltepunkt mit Bedarfshalt !) "Papiermühle" im Tal nahe dem Café in der alten Papiermühle ist das Tal mit der Bahnstrecke Weimar-Jena-Gera (Holzlandbahn) erreichbar. Der Haltepunkt "Papiermühle" gehört zum Ort Stadtroda-Bollberg.

Westteil des Zeitzgrundes bei Stadtroda und Dorna

Dieser flachere Teil des Tales hat keinen Zufahrtsweg für Kraftfahrzeuge. Der Zugang für Wanderer oder Radfahrer erfolgt entweder über Stadtroda oder über dessen Ortsteil Dorna (nördlich von Quirla).

Geologie

Der Zeitzgrund ist ein Kerbsohlental, das in den Buntsandstein eingeschnitten wurde vom Zeitzbach, einem Zufluß der Roda. Am Fuß der Täler von Zeitzgrund und Teufelstal steht der untere Buntsandstein an.[3].

Flora und Fauna

Im Westteil des Zeitzgrundes sind um 1970 nahe der Autobahnbrücke östlich von Stadtroda die Pflanzen Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und Wiesen-Schachtelhalm (Equisetum pratense) dokumentiert, die in dieser Gegend nicht häufig vorkommen[4].

Geschichte

Der Name des Zeitzgrundes soll nicht mit der Stadt Zeitz in Zusammenhang stehen, sondern sich von der Zeidelweide ableiten, wie ältere Heimatliteratur aussagt. Der Bach wird in Urkunden häufig als "Zeißigbach" betitelt und darauf hingewiesen, daß auf ihm Holz geflößt wurde[5].

Sehenswürdigkeiten

Wanderwege

Der Teil des Zeitzgrundes zwischen einer kleinen Flussbrücke östlich der Walkmühle (bei Stadtroda) war um 1970 Teil eines Fernwanderweges Gräfenthal-Camburg und damals mit vollem roten Dreieck auf weißem Feld gekennzeichnet. Hier zweigte ein Fußsteig nach Stadtroda-Schöne Aussicht (Ortsteil) ab. Weiter östlich folgte die Autobahnbrücke von Stadtroda über den Zeitzgrund.[6]

Der Naturlehrpfad im östlichen Zeitzgrund bei Bollberg und Schleifreisen, "Lehrer-Bocklisch-Weg", ist benannt nach dem Lehrer Georg Bocklisch (1924–2007). Georg Bocklisch hatte den Naturlehrpfad im Zeitzgrund ursprünglich nach seinen Vorstellungen gemeinsam mit freiwilligen Schülerarbeitsgruppen in fünfjähriger intensiver Arbeit angelegt.

Entlang des tief eingeschnittenen Zeitzbachtales erstreckt sich der oftmals an der Seite des Zeitzbaches verlaufende, gut ausgebaute Hauptwanderweg, an dem sich mehrere Mühlen befinden, die zum Teil heute als Gaststätten und Pensionen bewirtschaftet werden.

Wassermühlen im Zeitzgrund

Der Zeitzbach entspringt nördlich von Hermsdorf und fließt in westlicher Richtung durch den Zeitzgrund nach Stadroda, wo er in die Roda einmündet. Flussaufwärts liegen im Zeitzgrund die heute noch existierenden oder genutzten Mühlengebäude in der Reihenfolge: Papiermühle, Janismühle, Ziegenmühle und Bockmühle an seinem Flussbett von Westen nach Osten[7]. Aber noch vor der Papiermühle wäre die Hammermühle einzureihen, die am westlichen Ende des Zeitzgrundes bei Stadtroda liegt.

  • Bockmühle (seit 1351, früher Erholungsheim, heute leerstehend)
  • Ziegenmühle (seit 1720, heute Gaststätte mit eigener Brauanlage)
  • Janismühle (seit 1494, heute Reiterhof, Pension und Gaststätte mit Biergarten)
  • Papiermühle (seit 1664, viele Jahre ungenutzt, heute im Wiederaufbau)
  • Neumühle (seit 1766, heute ungenutzt und dem Verfall preisgegeben)
  • Walkmühle (seit 1672, heute landwirtschaftlich genutzt)
  • Hammermühle bei Stadtroda, Hotel und Restaurant

Pechofen im Läusegrund (Bobeck)

Pechofennachbau im oberen Teil des Läusegrundes, einem Nebental des Zeitzgrundes
Infotafel

Das Pechofenmodell befindet sich im Läusegrund, einem nördlichen Nebental des Zeitzgrundes. In der Flur von Bobeck. Nordwestlich der Bockmühle und knapp südlich der Landstraße von Bad Klosterlausnitz her nach Westen (südlich an Bobeck vorbei). Das Objekt steht als Bodendenkmal unter Schutz. Das Schaumodell wurde auf den Resten eines Fundes eines alten Pechofens errichtet. Bei einer Lehrgrabung für ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger im Jahr 1975 fand man die Fundamente eines Ofens aus dem 17.Jh., der offenbar mit der nahen Wüstung Bleifeld in Zusammenhang steht. Es war eine Anlage zur Herstellung von Teer und Pech, neben dem Köhler ein typisches Holzlandgewerbe. Der doppelschalige Aufbau des gemauerten Ofens aus Außenwand und Innenwand ermöglichte die Erhitzung von gestapelten Holzscheiten im Innenraum unter Luftabschluss auf etwa 450 Grad Celsius. Das Feuer brannte zwischen beiden Ofenwänden. Hier wurde Feuerholz nachgelegt. 1976-78 wurde der Ofen auf dem alten Fundament als halber Ofen (Schnittmodell) wieder aufgebaut/rekonstruiert. Nahe dem Ofen befindet sich ein hierher versetztes historisches Sühnekreuz, das nur teilerhalten ist und die Gravur einer langen Axt bildlich zeigt.

Burgruinen am Zeitzgrund

Große und kleine Rabsburg sind beides sogenannte "Raubburgen" an einem wüstgefallenen Ort aus dem 13. Jahrhundert.

Große Rabsburg (Zeitzgrund)

Blick zum Südteil des Rabsberges (Bildmitte), der durch die Bahnlinie (rechts der Bildmitte) durchschnitten wurde; in der Bildmitte am vorderen Hang des Rabsbergrestes liegt die ruinöse Gruft der Papiermühlenbesitzer (verdeckt von Bäumen)

Etwa 500 m westlich vom Bahnhof/Haltepunkt Papiermühle führt die Eisenbahnlinie Gera-Jena mitten durch den ehemaligen Felsen der Großen Rabsburg, der im Volksmund Rabsberg genannt wird.[8] Beim Bau der Bahnstrecke Weimar–Gera 1873 wurde der Felsen größtenteils abgetragen und dabei die Ruinen der Großen Rabsburg weitgehend vernichtet. Die geringen erhaltenen Reste der Großen Rabsburg liegen an der erhaltenen Nordseite des Burgberges/Felsens und waren daher möglicherweise Teil einer Vorburg. Es handelt sich um Gräben, Wälle und herumliegende Steine. Die Große Rabsburg ist vermutlich schon Ende des 15. Jh. wüst gefallen.

Kleine Rabsburg (Zeitzgrund)

Etwa 500 m nördlich der Großen Rabsburg befindet sich die Kleine Rabsburg am Osthang des Raub- oder Rabsgrundes[9]. Es ist eine kleine rechteckige Anlage die direkt neben einem Wanderweg liegt. Gut erhalten haben sich hiervon Grundmauern (etwa 1 m hoch).

Sonstige

  • (neue) doppelte Autobahnbrücke Teufelstalbrücke (östlich von Bollberg und Mörsdorf) mit dem Teufelstal und dem dortigen "Notstandsstein" und dem nahegelegenen "Emil-Reinhold-Stein"[10]
  • das Hasental als Verbindung zwischen dem Teufelstal und der Ortschaft Schleifreisen
  • die ehemalige/ruinöse Familiengruft der Papierfabrikantenfamilie Lauer im Rabsberg (vor 1800 errichtet lt. Infotafel vor Ort)

Literatur

  • Werner Jähnig u. a.: Eisenberg-Mühltal, Hermsdorf-Bad Klosterlausnitz- Zeitzgrund-Stadtroda, Tourist Verlag, DDR, Berlin/Leipzig 1981.
  • Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. 63 S. (Wanderungen von Stadtroda oder Hermsdorf aus nach Papiermühle und zur Rabsburg/ und ins Teufelstal S.48-50; Wanderung von Stadtroda aus durch den Zeitzgrund und das Teufelstal S.59-61)
  • "Große Rabsburg" (bei Bobeck) S.84-85 und "Kleine Rabsburg" (bei Bobeck) S.86-87; Pechofenmodell und Steinkreuz beim Pechofen (beide in der Flur von Bobeck nördlich der Bockmühle des Zeitzgrundes) S. 82-83; in: Sven Ostritz (Hrsg.): Archäologischer Wanderführer Thüringen, Saale-Holzland-Kreis, Ost (Heft 9), Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar 2022, zweite überarbeitete Auflage
Commons: Zeitzgrund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. Übersichtskarte S.32-33
  2. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. S.48 u.61
  3. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. S.48 und 61
  4. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. S.60
  5. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. S.59-60
  6. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. S.60
  7. Radwander- und Wanderkarte: „Gera, Bad Köstritz, Bad Klosterlausnitz, Eisenberg, Hermsdorf und Umgebung“. 1:35000, Verlag Dr. Barthel, Borsdorf bei Leipzig, 5. Auflage, o.J., ISBN 978-3-89591-100-2, Kartenteil
  8. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. Rabsburgen S.49
  9. Autorenkollektiv (u. a. Hans-Joachim Drafehn und Erich Krumbholz): Brockhaus-Wanderheft (Heft 89): "Eisenberg-Mühltal-Bad Klosterlausnitz-Stadtroda", VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1970. Rabsburgen S.49
  10. Radwander- und Wanderkarte: „Gera, Bad Köstritz, Bad Klosterlausnitz, Eisenberg, Hermsdorf und Umgebung“. 1:35000, Verlag Dr. Barthel, Borsdorf bei Leipzig, 5. Auflage, o.J., ISBN 978-3-89591-100-2, Kartenteil, Notstandsstein und Emil-Reinhold-Stein im Teufelstal nahe der Teufelstalbrücke

Koordinaten: 50° 53′ 14″ N, 11° 48′ 38″ O