Hermann Honnef
Hermann Honnef (* 19. Juni 1878 auf Grafenwerth, einer Rheininsel in Bad Honnef; † 30. Juli 1961[1] in Rheinbrohl) war ein deutscher Erfinder und Windenergiepionier. Er gilt als Visionär und Vorreiter dieser Form der Energienutzung. Seine Ideen beinhalteten den Verbund der Windkraftanlagen und somit den Ausgleich von Leistungsschwankungen, die Zwischenspeicherung durch Pumpspeicherkraftwerke und Wasserstofferzeugung, die Nutzung von Meereswinden in Offshore-Windpark-Anlagen sowie die Nutzbarmachung von in größeren Höhen stärkeren Winden.
Leben
Hermann Honnef begann mit 15 Jahren eine Lehre bei der Firma Jacob Hilgers Brückenbauten in Rheinbrohl. Als 17-Jähriger wurde er zum Abteilungsleiter eines der Büros dieser Firma. Während dieser Zeit besuchte er zusätzlich eine Fortbildungsschule, um sich in Mathematik, Mechanik, Statik und Verkaufslehre sowie Latein, Französisch und Englisch weiterzubilden.
Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er die Honnef-Werke in Dinglingen bei Lahr. Mit 500 Facharbeitern und 50 Ingenieuren baute er Kräne, bewegliche Brücken und freistehende Funktürme in München, Frankfurt, Stuttgart und Leipzig. Im Jahr 1925 wirkte mit er am Bau des Mittelturmes („Der Dicke“) in der Sendestelle Königs Wusterhausen bei Berlin, der später Teil des Stadtwappen von Königs Wusterhausen wurde.
1931 gingen die Honnef-Werke in Konkurs. Honnef übersiedelte nach Berlin und warb auf Versammlungen für seine Vision der Elektrizitätsgewinnung mit Großwindkraftwerken, dem (jeweiligen) Zeitgeist gemäß auch als „Reichskrafttürme“ bezeichnet. Selbst im Ausland schrieben Zeitungen darüber.[2][3]
Honnef gehörte dem Bund der Freimaurer an.[4] Für seine Verdienste um die Nutzung der Windkraft zur Energiegewinnung erhielt er am 16. Juli 1952 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Ihm zu Ehren wurden in jüngerer Zeit die Ing.-Honnef-Straße in Glinde und die Hermann-Honnef-Straße in Cuxhaven nach ihm benannt.
Windkraftwerke

Honnef projektierte in den 1930er Jahren große Windkraftwerke. Diese sollten bis zu 500 m hoch gebaut werden und drei gegenläufige Windrotoren von 160 Meter Durchmesser tragen. Sie sollten eine Leistung von 20 MW bei 15 m/s Windgeschwindigkeit erzeugen. Die Anlagen sollten so hoch gebaut werden, da sich Honnef davon höhere Windgeschwindigkeiten versprach. Die gegenläufigen Rotoren sollten durch die höhere Relativgeschwindigkeit zwischen Rotor und Stator eine höhere Induktion als bei konventionellen Generatoren erzeugen. Durch die bei so großen Durchmessern einzuhaltenden Toleranzen konnte diese Idee jedoch nicht umgesetzt werden.
Im Sommer 1941 war Baubeginn auf dem Windkraft-Versuchsfeld in Bötzow (Oberkrämer) auf dem Mathiasberg. Auf diesem Versuchsfeld wurden Windkraftanlagen mit Doppelrotoren bis zehn Meter Durchmesser erprobt. Spätere Untersuchungen ergaben, dass ein Doppelrotor nur fünf Prozent mehr Leistung ergibt, aber gleichzeitig den doppelten Bauaufwand erfordert. Die größte Anlage auf dem Versuchsfeld hatte eine Leistung von 15 kW. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste der 67-Jährige die Arbeiten aufgeben.
Heute werden Ringgeneratoren bis zu einem Durchmesser von sieben Metern gebaut, was als gerade noch beherrschbar gilt. Hermann Honnef hat eine Reihe von Patenten angemeldet.[6]
Die Idee, mehr als einen Rotor an einem Turm zu betreiben, wird weiterhin verfolgt. Die mit Stand Mitte 2024 leistungsstärkste Windkraftanlage der Welt wurde vor der chinesischen Küste in V-Form mit zwei Turbinen zu je 8,3 MW schwimmend zu Wasser gelassen.[7]
Publikationen
- Windkraftwerke. Vieweg, Braunschweig 1932.
- Windkraftwerke und ihr Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Pfotenhauer, Berlin 1932.
- Umstellung der Wirtschaft durch technischen Fortschritt. Verl. der Dt. Windkraft-Ges., Berlin 1934.
- Höhenwindkraftwerke. Mally, Wien 1939.
- Kohlen-Problem gelöst! Die Zukunft gesichert! durch Honnef's kohlefreie Elektrizitäts-Erzeugung durch Naturkräfte, Wind und Wasser. Hydraulische Speicherung mittels Pumpen und Hochbehälter. Maschinenschrift, vervielfältigt, 1946, Diskussionspapier, Eingabe an die Hamburgische Bürgerschaft
Literatur
- Wolfgang Altendorf: Hermann Honnef. Sein Leben. Altendorf, Freudenstadt 1977.
- Wolfgang Altendorf: Windkraftnutzung mit Getriebeloser Turbine – der Honnef-Ringgenerator. Technologische Publikationen der Altendorf-Kulturstiftung Freudenstadt, 1993.
- Wolfgang Altendorf: Das Honnef Windkraftprojekt. Freudenstadt, ohne Jahr.
- Heiner Dörner: Gutachten über die Windkraftwerke nach Hermann Honnef. Zentralstelle für Luft- und Raumfahrtdokumentation und -information, 1977.
- Forschung am DTMB. Der Nachlass von Hermann Honnef, Pionier der Windenergie. Deutsches Technikmuseum Berlin 2, 2009, 16ff.
- Matthias Heymann: Die Geschichte der Windenergienutzung 1890–1990. Campus, Frankfurt 1995, ISBN 3-593-35278-8.
- Waldemar Thomas: HONNEF’s Kohlefreie Elektrizitäts-Erzeugung durch Naturkräfte Wind und Wasser. Eingabe vom 24. Juli 1946 im Auftrage von Hermann Honnef an die Bürgermeister und alle Mitglieder des Senats und der Bürgerschaft der Hansestadt Hamburg. (Verfügbar in der Bibliothek des Deutschen Museums in München, Magazinstandnummer 2003 B 158.)
Filme
- Das Projekt Honnef. ZDF, 31. Januar 1978. Dokumentarspiel von Hans Georg Thiemt und Hans Dieter Schreeb
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Honnef im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Honnef (1878–1961), ein Windkraftpionier Galerie mit über 180 Bildern und Dokumenten
- Die bewegte Geschichte des Flughafens Lahr: Hermann Honnef. (PDF; 3,7 MB) Historienausstellung zum Flughafen Lahr. In: startkLahr.biz. 2009 .
- Martin Pfaffenzeller: Windkraft im „Dritten Reich“: Der Traum vom Reichskraftturm – Warum die Nazis die Windkraft liebten. In: Der Spiegel. 2020 .
- Windkraft-Versuchsfeld (1941–45). In: Boetzow.de. Heimatverein Bötzow e. V.
Einzelnachweise
- ↑ Virtuelles Brückenhofmuseum: Grabstein.
- ↑ Windkraftnetz über Deutschland? Rubrik „Bunte Chronik“ (Faksimile des historischen Zeitungsarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek). In: Linzer Volksblatt. 2. März 1932, abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Kraft aus der Luft – Erstes Windkraftwerk kommt – Unübersehbare Wirtschaftsfolgen. Rubrik „Bunte Chronik“ (Faksimile des historischen Zeitungsarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek). In: Linzer Volksblatt. 10. Juni 1932, abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ a b Martin Pfaffenzeller: Windkraft im „Dritten Reich“: Der Traum vom Reichskraftturm. In: Der Spiegel. Der Spiegel GmbH & Co. KG, 29. Juni 2020, abgerufen am 29. Juni 2020.
- ↑ http://www.zeno.org/Bildpostkarten/M/Besondere+Ansichten/Fabriken,+Industrie/H%C3%B6henwindkraftwerk+nach+Honnef
- ↑ Suche nach „Hermann Honnef“ in DEPATISnet.
- ↑ Zwei Turbinen: Größte schwimmende Windkraftanlage der Welt zu Wasser gelassen. Abgerufen am 3. Februar 2025 („Das neue Design von Ocean X, so der Name der von MingYang Smart Energy entwickelten Windkraftanlage, hat eine V-Form mit zwei Turbinen. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 16,6 MW und wurde vor wenigen Tagen in der südchinesischen Hafenstadt Guangzhou zu Wasser gelassen. Sie soll jährlich rund 54.000 MWh Strom erzeugen“.).
Personendaten | |
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NAME | Honnef, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Erfinder und Windenergiepionier |
GEBURTSDATUM | 19. Juni 1878 |
GEBURTSORT | Grafenwerth |
STERBEDATUM | 30. Juli 1961 |
STERBEORT | Rheinbrohl |