Benutzer:Heinz Wehrfritz/Spielwiese
Kalchreuth Landwirtschaft
Die Landwirtschaft befindet sich im Berichtsjahr 2024 vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel mit seinen Folgen wie Starkregen, Stürmen und Temperaturveränderungen führen zu Ausschwemmungen und Austrocknung des Bodens und zu Ertragsminderungen bei den Agrarprodukten.
Einflussfaktoren
Der Ertrag einer Landwirtschaft hängt von mehreren Faktoren ab. Für Mensch und Vieh ist der Zugang zu einer Wasserstelle lebensnotwendig. Bodenbeschaffenheit und Klima bestimmen Menge und Qualität der Ernte. Der Charakter der Bevölkerung, des Bauernstandes, hat heutzutage einen sehr geringen Einfluss auf das Ergebnis.
Wasser
Der Ort und seine Ortsteile werden durch zwei Tiefbrunnen über einen Hochbehälter zuverlässig mit Trinkwasser[1] versorgt.
Boden
Der Name des Ortes Kalchreuth deutet schon darauf hin, dass er durch Rodung auf einem kalkhaltigen Boden entstanden ist.[2] Während sich auf der Nordseite durch die Verwitterung des schweren, kalkhaltigen Liasbodens eine mittlere Bodengüte bildete[3] tritt auf der Südseite der Rhätsandstein zu Tage. Durch Verwitterung kam es zur Vermischung.[4]
- Lehmboden
- Lehmboden eignet sich gut für den Ackerbau. Ton sorgt für eine gute Nährstoffversorgung. Das aufgenommene Wasser wird lange gehalten. Nachteilig ist, dass der Boden schwer zu bearbeiten ist. Bei lang andauernder Trockenheit kann der Boden sehr hart werden und große, tiefe Risse bekommen.
- Sandiger Lehmboden
- Diese Bodenart ist für fast alle Kulturen verwendbar. Die wasserhaltende und wassersteigende Kraft ist ausreichend, ebenso wie die Durchlüftung. Deshalb ist diese Bodenart für Grasland gut geeignet.
Dass die naheliegendste Aufteilung des Bodens nach der Beschaffenheit nicht durchgeführt wurde, ist geschichtlich bedingt. Die Besiedlung erfolgte innerhalb eines längeren Zeitraums. Jeder Siedler machte ein Stück Land urbar und baute darauf die verschiedenen Feldfrüchte, einschließlich Grasland, an.
Bodenbeschaffenheit

Flächen gleicher Bodenbeschaffenheit | ||
Der Boden besteht in seiner vertikalen Ausdehnung aus verschiedenen Materialien. Bereiche gleicher Zusammensetzung werden in der Bodenkunde als Bodenhorizonte bezeichnet. Von der Oberfläche ausgehend wird grob in die verschiedenen Horizonte eingeteilt:
- O-Horizont, einen organischer Horizont an der Bodenoberfläche über dem Mineralboden, der aus vorwiegend unzersetzten Pflanzenteilen besteht,
- Oberboden (A-Horizont), einen mineralischen Oberboden,
- Unterboden (B-Horizont), einen mineralischen Unterboden und
- Ausgangsgestein (C-Horizont).
Am „Bodenlehrpfad Kalchreuth-Wolfsfelden (Mittelfranken)“ [5] sind die verschiedenen Bodentypen an Hand von ausgehobenen Gruben gut zu erkennen. Schautafeln bieten Informationen über „Aufbau, Eigenschaften, Entstehung und Belastung der Böden“. Im [BayernAtlas]] finden wir eine Karte mit der Darstellung des Bodentyps – den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Böden - für die verschiedenen Regionen:
Um Kalchreuth treten vorwiegend folgende Versionen auf (die Farben in der BayernAtlas-Karte haben folgende Bedeutung):
- 357b: Vorherrschend Braunerde, gering verbreitet Pseudogley-Braunerde aus (grusführendem) Schluff bis Normallehm (Lösslehm) über (grusführendem) Lehm bis Ton (Sedimentgestein)
- 353a: Vorherrschend Pararendzina, gering verbreitet Braunerde-Pararendzina und kalkhaltiger Pelosol aus (Grus-)Schluff bis Ton (Mergelstein oder Kalk(sand)stein), gering verbreitet über Kalk(sand)stein
- 352b: Fast ausschließlich Regosol und Pelosol (pseudovergleyt) aus Lehm bis Ton (Sedimentgestein), verbreitet flache Deckschicht aus (Löss-)Lehm, selten carbonathaltig im Untergrund.
Neben der Zusammensetzung des Mineralbodens, welcher langfristig unverändert bleibt, spielt der darüber liegende organische Horizont eine große Rolle für die Qualität der angebauten Fruchtpflanzen. Deshalb ist Humus ein wichtiger Bestandteil des Bodens. „Humus stellt eine langsam fließende Nährstoffquelle für Pflanzen bereit, außerdem beeinflusst Humus nahezu alle Bodeneigenschaften und –funktionen. In landwirtschaftlichen Betrieben ist eine an den Standort angepasste optimale Humusversorgung die Grundlage zur nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit, Ertragssicherung und zum Umweltschutz“.[6]
Bodenproduktivität

Flächen gleicher Ertragsfähigkeit | |
Natürliche Ertragsfähigkeit landwirtschaftlich genutzter Böden
Klasse | 3 |
Klasse Langtext | mittel |
Spanne Bodenschätzung | 41-60 |
Klasse | 2 |
Klasse Langtext | gering |
Spanne Bodenschätzung | 28-40 |
Die Bodenproduktivität ist das Verhältnis des Bodenertrags zu den eingesetzten Produktionsfaktoren wie z. B. Saatgut, Dünger und Arbeitseinsatz. Dabei kann der Faktor „Bodenertragsfähigkeit“ nur wenig beeinflusst werden. Im BayernAtlas ist die unterschiedliche Ertragsfähigkeit zwischen Nord- und Südlage in Kalchreuth dargestellt.

Einer der Produktionsfaktoren ist die Art der Maschinen, welche für die Bodenbearbeitung, die Aussaat und die Ernte eingesetzt werden. Größere Maschinen arbeiten aber nur auf entsprechend großen Flächen wirtschaftlich. Da in Kalchreuth in der Vergangenheit keine Flurbereinigung durchgeführt wurde, liegt es im Interesse der Verpächter, dem Pächter zusammenhängende Flurstücke anzubieten. Die unzureichende Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Betriebe hat dazu geführt, dass die meisten Besitzer ihren Hof im Nebenerwerb bewirtschaften oder ganz verpachtet haben. In Kalchreuth gibt es nur noch einen Vollerwerbslandwirt.
Bodenverbesserung
Die intensive Bodennutzung führt zu Ermüdung und Verschlechterung des Ertrags. Maßnahmen, welche dies verhindern, sind:
- schonende Bodenbearbeitung – vermeiden von Verdichtung
- Fördern der Bodengare – Humusversorgung[6] – Zwischenfrucht - Gründüngung
- bedarfsgerechte Düngung[7]
- auf dem Feld verbleibende Ernterückstände wie Stroh, Blätter von Rüben, Kraut von Kartoffeln – Schadstoffe und Keime sowie Mengen, welcher der Boden verarbeiten kann sind zu berücksichtigen.
- Fruchtwechsel soll der Bodenermüdung vorbeugen
Schadstoffe
Als Schadstoff[8] im Boden ist vor allem Arsen zu nennen. Ein unzulässig hoher Wert wird aus dem Trinkwasser ausgefiltert. Auch die Belastung mit Nitrat ist ein Problem. Dies ist bei der Ausbringung von Gülle[9] zu berücksichtigen. Über die Anreicherung von Pflanzenschutzmittel und Mikroplastik ist noch wenig bekannt.
Charakter der Landbevölkerung
Der Ertrag wird heutzutage kaum durch den Charakter der Bauern und Bäuerinnen beeinflusst. Einen viel größeren Einfluss hat die Art und Größe der verwendeten Maschinen und die Größe der zusammenhängenden Flurstücke.
Erzeugnisse (in Kalchreuth)
Agrarerzeugnisse | Produktgruppe | Produkte |
Agrarprodukte | Getreide | Weizen, Korn, Hafer, Mais, Gerste |
Obst | Kirschen*, Äpfel, Birnen, Zwetschgen | |
Gemüse | Raps, Kartoffeln | |
Tierprodukte | Lebensmittel | Milch, Honig, Eier, Fleisch |
Verarbeitete Produkte | Getreide | Mehl, Futtermittel |
Obst | Marmelade, Konfitüre, Spirituosen |

- Der Anbau von Kirschen hat in Kalchreuth eine lange Tradition. Kalchreuth bezeichnet sich selbst als „das Kirschendorf“[10] und das Signet zeigt ein Kirschenhäuschen mit einer Kirsche. Die für die Ökologie wertvollen alten Kirschbäume werden mehr und mehr abgeholzt. Nicht nur, weil sie unwirtschaftlich geworden sind. In der Vergangenheit fielen immer wieder Pflückerinnen und Pflücker bei der Obsternte von der Leiter. Statt dessen werden große Plantagen mit kleinkronigen Kirschbäumen angelegt.
Der mengenmäßige Anbau von Mais und Raps folgt auch hier dem Schweinezyklus – der periodischen Schwankung von Angebot und Nachfrage.
Vermarktung
Viele Agrarerzeugnisse werden über den Handel verkauft. Daneben gibt es örtliche Verkaufsautomaten für Milch, Honig, Eier und verarbeitete Produkte, wie Spirituosen und Marmeladen. An Verkaufsständen an den Höfen werden Kartoffeln, und kurz nach der Ernte auch Obst angeboten. Eine Ausnahme bilden Kirschen. Während der Kirschenernte bieten die Bauern ihre Waren an den Feldern an. Einiges wird auch direkt an Stammkunden geliefert.
Geschichtliche Entwicklung
Vorgeschichte
Ausführliche Hinweise über die Geschichte der Landwirtschaft in Kalchreuth finden sich in „Geschichte und Chronik von Kalchreuth“ von Gottlob Rehlen[11] und in der „Pfarramtsbeschreibung von Kalchreuth 1843" von Gottlob Rehlen.[12] Es gibt Hinweise, dass die erste Besiedlung und Bewirtschaftung der Liasinsel durch Slawen erfolgte. „1455 kaufte er [Ulrich Haller] das Kunig [13]-Gütlein[14] um 11 fl. ferner 4 Morgen Ackers am Puschenbach gelegen“.[12] Die Bezeichnung „Kunig-Gütlein“ deutet darauf hin, dass es sich um ein kleines Anwesen handelte, wahrscheinlich einem Überbleibsel einer slawischen Ansiedlung. Weiterhin heißt es auf Seite 2: „Denn in jedem Slavendorfe waren fur den Konig 2 Hufen Landes besonders bestellt und mit einem Hause bebaut, dessen Besitzer dem Konige allein mit Zinsen und Frohnen zugethan war. “ Wegen einer Schenkung im Jahre 1372 wurde der „Sperckhof“ [Hausname] erstmals urkundlich erwähnt. Es folgte der „Vollandshof“ im Jahre 1400 und das „Kunig-Gütlein“ 1455 wegen eines Verkaufs. 1437 waren die drei Höfe zusammengelegt als „Sperck-Vollandts-Kunigshof“.
Wasser
Trotz der Lage auf einem Hügel gab es auch in früheren Zeiten genügend Wasserstellen. Die Spirkquelle[15] schüttet heute noch, selbst in trockenen Sommern, reichlich Wasser aus. In Chroniken, Zeichnungen und alten Bildern werden weitere Quellen genannt: Die Käswasserquelle[16] gab dem Ortsteil von Kalchreuth ihren Namen. Weitere Wasserstellen waren der Badbrunnen [17] am ehemaligen Badhaus[18] und der Ziehbrunnen[19] am Dorfplatz. Der Ziehbrunnen in Röckenhof am Dorfplatz [20] ist in der Liste der Baudenkmäler aufgenommen. Auch alte Flurnamen, wie „Die Brunn Wiesen“ (auf der Nordseite von Kalchreuth) und „Die Brunnwiesen“ (auf der Südseite von Käswasser[21]), deuten auf Wasservorkommen hin.
Boden im Jahr 1843
Der Boden wurde drei mal geackert und alle drei Jahre mit 8 bis 12 Fuhren Mist pro Tagwerk gedüngt. Die Humusverbesserung erfolgte durch Waldstreu mit 5 bis 6 Fuhren pro Anwesen. Dies war durch das [[Waldamt Sebaldi |Waldamt]] reguliert. Fruchfolge: Dreifelderwirtschaft: 1. Korn 2. Hafer, Wicken oder Erbsen 3. Brache oder Kartoffeln, Kraut und Rüben.
Erzeugnisse
Erzeugnisse im Jahr 1843
- Getreide- und Hülsenfrüchte – Gattungen: Sommer- und Winterweizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, Erbsen, Linsen, Wicken.
- Knollen- und Wurzelfrüchte – Gattungen: Kartoffeln, Rüben, Rüben
- Handels-Gewächseanbau – Gattungen: Hopfen, Hanf, Flachs
- Futterkräuteranbau: Rotklee zur Fütterung
- Grünland: Verwendung als Gras oder getrocknet als Heu
- Rind-Viehstand: Verhältnis des Viehstandes zur Acker- und Wiesenfläche: circa 1 Kuh zu 10 Tagwerk und 1 Kalb zu 40 Tagwerk.
- Außerdem hielt die Gemeinde vier Zuchtstiere, bei welchen vier Bauern zur Haltung verpflichtet waren. Als Gegenleistung durften sie zwei Tagwerk von den Gemeindewiesen nutzen.
Sonstige Erzeugnisse
Mit dem Jahre 1672 wird in den landwirthschaftlichen Jahrbüchen der Tabackbau erwähnt. 1687 waren schon 50 Morgen damit bepflanzt. In selben Jahre ist auch von 2 Morgen Hopfen die Rede. Der Erlös aus der Kirschernte betrug im Jahre 1843 ca. 3000 fl.. Es wurde auch Wein angebaut. Darauf deutet auch der Flurname "Am Weingarten" hin.
Fruchtbarkeit nach dem 30-jährigen Krieg
Es wird berichtet, wie „Thomas Kracker“[22] nach dem 30-jährigen Krieg die verwüstete Flur wieder bewirtschaftete:
„Wie aber der obige Thomas Kracker, so suchte auch jeder einzelne, so gut es gehen mochte, sein häusliches Wesen wieder zu ordnen, Haus und Stadel auszubessern, die Ställe mit Vieh wieder zu füllen, und die lange brach und wüste gelegene Flur wieder zu bauen, wie denn der Sage zu Folge, der ganze nördliche Abhang der Kalchreuther Höhe bis weit in das Thal hinab sich wild überwachsen hatte. Und der Boden gab auch also gleich wieder, als er gepflegt wurde: es folgten lauter fruchtbare Jahre. So war der Landbau des Thomas Kracker, dem der in den nachfolgenden Jahren gleich war, 1642 folgender:
Saat:
Korn, 6½ | Metz, davon wurde gebaut | 19 | Metz | |
Dinkel, 5½ | -ˮ- | 44 | ˮ | |
Wicken, 2½ | -ˮ- | 17 | ˮ | |
Erbsen, 1½ | -ˮ- | 21 | ˮ | |
Gersten, 1½ | -ˮ- | 17 | ˮ |
Gelbe | Rübsaamen | 4 | Beet, davon wurde gebaut | 1 | Fuder | |
Weiße | -ˮ- | 6 | -ˮ- | 1 | -ˮ- | |
Kraut | 10 | -ˮ- | 3 | -ˮ- |
Lein | 1½ Metz, davon wurde gebaut | 1 Metz 9 Schbr. [wahrscheinlich Scheffel] | |
Hanf | 1 Metz davon wurde gebaut | 2 Metz 5½ Schbr. |
Der Viehstand aber war zu Folge der jährlich mehrmals angestellten Schau, dieser: 1641 = 81 Küh, 17 Geiß. 1646 = 146 Küh. 1654 = 153 Küh, 66 Schweine“
Besitzordnung im Jahre 1843
Lehnswesen
Im Jahre 1848 erließ der bayerische Staat ein Gesetz zur Ablösung sämtlicher Lehen. Die Auswirkungen des Lehenswesens waren jedoch noch lange spürbar. Als Lehensnehmer waren die Bauern verpflichtet, einen Teil ihrer Ernte an den Lehensherrn abzuführen. Dies ging bei einem Halbbauhof bis zur Hälfte des Ertrags.
Im Jahre 1817 war die Ruralgemeinde auf 15 Lehnsherren aufgeteilt. Die gewichtigste war die Familie von Haller. In den Jahren von 1745 bis 1785 besaßen sie die Hälfte der 62 Höfen und Gütlein mit einem Grundbesitz von 627 5/8 Morgen. Die jährliche Abgabe für die Lehensherren betrug ca. 2000 fl.. Im Jahre 1843 wurde er auf 3000 bis 4000 fl. geschätzt. Dazu kam noch der Zehnt. Durch diese Abgaben gerieten viele in Existenznöte. Die Höfe konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Söhne und Töchter mussten sich auf fremden Anwesen verdingen.

Viele Anwesen wurden geteilt. Dabei wurde sorgfältig darauf geachtet, dass auch die Flurstücke gerecht getrennt wurden. Dadurch entstanden viele kleine Äcker und Wiesen, wie das an dem Beispiel des „Stöckhofes“ geschah. Es entstanden durch die Teilung der „Sassnhof“, ehemalige Hausnummer 17 und der „Beimsiemer“, mit der ehemaligen Hausnummer 18. Auf der „Uraufnahme“ des BayernAtlas ist das Ergebnis zu sehen. Andere Höfe wechselten laufend ihre Besitzer. Der „Birnhof“ wechselte zwischen 1671 und 1770 zehn mal seinen Besitzer.
Besondere Rechte
Sämtliche alte Häuser hatten Waldrechte,[23] von 3 bis 36 Klafter Holz, wofür sie das „gewöhnliche Waldpfand“ abzugeben hatten. „Eines der größten Waldrechte in Kalchreuth hatte der ‚Wilmbauer (von Wild-Bauer)‘[24] in Kalchreuth. Für dieses Recht musste der brandenburgische Forstberechtige auch einen besonderen Dienst leisten, wie Helmut Horneber, Leiter des Forstamts Erlangen, berichtete. Der Wilmbauer transportierte das im Reichswald erlegte Wild [auf einem Ochsenkarren] zum Herrschersitz nach Bayreuth.“[25] Von den 77 Bauern besserten die meisten ihr Einkommen durch Nebenerwerb auf. Die häufigsten Tätigkeiten waren Schuster, Schneider und Weber. Tagelöhner fertigten außerhalb ihrer Arbeit für Bauern auf dem Feld oder am Hof Rechen, Besen, Körbe und Schrenzen[26]an.
Schicksalsschläge
Gottlob Rehlen berichtet in seiner "Statistik 1843" von viel Unheil, welches die Gemeinde belastete:[12]
- 1666 am 30ten Juli vernichtete ein schreckliches Hagelwetter die ganze Sommersaat und eine große Hitze verbrannte das Gras auf den Wiesen.
- 1729 im November brach eine große Viehseuche aus. „Des Tages fallen 6 bis 4 Stück, auch Mastvieh. Wo die Luft von einem solchen kranken oder todten Vieh hingeht, erkrankt auch das Gesunde. Über 80 Stück sind schon hin. Die Leute werden selbst vor Kummer- und Herzleid krank und gehen wie die Schatten. So fanden sich bei der Martini [11. November] Pfründ nur 162 Stück vor, wo es Jahre vorher 250 gewesen waren.
- 1736 rieß eine Schweineseuche ein, so daß bei der Walburgi [30. April] Pfründ nur 20 Stk sich vorfanden da sie kurzvorher an Martini 120 gewesen waren.
- 1763 brach abermals eine Viehseuche aus.
- 1771 und 1772 war große Theurung. Zu Walburgi kostete das Smre Korn 48 fl, zu Lorenzi [10. August] und Martini 28 fl.
- 1774 zu Walburgi kostete das Smre noch 19 fl.
- 1739 Freitag den 7ten Juni ging ein fürchterlicher Sturm über Kalchreuth, mit entsetzlichem Gewitter und Wolkenbruch und Rießeln [Hagelkörner]. Die Dächer des Schlosses und der Kirche wurden von ihren Ziegeln entleert, auch die andern Ziegel- und Strohdächer des Dorfes erlitten großen Schaden, sowie die Felder und Wießen.
- 1778 im Monat Juni hat ein totaler Wetterschlag die Flur von Kalchreuth verheert. Darauf wurde den Unterthanen von der Herrschaft ihre Gült: Haber zu 6 fl, Weizen zu 10 f 40 Xr und daß Korn zu 8 fl angerechnet.
- 1786 war abermals Wetterschaden und Viehseuche so daß der hiesige Viehhirt ganz besonders zum Nachsehen aufgestellt wurde. Zu Martini wurden vorgefunden 145 Stk Rindvieh und zu Walburgi 12 Stk Schwein.
- 1784 drohte abermals eine Viehseuche auszubrechen. Zu Walburgi fanden sich vor 16 Stück Schwein und zu Martini 177 Stk Rindvieh.
- 1797 brach abermals eine Viehseuche aus; worauf sich zu Martini nur 81 Stk Rindvieh vorfanden, da es Jahresvorjahr 181 gewesen waren.
- 1803 kam ein großer Wetterschlag, so daß Geld unter die Leute ausgetheilt wurde. Auch ist das Obst nicht gerathen. Das Smr Getreide ward an Walburgi auf 36 f geschätzt.
- 1805 war abermals Schweineseuche. Zu Laurenzi fanden sich nur 38 derselben vor.
- 1816 war durch naßes Wetter und Schneckenfraß die Erndte so verunglückt, daß vom Schober Korn und Weitzen nur 4 Metzen gewonnen wurden. So mußte denn die Gemeinde durch fremdes Getreide unterstützt werden. Sie erhielt durch das kgl. Landgericht 62 Schfl. 5 9/16 Metzen Ostergetreide, deren Ankauf auf 3146 fl 27 Xr zu stehen kam. Bis aber diese Schuld völlig abbezahlt war, was erst 1830 geschah, war diese Summe auf 5688 fl 3½ Xr gestiegen.“
Dazu kommen noch die Flurschäden, welche der Markgraf mit seinen Gästen bei der Jagd anrichtete. Auch der markgräfliche Vogt trug dazu bei, indem er die „Wildschrecken“, welche die Bauern zum Schutz vor Wildfraß aufgestellt hatten, wieder abriss.
Literatur
- {Dorothea Fastnacht: Erlangen, ehemaliger Stadt- und Landkreis. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Band 7. München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8.
- Bertold Frh. von Haller: Kalchreuth 700 Jahre 1298 bis 1998. Ingrid Ott, Rödental 1998, ISBN 3-9805880-2-5.
Weblinks
- Gemeinde Kalchreuth. Abgerufen am 24. Dezember 2024.
- BayernAtlas. Abgerufen am 24. Dezember 2024.
- Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, abgerufen am 25. Dezember 2024.
- {Internetquelle |url=https://www.lfu.bayern.de/boden/was_gefaehrdet_boeden/index.htm |titel=Was gefährdet bayerische Böden? |hrsg=Bayerisches Landesamt für Umwelt |abruf=2024-12-25}}
Fußnoten
- ↑ Feld- und Wasserweg. Gemeinde Kalchreuth, 24. März 2022, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ Bertold Frh. von Haller: Kalchreuth 700 Jahre 1298 bis 1998. 1. Auflage. Ingrid Ott, Rödental 1998, ISBN 3-9805880-2-5, S. 25.
- ↑ {Dorothea Fastnacht: Erlangen, ehemaliger Stadt- und Landkreis. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Band 7. München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 97*.
- ↑ Bertold Frh. von Haller: Kalchreuth 700 Jahre 1298 bis 1998. 1. Auflage. Ingrid Ott, Rödental 1998, ISBN 3-9805880-2-5, S. 10.
- ↑ Bodenlehrpfad Kalchreuth-Wolfsfelden (Mittelfranken). Abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ a b Zitiert nach: Humus In: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft -LfL-, |abruf=2024-12-25.
- ↑ Ökologische Landwirtschaft'. Website von ökolandbau.de, abgerufen am 30. Dezember 2024.
- ↑ Schadstoffe. Website des Landesamtes für Umwelt, abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Düngung. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft]] -LfL-, abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Gemeinde Kalchreuth Freizeit & Tourismus Sehenswertes. Website der Gemeinde Kalchreuth, abgerufen am 30. Dezember 2024.
- ↑ Gottlob Rehlen: Geschichte und Chronik von Kalchreuth von Dr. Carl Gottlob Rehlen. 1843, abgerufen am 31. Dezember 2024.
- ↑ a b c Gottlob Rehlen: Statistik von Kalchreuth von Dr. Carl Gottlob Rehlen. 1843, abgerufen am 31. Dezember 2024.
- ↑ Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23. Wörterbuchnetz, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑ Datei:Kalchreuth_Sperkquelle_1843.tiff
- ↑ Datei:Quelle Kaeswasser.jpg
- ↑ Datei:Badbrunnen.jpg
- ↑ Datei:Kalchreuth Badhaus 1843.jpg
- ↑ Datei:Ziehbrunnen 1843.jpg
- ↑ mini|hochkant|Ziehbrunnen
- ↑ Dorothea Fastnacht: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Erlangen 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 172.
- ↑ Thomas Kracker: Thomas Krackers Bau- und Saatbuch 1642 – 1685. S. Jb. 15 XXVII. – Nr. 171. Die Handschriften des Historischen Vereins für Mittelfranken. I. Verlag=Kommissionsverlag von Fr. Seybold’s Buchhandlung (Karl Junge). Aufbewahrt in der Regierungsbibliothek Ansbach 1907.
- ↑ Winfried Freitag: Wald, Waldnutzung. Historisches Lexikon Bayern, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- ↑ Wilmbauer. Gemeinde Kalchreuth, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑ Historischer Rundweg. Gemeinde Kalchreuth, abgerufen am 8. Januar 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (DWB). In: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1897), Bd. IX (1899), Sp. 1646, Z. 35. DWDS, abgerufen am 8. Januar 2025.