Nordpol
Der Nordpol ist im allgemeinen Sprachgebrauch der nördlichste Punkt der Erde, dies wird auch als geographischer Nordpol bezeichnet. Darüber hinaus gibt es weitere Definitionen des magnetischen und geomagnetischen Nordpols sowie des Nordpols der Unzugänglichkeit.
Geographische Lage
Derzeit liegen die vier verschiedenen Nordpole bei jeder Definition im Arktischen Ozean (auch Nordpolarmeer genannt) bzw. auf dessen Inseln. Mit Verschiebung des Erdmagnetfeldes ändert sich die Lage von magnetischem und geomagnetischem Nordpol, was im Lauf der Erdgeschichte bereits mehrmals vorkam.
Die 4 Nordpole
Geographischer Nordpol
Der geographische Nordpol (1) ist der nördlichste Punkt der Erde und wird als Pol in der Weise durch die Erdrotation festgelegt, dass er in der Richtung liegt, in die sich eine Rechtsschraube bei gleichem Drehsinn bewegen würde. Er liegt auf der Erdachse und hat eine feste Position bei der geographischen Breite von unbenannte Parameter 1:90_N_0_E_type:landmark, 2:90° Nord . An dieser Stelle der Erde befindet sich kein Festland, sondern nur Eis und Wasser; unterhalb dieses Pols ist das Nordpolarmeer 4.087 m tief.
Magnetischer Nordpol

Hauptartikel: Erdmagnetfeld
Der nördliche magnetische Pol (2) ist der nördlichste Punkt (Deklination beachten), an dem die magnetischen Feldlinien des Erdmagnetfelds vertikal zur Erdoberfläche stehen (ein Kugelkompass richtet sich gemäß der Gesetze des Magnetismus mit seiner „Norden“-Markierung senkrecht zum Erdmittelpunkt hin zeigend aus).
Bei der bisher letzten Expedition der Geological Survey of Canada im Jahre 2001 wurde seine Position ermittelt und die jährliche Wanderung hochgerechnet:
Jahr | geogr. Breite | geogr. Länge |
---|---|---|
2001 | 81° 18' N | 110° 48' W |
2002 | 81° 36' N | 111° 36' W |
2003 | 82° 00' N | 112° 24' W |
2004 | 82° 18' N | 113° 24' W |
2005 | 82° 42' N | 114° 24' W |
Der magnetische Nordpol verlagert sich permanent, derzeit wandert er jährlich um etwa 40 Kilometer nordwestwärts und hat die kanadischen Inseln im Nordpolarmeer verlassen. Bei konstanter Geschwindigkeit würde er in etwa 50 Jahren Sibirien erreichen, allerdings haben Messungen ergeben, dass sich die Wanderung zur Zeit beschleunigt. Einige Wissenschaftler sehen in dieser Beschleunigung einen Hinweis auf eine bevorstehende Umpolung der Erde, wie sie es in der Urzeit bereits mehrfach getan hat (was de facto anhand der Ausrichtung von Eisenablagerungen in Sedimenten verschiedener Tiefen nachgewiesen werden konnte).
Der magnetische Nordpol wandert täglich auf einer elliptischen Bahn um seine mittlere Positon. Bei Störungen des Erdmagnetfeldes kann er kurzzeitig bis zu 50 km von seiner mittleren Position abweichen.
James Clark Ross hat den magnetischen Nordpol am 1. Juni 1831 auf einer Forschungsfahrt damals nahe Kap Adelaide bei der Boothia-Halbinsel in Kanada entdeckt.
Geomagnetischer Nordpol
Der geomagnetische Nordpol (3) auf der nördlichen Halbkugel ist ein berechneter Pol des unregelmäßigen Erdmagnetfeldes, dem die Annahme entspricht, dass sich im Erdmittelpunkt ein Stabmagnet befände. Er lag 2005 (siehe Tabelle) bei unbenannte Parameter 1:82_42_N_114_24_W_type:landmark, 2:82° 42' Nord, 114° 24' West , nordwestlich der Königin-Elisabeth-Inseln.
Beim Vergleich der Koordinaten von magnetischem Nordpol (82° 42' Nord, 114° 24' West) und magnetischem Südpol (65° Süd, 135° Ost) fällt auf, dass sich die beiden Magnetpole weniger genau gegenüber liegen als die geographische Pole. Bezieht man noch die Isogonenkarte und ihre ziemlich unregelmäßigen Ortsmissweisungen in die Betrachtung mit ein, wird das Bestreben der Geophysiker verständlich, alle Angaben rechnerisch auf einen Mittelwert zu vereinfachen.
Siehe auch: Pol (Geomagnetismus)
Nordpol der Unzugänglichkeit
Der Nordpol der Unzugänglichkeit (4) ist per Definition der fixe Punkt der Arktis, der am weitesten von allen Küstenlinien entfernt liegt. Er befindet sich bei unbenannte Parameter 1:84_03_N_174_51_W_type:landmark, 2:84° 03' Nord, 174° 51' West und damit ca. 660 km vom geographischen Nordpol entfernt. Er wurde das erste Mal 1927 erreicht. Unterhalb des Nordpols der Unzugänglichkeit befindet sich kein Festland sondern nur Eis und Wasser des hier etwa 3.000 m tiefen Nordpolarmeeres.
Im Vergleich ist der Südpol der Unzugänglichkeit jener Punkt auf dem antarktischen Festland Antarktika, der am weitesten von allen Küstenlinien des Kontinents entfernt liegt.
Siehe auch: Pol der Unzugänglichkeit
Nordpole auf Kompassen und im Erdmagnetfeld

Die Nadel eines Kompasses ist ein Magnet, der in zwei Teile, die Nord- und Südhälfte, aufgeteilt ist. Er richtet sich an den Feldlinien des Erdmagnetfeldes aus (siehe Deklination). Die nach Norden weisende Hälfte wird immer als Nordpol bezeichnet.
Physikalisch gesehen ziehen einander nur ungleichnamige Pole an, ein Nord- wird also von einem Südpol angezogen und umgekehrt. Gleichnamige Pole stoßen einander ab. Der nördliche Pol muss daher im physikalischen Sinn ein Südpol sein. Der gedachte Magnet im Erdinnern, der das Erdmagnetfeld erzeugt, weist mit seinem Südpol nach Norden, mit seinem Nordpol aber nach Süden.
Erforschung
Siehe auch Hauptartikel: Geschichte der Nordpolexpeditionen

Offiziell wurde der geographische Nordpol erstmalig von den US-amerikanischen Forschern Robert Edwin Peary und Matthew Henson am 6. April 1909 erreicht. Es gilt jedoch nicht als wissenschaftlich gesichert, dass die beiden Expeditionen den Pol tatsächlich erreicht haben. Pearys Aufzeichnungen sind hierfür nicht ausreichend genau, und Matthew Henson berichtet in seinen Memoiren, er sei kurz vor Expeditionsleiter Peary am Nordpol gewesen und habe diesen dort getroffen. Gemeinsam habe man die Frage klären wollen, wer wohl als Erster am Pol gewesen sei. Zu dieser Klärung ist es jedoch offenbar nie gekommen.
Außer den Genannten nahm auch Frederick Cook für sich in Anspruch, als Erster den Nordpol am 21. April 1908 kurz vor Peary erreicht zu haben. Seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit schwand jedoch generell, als ihm die Erstbesteigung des Mount McKinley als Fälschung nachgewiesen wurde.
Erst die Überfliegung des Nordpols im Jahr 1926 durch Umberto Nobile, Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth an Bord der Norge ist wissenschaftlich einwandfrei gesichert. Zweifelsfrei nachgewiesen ist ferner, dass 1937 eine Gruppe sowjetischer Wissenschaftler unter der Leitung von Iwan Papanin zum Nordpol flog und dabei tatsächlich das Umfeld des Pols betrat.
Der erste Mensch, der den Pol zu Fuß erreichte, war 1969 der Schotte Sir Wally Herbert.
Am 17. August 1977 gegen 4.00 Uhr Moskauer Zeit erreichte als erstes über Wasser fahrendes Schiff der sowjetische Atomeisbrecher "Arktika" den Nordpol. Hunderte Besatzungsmitglieder, Wissenschaftler und Fahrgäste betraten feierlich das direkte Polumfeld. Erst 1991 konnten nach schwerer Eisfahrt die beiden ersten konventionell angetriebenen Schiffe bis zum Nordpol vordringen: Der schwedische Eisbrecher ODEN und das deutsche Forschungsschiff POLARSTERN erreichten den Pol am 6. September während einer dreimonatigen Expedition.
Siehe auch
- Arktis
- Pole der südlichen Hemisphäre
- Nordpol-1 (Polarstation)
Weblinks
- Wer war der Erste am Nordpol? Der Nordpol aus Sicht der Arktishistorie (deutsch/private Homepage)
Literatur
- Fergus Fleming: Neunzig Grad Nord. Der Traum vom Pol, Piper, 2004, ISBN 3492242057