Deutscher Evangelischer Kirchentag
Der heutige Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) ist eine Bewegung evangelischer Laien und institutionell unabhängig von den evangelischen Kirchen.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag versteht sich als eine freie Bewegung von Menschen, die der christliche Glaube und das Engagement für die Zukunft von Kirche und Welt zusammenführt.
Er findet alle zwei Jahre in einer anderen Stadt in Deutschland statt. Nächste Gastgeberin ist 2007 die Stadt Köln Köln.
Themen sind neben dem Christentum viele politische und gesellschaftliche Themen unserer Zeit, wie z. B. Dialog zwischen Juden und Christen 1961 in Berlin oder Evangelisch-katholisches Gespräch 1965 in Köln. Die Friedensbewegung der 1980er wurde durch den Kirchentag stark mit beeinflusst. Erste große Friedensdemonstrationen fanden anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentages im Juni 1981 in Hamburg und 1983 in Hannover statt. "Umkehr zum Leben", das war das Motto der lila Tücher auf dem evangelischen Kirchentag Hannover 1983.
Das deutlich kleinere katholische Pendant zum Kirchentag ist der Katholikentag.
Der erste ökumenische Kirchentag fand 2003 in Berlin statt. Gastgebende Stadt des nächsten Ökumenischen Kirchentages wird 2010 die Stadt München sein.
Geplante Kirchentage

- 2007 findet der 31. Kirchentag vom 6. bis 10. Juni auf Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland in Köln statt.
- 2009 findet der 32. Kirchentag vom 20. bis 24. Mai in Bremen statt.
- 2010 soll der zweite Ökumenische Kirchentag in München stattfinden.
Programm
Das Rahmenprogramm eines Kirchentags folgt in der Regel einem gleichen Raster, das den örtlichen Gegebenheiten angepasst wird. Dazu gehören im einzelnen:
Eröffnungsgottesdienst
Der Kirchentag beginnt mit mehreren Eröffnungsgottesdiensten am Mittwoch Abend. (Früher dezentral, jetzt mehrere zentrale Gottesdienste.)
Abend der Begegnung
Die gastgebende Landeskirche veranstaltet am Eröffnungstag einen "Abend der Begegnung" im Anschluss an die Eröffnungsgottesdienste in der Innenstadt des Veranstaltungsortes. Kirchliche Initiativen vor Ort sowie die Regionen der Landeskirche stellen sich vor, dabei gibt es viele (regionale) kulinarische Köstlichkeiten. Neben der Verpflegung ist ein breites Bühnenprogramm ganz zentral. Auf zahlreichen Bühnen über die Innenstadt verteilt wechseln sich Laien und Profis ab, die Gäste zu unterhalten. Der Abend der Begegnung ist mit 400.000 Gästen das größte Straßenfest Deutschlands.
Bibelarbeit
Der Veranstaltungstag beginnt jeden Morgen mit Bibelarbeiten. Diese finden in ganz unterschiedlichen Rahmen statt, von einer Messehalle mit mehreren 1000 Besuchern bis hin zu Kleingruppen mit zehn Personen. Sie werden von Laien, wie Künstlern oder Politiker oder von Theologen geleitet.
Markt der Möglichkeiten
Auf dem Markt der Möglichkeiten präsentieren sich viele (auch nichtkirchliche) Initiativen in den Messehallen der gastgebenden Stadt.
Abschlussgottesdienst
Der Kirchentag endet am Sonntag mit einem zentralen Abschlussgottesdienst, dieser fand häufig in einem Stadion statt, seit 2003 auf einem großen Platz.
Thematische Schwerpunkte
Die thematischen Schwerpunkte werden für jeden Kirchentag neu formuliert. Die Formulierungen sind jeweils recht allgemein gehalten, denn sie sollen die gesamte Breite der aktuellen kirchlichen Diskussionsthemen umfassen und strukturieren. Oft sind sie recht ähnlich: Fragen des Glaubens, der individuellen Lebensgestaltung, der Ethik und der Gesellschaftspolitik sollen ihren Platz finden. Arbeitsweisen sind vor allem Vorträge und Podiumsdiskussionen.
Kulturelle Angebote
Zum Kirchentag gehört immer auch ein Kulturprogramm. Dazu zählen zahlreiche Aufführungen von Theater- und Kabarettgruppen und Konzerte aller erdenklichen Stilrichtungen. In den letzten Jahren wurden auch zunehmend die bildenden Künstler zur Mitarbeit aufgefordert.
Geistliche Angebote
Von den frühen Morgenstunden bis gegen Mitternacht werden immer wieder Gottesdienste, Gebetsstunden und Meditationen an verschiedenen Orten angeboten. Auch gibt es den ganzen Tag über die Möglichkeit zur Seelsorge.
Organisation
Rechtsträger
Rechtsträger des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e.V." mit Sitz in Fulda. Er unterhält dort ein zentrales Büro als dauerhafte Einrichtung. An der Spitze des Vereins steht für eine Amtszeit von zwei Jahren der Präsident bzw. die Präsidentin. Die Leitung des Kirchentags obliegt dem Präsidium, dem Vorstand des Präsidiums, der Präsidialversammlung, der Konferenz der Landesausschüsse und dem Kollegium. In keinem der Gremien des Kirchentages gibt es institutionelle Vertretungen. Es gibt nur persönliche Mitglieder. Zur Ausrichtung des jeweiligen Kirchentags wird unter dem Namen "XX. Deutscher Evangelischer Kirchentag e.V." ein eigener Trägerverein gegründet, der dann in der Stadt der Ausrichtung des Kirchentags eine Geschäftsstelle einrichtet.
Die einladende Landeskirche richtet dann eine Regionale Arbeitsstelle (RASt) ein, die die Koordination zwischen Kirchentag und einladener Landeskirche und ihren Einrichtungen und Gemeinden übernimmt.
Laienorganisation
Der Kirchentag ist eine der größten Massenveranstaltungen in Deutschland. Bei der Durchführung sind allerdings die meisten Menschen "Laien", die im Alltag etwas ganz anderes machen. So reisen unter anderem viele christliche und überkonfessionelle Pfadfinder als Helfer, HaKas (Harter Kern) und Hallenleiter an, um in den Hallen und Veranstaltungsräumen zu helfen. Insgesamt gibt es auf einem Kirchentag ca. 4000 Helfer. Die Veranstaltungsgruppen bekommen für ihre Auftritte und Stände kein Geld (im Gegenteil, sie bezahlen sogar noch eine (vergünstige) Eintrittskarte). Eine Ausnahme bilden speziell vom Kirchentag eingeladene "Zugpferde" wie einige sehr bekannte Pop-Gruppen. Unter den 4000 Helfern gab es z.B. 2005 ca. 400 HaKas ("Harte Kern- Helfer"). Diese helfen mindestens 9 Tage beim Auf- und Abbau mit. Einige von ihnen sind ganze drei Wochen vor Ort. Oftmals "opfern" sie ihren Sommerurlaub um in dieser Gemeinschaft zu helfen und nebenbei noch Spaß zu haben.
Kirchentag und Umweltschutz
Der Kirchentag versucht die umweltfreundlichste Großveranstaltung weltweit zu sein, dafür gibt es eine Ökobilanz. Der Kirchentag setzt z.B. schon bei der Anreise stark auf die Eisenbahn. Wo immer es geht, wird die Menge des anfallenden Mülls reduziert. Die Menge der verbrauchten Energie wird durch Investitionen in umweltfreundliche Energieerzeugung kompensiert.
Kirchentag und Friedensbewegung
Geschichte
Es gab in der deutschen Kirchengeschichte bereits vor 1949 Zusammenschlüsse und Treffen unter dem Namen Deutscher Evangelischer Kirchentag, die aber mit dem heutigen DEKT keine direkte Verbindung haben. Siehe hierfür Kirchentag (Begriffsklärung).
Im Jahr 1848 fand eine Versammlung "evangelischer Männer" in Wittenberg statt, die als Kirchentag bezeichnet wurde. Bis 1872 wurden 15 solcher Kirchentage durchgeführt.
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand eine zweite Kirchentagsbewegung. In Dresden fand im Jahr 1919 ein Kirchentag statt, zu dem vor allem die einzelnen Landeskirchen zusammenkamen, mit dem Ziel der Gründung eines Kirchenbundes, des Vorläufers der heutigen EKD.

Der heute bekannte DEKT wurde 1949 nach der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges vor allem von Reinhold von Thadden-Trieglaff ins Leben gerufen.
Zuerst fanden die Treffen jährlich statt, bis dann Mitte der 50er Jahre ein zweijähriger Rhythmus eingeführt wurde. Die Teilnehmer kamen ursprünglich aus beiden Teilen Deutschlands: Noch 1954 hat dieses Treffen in Leipzig stattgefunden, und auf dem Kirchentag, der 1961 in Westberlin abgehalten wurde, kamen 19700 der 42900 Dauerteilnehmer aus der DDR.
Nach dem Mauerbau 1961 wurde die Abhaltung eines gemeinsamen deutschen Kirchentages immer schwieriger. Daher fanden in der DDR eigene Kirchentage statt.
Neue Kirchenlieder und Neue Geistliche Lieder finden häufig über den Kirchentag hinaus Verbreitung. Ferner nahmen Friedens- und Ökologiediskussionen ihren Anfang bei Kirchentagen. Für den Kirchentag in Köln 2007 wurden die Wise Guys beauftragt ein passendes Lied zum Kirchtagsmotto zu komponieren. Er wurde im August 2006 in Köln der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Download ist auf Kirchentag.de möglich.
2003 fand der Erste Ökumenischer Kirchentag in Berlin "Ihr sollt ein Segen sein" mit 191.000 Dauerteilnehmern statt.
Siehe auch: Liste der Deutschen Evangelischen Kirchentage und beteiligter Personen
Weblinks
Literatur
- Rüdiger Runge / Margot Käßmann (Hg.), Kirche in Bewegung. 50 Jahre DEKT, Gütersloh 1999