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Peter Hurd

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Peter Hurd

Peter Hurd (*22. Februar 1904 in Roswell, New Mexico; † 9. Juli 1984 ebenda) war ein US-amerikanischer Maler, Druckgrafiker und Illustrator des Amerikanischen Realismus. Seine Werke sind geprägt von den Menschen und den weiten Landschaften seiner Heimat San Patricio, New Mexico, wo er seit den 1930er Jahren lebte. Peter Hurd ist gleichermaßen bekannt für seine Porträts und seine Landschaftsbilder des amerikanischen Westens. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Hurd als Kriegsberichterstatter für das Magazin LIFE und war der US-Luftwaffe zugeteilt.[1]

Gemeinsam mit seiner Frau Henriette Wyeth hat Peter Hurd drei Kinder: Peter Wyeth (*1930), Ann Carol Hurd (*1935), und Michael Hurd (*1946). Ann Carol Hurd und Michael Hurd haben ebenfalls die Malerei zu ihrem Beruf gemacht.[1] Peter Hurd ist der Schwager des Malers Andrew Wyeth.

Leben

Nach seinem Abschluss am New Mexico Military Institute in Roswell, das er von 1918 bis 1921 besuchte,[2] wurde er 1921 als Kadett an der Militärakademie West Point in New York aufgenommen. 1923, nach zwei Jahren, verließ er West Point um seiner Berufung, der Malerei zu folgen.[3]

Während eines Semesters am Haverford College in Pennsylvania lernte er den renommierten Illustrator N. C. Wyeth kennen und arbeitete für mehrere Jahre als Wyeths Assistent in dessen Atelier in Chadds Ford, Pennsylvania. Hurd arbeitete dort zusammen mit zwei von Wyeths Kindern, Andrew und Henriette, die ebenfalls bei ihrem Vater studierten. Auf Wyeths Drängen hin schrieb sich Hurd an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts ein, und schloss 1924 sein Studium ab.[4]

Im Jahr 1929 heiratete Hurd Wyeths älteste Tochter Henriette Wyeth, die ebenfalls als Malerin bekannt ist. Sie ist die Schwester des Malers Andrew Wyeth.[4]

Umzug nach New Mexico

1934, während der Weltwirtschaftskrise, zogen die Hurds nach San Patricio, New Mexico, und ließen sich auf einem 40 Hektar großen Grundstück nieder. Nach und nach erwarben sie mehr Land und bauten die 2.200 Hektar große Sentinel Ranch auf. Die Ranch und ihre Umgebung boten Hurd unerschöpfliches Material für seine Arbeit. Während Henriette sich auf Blumenstudien, Porträts in Öl und Stillleben konzentrierte, widmete sich Hurd der Darstellung der Landschaft und der Menschen, die sie prägten.[5]

Seine großformatigen Tempera-Bilder der Landschaft von New Mexico verschafften ihm nationale Anerkennung, und Reproduktionen seiner Werke wurden im Magazin LIFE veröffentlicht. Während des Zweiten Weltkriegs war Hurd als Kriegsberichterstatter für LIFE tätig und begleitete die US-Luftwaffe. Er berichtete von nahezu allen Fronten und fertigte Hunderte von Kriegsskizzen (‚War Sketches‘) an.[1][2] Diese Skizzen wurden schnell mit Aquarellfarben oder Feder und Lavierung angefertigt. Die daraus resultierenden Werke aus der Kriegszeit reichten von Skizzen bis hin zu voll entwickelten Eitempera und Aquarellen. Viele dieser Kriegsskizzen hängen heute im Pentagon. Nach dem Krieg reiste Hurd nach Nordafrika, Asien und Saudi-Arabien, wo er sich mit König Faisal anfreundete und ihn malte.[6]

Hurds Zeit bei der Luftwaffe beeinflusste seine Kunst nachhaltig. Während er zuvor bei der Arbeit mit Tempera sehr sorgfältig und präzise war, musste er als Kriegsberichterstatter schnell arbeiten und erlernte den Umgang mit Aquarell. Nach dem Krieg zeigte sich in seinen Landschaftsbildern von New Mexico eine neue Freiheit, während die für ihn typischen subtilen Farbtöne eines Koloristen erkennbar blieben.[1][2]

Porträts des ländlichen Lebens und öffentliche Aufträge

Viele von Hurds bekanntesten Porträts zeigen Nachbarn, Familie und Freunde von der Sentinel Ranch. Er malte mit Vorliebe Menschen, die tief mit dem Land verbunden waren, und zeigte sie im Freien, vor der Kulisse der Berge und des Himmels. Er schrieb: „Diejenigen, die ich am liebsten male, sind Menschen, deren Leben sich unter freiem Himmel abspielt: Männer, deren Kleidung, Haut und Augen vom Wind geprägt sind.“ (“The ones I like best to paint are those whose lives are spent under the sky: Men whose clothing, skin and eyes are all conditioned by the wind.”). Peter Hurd’s Porträt ‚Jose‘ zeigt Jose Herrera, einen langjährigen Mitarbeiter auf der Sentinel Ranch, inmitten der Hügelzüge des Landes, das dieser über zwei Jahrzehnte hinweg betreute.[5][7]

Peter Hurds wohl bekanntestes Gemälde ‚Eve of Saint John‘ aus dem Jahr 1960 zeigt Dorothy Herrera, die zwölfjährige Tochter seines ehemaligen Vorarbeiters Jose Herrera. In dem Werk steht Dorothy in einer nächtlichen Landschaft von New Mexico. Ihre Hände umschließen schützend die Flamme einer Kerze, die ihr den Weg zu einem Kirchenfest leuchtet.[8]

Von 1953 bis 1954 erhielt Hurd den Auftrag für ein großes Wandgemälde für das Texas Technological College (heute Texas Tech University) in Lubbock, Texas. Zusammen mit seinen Assistenten malte er ein Fresko in der Rotunde des damaligen West Texas Museums (heute Holden Hall). Das Fresko, bekannt als ‚Pioneer Mural‘, zeigt 16 Pioniere aus Lubbock und verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. Es war Hurds siebtes Wandgemälde und das größte Projekt seiner Karriere. Die Arbeiten begannen im Februar 1953, und das Fresko wurde am 18. November 1954 mit einer Zeremonie eingeweiht. Heute ist es Teil der Kunstsammlung der Texas Tech University und ein Beispiel für Hurds öffentliches Schaffen.[9][10]

Porträt von Lyndon B. Johnson

1965 erhielt Peter Hurd den Auftrag, das offizielle Porträt von Präsident Lyndon B. Johnson zu malen. Zuvor hatte er für die Titelseite des TIME Magazins vom 1. Januar 1965 ein Porträt von Johnson als ‚Mann des Jahres‘ erstellt.[11] Obwohl Hurd normalerweise 30 Stunden für ein Porträt benötigte, sicherte ihm die First Lady, Claudia Alta ‚Lady Bird‘ Johnson, nur eine halbstündige Sitzung mit dem Präsidenten zu. Präsident Johnson war müde und schlief während eines Großteils der Sitzung in Camp David ein. Das fertige Porträt basierte daher hauptsächlich auf Fotografien. Es zeigt Johnson vor der Kulisse des Kapitols bei Sonnenuntergang – ein Detail, auf das Lady Bird Johnson bestand, obwohl Hurd dagegen war.[12]

Als Johnson das Porträt sah, lehnte er es mit den Worten ab, es sei „das hässlichste Ding, das ich je gesehen habe“ (“That’s the ugliest thing I ever saw.”). Lady Bird Johnson kritisierte, dass die Hände nicht die „knorrigen, hart arbeitenden Hände“ ihres Mannes zeigten, die „so viel Kraft und so viel Kampf in sich haben“ (“The hands were not Lyndon’s gnarled, hardworking hands, that have so much strength and so much fight in them.”).[12][13][14]

Als Hurd den Präsidenten nach seinem bevorzugten Porträtstil fragte, verwies Johnson auf ein Porträt, das Norman Rockwell für die Berichterstattung zur Präsidentschaftswahl in der Ausgabe des Magazins LOOK vom 20. Oktober 1964 angefertigt hatte. Diese Begebenheit wurde erst am 5. Januar 1967 öffentlich, als sie Gegenstand eines Artikels in der Washington Post war.[15]

Da Johnson sich weigerte, das Porträt im Weißen Haus aufzuhängen, stellte Hurd es im März 1967 im Diamond M Museum in Texas aus, wo es große Besucherzahlen anzog.[14] Später spendete er es der National Portrait Gallery der Smithsonian Institution, unter der Bedingung, dass es erst nach Johnsons Amtszeit ausgestellt wird. Heute hängt das Porträt in der National Portrait Gallery in Washington, D.C., auch wenn Johnson es nie offiziell anerkannt hatte.[13][16][12] Das offizielle Johnson-Porträt im Weißen Haus wurde von Elizabeth Shoumatoff angefertigt.[17]

Bei einer Rede kurz vor dem Ende seiner Amtszeit scherzte Johnson, dass das Porträt „ziemlich gut gelungen sei, abgesehen von einer kleinen Sache – es fehle der Heiligenschein“ („Actually, I thought it was a pretty good likeness, except for one little detail: It left off the halo.“).[12]

Werke (Auswahl)

  • The Eve of Saint John, 1960[18]
  • The Oasis
  • The Gate and Beyond
  • The Red Pickup
  • The Late Call
  • The Future Belongs To Those Who Prepare For It

Das Wandgemälde ‚The Future Belongs To Those Who Prepare For It‘ wurde 1952 von Peter Hurd für das Prudential Building in Houston, Texas, geschaffen. Als das Gebäude 2011 abgerissen werden sollte, wurde das Fresko gerettet und in die Artesia Public Library in Artesia, New Mexico, überführt. Der Umzug dieses 65.000 Pfund (etwa 29.483 Kilogramm) schweren und 620 Quadratfuß (etwa 57,6 Quadratmeter) großen Wandgemäldes gilt als eine der größten und anspruchsvollsten Aktionen dieser Art.[19]

Hurd wählte häufig die Landschaft Südost-New Mexicos als Kulisse für seine Werke, insbesondere die Familienranch in San Patricio und das Hondo Valley mit seiner charakteristischen Landschaft.

Viele von Hurds Werken, ebenso wie die seiner Frau Henriette Wyeth, seines Schwiegervaters N. C. Wyeth und seines Sohnes Michael Hurd, sind in der Hurd-La Rinconada Galerie in San Patricio, New Mexico, zu sehen.

Biographien der Künstler der Familie Wyeth Hurd (englisch)

Website der Hurd-La Rinconada Galerie (englisch)

Peter Hurd auf der Website der Texas Tech University (englisch)

Aufnahme von Peter Hurd in die Hall of Fame des New Mexico Military Institute, 1984 (englisch)

Bildergalerie des Peter-Hurd-Wandgemäldes in der Rotunde von Holden Hall an der Texas Tech University (englisch)

Beispiele von Peter Hurds Kunstwerken auf AskART (englisch)

Peter Hurd und Henriette Wyeth Hurd – Dokumente im Smithsonian Archives of American Art (englisch)

Zwei Ausstellungskataloge von Hurd aus den Bibliotheken des Metropolitan Museum of Art (PDF, englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d Family Bios. Abgerufen am 7. Januar 2025.
  2. a b c 1984 - Mr. Peter Hurd 1921 HS. Abgerufen am 8. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  3. Texas State Historical Association: Hurd, Peter. Abgerufen am 8. Januar 2025 (englisch).
  4. a b Peter Hurd | New Mexico, Landscapes, Portraits | Britannica. Abgerufen am 7. Januar 2025 (englisch).
  5. a b Peter Hurd. Abgerufen am 7. Januar 2025 (englisch).
  6. Peter Hurd. Abgerufen am 9. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  7. Staff Picks: Annemarie picks La Luz Sunrise by Peter Hurd | The Grace Museum. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  8. San Diego Museum of Art - Eve of Saint John. Abgerufen am 7. Januar 2025.
  9. Pioneer Mural. In: Public Art Collection | Texas Tech University System. Abgerufen am 8. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  10. Texas Tech University :: TechAnnounce. Abgerufen am 8. Januar 2025.
  11. TIME Magazine Cover: Lyndon B. Johnson, Man of the Year - Jan. 1, 1965. Abgerufen am 8. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  12. a b c d Why LBJ Called His Own Portrait ‘The Ugliest Thing I Ever Saw’. In: Texas Standard. Abgerufen am 8. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  13. a b National Portrait Gallery. Abgerufen am 8. Januar 2025.
  14. a b The portrait LBJ never wanted the world to see. 12. Februar 2018, abgerufen am 8. Januar 2025 (englisch).
  15. Deborah Solomon: LBJ smiled “like he was competing for the Miss America title”. 10. November 2013, abgerufen am 8. Januar 2025 (englisch).
  16. Smithsonian Magazine, Zoe Sayler: The Presidential Portrait That Was the 'Ugliest Thing' L.B.J. Ever Saw. Abgerufen am 8. Januar 2025 (englisch).
  17. Barbara Gamarekian, Special To the New York Times: PUTTING THE V.I.P.'S ON CANVAS. In: The New York Times. 7. April 1986, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 8. Januar 2025]).
  18. The San Diego Museum of Art: ArtStop: Peter Hurd (bei 00:28). 21. Mai 2013, abgerufen am 9. Januar 2025.
  19. Preserving the Artistic Legacy of Peter Hurd and Henriette Wyeth Hurd. 24. Juli 2024, abgerufen am 9. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).