Johann Christian Metzig
Metzig Johann Leszno
Johann Christian Heinrich Metzig (* 20. Mai 1804 in Schwerin an der Warthe; † 1. Oktober 1868 in Lissa) Arzt, Philanthrop, Pazifist, als Deutscher setzte er sich für die Gleichberechtigung der Polen in den preußischen Provinzen ein.
Leben
Metzig stammte aus einer evangelischen[1] Familie, wie die große Mehrheit dieser Stadt und dieser Gegend. Der Urgroßvater Johann Gottfried Metzig (*1740) war Organist in Lübtow. Dort wurde der Großvater Christian Metzig geboren, der später Pfarrer in Freystadt in Schlesien war.
Johann Metzig besuchte die Schule in seinem Heimatort, dann die Schule in Meseritz, die Klosterschule in Neuzelle und zuletzt das Joachimsthaler Gymnasium. Ab 1822 absolvierte eine Ausbildung als Militärarzt. Die erste berufliche Station war Stralkowo, Kreis Wreschen, ein Ort an der damaligen preußisch-russischen Grenze. In Stralkowo heiratet er die katholische Emilia Barbara Schäfer (*1810), mit der er acht Kinder hatte, von denen nur drei überlebten. Seine Frau Emilia war die Cousine[2] des Komponisten Frédéric Chopin. Dann wurde er nach Lissa versetzt. In Lissa verbrachte er den größten Teil seines arbeitsreichen Lebens.[2] 1835 beobachtete er Manöver[3] der preußischen Armee bei Liegnitz. Anschließende Untersuchungen über zwei Jahre brachten ihm die Erkenntnis, dass die damals getragenen Unifomen u.a. Lungenentzündung und Flecktyphus begünstigen. Er entwarf neue Uniformen, Helme und Rucksäcke und schickte dem preußischen König eine Denkschrift.
Die Änderungen wurden später auch von anderen Staaten übernommen. Als Anerkennung für seine Bemühungen um Uniformen, die Krankheiten nicht begünstigen und um Hygiene, wurde er 1837 in den Adelsstand erhoben. Auch der russische Zar ehrte ihn. Er war einer der Ersten, die erkannten, dass Hygiene einen großen Einfluss auf die Gesundheit hat. Er setzte sich dafür ein, dass bei entsprechenden Verwundungen nicht amputiert wird, was damals die Regel war, sondern eine langfristige Heilung angestrebt wird. Auch das setzte sich allgemein durch. Er wird als Schöpfer der modernen Militärmedizin betrachtet[4].

1848 brachte einen Einschnitt. Nach dem Völkerfrühling bemühten sich deutsche Nationalisten um die Germanisierung der durch die Teilungen Polens an Preußen gefallenen Gebiete. 1849 kam es zu blutigen Zusammenstößen in Kurnik. Er hielt dort eine Rede in der er aus seiner christlichen Motivation heraus zur Versöhnung und Verständigung aufrief.[5] Johann Metzig setzte sich konsequent, auch unter in Inkaufnahme massiver eigener Nachteile für die Gleichberechtigung der polnischen Bürger in Preußen ein. Er lehnte eine bessere Stelle ab, mit der zum Schweigen gebracht werden sollte. Deutsche Nationalisten verwüsteten sein Haus[6]. Es wurde sogar auf ihn geschossen. Die Teilungen Polens betrachtete und bezeichnete er öffentlich als ungerecht. Auf politischer Ebene als Abgeordneter und durch zahlreiche Publikationen versuchte er, die Gleichberechtigung der Polen zu erwirken. Vergeblich. Aus Protest verließ er das Militär und eröffnete in Lissa eine Arztpraxis. Als Arzt behandelte er Deutsche und Polen gleichermaßen. Da er arme Patienten unentgeltlich behandelte, stieg seine Beliebtheit. Er war befreundet mit dem polnischen Arzt und Reformer Karol Marcinkowski.[5] Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er 1853 in der evangelischen Kreuzkirche in Lissa die erst 30-jährige Emilie Florentine Hoch. Er starb im Alter von 64 Jahren und wurde auf dem Friedhof bei der Kreuzkirche beerdigt. Seine Beerdigung war ein gesellschaftliches Ereignis.
Ehrungen und Würdigungen
Johann Metzig war schon zu Lebzeiten eine bekannte und - besonders von den Polen - geachtete Person. Neben den wissenschaftlichen Verdiensten wurde vor allem sein soziales Wirken und sein Einsatz für Bürgerrechte der Polen geschätzt.

Nach der Wiedererlangung der staatlichen Selbständigkeit Polens nach dem 1. Weltkrieg wurde in den 1920-Jahren der Platz [7] an der evangelischen Kirche nach Metzig benannt. Nach 1939 wurde daraus ein „Platz der SA“. Nach 1945 hieß er „Platz der Roten Armee“. Nach den Unruhen in Polen im Oktober 1956 wurde dieser Platz wieder nach Johann Metzig benannt, was auch ein Zeichen der Sehnsucht nach Unabhängigkeit von der sowjetischen Bevormundung war.

Der ehemalige deutsche Friedhof wurde 1953 liquidiert. 1985 wurde ein neuer Grabstein für Metzig aufgestellt. An der Kirche wurde eine Tafel angebracht, auf der als „Philanthrop und Großer Polenfreund“ bezeichnet wird. Auch an seinem Geburtshaus wurde eine Gedenktafel angebracht.
Heute wird der "Plac Jana Metziga" wurde einer 28 m hohen Eiche[7] beherrscht, die 1871 nach der Reichseinigung dort gepflanzt wurde.
Nicht nur die heute polnische Stadt seines langjährigen Wirkens betrachtet ihn als Versöhner zwischen den Völkern und als Wegbereiter eines geeinten Europas. 2014 ehrte ihn seine Geburtsstadt Skwierzyna durch die postume Verleihung der Ehrenbürgerwürde [8] und das Aufstellen einer Marmorbank[9] am Warthe-Ufer. Die Bank mit entsprechender Inschrift wurde während einer deutsch-polnischen Konferenz eingeweiht. An dieser Ehrung nahmen u.a. deutsche Mitglieder des Heimatkreises Schwerin/Warthe teil.[9] Das Museum in Leszno widmete ihm 2004 eine Ausstellung. Die Stadt Leszno[10] organisierte 2024 anlässlich des 220. Geburtstages ein „Metzig-Jahr“[11] mit thematischen Stadtführungen und der Präsentation einer Monographie von Janina Małgorzata Halec zu Leben und Werk von Johann Metzig. Radio Poznań[12] ehrte Metzig durch eine Sendung in der das Buch von Janina Halec vorgestellt wurde.
Werke
- Das Kleid des Soldaten (1837)
- Ein Beitrag zur Verständigung über die Reformen des preussischen Militar-Medicinal-Wesens (1845)
- Offener Brief an den H. Abgeordneten Nerreter zu Frankfurt am Main (1848)
- Worte der Versöhnung an die Bewohner des Grossherzogthums Posen (1848)
- Faktische Berichtigungen und persönliche Bemerkungen in der Rede des H. Abgeordneten von Röder, die polnische Frage, indonderheit die Demarkati-onslinie betreffend (1849)
- Noch ein Paar Worte über das Grossherzogthum Posen (1849)
- Suum cuique. Die rechte Antwort auf die Polen und die grosse Zeitfrage. Zur Beherzigung für die europäischen Staatsmänner (1856)
- Gegen das Amputiren gleich nach schwereu Verletzungen. Ein offenes Denk- und Dankschreiben dem Herrn Professor Sentin zu Brüssel überreicht (1857)
- Candidaten-Rede für seine Wahl in das Haus der Abgeordneten gehalten in der Versammlung des liberalen Urwähler-Vereins zu polnisch (1861)
- Die Zausammenkunft in Warschau und der europäische Kongress. Ein Nach-trag zu der Schrift: Suum cuique. Die rechte Antwort auf die polnische und die grosse Zeitfrage (1861)
- Die Wiederherstellung Polens durch einen neuen europäische Congress, als Nothwendigkeit für die friedliche Zukunft Europas, für die Einigkeit Deutsch-lands, für die Ehre und Grösse Preussens und des Hauses der Hohenzollern dergethan (1862)
- Offenes Sendschreiben an Herrn Schulze-Delitsch (1862)
- Die Polen-Frage im wahren Interesse Europa's im Geiste der Civilisation (1863)
- Vive la Pologne! Ein Weckruf an das traumbefangene Europa (1867)
Źródło: Karol Estreicher: Bibliografia XIX wieku. T. III. s. 103.
Literatur
- Janina Małgorzata Halec: Doktor Johann Christian Heinrich Metzig, przyjaciel Polaków, opowieść o życiu. 2024, ISBN 9788361681588
- Katalog zur Ausstellung: Dr Johann Metzig: orędownik spraw Polski w XIX wieku; katalog wystawy 7 maja - 27 czerwca 2004, ISBN 9788391684030
Belege
- ↑ https://www.wimbp.gorzow.pl/dr-johann-metzig-europejczyk-i-oredownik-spraw-polski-103223/ (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ a b https://www.echogorzowa.pl/news/31/czytajzemna/2015-04-07/o-wielkich-ludziach-ze-skwierzyny-10877.html abgerufen am 31.12.2024
- ↑ https://leszno.eska.pl/2024-rokiem-jana-metziga-w-lesznie-kim-byl-czym-zaslynal-i-co-po-nim-zostalo-aa-ubyL-nPq6-zyQc.html (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ https://gazetalubuska.pl/mieszkancy-pamietaja-o-wybitnych-lekarzach/ar/7456435 (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ a b https://mbpleszno.pl/Piekny_czlowiek.html abgerufen am 31.12.2024
- ↑ https://leszno.naszemiasto.pl/byl-porzadnym-czlowiekiem-muzeum-okregowe-w-lesznie-wydalo-ksiazke-o-janie-metzigu/ar/c13p2-26958737 (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ a b https://leszno.naszemiasto.pl/kiedys-nosil-nazwe-rynek-koscielny-wiecie-co-to-za-miejsce/ar/c1-8118543, abgerufen am 31.12.2024
- ↑ https://www.skwierzyna.pl/sites/default/files/pliki/zdjecia/2017/hon_zas/johann_metzig.pdf?183 (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ a b https://gazetalubuska.pl/mieszkancy-pamietaja-o-wybitnych-lekarzach/ar/7456435 abgerufen am 31.12.2024
- ↑ https://leszno.naszemiasto.pl/byl-porzadnym-czlowiekiem-muzeum-okregowe-w-lesznie-wydalo-ksiazke-o-janie-metzigu/ar/c13p2-26958737 abgerufen 31.12.2024
- ↑ https://leszno.eska.pl/2024-rokiem-jana-metziga-w-lesznie-kim-byl-czym-zaslynal-i-co-po-nim-zostalo-aa-ubyL-nPq6-zyQc.html (abgerufen am 31. Dezember 2024)
- ↑ https://radiopoznan.fm/informacje/zapowiedzi/26-ksiazka-z-serii-cives-nostri-w-lesznie (abgerufen am 31. Dezember 2024)