Zum Inhalt springen

Estlink-2-Vorfall in der Ostsee 2024

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Dezember 2024 um 21:20 Uhr durch AxelHH (Diskussion | Beiträge) (Europäische Union). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Route der Eagle S am Tag der Beschädigung

Der Estlink-2-Vorfall in der Ostsee 2024 fand am 25. Dezember 2024 in der Ostsee vor der Küste von Finnland statt, als die Betreiberorganisation Fingrid des Stromkabels Estlink 2, das Estland mit Finnland verbindet, den vollständigen Ausfall der Verbindung meldete. Der Röhöltanker Eagle S überquerte zu dieser Zeit das Seekabel und wies laut Maientraffic ein ungewöhnliches Fahrverhalten auf. Die finnische Küstenwache reagierte schnell, stoppte den Tanker noch in finnischen Küstengewässern und ging an Bord. Dort wurde der Verlust eines Ankers festgestellt. Finnland verdächtigte den Tanker, den die NTAO zur russischen Schattenflotte zählt, der schweren Sabotage und beschlagnahmte das Schiff. Der Tanker wurde anschließend in die Nähe des finnischen Hafens Sköldvik verlegt, um die Ermittlungen der finnischen Behörden zu erleichtern.

Beschädigung von Seekabeln

Am 25. Dezember verließ der Öltanker Eagle S den russischen, eisfreien Ostseehafen in Ust-Luga um 3 Uhr und 45 Minuten am morgen mit Zielhafen Port Said in Ägypten.[1] Am gleichen Tag überquerte der Tanker als Eagle S das Unterseekabel Estlink 2 im Finnischen Meerbusen. Zur gleichen Zeit meldete das Unternehmen Fingrid einen Stromausfall auf dem Kabel. Die finnische Küstenwache brachte das Schiff daraufhin auf, geleitete es in finnische Küstengewässer und ging an Bord.[2] Neben dem Fehlen eines Ankers wurde auf dem Schiff auch eine Ausrüstung zur Fernmeldeaufklärung entdeckt.[3]

Am 28. Dezember 2024 verlegte die finnische Polizei das Schiff aus dem Finnischen Meerbusen in die Nähe von Svartbäck in der Bucht Svartbäckfjärden nahe dem Hafen Sköldvik, um der Polizeiabteilung im Innenministerium (finn. Keskusrikospoliisi, KRP) die weiteren Ermittlungen zu erleichtern.[4]

Die Strafermittlungen betreffen schwere Sabotage.[5] Bis zum 27. Dezember 2024 kam es zu keiner Verhaftung. Die Besatzung zählt 20 Personen aus Georgien und Indien, die entweder als Zeugen oder als Beschuldigte geführt werden.[6]

Neben dem Ausfall der Stromverbindung EstLink 2 wurden an Weihnachten auch Störungen mehrerer Kommunikationskabel in der Ostsee bekannt. Drei davon verlaufen einem Bericht des finnischen Rundfunksenders Yle zufolge zwischen Finnland und Estland, eines zwischen Finnland und Deutschland.[7]

Reaktionen

Europäische Union

Die Europäische Union geht davon aus, dass die Eagle S Teil von Russlands Schattenflotte ist, mit der Russland das vor zwei Jahren verhängte Öl-Embargo umgeht.[8]

Die EU-Kommission kündigte als Reaktion am 26. Dezember 2024 die Verhängung von Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte an. Man werde „weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, die sich gegen diese Flotte richten“. Das verdächtige Schiff sei „Teil der russischen Schattenflotte, die die Sicherheit und die Umwelt bedroht und gleichzeitig Russlands Kriegshaushalt finanziert“. Sie lobte „die finnischen Behörden für ihr schnelles Handeln bei der Aufbringung des verdächtigen Schiffes“ und verurteilte „jede vorsätzliche Zerstörung der kritischen Infrastruktur Europas“. Laut Fingrid dauert die Reparatur der 170 Kilometer langen Verbindungsleitung „Estlink 2“ voraussichtlich zwei Monate. Der Ausfall könne im Winter zu einer angespannten Stromversorgungslage führen.[9] Russland betreibt eine sogenannte Schattenflotte aus alten Öltankern, mit denen es Rohöl exportiert. Damit umgeht es Sanktionen, die westliche Länder gegen Russland 2022 nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt haben.

Estland

Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur kündigte an, Patrouillenschiffe in die Nähe der verbliebenen Verbindung EstLink 1 zu entsenden, um diese zu schützen.

NATO

Auch die NATO hat eine höhere Militärpräsenz in der Ostsee angekündigt.[10] Einen Monat zuvor war mit C-Lion1 bereits ein Seekabel in der Ostsee durchtrennt worden.

Commons: Eastlink 2 Vorfall in der Ostsee 2024 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1], abgerufen am 31. Dezember 2024
  2. Finnland verdächtigt Öltanker der Sabotage. tagesschau.de, 26. Dezember 2024, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  3. Michelle Wiese Bockmann: Russia-linked cable-cutting tanker seized by Finland ‘was loaded with spying equipment’. Lloyd’s List, 27. Dezember 2024, abgerufen am 28. Dezember 2024 (englisch).
  4. The police transfer tanker Eagle S to Kilpilahti. Finnische Küstenwache, 28. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  5. Nach Kabel-Schaden in Ostsee - EU erwägt Sanktionen gegen russische Schattenflotte. Deutschlandfunk, 27. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024: „Sie nahmen Ermittlungen wegen schwerer Sabotage auf.“
  6. In Finnland festgesetzter "Schattenflotten"-Tanker soll in Dänemark geprüft worden sein - Finnland - derStandard.at › International. In: derstandard.at. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  7. Tagesschau vom 27. Dezember 2024: Nach Ausfall von EstLink 2. Estland will Unterseekabel mit Marine schützen, abgerufen am 31. Dezember 2024
  8. Nach Kabel-Schaden in Ostsee - EU erwägt Sanktionen gegen russische Schattenflotte. Deutschlandfunk, 27. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  9. https://orf.at/stories/3380013/
  10. Estland will Unterseekabel mit Marine schützen (27. Dezember 2024)