Showaddywaddy
Showaddywaddy ist eine britische Rockgruppe aus Leichester. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Rock'n'Roll-Revival-Bands und konnte ihre größten Erfolge in Großbritannien zwischen 1974 und 1982 feiern, als sie insgesamt 23 Singles in den Charts unter den Top 40 platzieren konnte, darunter insgesamt 10 Top 10-Hits. In dieser Zeit schafften die Musiker auch gut ein Dutzend Top 40 Single-Hits in Deutschland.
Entstanden ist die ursprünglich acht Mann starke Band im Jahre 1973 aus dem Zusammenschluss zweier Bands in Leichester, The Choice und The golden Hammers, die im örtlichen Fosseway Club auftraten und dabei ihre schnell ihre gemeinsame Vorliebe für den guten alten Rock'n'Roll entdeckten. Während The Choice dabei verstärkt selber komponierte Stücke spielte, beschränkten sich The Hammers, wie die zweite Gruppe häufig abgekürzt wurde, auf die Einspielung von Cover-Versionen bekannter R'n'R-Hits aus den 50er und 60er Jahren.
Nachdem der Entschluss zur Gründung einer gemeinsamen Band gefallen war, erfolgte dann am 01.09.1973 der erste Auftritt der neuen Gruppe, die sich nun Showaddywaddy nannte in Anlehnung an den Background-Gesang in dem Lied "Little Darlin'", einem Doo-Wop-Klassiker der Gruppe The Diamonds aus dem Jahre 1957.
Die Gründungformation bestand aus folgenden Musikern:
Dave Bartram (The Choice, Gesang)
Romeo Challenger (The Choice, Schlagzeug)
Al James, richtiger Name Geoffrey Betts (The Choice, Bass)
Trevor Oakes (The Choice, Gitarre)
Bill "Buddy" Gask (The Hammers, Gesang)
Malcom "The Duke" Allured (The Hammers, Schlagzeug)
Rod Deas (The Hammers, Bass)
Russ Field (The Hammers, Gitarre)
Von Beginn an konnte die Gruppe durch ihre guten Live-Shows überzeugen und sich kontinuierlich einen Fan-Kreis aufbauen. Den Durchbruch ins nationale Musikgeschäft brachte aber erst im November 1973 der Auftritt in der Fernsehsendung "New Faces", einem Talentwettbewerb für Nachwuchskünstler. Ihre Version des Klassikers "Bony Moronie" verbunden mit ihrer üblichen energiegeladenen Show konnte alle überzeugen und sie gewannen den Wettbewerb. Bereits damals trugen sie ihr übliches, an Teddy-Boys angelehntes Bühnen-Outfit, welches bis heute ihr Markenzeichen geblieben ist: lange sog. Drape-Coats in teilweise schrillen Farben mit passenden Hosen (i.d. R. mit leichtem "Hochwasser") und sog. Creeper, wie man die Schuhe mit der oft mehrere Zentimeter starken Kreppsohle nennt.
Nach dem Erfolg bei der Sendung "New Faces" standen die Plattenfirmen Schlange. Polydor wollte Showaddywaddy verpflichten und hatte bereits "Sugar Baby Love" als potentielle erste Single auserwählt. Doch die Jungs aus Leichester wollten ihr eigenes Material spielen und so kam es dann zur Gründung der Rubettes, die mit "Sugar Baby Love" anschließend einen weltweiten Nr. 1 Hit hatten. Showaddywaddy jedoch unterschrieb bei Bell Records und brachte im Mai 1974 ihre erste Single, das selbst geschriebene Stück "Hey Rock'n'Roll" heraus, welches sich in Großbritannien sofort hinter "Sugar Baby Love" auf Platz 2 setzen konnte und auch in Deutschland eine respektable Nr. 13 in den Charts einbrachte.
Auch die nächsten drei Singles waren Eigenkompositionen und konnten sich alle in den Top 20 der britischen Singlecharts platzieren (Rock'n'Roll Lady, GB 15/1974; Hey Mr. Christmas, GB 13/1974; Sweet Music, GB 14/1975). Die erste LP der Gruppe aus dem Jahre 1974 hieß zwar nur "Showaddywaddy". Doch die als sog. gelbes Album bekannte LP schaffte auf Anhieb Platz 9 der nationalen LP-Charts.
Im Jahr 1975 veröffentlichte Showaddywaddy erstmals eine Cover-Version eines Hits aus den 60er Jahren als Single. "Three steps to heaven", original im Jahre 1960 ein Hit für Eddie Cochran, traf den Nerv der Zeit und brachte einen weiteren Nr. 2 Hit in Großbritannien ein, während man in Deutschland lediglich Platz 39 erreichte. Die anschließen veröffentlichte zweite LP "Step Two" konnte den Erfolg des Erstlingswerks des Vorjahres noch übertreffen und schaffte Platz 7 in den LP-Charts. Angespornt vom ersten Cover-Hit legten die Jungs mit "Heartbeat" (Original Buddy Holly, 1958) nochmals nach und schafften prompt eine Nr. 7 Platzierung im Herbst 1975 sowie eine respektable Nr. 21 in Deutschlands Single-Charts.
Nach diesen Erfolgen versuchte es die Gruppe erst einmal wieder mit Eigenkompositionen. Doch weder "Heavenly" (GB 34/1975, D 35/1975) noch "Trocadero" (GB 32/1976) konnten höher in den britischen Singlecharts aufsteigen. Das gleichnamige Album aus dem Jahr 1976 brachte es ebenfalls lediglich bis Platz 41 in den LP-Charts. Noch schlimmer erging es mit der Album-Auskopplung "Take me in your arms", die sich im Sommer 1976 überhaupt nicht in den Charts platzieren konnte.
Nach diesen Enttäuschungen besann man sich wieder auf die erfolgreichen Coverversionen alter R'n'R-Klassiker, mit denen man im Vorjahr die Top 10 geknackt hatte. Was nun folgte, war ein warer Hitreigen mit Coverversionen erfolgreicher Hits aus den 50er und 60er Jahren, vor allem von Doo-Wop Klassikern. Nach "Take me in your arms" wurde keine Eigenkomposition mehr als Single A-Seite veröffentlicht. Lediglich auf den B-Seiten der Singles und natürlich auf den LP's waren dann noch Stücke mit dem Komponistenvermerk "Showaddywaddy" zu finden.
Doch für die nächsten drei Jahre sollte die Rechnung auf jeden Fall aufgehen. Als erstes brachte "Under the moon of Love" (Original: Curtis Lee, 1961) passend zu Weihnachten 1976 die erste aber auch einzige Nr. 1 in den britischen Single-Charts für Showaddywaddy und gleichzeitig die erste Top-Ten Single in Deutschland (Nr. 4). Zwar hatten die Rivalen der Gruppe "Mud" den Titel kurz zuvor ebenfalls eingespielt aber lediglich auf ihrer nächsten LP veröffentlicht. Das zeitgleich mit ihrer Hitsingle veröffentlichte "Greatest Hits"-Album brachte den Jungs aus Leichester eine weitere Top-Ten Notierung in den LP-Charts in Großbritannien und somit einen versöhnlichen Jahresabschluss.
In den Jahren 1977 und 1978 fielen die Top-Ten Platzierungen wie reife Früchte von den Bäumen: "When" (GB 3/1977, D 9/1977, Original: Kalin Twins, 1958) "You got what it takes" (GB 2/1977, D 25/1977, Original: Marv Johnson, 1960) "Dancin' Party" (GB 4/1977, D 30/1977, Original: Chubby Checker, 1961) "I wonder why" (GB 2/1978, D 20/1978, Original: Dion & the Belmonts, 1958) "A little bit of soap" (GB 5/1978, D 43/1978; Original:) "Pretty little angel eyes" (GB 5/1978, Original: Curtis Lee, 1961)
Das mit den '77er Top-Ten Hits gespickte Album "Red Star" aus dem gleichen Jahr schaffte zwar nur Platz 20 der britischen LP-Charts, doch mit der LP "Greatest Hits 1976 - 1978" im Folgejahr holten sie sich nunmehr auch im LP-Bereich ihre Nr. 1 ab.
Ab 1979 ließ der Rock'n'Roll-Revival-Boom langsam nach. "Remember then" (GB 17/1979, D 46/1979) und "Sweet little Rock'n'Roller" (GB 15/1979) brachten zwar nochmals wenigstens Top 20-Platzierungen, doch mit "A night at daddy gees" ging es nur noch auf Platz 39 der nationalen Singlecharts. Das mit viel Werbung unterstützte Album des gleichen Jahres "Crepes & Drapes" brachte Showaddywaddy die letzte Top-10-Platzierung in den britischen LP-Charts. Dieses war sicherlich eine positive Überraschung, nachdem Ende der 70er Jahre mit Punk, New Wave und anderen neuen Stilrichtungen ein frischer Wind in der Musikbranche wehte.
Auch zu Beginn der 80er Jahre konnte Showaddywaddy noch Singles in die Top 40 der Charts bringen, auch wenn der Erfolg merklich zurückging und Singles häufiger komplett floppten:
"Always & Ever" (D 47/1980, deutsche Version mit zweiter Strophe in deutsch) "Why do lovers break each others hearts?" (GB 22/1980) "Blue Moon" (GB 32/1980, D 29/1980) "Do wah diddy" (veröffentlicht Anfang 1981) "Multiplication" (GB 39/1981) "Footsteps" (GB 31/1981) "Good Timing" (veröffentlicht Anfang 1982) "Who put the bomp" (GB 37/1982, letzter Top 40 Hit) "Goody Goody" (veröffentlicht Ende 1982) "Soul & Insperation" (veröffentlicht Anfang 1983)
Die in diesen Jahren veröffentlichten Alben "Bright Lights" (1980), "Good Times" (1981), "Greatest Hits" (1982) und "Living Legends" (1983) konnten sich entweder nur jenseits der Top 50 oder überhaupt nicht in den LP-Charts platzieren. Dagegen konnte Showaddywaddy in diesen Jahren durch besondere Fernseh- (Showaddywaddyshow Ende 1980 im BBC) oder Liveauftritte (Kuba, Bulgarien 1983) auf sich aufmerksam machen.
Trotz des nunmehr deutlich nachlassenden Erfolges konnte die Band zu diesem Zeitpunkt auf acht erfolgreiche Jahre zurückblicken, sicherlich verbunden mit dem nicht immer schönen Beigeschmack, dass man von den Musikkritikern lediglich als bessere Coverband bezeichnet wurde, obwohl sich insbesondere die selbst komponierten Stücke auf den LP's nicht verstecken mussten.
Mit dem ausbleibenden Erfolg kam es fast zwangsläufig auch die Bandaustritten. Malcom Allured (zweiter Schlagzeuger) ging als erster 1984 von Bord, Leadgitarrist Russ Field streichte 1985 die Segel und der zweite Leadsänger Buddy Gask verließ im September 1987 die Band. Von diesen drei Austritten wurde lediglich Russ Field ersetzt. Seine Stelle übernahm ab 1985 Ray Martinez, der nach 10 Jahren im Jahre 1995 der Band den Rücken kehrte. Seit diesem Zeitpunkt ist Danny Willson Leadgitarrist bei dem Sextett.
Die ehemaligen Bandmitglieder blieben teilweise nicht untätig in der Musikbranche. Malcom Allured gründete eine eigene Band und so gab es über viele Jahre einen Rechtsstreit hinsichtlich der Namensrechte mit den verbliebenen Band-Mitgliedern von Showaddywaddy, die diese aber für sich gewinnen konnten. Malcom Allured nannte seine Band nunmehr "The Teddys" in der einige Jahre auch Buddy Gask und Ray Martinez mitspielten. Diese haben die Band aber mittlerweile wieder verlassen.
Showaddywaddy ist seit 1983 weiterhin aktiv geblieben. In der aktuellen Besetzung Dave Bartram, Romeo Challenger, Al James, Trevor Oakes, Rod Deas und Danny Willson werden regelmäßig noch dutzende Konzerte pro Jahr in ihrem Heimatland Großbritannien und Irland gegeben. Und auch bei den Oldie-Festivals in Deutschland sind die Jungs von Showaddywaddy regelmäßige und gern gesehene Gäste, teilweise sogar zu Solokonzerten (z.B. Bünde 2002). In unregelmäßigen Abständen gibt es auch mal wieder Single- und Album-Veröffentlichungen zu verzeichnen, die sich allerdings nicht mehr in den Charts platzieren konnten:
Singles: Under the moon of love (Remix, 1986), Why? (1987, letzte Single mit Buddy Gask, B-Seite "Out on the town" sollte bereits 1984 veröffentlicht werden)
Alben: Greatest Hits (1986), The best steps to heaven (1987), Jump, Boogie and Jive (1991), The one and only (1996, Anspielung auf den gewonnenen Prozess um die Namensrechte), Hey Rock'n'Roll (2002)
Neben unzähligen "Best of"- und "Greatest Hits"-Alben sind insbesondere folgende Veröffentlichungen zu beachten. Im Rahmen des Greatest Hits-Albums "Best steps to heaven" wurden im Jahre 1987 alle bis dahin veröffentlichten LP's der Gruppe neu aufgelegt, und zwar mit geänderten LP-Cover und Titel (Step 1 bis 9). Das Album "Hey Rock'n'Roll" kam passend zur gleichnamigen Show, mit der die Gruppe durch Großbritannien zog, heraus. Das kleine Label "Cherry Red" hat seit ca. 2000/2001 sämtliche Originalalben von 1974 bis 1980 erstmals auf CD veröffentlicht und darüber hinaus drei CD's herausgebracht auf denen alle Singles mit A- und B-Seite von 1974 bis 1983 enthalten sind.
Wer noch mehr über eine der erfolgreichsten britischen Rockgruppen der 70er Jahre erfahren möchte, kann dieses auf der offiziellen Band-Homepage www.showaddywaddy.net machen, die seit Jahren liebevoll von Paul Fixter gepflegt wird.