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Bekehrung (Christentum)

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Eine Bekehrung ist die Konversion zu einem Glauben, die vom Standpunkt dieses Glaubens betrachtet wird. Das heißt aus christlicher Sicht ist eine Bekehrung die Konversion zum Christentum. Eine Bekehrung wird in Form von Missionierung auch aktiv betrieben.

Religiöse Vorstellungen

Die meisten Religionen haben ihre eine eigene Vorstellung davon wie, wann und wodurch sich eine Bekehrung vollzieht.

In der Bibel

Im Neuen Testament wird das griechische Wort μετανοια (metanoia) mit Bekehrung, aber auch mit Umkehr oder Buße übersetzt. Die wörtliche Bedeutung ist Sinnesänderung, Änderung des Denkens, Umdenken.

Taufe und Umkehr von der Sünde

In der römisch-katholischen Kirche ist die Taufe der Ort der ersten, grundlegenden Bekehrung. Durch den Glauben an die Frohbotschaft und durch die Taufe widersagt man dem Bösen und erlangt das Heil, welches die Vergebung aller Sünden und das Geschenk des neuen Lebens ist. (Katechismus der katholischen Kirche, 1427).

In der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands sowie in einigen Freikirchen ist die Bekehrung nur ein Schritt zu Gott hin und der Weg zu Gott ist hiermit noch nicht abgeschlossen. Der Weg zu Gott besteht aus vielen Schritten, die in unterschiedlicher Reihenfolge stattfinden können. Für den Fall, dass es sich um ungetaufte, bekehrte gläubige Menschen handelt, ist der Weg zu Gott mit der Taufe abgeschlossen. Jetzt beginnt der Weg mit Gott, welcher mit Heiligung bezeichnet wird.

Bekehrung als freie und unfreie Entscheidung des Menschen

Unter den evangelischen Kirchen gibt es bei der Frage nach dem freien Willen in der Bekehrung zwei verschiedenen Richtungen. Einige evangelische Kirchen verstehen unter Bekehrung die persönliche, freie Entscheidung, Jesus Christus nachzufolgen, ihn als Heiland und Herrn anzuerkennen und die Sünden zu bekennen. Es wird davon ausgegangen, dass diese Entscheidung der Beginn des Gläubigwerdens sei.

Die größere Mehrheit von evangelischen Kirchen sieht zwar die Entscheidung für Jesus Christus auch als Bekehrung mit denselben Folgen an, allerdings geschieht dieses allein durch Gott. Der Mensch nimmt es als seine Entscheidung wahr, ist aber dem Willen Gottes unterworfen. Daher hat der Mensch bei der Bekehrung keine Wahl, was er aber so nicht wahrnimmt. Er ist aber in die Aktivität gerufen mit denselben Folgen: Annahme von Jesus Christus, Bekenntnis der Sünden und Umkehr von diesen.

Viele Laien quer durch alle evangelischen Gemeinschaften sind zwar Verfechter des freien Willens in der Bekehrung. Da die Frage nach dem freien Willen keine praktische Auswirkung bei der Mission hat, haben sich viele Christen mit dem Thema unfreier Wille nicht ausgiebig beschäftigt, wodurch sie eine andere Meinung als die offizielle Lehre ihrer Kirche vertreten. Fast alle evangelischen Gemeinschaften lehren offiziell den unfreien Willen bei der Bekehrung.

Unter anderen bei den Evangelikalen ist die Bekehrung ein frei gesprochenes Übergabegebet an Jesus Christus. Es hat zum Inhalt, dass man ein Sünder ist, man zählt einige wichtige Dinge auf, die einem einfallen oder alle die einem besonders auf dem Herzen liegen und - das ist der wichtige Teil - man bittet Jesus Christus darum die Herrschaft im eigenen Leben zu übernehmen und zwar vollständig. Der Betreffende, der ein solches Gebet ernsthaft gesprochen hat, der weiß es. Es zählt etwa wie ein JA bei einer Hochzeit und man betrachtet sich im Allgemeinen dann als Wiedergeboren. Die Lehre setzt voraus, dass man diese Wiedergeburt auch vor anderen bezeugt, unter anderem durch die Taufe.

Man kann solch ein Gebet alleine sprechen, dann ist es allerdings umso wichtiger, dass es auch vor anderen bezeugt wird. Man kann aber auch einen Christen bitten daran teilzunehmen. Wegen der Sündenaufzählung ähnlich einer Beichte sollte man dann aber einen Christen seines Vertrauens wählen.

Im Falle eines einmaligen Gebetes mit vollständiger Lebensübergabe ist die Bekehrung ein einmaliger und genau datierbarer Punkt im Leben des Einzelnen. Es gibt aber auch Christen, die eine solche Wiedergeburt als allmählichen Vorgang erfahren. In dem Falle wird eben nicht das ganze Leben sofort übergeben sondern schrittweise. Manchmal geschieht auch das unbewusst, etwa durch und während der Teilnahme am Gemeindeleben. Aber auch hier weiß der Einzelne irgendwann, dass er wiedergeboren ist.

Die Bekehrung ist unabdingbare Voraussetzung zur Zulassung zur Erwachsenentaufe. Das ist nach dem Verständnis vieler Freikirchen das offizielle Zeugnis des Einzelnen, dass er wiedergeboren ist. Einige Freikirchen sehen hier das Heil ausschließlich an die Bekehrung und die damit verbundene Wiedergeburt gebunden. Die Taufe ist hiermit im Gegensatz zur gängigen Kirchenlehre zum Heil nicht notwendig. Es ist aber etwas, dass sich für einen anständigen Christen "gehört". Hingegen passiert die Wiedergeburt nach traditioneller Lehre in der Taufe.

Charismatiker in der Römisch-katholischen Kirche sprechen eher von „Lebensübergabe“ statt von Bekehrung, weil nach offizieller katholischer Lehre die Wiedergeburt bereits bei der Taufe geschieht und nicht wiederholt werden kann.

Erwählung zur Errettung

In Kirchen mit calvinistischer Lehre gilt die schon von Augustinus von Hippo entwickelte Lehre der doppelten Prädestination, nach der Gott vor aller Zeit entschieden habe, wer zu den Geretteten und wer zu den Verlorenen gehören wird. Daher bekehrt sich nach dieser Theologie ein Mensch nur, wenn Gott das vor aller Zeit so entschieden hat. Da die Menschen aber nicht wissen, wie Gott im Einzelfall entschieden hat, kennen auch diese Kirchen Mission und Aufruf zur Umkehr.

Erwählung zur Berufung

Daneben gibt es Christen, die diese Auswahl Gottes als eine Erwählung für Aufgaben auslegen (jetzt und im äonischen Leben), analog der Erwählung von Jeremia (Jer. 1:5). Letztlich gerettet würden alle Menschen (siehe Allaussöhnung).

Zitate zur Bekehrung

Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren - und nicht in dir, du bleibest noch ewiglich verloren. (Angelus Silesius)

Siehe auch

Literatur

  • William H.C. Frend/Michael Wolter/Pius Engelbert/Falk Wagner/Walter J. Hollenweger/Hans-Werner Gensichen: Art. Bekehrung I. Alte Kirche und Mittelalter II. 16. bis 20. Jahrhundert II/1. Reformationszeit II/2. Von 1577 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts III. Systematisch-theologisch IV. Praktisch-theologisch V. Religionsgeschichtlich. In: Theologische Realenzyklopädie 5 (1980), S. 439-486 (umfassender Überblick)
  • Coenen, Lothar (Hg): Theologisches Begriffslexikon zum NT, Brockhaus Vlg 1993, S. 69-76