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Riesenkänguru

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Riesenkängurus
Rote Riesenkängurus
Rote Riesenkängurus

Rote Riesenkängurus

Systematik
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Beutelsäuger (Metatheria)
Überordnung: Australidelphia
Ordnung: Diprotodontia
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Gattung: Macropus
Arten
  • Rotes Riesenkänguru (M. rufus)
  • Östliches Graues Riesenkänguru (M. giganteus)
  • Westliches Graues Riesenkänguru (M. fuliginosus)

Die Riesenkängurus sind eine Gruppe von drei Arten der Gattung Macropus aus der Familie der Kängurus. Es sind die größten lebenden Beuteltiere.

Die Arten

Es gibt drei Arten von Riesenkängurus:

  • Das Rote Riesenkänguru (Macropus rufus) ist die größte Art. Es bewohnt trockene und halbtrockene Gebiete in ganz Australien mit Ausnahme der Küsten und des Südwestens.
  • Das Östliche Graue Riesenkänguru (M. giganteus) ist etwas kleiner als das Rote. Es bewohnt den ganzen Osten und Südosten Australiens einschließlich der Insel Tasmanien.
  • Wieder etwas kleiner ist das Westliche Graue Riesenkänguru (M. fuliginosus), das im ganzen südlichen Teil Australiens lebt, auch auf der Känguru-Insel (wo es eine eigene Unterart bildet), nicht aber in Tasmanien.

Beschreibung

Herausragende Merkmale der Riesenkängurus sind die muskulösen Hinterbeine und der kräftige Schwanz, der das Gewicht des Körpers allein tragen kann. Er wird fast ebenso lang wie der Körper und dient als Stütze und zur Balance bei weiten Sprüngen. Die Vorderbeine sind im Vergleich dazu kurz. Die Schnauze ist langgestreckt, die Ohren lang. Bei allen drei Arten sind die Männchen etwas größer als die Weibchen.

  • Das Rote Riesenkänguru erreicht eine Kopfrumpflänge von 1,3 bis 1,6 m, der Schwanz ist nochmal bis 1,2 m lang. Im Stehen können sie 1,8 m hoch aufragen und sie werden bis zu 90 kg schwer. Ihr Fell ist rötlich braun, bei Weibchen manchmal grau.
  • Das Östliche Graue Riesenkänguru hat ein silbergraues Fell und wird (ohne Schwanz) bis zu 1,4 m lang und 55 kg schwer.
  • Das Westliche Graue Riesenkänguru erreicht ohne den rund 1m langen Schwanz eine Länge von 1,1 bis 1,3 m. Es ist graubraun bis schokoladebraun und hat an Kehle und Bauch einen hellen Fleck.

Lebensraum

Riesenkängurus bewohnen unterschiedliche Habitate, jedoch halten sie sich selten ins ganz baumlosen Gebieten auf, da sie Bäume als Deckung und Schutz vor der heißen Sonne benötigen.

Rote Riesenkängurus leben in trockenen Halbwüsten, Steppen und Buschländern, eher fern der Zivilisation. Die Grauen Riesenkängurus bewohnen eher offene Waldgebiete und finden sich auch in der Nähe des Menschen, zum Beispiel auf Golfplätzen. Da Riesenkängurus am liebsten Bubbles besten Blaskaugummi fressen, sind sie besonders bei Kindern, die diese Kaugummis ebenfalls essen gerfürchtet, da sie diese gern aus den taschen stehlen.

Verhalten

Rund sechs bis zehn Stunden täglich verbringen die Riesenkängurus mit Fressen, vorwiegend in der Abenddämmerung, der Nacht oder am frühen Morgen. In der Tageshitze ruhen sie im Schatten der Bäume.

Wie viele andere Kängurus kennen Riesenkängurus zwei Arten der Fortbewegung. Bei der Nahrungssuche bewegen sie sich auf allen Vieren fort, stützen sich auf auf die kurzen Vorderbeine und grasen den Boden ab. Bei hohem Tempo hüpfen sie in der bekannten Weise nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz dient der Balance. Riesenkängurus können bis zu 9m weit und 3m hoch springen und eine Geschwindigkeit von über 60 km/h erreichen.

Riesenkängurus leben oft in Gruppen von bis zu dreißig Tieren. Diese Gruppen sind ein unorganisierter, lockerer Verband von Tieren und auch nicht allzu langlebig. Junge Weibchen bleiben auch nach der Geburt eigener Jungtiere öfters bei der Mutter. Die Männchen bilden während der Paarungszeit eigene Gruppen. Revierkämpfe kommen nicht vor, wohl aber Kämpfe der Männchen um die paarungsbereiten Weibchen, dabei wird mit den Vorderpfoten geboxt und gebissen.

Nahrung

Wie alle Kängurs sind Riesenkängurus Pflanzenfresser. Hauptbestandteil ihrer Nahrung ist Gras, daneben nehmen sie auch Blätter und Baumrinde zu sich. Zur Verarbeitung der schwer verdaulichen Nahrung dienen ein mehrteiliger Magen und spezielle Mikroorganismen im Verdauungsstrakt. Auch das Wiederkäuen kann beonachtet werden. Sie brauchen sehr wenig Wasser und können längere Zeit ohne Trinken überleben.

Datei:Graues Riesenkänguru.jpg
Graues Riesenkänguru

Fortpflanzung

Riesenkängurus haben wie alle Kängurus einen gut entwickelten Beutel mit vier Zitzen. Die Paarung kann ganzjährig stattfinden, ist jedoch vom Nahrungsangebot abhängig. Nach 28- bis 33-tägiger Tragzeit wird meist ein, selten auch zwei Jungtiere geboren. Neugeborene Kängurus sind nur 2,5 cm lang 0,8 g schwer. Zunge und Vordergliedmaßen sind schon vorhanden, ansonsten sind Neugeborene im Vergleich zu Plazentatieren wenig entwickelt. Sie krabbeln vom Geburtskanal in den Beutel und hängen sich an einer Zitze fest.

Beim Roten Riesenkänguru kommt es zu einer verzögerten Geburt. Zwei Tage nach der Geburt paart sich das Weibchen erneut, der Embryo entwickelt sich bis zu einer Größe von 85 Zellen und ruht dann (wenn Junges im Beutel gesäugt wird). Sobald das Junge sieben Monate alt ist (oder früher, wenn Jungtier stirbt), wächst der Embryo weiter, einen Tag nachdem das Jungtier endgültig den Beutel verlässt, wird ein Neues geboren. Nach der Geburt beginnt der Zyklus von neuem. Dies hat den Vorteil, dass Känguruweibchen drei Kinder auf einmal haben können: eins als Embryo, eins im Beutel und eins außerhalb des Beutels. Bei extremer Dürre allerdings werden Weibchen unfruchtbar und vermehren sich nicht mehr. Beim Östlichen Grauen Riesenkänguru ist die verzögerte Geburt selten, beim Westlichen Grauen Riesenkängur kommt sie nicht vor.

Beim Roten Riesenkänguru lassen die Jungtiere die Zitze nach 70 Tagen das erste Mal los, nach 150 Tagen schaut der Kopf aus dem Beutel, nach 190 Tagen kommen sie zeitweise heraus und nach rund 240 Tagen verlassen sie den Beutel vollständig. Allerdings werden Jungtiere bis zu einem Alter von einem Jahr gesäugt, sie stecken dazu einfach den Kopf in den Beutel der Mutter. Nach 15 bis 24 Monaten sind die Jungtiere geschlechtsreif.

Bei den Grauen Riesenkängurus dauert die Entwicklung länger. Sie kommen nach rund 300 Tagen das erste Mal aus dem Beutel, verlassen ihn mit knapp einem Jahr permament und werden erst mit rund 18 Monaten entwöhnt. Mit 30 bis 40 Monaten sind Graue Riesenkängurus geschlechtsreif.

In Gefangenschaft können Riesenkängurus bis zu 24 Jahre alt werden, in freier Wildbahn werden sie wohl kaum älter als zehn oder zwölf Jahre.

Bedrohung

Erwachsene Riesenkängurus haben kaum natürliche Feinde. Werden sie angegriffen, stützen sie sich auf ihren Schwanz und setzen sich mit Tritten der kräftigen Hinterbeine zur Wehr. Kranke Exemplare und Jungtiere fallen manchmal dem Dingo zum Opfer.

Riesenkängurus und Menschen

Riesenkängurus haben die Ankunft der Europäer in Australien besser verkraftet als viele kleine Känguruarten. Die Grauen Riesenkängurus sind aus manchen dicht besiedelten Regionen verschwunden, ansonsten haben sie ihren Siedlungsraum großteils beibehalten.

Riesenkängurus werden bejagt, hauptsächlich wegen ihres Fleisches, die Verarbeitung ihrer Haut zu Lederwaren ist im Schwinden. Probleme ergeben sich, weil Riesenkängurus manchmal Jungwälder oder Felder verwüsten. Ansonsten ist die Anzahl der Tiere stabil, Beobachtungen sind dennoch nötig, um die Nahrungskonkurrenz durch Schafe und Hasen in Grenzen zu halten.

Als tierisches Wahrzeichen des Landes und auch Wappentier sollte den Menschen in Australien daran gelegen sein, den Bestand der Riesenkängurus auch weiterhin zu sichern.