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OLPC XO-1

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Der $100-Laptop - Die "Hasenohren" sind WLAN-Antenne und Schutzabdeckung für die USB-Anschlüsse.
Der $100-Laptop im Ebook-Modus.

Der 100-Dollar-Laptop (auch unter den Namen 2B1 oder Children's Machine bekannt) ist das Konzept eines robusten, mobilen Computers, welcher durch seine günstigen Produktionskosten vielen Menschen die Benutzung eines Computers und damit Zugang zu modernem Wissen ermöglicht.

Er soll die Grundlage für sogenanntes E-Learning sein, wobei dies in einem weiteren Sinn von den Verantwortlichen verstanden werden soll. Zum einen kann der Laptop als ein Hilfsmedium für den regulären Unterricht verwendet werden (sog. E-Learning), jedoch kann er auch zum lesen eines Buches (als sog. E-Book), als modernes Kommunikationsmedium (Internet-Chat mit Webcam) verwendet werden. Schließlich soll die Verwendung von Software unter der GNU-Lizenz jedem die Möglichkeit geben, Wissen über die dahinterliegende Informationstechnologie zu erlangen. Dies setzt natürlich die Einsicht in den Quellcode und die Möglichkeit der beliebigen Veränderung voraus.

Die Zielgruppe soll vor allem Kinder in Entwicklungsländern und Schwellenländern sein, jedoch sind Industrieländer von diesem Vorhaben nicht ausgeschlossen. Ziel ist es, durch eine möglichst hohe Stückzahl, die Produktionskosten zu senken. Die Auffassung vieler, dass nur Entwicklungsländer berücksichtigt werden sollen, ist daher falsch.

Das Konzept wurde ursprünglich unter dem Namen 100-Dollar-Laptop im Rahmen eines Forschungsprojektes am MIT Media Lab entwickelt und wird mittlerweile von der One Laptop per Child (OLPC) Trade Association betreut und weiterentwickelt. OLPC ist eine gemeinnützige Gesellschaft und daher nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. OLPC ist ein Akronym für One Laptop per Child, deutsch Ein Laptop für jedes Kind, welches für das erwünschte Ziel des Projekts steht.

Der Begriff 100 Dollar steht dabei buchstäblich für den anvisierten Produktionspreis in großen Stückzahlen. Unterstützung aus der Industrie erhält das Projekt von den Partnern AMD, Google, Marvel, Nortel, News Corp. und Red Hat.

Entwicklung

Weitere Version

Im Januar 2005 stellte Nicholas Negroponte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) der Öffentlichkeit das Hundred-Dollar-Laptop-Project (HDLP) vor. Als Urheber der Idee gilt jedoch Alan Kay.

Am 16. November 2005 präsentierte Negroponte gemeinsam mit UN-Generalsekretär Kofi Annan auf dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft erste Exemplare des 100-Dollar-Laptops.

Die Entwicklung des Laptops befindet sich bereits in der Endphase. Am 14. November 2006 wurden die ersten Produktions-Prototypen von Quanta an das MIT ausgliefert. Das Design der ersten Generation des OLPC ist damit abgeschlossen. Die Serienproduktion soll noch im Jahr 2006 anlaufen. Für das zweite Quartal 2007 ist die erste Auslieferung an Argentinien, Brasilien, Lybien und Nigeria geplant.

Hardware

Konfiguration

Der Laptop wird mit einem hoch effizienten AMD-Prozessor AMD Geode GX-500@1.0W mit 366 MHz Taktfrequenz, 128 MB DDR RAM, 512 MB Flashspeicher (mit integrierter Komprimierung so effizient wie ca. 1GB) statt einer Festplatte, WLAN, und drei USB-Anschlüssen ausgestattet sein. Weiterhin verfügt der Laptop über eine eingebaute Kamera mit einer Auflösung von 640x480 Pixel.

Energieversorgung

Die Energieversorgung kann dabei auf drei Wege erfolgen:

  1. bei vorhandenem Stromnetz direkt über einen Stromstecker
  2. über einen eingebauten, aber auswechselbaren Nickel-Metallhydrid-Akku
  3. über einen mittels Zugseil (von Hand oder Fuß gezogen) betriebenen Dynamo [1]. Mit diesem Dynamo soll sich der Akku wieder aufladen lassen. Das einminütige Aufladen mit dem Dynamo soll den Laptop für 10-30 Minuten mit Strom versorgen[2]. Diese ungewöhnliche Ausstattung ist dem beabsichtigten Einsatz des Laptops angepasst. Das Gerät soll auch dort funktionieren, wo es keine Stromversorgung über ein Stromnetz gibt.

Netzwerk

Weiterhin soll ein vom MIT entwickeltes neues System der automatischen Vernetzung der in der Nähe befindlichen Laptops erfolgen. Über ein sog. mesh-Netzwerk sollen sich automatisch die Laptops über WLAN miteinander vernetzen und unmittelbar Daten austauschen bzw. auf dem jeweiligen Flashspeicher ablegen können; alles ohne manuelle Konfiguration.

Eine weitere Innovation ist das Farbdisplay des Laptops. Die Auflösung entspricht mit 1200x900 Pixel der üblichen Auflösung von Laptopdisplays. Darüberhinaus kann es auch in einen schwarz-weiß-Modus geschaltet werden, um den Kontrast und die Helligkeit des Displays besonders stark zu erhöhen. Damit sind Informationen vom Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung lesbar. In s/w Modus wird das Display aber nicht mehr hintergrundbeleuchtet, sondern wandelt das Umgebungslicht um. Durch weitere Stromsparmaßnahmen soll das Notebook beim Lesen eines E-Books eine Leistungsaufnahme von nur ca. 2 Watt erreichen.

Zudem ist der Laptop für den Außeneinsatz konzipiert. Somit ist der Computer unempfindlich gegenüber Regenschauer, Sand, große Feuchtigkeit und extreme Temperaturschwankungen.

Software

Als Betriebssystem wird eine Distribution des freien Open-Source-Systems GNU/Linux installiert. Diese wird von der Firma Red Hat speziell für diesen Laptop entwickelt und auf besonders intelligenten Ressourcen- und geringen Stromverbrauch optimiert. Unter anderem wurde eine Benutzeroberfläche namens "Sugar" entwickelt, welche die besonders einfache Bedienung aller Funktionen ermöglicht (Vorstellung in einem Videostream, siehe unten).

Zur Grundausstattung sollen ein Webbrowser (Light-Version von Firefox), ein Text-Editor (ressourcenschonendes AbiWord), ein Chat-Programm mit Webcam-Funktion sowie einfache Spiele wie "Memory" u.a. gehören.

Laut einem Interview mit Nicholas Negroponte stellt Google Karten zur Verfügung, Ebay ermöglicht die Benutzung von Paypal und Skype und News Corp stellt die Videoplattform MySpace zur Verfügung.

Produktion

Einen Laptop mit diesen sehr anspruchsvollen Leistungsmerkmalen zu diesem Preis zu entwickeln war von Anfang an für die Entwickler vom MIT Media Lab eine große Herausforderung.

Möglich ist dieser Preis nur durch die Produktion in großen Stückzahlen und den Verzicht auf teure Vertriebskosten. Insbesondere nichtstaatliche Organisationen und Regierungsorganisationen sollen diese Laptops in großer Stückzahl abnehmen und in den Entwicklungsländern vor allem an Kinder verteilen.

Die Produktion soll begonnen werden, wenn insgesamt 5 bis 10 Millionen Laptops bestellt und bezahlt werden. Brasilien hat bereits für seine Schulen eine Million Computer bestellt, China drei Millionen Stück (Meldung vom 2. Juli 2005). Geplant ist eine Gesamtproduktion von weltweit insgesamt etwa 100 bis 200 Millionen Stück. Das würde ungefähr der jährlich weltweit verkauften Anzahl von PCs entsprechen.

Die erste Serie wird voraussichtlich noch im Jahr 2006 in Taiwan durch die Firma Quanta Computer Inc. hergestellt. Mögliche nachfolgende Produktionsserien sollen die Volkscomputer jedoch möglichst vor Ort produzieren. Genaue Pläne für die lokale Produktion vor Ort wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.

Nach Angaben in der Computerzeitschrift c't Ausgabe 2/2006 und der offiziellen Projektseite soll parallel eine kommerzielle Version des Laptops entwickelt werden. Diese kommerzielle Variante soll frei verkäuflich sein. Der Preis ist dabei allerdings höher anzusetzen, da noch Zusatzkosten wie Vertriebskosten und die übliche Händlerprovision im kommerziellen Verkauf anfallen. Pro kommerziell verkauften Laptop sollen 20-30 Dollar dem Projekt zukommen.

Nun hat das Projekt OLPC mitgeteilt, dass mit der aktuellen Kostenentwicklung der Laptop derzeit (Dezember 2006) zu etwa 140$ verkauft werden kann. Die Kosten für die Batterie und den Monitor seien höher als vermutet. Es ist jedoch zu erwarten, dass der Preis bis Ende 2008 auf 100$ sinken wird.

Siehe auch

Simputer

Commons: Category:$100 Laptop – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Videos:

Artikel

Einzelnachweise

  1. Slashdot: „Power Scheme for OLPC Project Falling Into Place
  2. heise online: „Negroponte hofft auf Mitarbeit der Open-Source-Gemeinde beim 100-Dollar-Laptop