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Brief

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Persönlicher Brief
Hastiger_Briefschreiber_und_Postillon, Neuer gemeinnützlicher Briefsteller für das bürgerliche Geschäftsleben, Berlin 1825

Der Brief (von lat.: brevis: „kurz“) ist eine auf Papier festgehaltene Nachricht, die meist von einem Boten übermittelt wird und eine für den Empfänger gedachte persönliche Botschaft enthält.

Geschichte

Willem van Mieris: Lesender Greis, 1729

Die Anfänge des Verfassen einer solchen Mitteilung gehen auf die Babylonier zurück, die Nachrichten in Tontafeln ritzten. Im antiken Griechenland und Rom benutzte man zu diesem Zweck mit Wachs beschichtete Tafeln aus Holz. Seit den ersten Verfassern solcher Mitteilungen hat sich der Zweck eines Briefes kaum geändert: Er ist immer noch ein Mittel zur öffentlichen Meinungsäußerung (z. B. Leserbriefe in einer Zeitung), eine literarische Form (vgl. Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, die Paulusbriefe des Neuen Testaments der Bibel) sowie ein Instrument zur Verbreitung amtlicher (z. B. kultusministerielle Schreiben) und Übermittlung persönlicher Nachrichten (z. B.: Liebesbrief). Bereits in der frühen Neuzeit entwickelte sich der Brief auch zum Sammlerobjekt; eine der größten seit damals erhaltenen Sammlungen in Deutschland ist die von Christoph Jacob Trew.

Briefe werden in den Geisteswissenschaften nach historischen, literaturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht. Ein Pionier der deutschen Briefforschung war der Bibliothekar und Kulturwissenschaftler Georg Steinhausen, dessen Geschichte des deutschen Briefes 1889–1891 in zwei Bänden erschien.

Der Brief als historisches Dokument

Der Brief ist ein Zeugnis für den Willen oder die Meinung seines Verfassers. Briefe dienen somit nicht nur dem geistigen und persönlichen Austausch, sondern können auch politische, ebenso wie persönliche Zwecke verfolgen. So ist es auch möglich den Brief als „offenen Brief“ einer größeren Anzahl an Adressaten zugänglich zu machen und ihn so als Dokumentationsinstrument der eigenen Standpunkte einzusetzen. Durch ihn soll nicht eine objektive Meinung dargelegt, sondern eine subjektive erläutert werden, so lässt der Brief immer auch einen Bezug zu seinem Autor zu. Aber nicht nur Rückschlüsse auf den Autor können gewonnen werden, sondern es können gegebenenfalls auch Schlüsse auf Meinungen, Gegebenheiten und historische Tatsachen innerhalb des Habitus des Briefes erlangt werden.

Im Rahmen der aktuellen Geschichtsforschung, in der die Kultur- und Mentalitätsgeschichte immer mehr die private Geschichte des einzelnen Menschen in den Vordergrund rückt, ist zunehmend auch der Brief als Quelle von Interesse. Wenn es darin um die individuelle Wahrnehmung oder Deutung von Geschichte geht, d. h. wenn der Brief Auskunft über die Selbstsicht eines Menschen gibt, kann von einem Selbstzeugnis gesprochen werden. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Briefe oft auch zeitbedingten Konventionen (wie z. B. bestimmte floskelhafte Wendungen) unterworfen sind, und deswegen der Zugriff auf das Individuum nicht immer unmittelbar ist.

Inhalt

Der Brief an sich besteht meist aus der Angabe zu Ort und Tag des Verfassens, der Anrede, dem Text und der Schlussformel. Der Umschlag enthält in der Regel Angaben zum Absender, die Empfängeranschrift und bei Versand eine Freimachung.

Postalisches

Briefform

Bis ins 19.Jahrhundert waren zusammengefaltete Bogen die übliche Form eines Briefes während ein besonderer Umschlag die Ausnahme war. Die Form eines zusammengefalteten Foliobogens wurde die Normalgröße des Briefes, etwa 9x17 cm, das durchschnittliche Gewicht betrug etwa 1 Lot oder ½ Unze = rund 15g. Alle Briefe mussten versiegelt werden (1849 aufgehoben). Die Post haftete nicht für den Verlust eines Briefes. Die Versiegelung diente dem Schutz des Briefgeheimnisses. Die Gebühr wurde von Postamt zu Postamt einzeln ausgehandelt, seltener gab es feste Tarife.

Im Königreich Westfalen waren alle Sendungen in Franken und Centimen zu berechnen. Seit dem 01.November 1810 wurde nach Entfernung und dem Gewicht gezahlt. Der einfache Brief durfte 8 g schwer sein, Sendungen über 60g sollten mit der Fahrpost befördert werden.

Im Herzogtum Braunschweig betrug 1814 das einfache Briefgewicht 1 Lot und stieg mit jedem Lot und der Entfernung. 1834 durfte der einfache Brief nur noch ¾ Lot schwer sein. Und stieg ab 1 Lot je ½ Lot um die Briefgebühr. Briefe über 4 Lot sollten mit der Fahrpost befördert werden. Ab 1855 durfte der einfache Brief kein volles Lot wiegen, die Entfernung spielte keine Rolle mehr. Seit 1863 war je 1 Lot 1 Groschen zu zahlen. 1865 gab es nur noch zwei Gewichtsstufen, bis 1 Postlot = 1 Groschen, bis 15 = 2 Groschen.

In Preußen regelte das Posttaxregulativ von 1825 das Briefporto nach Entfernung und Gewicht. Der einfache Brief durfte ¾ Lot wiegen. Briefe über 2 Lot gehörten zur Fahrpost. 1860 begrenzte das Briefgewicht im Inlands- und Vereinsverkehr auf 15g (250 g). Ab 1861 galt bis 1 Lot einfach, bis 15 Lot doppeltes Briefporto.

Ab 1830 kamen gewerbsmäßig hergestellte Briefumschläge auf den Markt, sie wurden ab 1840 maschinell hergestellt. 1849 brauchten Briefe nicht mehr versiegelt werden. 1850 sind Freimarken eingeführt worden. 1851 kamen Umschläge mit eingedrucktem Wertzeichen hinzu.

Im Norddeutschen Postbezirk galt bis 1 Lot = 1 Sgr. bis 15 Lot = 2 Sgr. Bei der Reichspost 1875 bis 15g = 10 Pfg. und über 15g = 20 Pfg. Das einfache Briefgewicht erhöhte sich 1900 auf 20g. Gleichzeitig wurden Pappkästchen und Rollen zugelassen. Neu eingeführt wurden: 1897 amtliche Kartenbriefe als amtliches Formblatt. 1908 Fensterbriefumschläge. 1922 Dienstliche Aktenbriefe bis 500g. 1923 wurde für Briefe das Höchstgewicht von 250 g auf 500g angehoben.

Nach dem Kriege wurde 1947 das Höchstgewicht von 500g auf 1 kg angehoben. 1948 mussten bis 1956 fast alle Sendungen zum Porto mit dem "Notopfer Berlin" frankiert werden. Am 01.März 1963 werden Standardbriefsendungen zu einem besonderen Tarif angeboten. 1993 wurden 4 Basisprodukte (Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibrief eingeführt. 1995 wurde die Bundespost privatisiert.

In heutiger Zeit werden Briefe meist über Postdienste (z. B. die Deutsche Post AG) übermittelt, der Inhalt ist durch einen Umschlag oder ein Kuvert und das Briefgeheimnis geschützt. Sie sollten, müssen aber nicht, verschlossen sein. Briefe werden meistens im Voraus bezahlt (freigemacht). Dies geschieht, indem eine Briefmarke vom Absender oder ein Stempel vom Postdienstleister aufgebracht wird. Außerdem ist eine Postanschrift des Empfängers auf das Kuvert zu schreiben, gegebenenfalls zusätzlich die Adresse des Absenders. Dies ermöglicht die reibungslose Rücksendung von Briefen für den Fall, dass der Empfänger die Annahme verweigert oder nicht zu ermitteln ist. Sonderformen bei der Zustellung sind die Zustellungsurkunde und das Einschreiben.

Normung

Die Gestaltung von Geschäftsbriefen wird in Deutschland durch das Deutsche Institut für Industrienormung (DIN) in DIN 5008 und DIN 676 geregelt.

In den Fällen, in denen sich die Anschrift des Empfängers geändert hat und ein Nachsendeauftrag erteilt worden ist, können auch Briefe mit einer nicht korrekten Zustelladresse zum Empfänger um- bzw. weitergeleitet werden.

Für die Zustellung von Briefen mit Boten wird ein Porto fällig. Beispiel für die Deutsche Post AG (Stand Juli 2006, nur Inland):

  • Standardbrief L: 140–235 mm, B: 90–125 mm, H: bis 5 mm, bis 20 g 0,55 EUR
  • Kompaktbrief L: 100–235 mm, B: 70–125 mm, H: bis 10 mm, bis 50 g 0,90 EUR
  • Großbrief L: 100–353 mm, B: 70–250 mm, H: bis 20 mm, bis 500 g 1,45 EUR
  • Maxibrief L: 100–353 mm, B: 70–250 mm, H: bis 50 mm, bis 1.000 g 2,20 EUR
  • Maxibrief Plus L: 100-600 mm, B: 70-300 mm*, H: bis 150 mm*, bis 2.000 g 4,40 EUR
    *B und H dürfen größer sein, wenn L+B+H nicht größer als 900 mm ist

Elektronische Post

Seit den 1990er Jahren wird der klassische Briefverkehr immer mehr durch die E-Mail ergänzt, die insbesondere im geschäftlichen Postverkehr gewisse Vorteile (Schnelligkeit, Preis) besitzt. Für die Übermittlung bedeutender Briefe (z.B. Liebesbriefe, Verträge, diplomatische Noten) ist weiterhin die Briefform üblich. Seit dem Aufkommen der E-Mail wird die konventionelle Post auch scherzhaft "Snailmail" (engl.: Schneckenpost) genannt.

Eine Sonderform des Briefs ist der Werbebrief bzw. die Werbesendung oder auch Mailing genannt.

Andere Bedeutungen

Weitere Briefe sind Ehrenbriefe (amtliche Anerkennung für eine ehrenamtliche Tätigkeit), die Briefe im Neuen Testament in der Bibel („Briefe an christliche Gemeinden“, z.B. Paulusbriefe, Brief an die Hebräer) sowie der Meisterbrief.

Siehe auch

Literatur

Für Autoren, die auch durch Korrespondenzen bekannt wurden, siehe auch Kategorie:Brief. Für Musterbriefsammlungen als Anleitung zum Briefeschreiben, siehe Briefsteller.

Briefsammlungen

  • Walter Benjamin (Hrsg.) Deutsche Menschen (Erstdruck Luzern 1936), Suhrkamp Verlag, ISBN 3-518-37470-2
  • Jens Haustein (Hrsg.): Briefe an den Vater. Zeugnisse aus drei Jahrhunderten. Insel, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-32745-2
  • Walter Heynen (Hrsg.): Das Buch deutscher Briefe. Insel, Wiesbaden 1957
  • Jürgen Moeller (Hrsg.): „Ich hoffe, der Himmel wird Deutschland erhalten“. Das 19. Jahrhundert in Briefen. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34754-1
  • Jürgen Moeller (Hrsg.): Historische Augenblicke. Das 20. Jahrhundert in Briefen. Beck, München 1999, ISBN 3-406-42119-9
  • Claudia Schmölders (Hrsg.): Briefe berühmter Frauen. Von Lieselotte von der Pfalz bis Rosa Luxemburg. 2. Auflage. Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 1994, ISBN 3-458-33205-7
  • Georg Steinhausen (Hrsg.): Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. 2 Bände. Weidmann, Berlin 1899 und 1907
  • Hermann Uhde-Bernays: Künstlerbriefe über Kunst. Von Adolph von Menzel bis zur Moderne. Fischer, Frankfurt am Main 1963

Sekundärliteratur

  • Rainer Baasner (Hrsg.): Briefkultur im 19. Jahrhundert. Niemeyer, Tübingen 1999, ISBN 3-484-10791-X
  • Klaus Beyrer und Hans-Christian Täubrich (Hrsg.): Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation. Zur Ausstellung in den Museen für Post und Kommunikation Frankfurt am Main (1996–1997) und Nürnberg (1997) . Edition Braus, Heidelberg 1996, ISBN 3-89466-169-0
  • Rolf-Bernhard Essig, Gudrun Schury: Bilderbriefe. Illustrierte Grüße aus drei Jahrhunderten. Knesebeck, München 2003, ISBN 3-89660-158-X
  • Gerald Lamprecht: Feldpost und Kriegserlebnis. Briefe als historisch-biographische Quelle. (= Grazer zeitgeschichtliche Studien; Bd. 1). Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2001, ISBN 3-7065-1549-0
  • Anita Runge, Lieselotte Steinbrügge (Hrsg.): Die Frau im Dialog. Studien zu Theorie und Geschichte des Briefes. (= Ergebnisse der Frauenforschung; Bd. 21). Metzler, Stuttgart 1991, ISBN 3-476-00759-6
  • Ulrich Schmitz, Eva Lia Wyss: Briefkommunikation im 20. Jahrhundert. (= Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie; Bd. 64). Red. OBST, Duisburg 2002, ISBN 3-924110-64-6
  • Georg Steinhausen: Geschichte des deutschen Briefes,. Zur Kulturgeschichte des deutschen Volkes. 2 Bände. Gaertner, Berlin 1889–1891 (Nachdruck: Weidmann, Dublin und Zürich 1968)
  • Christine Wand-Wittkowski: Briefe im Mittelalter. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Literatur. Verlag für Wissenschaft und Kunst, Herne 2002, ISBN 3-924670-36-6
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