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Lahn-Dill-Gebiet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Lahn-Dill-Gebiet wurde von Bergbau und Industrie geprägt. Geografisch lässt es sich nur unscharf abgrenzen. Die Bezeichnug entstand, als die Region an der oberen und mittleren Lahn eischließlich des Dilltales noch einer der bedeutendsten Standorte der eisenerzeugenden und eiseverarbeitenden Industrie in Deutschland war. Der Zeitraum reicht vom frühen Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Orientierung für die Abgrenzung des Lahn-Dill-Gebietes kann die die Fläche innerhalb und knapp außerhalb eines gedachten Polygons mit folgenden Eckpunkten gelten: Dill-Quelle, oberes Dietzhölztal, Bad Laasphe, Biedenkopf, Gladenbach, Wetzlar, Braunfels, Breitscheid und Haiger.

Geschichte

Das obere Dilltal war wie das benachbarte Siegerland bereits zur La-Tene-Zeit ein Zentrum der Eisengewinnung und -verarbeitung. Bei Rittershausen, nördlich von Dillenburg im Dietzhölze-Tal, wurde ein Rennofen aus dieser Zeit ausgegraben. Durch Bodenfund ist überliefert, dass die Kelten neben Eisen- auch Silber- und Kupfererze abbauten. Auch zur Römerzeit betrieb man Eisenerzabbau im Raum Wetzlar, wie ein Bodenfund nahe der Grube "Fortuna" bei Oberbiel belegt.

Bei Wallau stieß man auf Reste eines Rennofens (ca. 6.-8.Jh.n.Chr.). Weitere Rennöfen fanden sich bei Roht, Niederweidbach und Roßbach. 780 wird eine Eisenerzgrube bei Nauborn erwähnt. In Hesselbach wurde im Jahre 802 gemäß einer Urkunde des Klosters Lorsch Bleierz gefördet. Eine Eisenschmelze bestand um 900 in Frohnhausen bei Dillenbrg. Um 1277 ist Wetzlar bereits ein Zentrum der Eisenverarbeitung und des -handels.

Sehr bedeutsam war einst der Eisenerzbergbau im Schelderwald, der sich urkundlich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen läßt. Er muß aber weitaus größer gewesen sein, als das die Urkunden zu belegen scheinen. Neben Eisen wurde Kupfer und in geringem Maße auch Silber abgebaut. Bedeutende alte Fernwege (Köln-Leipziger-Straße, Hohe Straße, Westfalenweg) führten hindurch und kreuzten sich bei der Angelburg (Berg). Es wird daher angenommen, dass über diese Straßen auch der Fernhandel mit Roheisen und Eisenerzeugnissen (Waffen) aus den Erzeugungsrämen Siegerland und Oberes Dietzhölze-Tal abgewickelt wurde. Bei den heftigen Auseinandersetzungen in diesem Raum (100-järige Dernbacher Fehde) im 13. unnd 14. Jahrhundert zwischen den aufstrebenden Grafen von Nassau und den Landgrafen von Hessen ging es vordringlich auch um die reichen Eisenerzvorkommen im Schelderwald.

Bergleute und Hüttenmeister waren insbesondere im hohen und späten Mitelalter ein sehr gefragter Personenkreis, der von den Landesherren sehr umworben war und mit Privilegien ausgestattet wurde. Man warb sich gegenseitig die besten Kräfte ab. So holten sich die Grafen von Wittgenstein 1450 Waldschmiede und andere Fachleute aus Weidenhausen (Gladenbach). Sogar bis ins Erzgebirge und in den Harz verschlug es hessische Bergleute. In Goslar steht noch heute die Frankenberger Kirche, die Kirche der hessischen Bergleute und ihrer Nachkommen.


Erzbergbau

Seit dem 12. Jahrhundert ist Eisenerzbergbau bei Wetzlar bekannt. 1316 wird hier die Grube "Calsmunt" und 1344 die Grube "Isinberg" (später "Philippswonne") erwähnt. Erst 1484-1571 taucht im Dillgbiet urkundlich die Grube "Bieberstein" bei Nanzenbach auf.1588 heißt sie "Unverhofftes Glück". In den Jahren 1601-1697 kamen Bergwerke in Eibach, Sechshelden und Donsbach dazu.

Kurz nach dem 1. Weltkrieg (1919) erbrachten die Gruben an Lahn und Dill 21% der Eisenerzförderung in Deutschland. Die letzte Erzgrube in diesem Raum ("Falkenstein" bei Oberscheld) wurde, wegen des Preisverfalls auf dem Weltmarkt, am 31. August 1973 aufgelassen. Die Grube "Fortuna" bei Wetzlar sogar erst am 4.März 1983

Hüttenwerke

Erste Hüttenwerke, die urkundlich nachweisbar sind, enstanden in Feudingen (ab 1408), Steinbrücken (1420), Eisemroth (1434/49), Wissenbach (1444), Oberscheld (1444), Ewersbach (1444, 1559), Rittershausen (1440), Dillenburg (1444-1513), Friedrichshütte b. Laasphe (1450-1463), Haiger (1444,1513), Biedenkopf-Ludwigshütte (1521, 1531), Wommelshausen (Anfang bis 2.Hälfte d. 16.Jh.), Steinbach (1575), Eibelshausen (1585), Hirzenhain (um 1600), Dillenburg-Adolfshütte (ab 1607), Niederscheld (1607), Lixfeld (1613) und Rodheim-Bieberhütte (1659-1749). Dann folgten die ersten Holzkohle-Hochöfen in Ewersbach (1586), Oberscheld (1589, 1605-1745), Biedenkopf-Ludwigshütte (1608, 1737 kam ein 2. Holzkohle-Hochofen dazu) und Eibelshausen (1613). Das Roheisen aus diesen Werken wurde in Hammerwerken weiter verarbeitet.

Die Zeit der modernen Hochöfen begann mit dem Bau der ersten beiden Steinkohlenkoks-Hochöfen auf der "Hedwigshütte" in Lollar 1864 und 1866 (stillgelegt 1880). Auf der nach 1870 errichteten "Sophienhütte" in Wetzlar wurde am 1. August 1872 der neue Hochofen angeblasen. 1875 wurden weitere Hochöfen in Gießen auf der "Margarethenhütte" (stillgelegt 1898) und in Burgsolms in Betrieb genommen. In Oberscheld blies man den neuen Hochofen am 11. Juli 1905 an. Das Gichtgas dieses Hochofens diente als Brennstoff für Großgasmaschinen, die wiederum Generatoren antrieben zur Stromerzeugung. Oberscheld wurde damit zur Überlandzentrale für die Elelektrifizierung der näheren Umgebung vor und während des 1. Weltkrieges.

Der letzte noch betriebene Holzkohle-Hochofen im gesamten Revier in Eibelshausen stellte 1898 seine Erzeugung ein. Bereits 1886 war der Holzkohle-Hochofen auf der Ludwigshütte ausgegangen.

In Oberscheld wird im April 1968 der Hochofen stillgelegt und der Hochofen in Wetzlar am 31.Oktober 1981. Das war das Ende der Eisenerzeugung im Lahn-Dill-Gebiet.


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Literatur

  • Buderus AG: Buderus Post, Jubiläumsausgabe 1731-1981, Hrsg. Buderus Aktiengesellschaft -Werkzeitung-, Wetzlar 1981
  • Jockenhöfel, Albrecht und Willms Christoph: Das Dietzhölztal-Projekt. Archäometallurgische Untersuchungen zur Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Eisengewinniung im Lahn-Dill-Gebiet (Hessen), Münster'sche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie; Bd. 1, 615 S., Verlag M. Leidorf Rahden/Westfalen 2005, ISBN 3-89646-279-9, ISSN 1861-3942
  • Georg, Rolf; Haus, Rainer und Poreza Karsten: Eisenerzbergbau in Hessen, Hrsg. Föderverein Besucherbergwerk Fortuna, Wetzlar 1986, ISBN 3-925619-01-1
  • Stoppel, Dieter: Auf Erzsuche. Zur Geschichte des Silber-, Kupfer- und Schwerspatbergbaues im Raum Biedenkopf-Dillenburg, D. Bode Verlag, Haltern 1988, ISBN 3-925094-19-9
  • Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e.V.: Eisenland, zu den Wurzeln der nassauischen Eisenindustrie, Hrsg. VfNAuG, Wiesbaden 1995, ISBN 3-922027-88-1