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Laurenz Schäfer

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Laurenz Schäfer, Nordfriedhof Düsseldorf (2019)

Laurenz Schäfer (* 5. Juli 1840 in Lüftelberg bei Meckenheim (Rheinland); † 14. Oktober 1904 in Düsseldorf) war ein Porträtmaler der Düsseldorfer Schule.

Herkunft und Leben

Die Eltern von Laurenz Schäfer waren der aus Nöthen (heute Stadt Bad Münstereifel, Kreis Euskirchen) stammende Dachziegler Johann Schäfer und dessen Ehefrau Christina Schäfer, geborene Schmitz, aus Lüftelberg.[1] Diese gaben ihrem Sohn den Vornamen „Lorenz“ – benannt nach seinem Urgroßvater mütterlicherseits Lorenz Schmitz, getauft am 4. Mai 1748, Ackerer in Lüftelberg. „Laurenz“ nannte er sich nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf in den späten 1860er Jahren.[2] Laurenz hatte drei Geschwister. Familie Schäfer wohnte in Lüftelberg auf der heutigen Südstraße, in unmittelbarer Nähe der Dachziegeleien Bertram und Klais. Verheiratet war er seit dem 17. April 1875 (Köln) mit Barbara Schäfer, geb. Reuland, geboren am 5. Juli 1851 in Köln, verstorben am 13. Juli 1934 in Düsseldorf. Das Ehepaar hatte drei Söhne und drei Töchter.[3]

Seine frühe Jugendzeit verbrachte Schäfer in Lüftelberg, wo er von 1850 bis 1855 von Lehrer Franz Michael Schüller unterrichtet wurde, der dafür bekannt war, dass er mit großem Einsatz die künstlerischen Talente seiner Schülerinnen und Schüler förderte. Angefreundet hat er sich mit den Kindern der Familie Klais, die ebenfalls über besondere künstlerische Talente verfügten, beispielsweise in der plastischen Gestaltung und in der Musik.[4]

Als Erwachsener fühlte er sich – wie auch einige andere später berühmt gewordene Lüftelberger (u. a. Anton Becker, Adolf Deuster, Johannes Klais) – mit seinem Heimatort eng verbunden, was in häufigen Besuchen seiner Familie und seiner Jugendfreunde zum Ausdruck kam. Bei einer solchen Gelegenheit erstellte er u. a. die Bleistiftzeichnung „Josef Klais 19 Jahre alt“ seines Jugendfreundes Peter Josef Klais (1840–1902).[5]

Schäfer gehörte von 1871 bis zu seinem Tod dem Künstlerverein Malkasten an[6] und war Mitglied im Historischen Verein für den Niederrhein.

In Düsseldorf war Schäfer 1870 erstmals in einer Wohnung in der Marienstraße offiziell gemeldet. Später wohnte er in der Immermannstraße und in der Schadowstraße, bis er 1880 das eigene Haus Kurfürstenstraße 12 bezog,[7] wo er bis zu seinem Tod lebte. 1904 wurde Schäfer auf dem Nordfriedhof Düsseldorf (Feld 72) bestattet.

Ausbildung und Werk

Schäfer studierte vom 1. Quartal 1856 bis 1867 an der Kunstakademie Düsseldorf. Als er sie im 26. Lebensjahr verließ, hatte er insgesamt 25 Klassen besucht. Seine Lehrer waren die Maler Christian Köhler, Karl Müller, Rudolf Wiegmann, Heinrich Mücke, Andreas Müller, Karl Ferdinand Sohn und Eduard Bendemann.[8] Die von ihnen erhaltene Ausbildung war fachlich breit angelegt. Die Porträtmalerei stand dabei im Vordergrund. Seine Lehrer beurteilten ihn als überdurchschnittlich talentiert und besonders fleißig.[9]

Weitere in Lüftelberg beheimatete Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie waren einige Jahre zuvor die Söhne Andreas und Joseph der Familie Grass. Da sich die Familien Grass und Schäfer kannten, kann als sicher angenommen werden, dass sich Familie Schäfer vor dem Studienbeginn ihres Sohnes von Familie Grass hat beraten lassen; schließlich war der Besuch der Kunstakademie nicht unentgeltlich.

Schäfers bedeutendste Lehrer an der Kunstakademie waren die Bildnismaler Karl Ferdinand Sohn und Eduard Bendemann. Er porträtierte eine Reihe von Personen aus der Fürstenfamilie Hohenzollern-Sigmaringen, die in den 1850er Jahren im Düsseldorfer Schloss Jägerhof residierte, unter anderem den Fürsten Karl Anton und dessen Sohn Anton, der später in der Schlacht bei Königgrätz fiel. Auch Adolf I. Georg von Schaumburg-Lippe ließ sich von ihm malen. Ihre Bildnisse wurden auf der Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke im Jahr 1880 öffentlich ausgestellt und sicherten Schäfer weitere Aufträge.[10]

Darüber hinaus schuf er – teilweise nach fotografischen Vorlagen – Bürger- und Aristokratenbildnisse für die Ausgestaltung von öffentlichen Gebäuden, beispielsweise für den Rathaussaal in Eupen. Hierfür malte er, laut Signatur im Jahr 1889, etwa in Lebensgröße die drei deutschen Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II.[11] Für das Rathaus in Eupen malte er darüber hinaus Porträts von Leonhard Gensterblum (1893), Tuchfabrikant sowie kommunaler Wohltäter und großzügiger Stifter, Peter Becker (1896), langjähriger und verdienter Oberbürgermeister der Stadt Eupen, sowie Arthur Gülcher (1826–1899), Erbauer von erschwinglichen Arbeiterwohnungen und Stifter zum Wohle der Stadt. Das Gensterblum-Porträt hebt sich durch den aufwändig gestalteten Bildhintergrund von den übrigen Porträts ab. Hier sind links und rechts im Hintergrund des Porträts die Ansicht der St. Josefskirche und des Eupener Rathauses dargestellt, womit Schäfer den starken Heimatbezug der porträtierten Person verdeutlichen wollte. Von zwei deutschen Kaisern sowie von Generalfeldmarschall Moltke und von Fürst Bismarck fertigte Laurenz Schäfer, laut Signatur im Jahr 1899, auch Porträts in kleinerem Format auf Holz.

Neben bekannten Aristokraten und Politikern malte er auch zahlreiche verdiente Zeitgenossen wie u. a. den Kaufmann und langjährigen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Trier, Valentin Rautenstrauch (1832–1884), den Pfarrer Joseph Hubert Mooren (1797–1887), Gründer und erster Vorsitzender des Historischen Vereins für den Niederrhein,[12] sowie zur Ausgestaltung des Rathaussaales in Mönchengladbach ein überlebensgroßes Bild von Louise Gueury (1854–1900), der Stifterin der Lungenheilstätte in Mönchengladbach.[13]

Neben prominenten Persönlichkeiten malte Laurenz Schäfer aber auch – möglicherweise in noch größerem Umfang im Laufe seiner fast 40-jährigen Berufstätigkeit als Porträtmaler – namentlich unbekannte Personen. Diesen Arbeiten gab er dann Titel wie „Bildnis eines Herrn mit Brille“ oder „Halbbildnis einer Dame“. Auch Kinder wurden von ihm porträtiert. Hier lauteten die Bildtitel z. B. „Betendes Mädchen“ oder „Porträt eines Jungen mit einem aus einer Kiste springenden Kaspar“. Laurenz Schäfer stammte nicht aus einer wohlhabenden Familie, und die Unterhaltung seiner eigenen achtköpfigen Familie sowie des eigenen Hauses in der Düsseldorfer Innenstadt ließen es vermutlich nicht zu, seine Kundschaft lediglich unter der Prominenz zu suchen.

Ein vollständiges Verzeichnis der Werke Laurenz Schäfers existiert offensichtlich nicht. In verschiedenen Fachbüchern zur Malerei des 19. Jahrhunderts sind stets nur Beispiele seines Schaffens genannt, z. B. im Biographischen Künstler-Lexikon von Hermann Alexander Müller und bei Friedrich von Boetticher, wo jeweils einige der bekanntesten Werke Schäfers aufgeführt sind. Bekannt ist aber, dass es sich bei seinem ersten (verkauften) Werk etwa im Jahr 1865 um die Darstellung eines Schutzengels gehandelt hat, die von der Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen erworben wurde. Sein letztes Werk war das Bildnis von Louise Gueury, das er zweifach anfertigte – eines für die Lungenheilanstalt in Mönchengladbach, ein weiteres für den Rathaussaal in Mönchengladbach.[14] Bemerkenswert in der Entstehungsgeschichte dieses Gemäldes ist darüber hinaus, dass Laurenz Schäfer diesen Auftrag im Rahmen eines Wettbewerbs erhielt, obwohl er Louise Gueury nicht in sitzender Position abbildete, wie vom Auftraggeber vorgegeben, sondern stehend. Diese Form der Darstellung ließ dann auch Platz für eine gegenüber seinen Porträtbildern aufwändige Gestaltung des Bildhintergrundes. Dargestellt wird hier – um die enge Verbundenheit mit ihrer Heimat herauszustellen – das von Louise Gueury finanzierte Gebäude der Lungenheilanstalt (heute Hardterwald-Klinik).[15] Bemerkenswert ist auch die zeitliche Abfolge: Im Jahr 1900 verstarb Louise Gueury, 1902 entstand das Großbildnis von ihr und erst 1904 wurde das im Gemälde abgebildete Klinikgebäude errichtet.

Hinsichtlich der Maltechnik bzw. des verwendeten Materials bediente sich Laurenz Schäfer bei mehreren seiner Werke der Kombination von Öl und Holz, z. B. bei den Werken der Linzer Sammlung (auf Mahagoni-Holz) oder bei den Bildern „Betendes Mädchen“ und „Porträt eines Jungen mit einem aus einer Kiste springenden Kaspar“. Öl auf Leinwand verwendete er bei den Eupener Kaiserbildern und bei den beiden in Sigmaringen befindlichen Porträts von Mitgliedern der Fürstenfamilie, aber auch beispielsweise beim Bildnis von Valentin Rautenstrauch und beim „Bildnis eines Herrn mit Brille“. Öl auf Leinwand kam auch bei Schäfers vermutlich größtem Werk zum Einsatz, dem Bildnis von Louise Gueury mit den Maßen 226 cm (Höhe) × 136 cm (Breite), welches sich seit 2012 im Städtischen Museum Schloss Rheydt in Mönchengladbach befindet. Aus technischer Sicht zu den Ausnahmen zählt das bereits 1870 entstandene Bild „Drei Geschwister mit Hund“, wobei die Ölfarbe auf Pappe aufgetragen wurde. Aus seiner Studien- und frühen Schaffenszeit sind zudem einige Bleistiftzeichnungen bekannt.

Hinsichtlich der Signatur seiner Bilder folgte Laurenz Schäfer keiner erkennbaren Systematik. Sie ist sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf ihre Platzierung unterschiedlich ausgestaltet, wenn man davon absieht, dass die obere Bildhälfte stets von Signaturen freigehalten blieb. Es entsteht der Eindruck, dass Laurenz Schäfer vor allem aus pragmatischen Gründen seine Signatur dort platziert hat, wo das Motiv ausreichend Platz ließ, egal ob am linken oder rechten Bildrand, mal unten, mal mittig. Auch die mit der Signatur gelieferte Information folgt keiner durchgehenden Linie. Die kürzeste Signatur besteht aus den übereinander angeordneten Initialen seines Namens, so etwa beim Bildnis von Josef Hubert Mooren im entsprechenden Wikipedia-Beitrag. Die längste Signatur enthält neben dem ausgeschriebenen Familiennamen auch das Entstehungsjahr und zusätzlich den Entstehungsort, abgekürzt in der Form „Dssf.“ oder „Ddorf“ für Düsseldorf, beispielsweise beim Bildnis von Papst Leo XIII. („L. Schäfer, Dssf. 1892“) sowie beim Bildnis von Louise Gueury („L. Schäfer, Dssf. 1902“).

Heute befinden sich Schäfers Werke teilweise in Museen, etwa das Bildnis von Josef Hubert Mooren im Wallraf-Richartz-Museum in Köln und das Porträt von Valentin Rautenstrauch im Kölnischen Stadtmuseum. Vier Kunstwerke aus dem Sonderauftrag Linz (Linzer Sammlung) befinden sich derzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin: Fürst Bismarck (Linz-Nr. 0858), Generalfeldmarschall Moltke (Linz-Nr. 0859), Kaiser Wilhelm I. (Linz-Nr. 0860) und Kaiser Friedrich III. (Linz-Nr. 0861).[16] Die drei um 1890 für das Eupener Rathaus gefertigten Kaiserbilder auf Leinwand wurden, nachdem sie Mitte des 20. Jahrhunderts – stark durch Kriegsschäden in Mitleidenschaft gezogen –[17] wegen Renovierungsarbeiten im Eupener Rathaussaal abgehängt worden waren, später nicht mehr im Rathaus gezeigt. Sie wurden inzwischen doubliert und gelangten in den Besitz einer Düsseldorfer Galerie, wo sie 2002 in einem Auktionskatalog auftauchten.[18] Viele seiner Arbeiten dürften sich in Besitz der Nachfahren der seinerzeit porträtierten Angehörigen von Fürstenhäusern befinden, wie etwa einige Bildnisse in der Fürstlich Hohenzollernschen Sammlung in Sigmaringen. Aber bei Weitem nicht von allen Bildnissen Schäfers, die er zwecks Ehrung und/oder Anerkennung des Porträtierten für erworbene Verdienste gefertigt hat, ist der Verbleib bekannt.

Neben Auftragsarbeiten für seine häufig prominenten Kunden wurden seine Bilder auch auf zahlreichen Ausstellungen der allgemeinen Öffentlichkeit gezeigt, wie beispielsweise 1880 auf der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung in Düsseldorf, wo er mit drei Bildern, u. a. einem Porträt von Josef Hubert Mooren, vertreten war, sowie 1880/1881 auf der Weltausstellung in Melbourne, wo Schäfers Werke zweifach ausgezeichnet wurden.[19]

Schon vor seinem dreißigsten Lebensjahr fanden seine Werke breite Anerkennung. Die Presse sowohl an seinem Heimatort Lüftelberg als auch in seiner Wahlheimat Düsseldorf lobte „…die feine Farbe, Zeichnung und Technik“ und würdigte ihn als „talentvollen Künstler“, dem eine „schöne Zukunft“ verheißen wird.[20] In der zeitgenössischen Fachpresse wurden vor allem seine Porträts von Fürst Karl Anton von Hohenzollern und dessen Sohnes Prinz Anton als „vorzüglich“ gewürdigt.[21]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Archiv der Stadt Meckenheim, Personenstandsdaten.
  2. Schülerliste der Kunstakademie Düsseldorf, abgerufen am 24. November 2024
  3. Stadtarchiv Düsseldorf, Personenkartei.
  4. Walter Dick und Anne Faßbender: Tone und Töne aus Lüftelberg. In: Rhein-Sieg-Kreis, Der Landrat (Hrsg.): Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2018. S. 18–23.
  5. Alexander Klais: Familienchronik Klais. (unveröffentlichtes Manuskript). 1951.
  6. „Laurenz Schäfer“ in: Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und Galerie Paffrath (Hrsg.), Bd. 3, 1998, S. 185.
  7. Historische Einwohnerverzeichnisse der Stadt Düsseldorf, mehrere Jahrgänge.
  8. Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016), PDF
  9. Schülerliste der Kunstakademie Düsseldorf, abgerufen am 14. Februar 2019.
  10. Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte von Friedrich von Boetticher – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1901, S. 528.
  11. Laurenz Schäfer. In: Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und Galerie Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule: 1819–1918. Bd. 3, München 1998, S. 185.
  12. Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Hrsg. vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und der Galerie Paffrath, Düsseldorf, München 1998, S. 185.
  13. General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend. Ausgabe vom 16. Oktober 1904.
  14. General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend. Ausgabe vom 16. Oktober 1904.
  15. Christian Lingen: Louise Gueury ist ausgezogen. In: Rheinische Post vom 5. Juni 2012.
  16. Datenbank "Sammlung des Sonderauftrages Linz", in: DHM.de, abgerufen am 30.11.2024.
  17. Schriftliche Mitteilung des Staatsarchivs Eupen vom 5. Juni 2019.
  18. Peter Krabstein – Kunst- und Auktionshaus: Auktionskatalog 2002, Düsseldorf 2002, S. 28.
  19. General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend, Ausgabe vom 16. Oktober 1904.
  20. Düsseldorfer Anzeiger vom 4. März 1870 und Rheinbacher Kreisblatt vom 26. März 1870.
  21. „Laurenz Schäfer“ in: Zeitschrift für bildende Kunst, Band 3, Carl von Lützow (Hrsg.), Leipzig 1868, S. 129 sowie Die Kunst für alle, Band 17, 1902, S. 525.