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Flößerei

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Datei:Flößerei in russland um 1900.jpeg
Flößerei in Russland um 1900. Foto von Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii (1863-1944)

Flößerei und Trift (von „treiben“ im Sinne von „treiben lassen“) bedeuten Transport von schwimmenden Baumstämmen bzw. von Scheit- oder Schnittholz auf Wasserstraßen, wie er bis etwa zum Beginn, gelegentlich auch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts üblich war. Dabei wird unterschieden, ob das Holz zusammengebunden ist. Ist das der Fall, spricht man vom Flößen, wenn nicht, vom Triften. Das Flößen wird auch als Schwemmen (also „schwimmen lassen“) bezeichnet.

Geschichte

Flößerei

Rhein, Neckar und Nebenflüsse

Die Flößerei ist im Schwarzwald seit dem frühen Mittelalter überliefert. Mit sog. Wieden zusammengebundene Baumstämme wurden über die Flüsse zum Bestimmungsort bewegt. Die notwendigen Wassermassen wurden in sog. Floßstuben angestaut und dann zusammen mit dem Floß freigegeben. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Wasserwege über Murg, Nagold, Enz, Kinzig, Neckar und Rhein bis nach Holland erweitert. Die kleinen Seitenbäche wurden zum Teil ebenfalls floßbar gemacht. Für die Städte Schiltach und Wolfach wurde die Flößerei zum Haupterwerbszweig und in sog. Schifferschaften organisiert. Im 18. Jahrhundert führte der niederländische Holzbedarf zur Blüte des Holzhandels, aber auch zum Kahlschlag weiter Regionen des Nordschwarzwaldes. Die langen und geradegewachsenen Tannen waren als Baumaterial für Schiffe ideal geeignet. Diese Tannen wurden dann auch einfach „Holländer“ genannt. Bis heute zeugen Wiederaufforstungen mit Fichtenmonokulturen von der Zerstörung des natürlichen Mischwaldes. Wegen des Ausbaus des Schienen- und Straßennetzes endete die Flößerei größtenteils mit dem 19. Jahrhundert.

Bayern, Österreich, Donau und Zuflüsse

Mit dem Aufkommen der Städte im 11. Jahrhundert entstand ein starkes Bedürfnis nach dem Rohstoff Holz für Bau- und Wirtschaftszwecke. So begann auch im österreichischen und bayerischen Raum im 12. Jahrhundert die Flößerei als Gewerbe. Stark genutzt wurden die Flüsse Loisach, Isar und Inn, über welche die weiter unten liegenden Städte (vor allem München, Freising und Landshut), aber auch Städte an der Donau wie Wien und Budapest versorgt wurden. Flößer wurden dort zunächst Ableitner genannt, woraus ein dort heute noch verbreiteter Familienname samt dessen Verkürzungsformen wie Ableiter und Leitner entstand (Hans Bahlow: Deutsches Namenslexikon). Da Häuser anfangs ganz aus Holz gebaut wurden und deshalb die Städte öfter Feuersbrünsten zum Opfer fielen, überstieg der Bauholzbedarf rasch die Ressourcen der Umgebung. Stattliche Bäume in der Umgebung gab es meist schon nicht mehr, als sich die Fachwerkbauweise durchsetzte. Aber auch Steinbauten waren nicht nur für die zur Errichtung notwendigen Gerüste und Kräne, sondern auch für Decken und Dachstühle auf beträchtliche Mengen von Balken angewiesen. Beim Bau der Münchner Frauenkirche in den Jahren 1468 bis 1488 z. B. benötigte Zimmermeister Heinrich für den Dachstuhl 147 schwerbeladene Bauholzflöße, davon 49 Zimmer- und 43 Schnittholzflöße mit zusammen etwa 630 Festmeter Rundholz. An der Zollstelle Wolfratshausen legten im Jahre 1496 an der vorgeschriebenen Landestelle 3.639 Flöße an. Die ständig abgehenden Flöße wurden auch zum Warentransport und teilweise zum Personentransport verwendet. Im Jahr 1501 wurden z. B. gemäß der „Summarische Extrakt und beschreybung der Khauf-Handels und Schefleuth im Lands Bayrn“ folgende Güter transportiert: gebogenes Ebenholz, Papier, Pferdedecken, Käse, Schafwolle, Maultrommeln, Barchent, gestrickte Hemden, Kreide, Schuhe, Kupferwasser, Schmalz, Schleifsteine, Wetzsteine, Hopfenstangen, Seegras, Fische (auch lebend). Seit 1623 verkehrte ein Reisefloß, das Ordinari, einmal wöchentlich von München nach Wien, das für drei Gulden pro Person ihre Kunden in sieben Tagen zum Ziel beförderte. Kinder wurden kostenlos befördert. Die Flößer organisierten sich in Zünften. So durften in Mittenwald maximal 20 Floßmeister, in Tölz bis zu 24 ihrem Gewerbe nachgehen. Erst die Stauwehren der Neuzeit und die modernen Verkehrsmittel wie die Eisenbahn brachten die Flößerei (außer für touristische Zwecke) zum Erliegen. Selbst 1831 wurden in München noch zehn Floßmeister verzeichnet. [1]

Heute wird in Europa nur noch in Norwegen auf dem Telemarkkanal geflößt.

Trift

Im Unterschied zur Flößerei auf größeren Flüssen herrschte bei der Trift auf Bächen im Mittelgebirge eine so geringe Wasserführung, dass der Transport ungeteilter Baumstämme unmöglich war. Um eine ausreichende Wasserführung sicherzustellen, war häufig sogar erforderlich, Wasserspeicher in Form von Stauseen oder -teichen anzulegen. Diese wurden - je nach landschaftlichem Vorkommen - auch als Klausen, Wooge oder Schleusen bezeichnet. In ihnen wurde das Holz gesammelt und meist beim Einsetzen der Schneeschmelze zeitgleich auf den Weg den Wasserlauf hinunter gebracht.

Die zeitliche Abstimmung war essentiell, denn während der Trift konnte das Wasser nicht zum Betrieb der am Bach gelegenen Mühlen, Säge- und Hammerwerke genutzt werden. Um zu verhindern, dass das treibende Holz Schäden an den Anlagen verursachte, mussten nämlich die Wasserversorungskanäle vorübergehend abgesperrt werden. Deshalb waren von den Forstunternehmern für die Trifttage Ausfallgebühren zu zahlen.

Verbreitung

Auch im Donauraum war die Flößerei stark verbreitet, wie aus dem Wienerwald über den Wiener Neustädter Kanal oder aus Böhmen über den Schwarzenbergschen Schwemmkanal.

Vom Frankenwald aus wurde ebenfalls die Flößerei intensiv betrieben, über Rodach, Main und Rhein bis nach Holland.

Auch aus dem Gebiet der Oberweser fand eine Flößerei zur Versorgung von Bremen statt.

Begriffe der Flößerei

Starke Fichtenstämme waren für Schiffsmasten geeignet. Nachdem die Stämme entastet und entrindet waren, wurden sie im Winter zum nächsten Floßbach geschleift. Zwischen Oktober und Mai wurde das Holz zu Tal geschwemmt. Hatte ein Stamm mehr als zwanzig Meter Länge und einen mittleren Durchmesser von mindestens vierunddreißig Zentimetern, dann galt er als »Holländer«, kleinere Stämme hießen »Pfaden«, Stammteile zwischen drei und sechs Meter Länge nannte man »Blöcher«. Zum Abtriften wurden die Bäche aufgestaut. Am Lagerplatz fügte man zehn Stämme zu einem »Boden« zusammen. Zwölf Böden wurden zu einem »Stück« vereinigt.

Eine Schleuse in der Kirnitzsch im Elbsandsteingebirge

Schleusen

Als Schleusen werden Stauwerke bezeichnet, die durch Aufstauen des Wasser das Triften von Holzstämmen überhaupt erst ermöglichen. So wird der Fluss bis zu mehreren Tausend Metern angestaut und die Baumstämme können selbst auf kleinen Flüssen problemlos geflößt werden.

Bloße

Eine Bloß ist eine Stelle, an der die abgeschlagenen Baumstämme vom Wald in das Flusstal gebracht wurden. Meist handelte es sich um eine Schneise, in der die Stämme mit Seilen und zerkleinerten Baumstämmen als Rollen transportiert wurden.

Floßrechen

Ein Floßrechen (auch Schutze genannt) ist eine Schutzvorkehrung, um flussabwärts treibende Holzstämme jeweils abbremsen zu können. Sie müssen sehr massiv gebaut sein, damit sie Flutwellen und herantreibenden Holzstämmen standhalten können.

Floßordnung

Diese meist seit dem Mittelalter bestehenden Floßordnungen sind die vom Staat vorgegebenen Direktiven, z. B. die Zeiträume der Frühjahrsflöße von März bis spätestens Mai und der Herbstflöße von September bis Frostbeginn einzuhalten. Nach ihnen musste die Trift außerdem in der Regel am 23. April, dem „Jörgetag“ (Georgstag), beendet sein.

Floßhaken

Die 1,50 bis 4 m langen Floßhaken waren dazu da, die Stämme in die richtige Position zu bringen. Dazu war an einem langen Holzstab ein Stahlhaken zum Schieben, Drehen, Wenden, Rollen und Heben des Holzes vorhanden. Als Hinterhermsdorfer Flusshaken ist er ein Begriff geworden.

Riesen

Riesen (Singular: Ries), auch Riesbahnen, waren Holz-Rutschbahnen, auf denen Holz vom Einschlagsort zum Floßbach transportiert wurde. Sie waren v. a. im Schwarzwald und in den Alpen verbreitet.

Museen

Literatur

  • Gerd Norbert Meyer: Flößerei und Triftwesen in der Pfalz, in: Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald, Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Hrsg.)
  • T. Schmehrer: Geografische und historische Perspektiven des Kulturlandschaftswandel am Beispiel des Triftwesens in der Bayerischen Pfalz 1816-1860, Mitteilungen der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, Nr. 15, 1998
  • Rolf Weber: Die Flößerei (Trift) auf dem Speyerbach, in: Neustadt an der Weinstraße. Beiträge zur Geschichte einer pfälzischen Stadt, Kapitel: Die Flößerei (Trift) auf dem Speyerbach, S. 637 ff.
  • Christoph Jentsch, Rainer Lukhaup: Die Holztrift im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald als ein traditionelles Element der Kulturlandschaft, in: Beiträge zur Landeskunde Südwestdeutschlands und angewandten Geographie von Dieter Anhuf und Christoph Jentsch (Hrsg.), Mannheimer Geographische Arbeiten, Heft 46, 1998