Paul-Friedrich-Denkmal


Das Paul-Friedrich-Denkmal ist ein klassizistisches Standbild auf dem Alten Garten in Schwerin. Geschaffen 1843 bis 1847 vom Bildhauer Christian Daniel Rauch, stellt es überlebensgroß den mecklenburgischen Großherzog Paul Friedrich dar.
Geschichte
Der allgemein beliebte Großherzog war am 7. März 1842 nach nur fünfjähriger Regierungszeit im Alter von 41 Jahren gestorben. Schon kurz nach seinem Tod wurde von Schweriner Bürgern unter Führung des mecklenburgischen Finanzministers Georg Störzel und des Dritten Dompredigers Albrecht Bartsch ein Denkmalkomitee gegründet, das sich am 7. Juni mit der Bitte um einen Denkmalentwurf an den Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch wandte. Rauch hatte den Großherzog gekannt und bereits 1821 eine Büste seiner Braut Alexandrine von Preußen geschaffen. Für das Denkmal war zunächst an eine Marmorstatue in einem tempelartigen Bau gedacht, auf Wunsch der Witwe und des nunmehr regierenden Sohnes, Großherzog Friedrich Franz II., entschied man sich aber für eine Bronzestatue.[1][2]
Rauch, einer der bedeutendsten und meistbeschäftigten Bildhauer seiner Zeit, war mit Aufträgen überhäuft; er wollte den Auftrag zunächst ablehnen und nahm ihn schließlich nur unter der Bedingung an, dass ihm für die Ausführung kein Zeitlimit gesetzt wurde. Am 17. November 1842 reiste Rauch zu Besprechungen mit dem Komitee und zur Auswahl eines Standorts nach Schwerin. Um die gewünschte Porträtähnlichkeit zu gewährleisten, übersandte man ihm im Februar 1843 mehrere Bildnisse des Verstorbenen. Die für Ende Mai zugesagte Entwurfsskizze schickte Rauch erst Ende September 1843. Dieser Entwurf wurde vom Denkmalkomitee in einer Reihe von Punkten kritisiert. Unter anderem wurde bemängelt, die Darstellung sei nicht ähnlich genug, der hochgewachsene und schlanke Großherzog wirke zu untersetzt und das Schwert zu kriegerisch. Der Schriftwechsel über diese Fragen zog sich bis ins Frühjahr 1844 hin. Im November 1844 legte Rauch zwei neue Skizzen vor, in denen er zum Teil auf die Einwände einging und auf deren Grundlage noch 1844 der endgültige Auftrag erteilt wurde.[3][4]
Rauch arbeitete mit Unterbrechungen bis zum Herbst 1846 an dem Denkmal. Auf ein erstes, 58 cm hohes Modell folgte im Sommer 1845 ein Modell im Maßstab 1:3; das Tonmodell in Originalgröße war im März 1846 fertig. Nach der Abnahme durch Mitglieder des Denkmalkomitees wurde es in Gips abgeformt und das Gipsmodell am 9. November 1846 zum Guss an die Bronzegießerei Lauchhammer geschickt. Für den Guss und die Nachbearbeitung (Ziselierung) der Statue sowie den Transport nach Schwerin war ein Preis von 7000 Reichstalern vereinbart worden. Nach dem Guss im darauffolgenden Jahr besichtigte Rauch das Ergebnis in Lauchhammer am 7. September 1847 und nochmals Ende November nach erfolgter Ziselierung. In einem Brief an Rauch hatte sich sein Freund Ernst Rietschel bereits am 9. November 1847 lobend über das Werk geäußert, das er in Lauchhammer gesehen hatte. Auch Rauch selbst, der die Statue während der Arbeit daran sehr selbstkritisch beurteilt hatte, zeigte sich nunmehr zufrieden.[5][6]
Die Aufstellung des Denkmals verzögerte sich, da zunächst die Herstellung des Sockels abgewartet werden musste. Der Sockel mit Inschrift wurde in der herzoglichen Schleifmühle hergestellt und ist dem Sockel von Rauchs 1829 aufgestelltem August-Hermann-Francke-Denkmal in Halle an der Saale nachgebildet. Vermutlich stammt der ursprüngliche Sockelentwurf von Karl Friedrich Schinkel, der sich dabei von einem Fresko des Malers Andrea del Castagno im Dom zu Florenz inspirieren ließ, das ein Reiterstandbild Niccolò da Tolentinos zeigt.[7] Um den Wortlaut der Inschrift gab es eine längere Auseinandersetzung: Nachdem die Stadt Schwerin die gesamten Kosten für das Denkmal übernommen hatte, schlug sie die heutige Inschrift vor, die sowohl von Rauch (der die Formulierung „Ihrem Paul Friederich“ zu vertraulich fand) als auch vom preußischen Hof kritisiert wurde, aber die Zustimmung von Friedrich Franz II. fand.[8]
Ursprünglich sollte das Denkmal an der Stelle des zum Abriss vorgesehenen Alten Palais aufgestellt werden; da die Großherzogin-Witwe jedoch weiter im Alten Palais wohnen wollte, entschied der Großherzog sich im September 1848 für einen Standort auf dem Alten Garten als repräsentativem Platz, vor dem geplanten Neuen Palais, das aber erst dreißig Jahre später als Museum fertiggestellt wurde.[9][10]
Am 23. Februar 1849, dem Geburtstag der Großherzogin-Witwe, wurde das Denkmal feierlich enthüllt. Es war mit einem gusseisernen Gitter eingefasst, an dessen vier Ecken 1861 Gaskandelaber aufgestellt wurden, und von einem Rondell umgeben.
Während die Statue selbst Anerkennung fand, wurde an der Gestaltung des Sockels kritisiert, dass die gedrechselten Baluster an den Ecken an Treppengeländer erinnerten.
In der Zeit des Nationalsozialismus diente der Alte Garten als zentraler Platz für Aufmärsche, Massenversammlungen und Paraden. Da das Paul-Friedrich-Denkmal dabei optisch und politisch störte, wurde es 1935 auf die Schlossinsel vor den Burgseeflügel des Schlosses versetzt. Im Zuge der Neugestaltung des Alten Gartens kehrte es 2011 nach umfassenden Restaurierungsarbeiten an seinen ursprünglichen Standort vor der Freitreppe des Museums zurück.[11]
Beschreibung
Die 3,47 Meter hohe Plastik stellt Paul Friedrich frontal in ganzer Figur dar. Er ist in einen Uniformrock gekleidet, mit Feldbinde um den Leib und dem Ordensband des Schwarzen Adlerordens schräg über der Brust. Um die Schultern trägt er einen weiten, faltenreichen Fürstenmantel mit Hermelinfutter, der unterhalb des Uniformkragens durch zwei Schnüre mit Quasten geschlossen ist. Das rechte Bein ist als Spielbein etwas vorgestellt, der unbedeckte Kopf nach rechts gewendet. Die rechte Hand stützt sich auf ein Schwert, um dessen Scheide der Schwertgurt gewickelt ist, während die linke Hand in die Hüfte gestemmt ist. Der ursprünglich 5,20 m hohe Sockel aus mecklenburgischem Granit trägt in goldenen Versalien die Inschrift: „IHREM / PAVL FRIEDERICH / DIE / STADT SCHWERIN / MDCCCXLIX“.
Literatur
- Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch. Vierter Band. Duncker, Berlin 1887, S. 26–37.
- Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog. Gebr. Mann, Berlin 1996, ISBN 978-3-7861-1778-0, S. 406–408 (Katalog-Nr. 274).
Weblinks
- Paul-Friedrich-Denkmal – Statues Hither & Thither
Einzelnachweise
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 406
- ↑ Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch. Vierter Band. Duncker, Berlin 1887, S. 28
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 407
- ↑ Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch. Vierter Band. Duncker, Berlin 1887, S. 28–32
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 407–408
- ↑ Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch. Vierter Band. Duncker, Berlin 1887, S. 32–33
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 226
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 408
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 406–407
- ↑ Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch. Vierter Band. Duncker, Berlin 1887, S. 33–34
- ↑ Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Œuvre-Katalog, S. 406–408
Koordinaten: 53° 37′ 34,5″ N, 11° 25′ 4″ O