Kastell Eining
Kastell Eining | |
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Alternativname | Abusina |
Limes | ORL NN (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 15 |
Datierung (Belegung) | um 80 bis 5. Jahrhundert |
Typ | Kohortenkastell |
Einheit | a) Cohors IIII Gallorum<br\> b) Vexillatio der Cohors II Tungrorum milliaria equitata c) Cohors III Brittanorum equitata d) vorübergehend weitere Vexillationen |
Größe | max. 147 x 125 m = 1,8 ha |
Bauweise | a) Holz-Erde b) diverse Steinkastelle c) steinernes Kleinkastell |
Erhaltungszustand | freigelegt und konserviert |
Ort | Neustadt an der Donau-Bad Gögging/Eining |
Geographische Lage | |
Vorhergehend | W: ORL 75 Kastell Pförring |
Anschließend | O: Legionslager Castra Regina (Regensburg) |
Das ehemalige römische Kohorten-Kastell Eining, in antiker Zeit Abusina genannt, liegt nahe Eining, einem Ortsteil von Neustadt an der Donau nördlich von Bad Gögging. Es ist Bestandteil des zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Rätischen Limes und die einzige vollständig freigelegte und in ihren Grundmauern rekonstruierte römische Wehranlage in Bayern.
Lage
Das Kastell Abusina befindet sich etwa 500 m südlich des heutigen Eininger Ortszentrums auf dem Donau-Hochufer, zwischen der nach Sittling führenden Straße und dem knapp nördlich des Kastells in die Donau mündenden Flüsschen Abens, das einst namengebend für den römischen Ort war.
In antiker Zeit lag es hier in strategisch wichtiger Position. Konnte doch von diesem Punkt aus sowohl der Schiffsverkehr auf der Donau, als auch ein unweit dieser Stelle befindlicher Strassenknotenpunkt, bei dem ein Verkehrsweg von der römischen Donaustraße in südöstliche Richtung abzweigte, kontrolliert werden. Die nächstgelegenenen größeren Garnisonen waren das Alen-Kastell Pförring auf dem nördlichen Donauufer gegenüber dem heutigen Neustadt a. d. Donau sowie das Legionslager Castra Regina, das heutige Regensburg. Ein gewisser Nachteil des Standortes, die fehlende Sichtverbindung zum Kastell Pförring und zu dem ebenfalls auf dem nördlichen Donauufer befindlichen Anfang des mit einer Mauer ausgebauten Limesabschnitts bei Hienheim, konnte durch einen zusätzlichen Wachposten auf dem Weinberg kompensiert werden.
Forschungsgeschichte

auf der Tabula Peutingeriana
(Mitte oben)
Der Name Abusina war schon lange durch verschiedene antike Quellen verbürgt, jedoch erschien er in verschiedenen Schreibweisen. Die Varianten ABVSINA, AVSINA, ALLVSINA, AVSENA und ARUSENA finden sich auf der Tabula Peutingeriana, im Itinerarium Antonini, in der Notitia dignitatum sowie auf Inschriftensteinen.
So war bereits in der beginnenden Neuzeit die Gegend um Eining als ehemaliger römischer Ort bekannt. Sowohl bei Johannes Aventinus als auch bei Peter Apian, die beide heute längst verschollene Steindenkmäler in Eining gesichert hatten, findet Abusina Erwähnung.
Von den Aktivitäten der Reichs-Limes-Kommission wurde das Kastell jedoch nicht mehr erfasst, da diese mit dem Abschluss des ausgebauten Limesabschnitts auf der anderen Seite der Donau endeten. Den Beginn seiner Erforschung verdankt der Kastellplatz der Initiative des Eininger Pfarrers Wolfgang Schreiner, der 1879 mit den ersten Ausgrabungen begann, die er zunächst aus privaten Mitteln finanzierte [1] Mit gelegentlichen Unterbrechungen wurden die Grabungen nun bis zunächst 1920 fortgesetzt. Danach ruhten die archäologischen Forschungen für nahezu ein halbes Jahrhundert. Erst 1968 wurde die wissenschaftliche Erforschung auf Initiative von Hans Schönberger, dem Direktor des Römisch-Germanischen Kommission der Deutschen Archäologischen Instituts, wieder aufgenommen.
Das nicht unerhebliche Fundmaterial aus Ehingen verteilt sich im Wesentlichen auf das Archäologische Museum der Stadt Kehlheim [2], das Stadt- und Kreismuseum Landshut, die Archäologische Staatssammlung München und das Aventinus-Museum Abensberg. Das Kastellgelände selbst ist heute ein kleiner aber attraktiver archäologischer Park.
Kastellgeschichte

Das Kastell wurde im Jahre 80 unter Kaiser Titus errichtet und sollte die Donauschifffahrtswege und Straßenkreuzungen in der Umgebung sichern.
Dwe Ursprung bestand aus einem Holz-Erde-Kastell, das um 120 mit einem Steinwall erweitert wurde. Die erste Hilfstruppeneinheit, die im Kastell Quartier bezog, war die IV. Kohorte der Tungerer (Cohors IV Tungrorum), ab 153 ist schließlich die III. Britannische Kohorte (Cohors III Britannorum) mit sechs Zenturien Infanterie und sechs Turmen Kavallerie überliefert. Sie verblieb dort bis zum Ende der römischen Herrschaft im frühen 5. Jahrhundert.
Dreimal wurde das Kastell zerstört: in den Markomannenkriegen Mark Aurels und zweimal während des Alamannensturmes im 3. Jahrhundert. Das Lager war ursprünglich 1,8 Hektar groß, wobei im 3. Jahrhundert der militärische Bereich auf ein Zehntel der Fläche beschränkt wurde, wo eine spätantike Festung entstand. Der Rest wurde zwischenzeitlich in den Vicus (Zivilsiedlung) miteinbezogen, im 4. Jahrhundert jedoch wieder als Kastellareal genutzt.
Kastellstruktur
Vicus
Wachturm auf dem Weinberg
Da vom Kastell Abusina aus keine unmittelbare Sichtverbindung zu dem Punkt bestand, an dem der ausgebaute Teil des Limes nordöstlich von Hienheim auf die Donau stiess, wurde auf dem nordöstlich von Eining befindlichen Weinberg ein Wachturm errichtet um diese Lücke zu schließen. Dieser Wachturm existierte bis ins 3. Jahrhundert und wurde wohl in der Zeit der Alamanneneinfälle zerstört. Bei seinen Fundamenten wurden zwei weitere Steinbauten nachgewiesen, die zu einer Mannschaftsunterkunft und zu eimem kleinen Tempel des Mars und der Victoria gehörten.
Im Schutt dieser Anlagen fanden sich auch Hinweise auf eine Nutzung des Platzes als christliche Kultstätte in nachrömischer, frühmittelalterlicher Zeit. Möglicherweise wurden die Grundmauern der Mannschaftsunterkunft von den ab dem 6./7. Jahrhundert sich in dieser Gegend ansiedelnden baioarii zur Errichtung einer einfachen Kirche verwendet.
Versorgungslager im Unterfeld
Nur wenig nördlich außerhalb des Ortskerns von Eining, befindet sich unter den Äckern der Flur Unterfeld ein größeres römisches Militärlager. Das Lager bedeckt mit seinen Seitenlängen von 328 mal 320 Metern eine Fläche von 10,6 Hektar. Heute wird das Areal von der Straße, die von Eining nach Staubing führt und sich in etwa am Verlauf der ehemaligen Via Principalis orientiert, durchschnitten.
In antiker Zeit war das Lager mit einer Rasensodenmauer bewehrt und von einem System von drei parallel verlaufenden Spitzgräben umgeben. Mit seiner Porta Praetoria war es zum Feind hin, auf die Donau ausgerichtet. Die Umwehrung ist an dieser Seite allerdings nicht mehr vorhanden, sondern wurden in den vergangenen Jahrhunderten wohl von der Donau weggespült. Das Lagerinnere bestand bis auf die Principia und das Praetoriums, die beide aus Stein errichtet waren, ausschließlich aus Fachwerkbauten. Das Kastell entstand in der Zeit der Markomannenkriege und existierte nur für kurze Zeit um das Jahr 175.
Wahrscheinlich war das Militärlager im Unterfeld ein Nachschublager der Legio III Italica (3. Italische Legion) in dem ein Teil dieser Einheit, möglicherweise verstärkt und geschützt durch berittene Auxiliartruppen logistische Aufgaben verrichtete. Endgültige Sicherheit über die Funktion des Lagers können aber nur durch großflächige Ausgrabungen gewonnen werden.
Anmerkungen
- ↑ Wolfgang Schreiner: Eining und die dortigen Römer-Ausgrabungen. Ein kleiner Wegweiser durch dieselben. Thomann'sche Buchhandlung, Landshut 1887.
- ↑ Webpräsenz des Archäologischen Museums der Stadt Kehlheim
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Aufl. Gebr. Mann, Berlin 2000. S. 322f. ISBN 3-786-12347-0
- Thomas Fischer und Günther Ulbert: Der Limes in Bayern. Von Dinkelsbühl bis Eining. Theiss, Stuttgart 1983. ISBN 3-806-20351-2
- Thomas Fischer und Konrad Spindler: Das römische Grenzkastell Abusina-Eining. Theiss, Stuttgart 1984. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Niederbayern 1). ISBN 3-8062-0390-3
- Thomas Fischer: Eining Stadt Neustadt a. d. Donau, Lkr. Kehlheim, Obb.. In: Wolfgang Czysz u.a.: Die Römer in Bayern. S. 434ff. Nikol, Hamburg 2005. ISBN 3-937872-11-6
- Markus Gschwind: Abusina. Das römische Auxiliarkastell Eining an der Donau vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. Beck, München 2004. (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 53). ISBN 3-406-10755-9
- Ute Jäger: Die Römer an der Donau. Bad Gögging, Kastell Eining. WEK, Treuchtlingen 1993. ISBN 3-924-82853-9
- Hans-Jörg Kellner: Der römische Verwahrfund von Eining. Beck, München 1978. (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 53). ISBN 3-406-00499-7
Weblinks
- Kastell Eining auf der Seite der Deutschen Limeskommission
- Kastell Eining auf der Seite der Deutschen Limesstraße
- Kastell Eining auf der privaten Projektseite zur Antike von Bernd Liermann
- Kastell Eining auf der privaten Limes-Projektseite von Bernhard Efinger
- Fotos des Kastells Eining auf der privaten Webseite von Matthias Zehe