Zum Inhalt springen

Offener Kanal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Dezember 2006 um 19:38 Uhr durch Zwobot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Automatisierte Textersetzung (-Interessensvertretung +Interessenvertretung); kosmetische Änderungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Offener Kanal bezeichnet einen Hörfunk- oder Fernsehsender, dessen Programm von Bürgern gestaltet und verantwortet wird. Die Offenen Kanäle gehören nach allgemeinem Verständnis zum Bereich der Bürgermedien bzw. des Bürgerrundfunks.

Der jeweilige Offene Kanal stellt dazu die erforderliche Infrastruktur, Produktionstechnik, Räumlichkeiten und passende Bildungsangebote meist kostenfrei oder gegen geringes Nutzungsentgelt oder Unkostenbeiträge allen Bürgern im örtlichen Sendegebiet zur Verfügung. Ziel des Systems der Offenen Kanäle ist es, die Rundfunklandschaft aus öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk um eine dritte Säule der Medienvielfalt zu ergänzen. Offene Kanäle werden in Deutschland teilweise rundfunkgebührenfinanziert durch die Landesmedienanstalten und/oder von örtlichen Trägervereinen getragen.

Offene Kanäle entstanden in den 1980er-Jahren als Folge der „Entdeckung“, dass Medienkompetenz nicht nur bedeutet, das Fernsehgerät bedienen zu können. Vielmehr sollten die Bürger selbst wissen, wie Rundfunkmedien funktionieren und mit eigenen Sendungen zur Meinungsvielfalt beitragen. Die Qualität der Programme und damit die gesellschaftliche Akzeptanz ist je nach Sender sehr verschieden. Daher wird derzeit in vielen deutschen Bundesländern die Struktur der Offenen Kanäle stärker an die Aufgabenbereiche lokale Berichterstattung und Aus- und Fortbildung angepasst und den örtlichen Trägern häufig mehr Freiheiten gegeben um die ausgestrahlten Inhalte stärker zu strukturieren und ein attraktives Bürgerprogramm zu gestalten. In einigen deutschen Bundesländern gab es Bestrebungen, die Offenen Kanäle abzuschaffen und durch privatwirtschaftliche Ausbildungssender zu ersetzen. So wurde der Offene Kanal Saarland im März 2002 und der Offene Kanal Hamburg im Juli 2003 per Gesetzesänderung eingestellt. Einige Bundesländer, wie Sachsen und Bayern haben keine Offenen Kanäle.

Offene Kanäle in Deutschland entstanden im Zusammenhang mit der Einführung privat-kommerziellen Rundfunks ab 1984 und als Gegenbild dazu. Ausgangspunkt der durch die Expertenkommission Offener Kanal getragenen Diskussion seit Ende der 70er Jahre sind die Erfahrungen mit Public Access Channels in den USA. Der Name Offener Kanal wurde von einem nichtkommerziellen Lokal-TV-Sender in Wil/Schweiz übernommen.

In Deutschland gibt es derzeit 63 Offene Kanäle (Stand 12/2005), die meisten als Offene Fernsehkanäle und einige als Offene Radiokanäle. 54 Offene Kanäle senden ausschließlich ein TV-Programm. Sieben Offene Kanäle bieten nur Hörfunk an. Mehrere Offene Kanäle senden sowohl ein Radio- als auch ein Fernsehprogramm. In Abhängigkeit von den mediengesetzlichen Vorgaben der Länder lassen sich unterschiedliche OK-Trägerkonstrukte differenzieren. Fünf Landesmedienanstalten sind unmittelbar Träger und Betreiber von 13 Offenen Kanälen. 50 Offene Kanäle werden von einem Verein getragen. Im Ausland gibt es Offene Kanäle beispielsweise in Luxemburg, Dänemark, Australien, Südkorea, Brasilien, Fidschi und Belgien.

Kritik an Offenen Kanälen

Kritiker sehen in Offenen Kanälen häufig ein Medieninstrument das gesellschaftlichen und politischen Randgruppen eine Medienmacht zur Verfügung stellt, die ihnen die demokratische Mehrheit der Bevölkerung in freien Wahlen nicht zugesteht, da die Besetzung der Landesrundfunkräte in Deutschland sich an den parlamentarischen Mehrheitsverhältnissen orientiert. Eine Minderheit könnte sich somit zu finanziellen Lasten der Mehrheit einen medialen Vorteil verschaffen ohne dafür primär demokratisch legitimiert zu sein. Man könnte darin ein Aushebeln der Rundfunkdemokratie durch die Hintertür sehen.

Offene Kanäle in Deutschland

Berlin

Fernsehen und Radio

In Berlin sendet der Offene Kanal seit August 1985. Aktuell sendet der OKB Radio- (UKW und Kabelradio) und Fernsehprogramm (nur Kabel). Von zwei Offenen Fernsehkanälen im Kabelnetz blieb einer übrig. Siehe auch: Offener Kanal Berlin (OKB)

Bremen

Fernsehen und Radio

In Bremen gibt es zwei Offene Kanäle in den beiden Städten des Bundeslandes:

Beide teilen sich eine Frequenz mit einem niedersächsischen Bürgerrundfunk-Programm für die umliegenden Gemeinden.

Die beiden Offenen Kanäle wurden im Zuge der Änderung des Landesmediengesetzes um die Eigenschaften eines Bürgerrundfunks ergänzt und entsprechend umbenannt.

Hamburg

Fernsehen und Radio

Der Offene Kanal in Hamburg wurde im Juli 2003 durch einen nichtkommerziellen Bürger- und Ausbildungskanal (BAK) der Hamburg Media School namens „Tide“ ersetzt (s.u.). Zwar ist auch Tide noch bürgeroffen, allerdings: Beim Offenen Kanal hatte jeder Bürger das Recht auf Ausstrahlung in eigener Sendeverantwortung. Dieses Recht ist ihm durch das neue Hamburger Landesmediengesetz vom 2. Juli 2003 genommen worden. Sendungserstlinge laufen zudem zunächst in einem Testprogramm namens „Elbe-Seiten-Kanal“. Die oppositionäre SPD sprach von einer „staatlichen Sanktion gegen ein öffentliches Rundfunkangebot“ (vgl. SPD-Landesorganisation Hamburg, Medien in Hamburg: Positionspapier zum Standort der Medienwirtschaft vom 5. März 2005, S. 7) und kritisiert überdies, dass sowohl der Sender als auch teilweise die Hamburg Media School aus Rundfunkgebühren finanziert werden.

Für die neuen Programme, siehe:

Hessen

Geschichte der Offenen Kanäle in Hessen

Im Jahre 1990, ein Jahr nach Gründung und Einrichtung der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen), beschäftigte sich das Entscheidungsgremium in mehreren Sitzungen mit der Frage, ob und wie Offene Kanäle in Hessen einzurichten seien. Im Frühjahr 1991 standen die Konditionen fest: In unmittelbarer Nachbarschaft zur LPR Hessen, die ihren Sitz in Kassel hat, sollte als auf drei Jahre befristetes Pilotprojekt ein Offener Kanal ausschließlich im Fernsehen eingerichtet werden. Aufgrund der Erfahrungen, die in diesem Projekt gesammelt und ausgewertet würden, könne nach Ablauf der Pilotphase über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Mit dieser Maßgabe nahm der Offene Kanal Kassel im mittlerweile zum KulturBahnhof avancierten alten Hauptbahnhof am 1. Juni 1992 seinen Sendebetrieb auf, nachdem er bereits einige Monate zuvor seine Türen für die nutzungsberechtigte Bevölkerung in Kassel und sieben Umlandgemeinden für Beratung, Information, Kurse und Technik-Ausleihe geöffnet hatte.

Die guten Erfolge, die aufgrund des immensen Interesses der Bevölkerung an der Nutzung der Angebote des Offenen Kanals zu verzeichnen waren, hatten zum Ergebnis, dass die Versammlung der LPR Hessen im September 1994 die Kasseler Pilotphase für beendet und damit den Offenen Kanal zur Dauereinrichtung erklärte - und gleichzeitig beschloss, im Jahr 1995 und folgenden nach Maßgabe der vorhandenen Haushaltsmöglichkeiten Mittel für einen oder mehrere weitere Offene Kanäle bereitzustellen.

Fernsehen

In Hessen gibt es folgende Offenen Fernsehkanäle im jeweiligen Kabelnetz:

Radio

In Hessen gibt es die folgenden Offenen Radiokanäle:

Mecklenburg-Vorpommern

Fernsehen

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es zwei Offene Kanäle im Kabelnetz:

Radio

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es drei Offene Kanäle:

Niedersachsen

Fernsehen und Radio

Die Offenen Kanäle Niedersachsens wurden im April 2002 zusammen mit den nichtkommerziellen Lokalradios in die neue Kategorie Bürgerrundfunk überführt.

Nordrhein-Westfalen

Fernsehen

In Nordrhein-Westfalen startete im Jahr 1985 der Offene Kanal Dortmund (heute: floriantv). Damit ist NRW nach Rheinland-Pfalz das zweite Bundesland, in dem ein Offener Kanal auf Sendung ging.

Aktuell können Bürger in Bergisch Gladbach, Bielefeld, Dortmund, Essen, Hamm, Lüdenscheid, Marl, Münster, Paderborn und Salzkotten-Tudorf selber Fernsehen machen. Die Beiträge müssen werbefrei sein und dürfen nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Darüber hinaus gibt es keine Nutzungsbeschränkungen. Offene Kanäle sind nicht kommerziell, die Produzenten erhalten keine Honorare für ihre eingereichten Beiträge. Träger des Bürgerfernsehens und Betreiber des Fernsehsenders sind die von der Landesanstalt für Medien (LfM) NRW lizenzierten Arbeitsgemeinschaften.

In Nordrhein-Westfalen gibt es folgende Offenen Fernsehenkanäle im jeweiligen Kabelnetz:

Radio

Rheinland-Pfalz

Fernsehen

Rheinland-Pfalz ist das „Ursprungsland“ der Offenen Kanäle. Alleine hier gibt es 23 OKs. Der erste Offene Kanal Deutschlands wurde in Ludwigshafen eröffnet.

Die Offenen Kanäle in Rheinland-Pfalz werden meist von drei Gruppen getragen: Die Technik wird größtenteils von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) bereitgestellt. Die Kommune stellt in der Regel die Räume kostenfrei zur Verfügung und der jeweilige Trägerverein gewährleistet durch seine (ehrenamtlichen) Mitarbeiter den Betrieb vor Ort.

In Rheinland-Pfalz werden die Offenen Kanäle nach einer Änderung des Landesmediengesetzes im April 2005 umstrukturiert und richten sich auf die zwei Säulen „Lokales“ und „Bildung“ aus. Die Verknüpfung mit Medienkompetenz-Netzwerken wird verstärkt.

In Rheinland-Pfalz gibt es folgende Offenen Fernsehkanäle im jeweiligen Kabelnetz:


Sachsen-Anhalt

Fernsehen

In Sachsen-Anhalt gibt es folgende Offenen TV-Kanäle im jeweiligen Kabelnetz:

  • Offener Kanal Dessau
  • Offener Kanal Magdeburg
  • Offener Kanal Merseburg-Querfurt
  • Offener Kanal Salzwedel
  • Offener Kanal Stendal
  • Offener Kanal Wernigerode
  • WTV (Wettin)
  • Offener Kanal Lutherstadt Wittenberg

Schleswig-Holstein

Die Offenen Kanäle in Schleswig-Holstein sollen aus Akzeptanzgründen in der nächsten Zeit umstrukturiert und die Aufgabenbereiche Fortbildung und lokale Berichterstattung verstärkt werden. Auch eine Umbenennung von „Offener Kanal Stadtname“ zu „Stadtname TV“ oder „Stadtname FM“ ist aus diesem Grunde geplant und wurde in Kiel bereits umgesetzt.

Fernsehen

In Schleswig-Holstein gibt es folgende Offenen Kanäle im jeweiligen Kabelnetz:

Radio

In Schleswig-Holstein gibt es die folgenden Offenen Kanäle:

Thüringen

Fernsehen

In Thüringen gibt es folgende Offenen Kanäle im jeweiligen Kabelnetz:

Radio

In Thüringen gibt es die folgenden Offenen Radiokanäle:


Offene Kanäle in Österreich

1976 wurden in Österreich zwei Pilotprojekte für „Lokales Fernsehen von Bürgern“ durchgeführt. Lokales Fernsehen Burgenland und Lokales Fernsehen Steiermark. Die Konzeption der beiden Projekte entsprach dem Prinzip eines frühen Offenen Kanals.

Lokales Fernsehen Steiermark wurde von der Video Initiative Graz organisiert und 8 Monate lang betrieben. Die Video Initiative Graz entstand 1975 unter der Leitung von Peter Hueber. Bekanntestes Projekt: Arbeiter machen Fernsehen (1979/1980 in der Steiermark). Die Vertreter der Gruppe wurden 1982 zu mehreren Tagungen nach Deutschland eingeladen, um im Vorfeld der geplanten Offenen Kanäle über ihre Erfahrungen zu berichten. Die Arbeiten der Video Initiative Graz wurden dabei als Modellprojekte für die deutschen Offene Kanäle beurteilt.

Man ging Ende der siebziger Jahre davon aus, dass Offene Kanäle in Österreich rascher realisiert werden als in Deutschland. Vergleiche dazu die Arbeit, die Garleff Zacharias-Langhans im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erstellte: Bürgermedium Video: Ein Bericht über alternative Medienarbeit (Berlin: Volker Spiess, 1977). Doch die weitere Realisierung wurde in Österreich verzögert.

Zwar startete 1984 die Video Initiative Graz einen weiteren Versuch mit einem Offenen Kanal. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung testete man in Salzburg ein „Offenes Studio: Vorversuch Offener Kanal“. Die Video Initiative Graz konnte ihre Pionierarbeit mit Offenen Kanälen in der Folge aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung allerdings nicht mehr fortsetzen.

1997 starteten Bürger in Eigeninitiative ihr Wohnpark TV in Wien - Alt Erlaa, das seither laufend betrieben wird.

Seit 1998 werden im Rahmen der Medienwerkstatt Linz, einer Einrichtung der Volkshochschule, Arbeiterkammer und der Stadt Linz, Fernseh- und Radiosendungen in Form eines Offenen Kanals produziert. Die Radiosendungen werden auf Radio Oberösterreich und FRO gesendet, die Fernsehsendungen „EinBlick“ bzw. „Einwand!“ werden täglich im Kabelnetz der Liwest gesendet. Der TV-Kanal der Medienwerkstatt Linz kann in Linz, Wels, Steyr, Puchenau, Traun, Haid, Ansfelden, Thalheim, Asten, Enns, Ennsdorf, Haag, Perg, Hellmonsödt, Pregarten, Hagenberg im Mühlkreis, Wartberg/Aist von mehr als 100.000 Haushalten empfangen werden.

Im Januar 2000 wurde der Arbeitskreis Offene Kanäle Österreich durch eine Gruppe von Medienwissenschaftern gegründet, um Informations- und Forschungsarbeit zu leisten und Offene Fernsehkanäle in Österreich dauerhaft zu etablieren.

Im Juni 2003 organisierte der Arbeitskreis Offene Kanäle Österreich eine Podiumsdiskussion Zur Bedeutung Offener Fernsehkanäle für Österreich in der Urania (Wien). An der Veranstaltungen nahmen Mediensprecher der vier Parlamentsparteien und Medienexperten teil. Die Veranstaltung gab wichtige Impulse für die Realisierung eines Offenen Fernsehkanals in Wien.

Die Podiumsdiskussion führte im November 2003 zur Gründung der Plattform Offener Kanal Wien, die als Verband der Produktionsgruppen und Interessenvertretung fungieren soll. Rund 60 Gruppen bereiteten Redaktionen für einen Offenen Kanal Wien vor.

In der oberösterreichischen Gemeinde Engerwitzdorf wurde ein Gemeindesender unter dem Namen Buntes Fernsehen Engerwitzdorf im Sommer 2004 in Form eines Offenen Kanals gestartet. Initiator ist die Telekom Austria.

In Wien ging ein Community-Sender unter dem Namen Okto am 28. November 2005 auf Sendung.

Offene Kanäle in Luxemburg

Fernsehen

In Luxemburg existiert ein landesweiter Privatsender, der seit 2003 in den Kabelnetzen des Landes auf Sendung ist und gegen Bezahlung Sendezeit, Produktionsmaterial und Personal jedem nach Wunsch zur Verfügung stellt:

Verbände
sonstige Weblinks