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Jan Žižka

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Jan Žižka von Trocnov, auch Jan Žižka von Kalich, Žižka der Einäugige (tschechisch: Jan Žižka z Trocnova, Jan Žižka ze kalichem (* um 1360 in Trocnov (Trotzenau) - Südböhmen; † 11. Oktober 1424 in Schönfeld (Žižkovo Pole) war der bedeutendste Heerführer der Hussiten.

Žižka entstammte einer südböhmischen Landadelsfamilie und stand ab 1390 zunächst in den Diensten der böhmischen bzw. polnischen Könige Wenzel IV. und Wladyslaw Jagiello. Unter letzterem führte er in der Schlacht bei Tannenberg das Kommando über ca. 3000 böhmische und mährische Söldner.

Ab 1412 wieder als Burghauptmann zu Prag in königlich böhmischen Diensten, wurde Žižka, der Anhänger der Lehre von Jan Huswar, nach dessen Hinrichtung zum Wortführer der hussitischen Bewegung.

Als am 30. Juli 1419 ein Steinwurf aus dem Neustädter Rathaus einen Prediger der Hussiten traf, ließ Žižka das Gebäude stürmen und 13 Ratsherren aus dem Fenster werfen, wo sie von den aufgebrachten Massen aufgespießt wurden. Dieser Vorgang ging als Erster Prager Fenstersturz in die Geschichte ein.

Žižka ging mit weiteren Anhängern zunächst nach Pilsen. Als sie diese Stadt verlassen mußten, zogen die Hussiten in die neu gegründete Ansiedlung Tábor. Dabei gelang es Žižka auf dem Wege dort hin am 25. März 1420 bei Sudoměř in Südböhmen ein zahlenmäßig deutlich überlegenes Heer der Katholiken zu schlagen. Charakteristikum seiner Kampftaktik war vor allem die Errichtung von Wagenburgen sowie weitere neuere Kriegstechniken. Auch der eigene relegiöse Fanatismus und die Siegesgewissheit als "Krieger Gottes" trugen zu seinem Erfolg bei.

In Tábor wurde der erfahrene und brutale Heerführer Žižka zu einem Hejman (Hauptmann) der Hussiten gewählt.

Nach dem Tode König Wenzels IV. hatten die böhmischen Stände 1420 in Brünn dessen Bruder Sigismund als neuem König gehuldigt. Mit den Aufständischen in Prag und Tábor nahm er jedoch keine Verhandlungen auf. Statt dessen schickte er von Breslau aus ein Strafgericht wider die Ketzer. Unter Žižkas Führung gelang es den Hussiten ein ins Land geschicktes kaiserliches Heer auf dem Veitsberg (Vítkov) bei Prag am 14. Juli 1420 zu schlagen und die Stadt zu verteidigen.

Er gehörte zu den Abgeordneten der Ständeversammlung von Tschaslau, die 1421 in der Peter-und Pauls-Kirche den Kaiser Sigismund als böhmischen König absetzte und ihn zur unerwünschten Person erklärte. Žižka gehörte zu der aus zwanzig Mitgliedern bestehenden provisorischen Regierung Böhmens.

Im gleichen Jahre begann Žižka, der als der Führer der Orebiten galt, gemeinsam mit den radikalen Taboriten, in Tábor gegen andere gemäßigtere Gruppierungen innerhalb der Hussitenbewegung gewaltsam vorzugehen.

Bei der Belagerung der Burg Rábí (Raby) bei Schüttenhofen Sušice verlor Žižka 1421 auch sein zweites Auge, was ihn jedoch nicht an der Führung der hussitischen Heere hinderte.

Nach der Eroberung der Burg Kelch (Kalich) bei Leitmeritz im Jahre 1421, ließ er diese wieder aufbauen, nahm dort seinen Sitz und nannte sich fortan Žižka von Kalich (Žižka vom Kelch).

In der Schlacht am Strauchhof (Strauchův Dvůr) bei Königgrätz am 4. August 1423 scheiterte ein weiterer Versuch gemäßigterer Kräfte Böhmens Žižka zu schlagen.

Während der Belagerung von Primislau (Přibyslav) verstarb der blinde Heerführer bei Schönfeld (Žižkovo Pole) an einer Infektion. An der Stelle seines Todes wurde ihm ein großes steinernes Kreuz errichtet.

Žižka wurde 1424 in der Peter-und-Paulskirche in Tschaslau beigesetzt. Diese Grabstätte ließ 1623 Kaiser Ferdinand II. beseitigen und zerstören. Einen Kilometer südlich des Dorfes Schönfeld (Žižkovo Pole) bei Primislau (Přibyslav) wurde ihm dann ein Grabmahl errichtet, worin seine sterblichen Reste verbracht wurden. 1921 wurde ihm zu Ehren das Dorf Schönfeld (Šenfeld) in Žižkovo Pole (Zischkafeld) umbenannt.

Die Hussitenheere unter Jan Žižka trugen zu einem Niedergang Böhmens bei. Durch ihre Verwüstungen und Plünderungen ganzer Landstriche erlitt das Land wirtschaftliche und kulturelle Rückschläge. Das in blühenden Städten, wie z. B. Kuttenberg und Deutschbrod ansässige deutsche Bürgertum floh aus dem Lande oder wurde vertrieben.

weitere Gedenkstätten

In der Tschechischen Republik findet man zahlreiche Orte, Stätten und Plätze, die den Namen Jan Žižkas tragen.

Auf dem Veitsberg (früher Vítkov) bei Prag, der ihm zu Ehren in Vrch Žižkov umbenannt worden ist, befindet sich das Jan-Žižka-Denkmal. Das 9 m hohe und 16,5 Tonnen schwere Denkmal aus dem Jahre 1950 gilt als die größte Bronzestatue der Welt. Die Idee zu diesem Monument entstand schon 1877, jedoch wurde mit dem Bau erst 1928 begonnen. Eine für 1938 geplante große Einweihungsfeier fiel wegen des Münchner Abkommens aus, so daß erst nach dem 2. Weltkrieg die Anlage fertig gestellt wurde. Jedoch mißbrauchten die kommunistischen Machthaber den ursprünglichen Gedanken. Sie ließen 1953 den verstorbenen Staatschef Klement Gottwald einbalsamieren und errichteten ihm in dem Denkmal ein Mausoleum. Die Einbalsamierung Gottwalds mißlang, er wurde 1962 entfernt und verbrannt. Das Monument gehört wegen seiner Geschichte zu den unbeliebtesten Denkmälern der Goldenen Stadt Prag. Auch der angrenzende Prager Stadtbezirk Veitsberg trägt heute den Namen Žižkov.


1925 wurde auf dem Schlachtfeld von Sudoměř ein 16 m hohes steinernes Denkmal für Žižka errichtet.

Literatur

  • Petr Klučina: Jak válčili husité, Prag, 1983