Ifo-Geschäftsklimaindex
Der ifo Geschäftsklimaindex ist ein vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München erstellter, vielbeachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.
Verfahren
Monatlich werden circa 7.000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Das ifo Geschäftsklima wird seit 1972 regelmäßig vom ifo Institut veröffentlicht.
Fragebogen
Die Unternehmen werden befragt zu
- ihrer gegenwärtigen Lage mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- gut
- befriedigend
- schlecht
- ihren Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- günstiger
- gleich bleibend
- ungünstiger
Bewertungsverfahren
Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“, der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“. Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2000 normiert.
Elemente
ifo-Index
Die Antworten werden nach einem komplexen Verfahren bewertet und gewichtet. Ein Index-Wert von 100 ist als eine durchschnittlich neutrale Einschätzung der konjunkturellen Lage durch die Befragten zu verstehen. Ein Wert größer Hundert kennzeichnet eine durchschnittlich positive, ein Wert kleiner Hundert eine negative Einschätzung der Konjunkturlage.
ifo-Konjunktur-Uhr
Mittels der so genannten Konjunktur-Uhr wird der Zusammenhang zwischen Lagebeurteilung und Erwartungen in einem Vier-Quadranten-Diagramm dargestellt.
| Konjunkturphase | Erwartungen | Lageeinschätzung |
|---|---|---|
| Rezession | negativ | negativ |
| Aufschwung | positiv | negativ |
| Boom | positv | positv |
| Abschwung | negativ | positv |
Idealtypischerweise bewegt sich eine Volkswirtschaft im Uhrzeigersinn durch die vier Felder
Nach Auswertung des Geschäftsklimaindexes befindet sich die deutsche Volkswirtschaft im Herbst/Winter 2006 im rechten oberen Quadranten.
Kritik
Der ifo Geschäftsklimaindex misst nur das Geschäftsklima, nicht jedoch worauf es basiert. Das Geschäftsklima von Unternehmern kann auch bei abnehmender wirtschaftlicher Leistung positiver werden, so z.B.:
- wenn Konkurrenten in Konkurs gegangen sind (die im ifo Index nicht mehr gezählt werden) und deren Marktanteile lediglich von den übrigen übernommen werden können.
- Subventionen des Staates zunehmen.
- Renditewachstum durch reine Kosteneinsparungen, z. B. massiven Personalabbau.
- wachsenden steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten durch Outsourcing.
- sinkende Kapital- und Gewinnsteuern, die auch bei gleich bleibenden Umsatzzahlen die Profite zunehmen lässt.
Der Geschäftsklimaindex zeigt demnach nur das rein subjektive Geschäftsklima der Befragten an, wirtschaftliche Tendenzen lassen sich daraus nur eingeschränkt ableiten.