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Urinstatus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Im Urinstatus wird der Geruch und die Farbe(/Trübung) des Urins beurteilt. Weiters ermittelt man anhand eines Teststreifens diverse Werte.


Frühsymptome von drei großen Krankheitsgruppen können erkannt werden:

- Erkrankungen der Niere (Nierensteine, Nierentumoren, Entzündungen, ...)

- Kohlenhydratstoffwechselstörungen (Diabetes mellitus)

- Leber- und Hämolytische Erkankungen.


Geruch (allerdings nur bedingt aussagekräftig, da subjektiv): Von stechend (nach Knoblauch- oder Spargelgenuss) bis obstig (bei Ketonurie) alles möglich.


Farbe: Frisch gelassener, noch warmer Urin ist bei gesunden Menschen klar. Die Farbe variiert je nach Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung.

- farblos, blassgelb: Polyurie - dunkelgelb, orange: Oligurie, Anurie - rotbraun trüb: Hämaturie - rötlich klar bis schwarzbraun: Hämoglobinurie, Hämolyse - ziegelrot klar: Urobilinogen - braungelb Bilirubin (gelber Schüttelschaum, "Bierurin").


Teststreifen: Meist wird ein Cobur-Test (Zehnfach-Teststreifen) verwendet. Dieser wird circa eine Sekunde lang in den gut gemischten (!) Urin getaucht und nach 60 Sekunden mit der Farbskala auf der Verpackung verglichen.

Folgende Parameter sind auf einem Combur-Test vorhanden:

1.) Dichte:
    Referenzbereich: 1.003 – 1.040
    Definition: Konzentrationsbestimmung bzw. Bestimmung des spezifischen Gewichts.
    Testprinzip: Erfasst wird die Ionenkonzentration durch Nachweis von freigesetzten Protonen mit Komplexbildner.
     ehlerquellen: Geringe Eiweißmengen (100-500 mg/dl) und Ketone verursachen eine Ablesung
                   erhöhter Werte.
                   Bei pH>7 muss die Dichte um 0,005 erhöht werden.
2.) pH-Wert:
    Referenzbereich: 4,5 – 7,4
    Definition: Säuren-/Basen-Gehalt; bei Gesunden leicht sauer. 
    Testprinzip: Die Indikatoren Methylrot, Bromthymolblau und Phenolphtalein ermöglichen im
                 pH-Bereich von 5-9 eine Farbstufung von Orange über Gelbgrün nach Blau.
     Fehlerquellen: Wenn der Harn zu lange steht, wird er durch Bakterienwachstum oder 
                    Kontamination alkalisch (pH>7) - was jedoch bedeutungslos ist.
                
3.) Leukozyten:
    Referenzbereich: <10/µl
     Definition: Vermehrte Ausscheidungen bei Entzündungen und Eiterungen im Bereich der 
                 Nieren und harnableitenden Wege.
     Testprinzip: Die Esterreaktivität der primär im Urin vorhandenen Granulozyten wird
                  nachgewiesen.
                  Indoxylester auf der Testzone wird durch Granulozyten-Esterase gespalten
                  –>  Indoxyl, welches mit Diazoniumsalz reagiert, bildet einen violetten
                  Farbstoff.
     Fehlerquellen: - Starke Probenfarben können die Reaktionsfarbe des Testfeldes überdecken.
                    - Eiweißausscheidungen (über 500 mg/dl), Glucoseausscheidungen
                      (über 2 g/dl) sowie hohe Dosen Cephalexin und Gentamycin hemmen
                      u.U. die Farbentwicklung.
                    - Falsch positiv bei: - Formaldehyd; den Medikamenten Imipenem, Meropenem
                      und Clavulansäure.
                    - Falsch negativ bei Borsäure.  
4.) Nitrit:
    Norm: Negativ
    Definition: Gramnegative Erreger von Harnwegsinfekten reduzieren das normal vorhandene
                Nitrat zu Nitrit.
    Testprinzip: Nitrat -> bakterielle Reduktion im Urin -> Nitrit.
    Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - bakterieller Kontamination von bereits gelassenem
                                         Urin
                                       - phenoazophyridinhaltigen Medikamenten
                   Falsch negativ bei: - häufigen Miktionen (zu kurze Verweildauer des Urin
                                         in der Blase)
                                       - abgestandenem Urin (>4 Stunden nach Probenentnahme)
                                       - Hungerzuständen
                                       - parenteraler Ernährung
                                       - gemüsefreier Diät.
5.) Eiweiß:
    Referenzbereich: Bis 2 mg/dl
    Definition: Die Proteinurie ist ein unspezifisches Symptom bei Nierenerkrankungen.
                Wenn das Ergebnis positiv ist, muss Differenzialdiagnostik erfolgen.
    Testprinzip: Konstant gehaltener pH-Wert in Gegenwart von Eiweiß-Körpern zeigt einen Farb-
                 umschlag von Gelb nach Grün.
    Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Polyvinylpryrolidon-Infusion
                                       - Phenazopyridin-Medikation
                                       - Desinfektionsmittelresten im Uringefäß.
6.) Glukose: 
    Referenzbereich: 20-30 mg/dl
    Definition: Wenn der Blutzucker die Nierenschwelle von ~180 mg/dl überschreitet, kann die
                Glukose nicht mehr rückresorbiert werden. -> Diabetes mellitus
    Testprinzip: D-Glucose + O² -> δ-D-Gluconolacton + Wasserstoffperoxid.
                 Wasserstoffperoxid + Inikator TMB --Peroxidase--> blauer Farbstoff.
                 Durch die gelbe Färbung des Testfeldes entsteht eine hell- bis dunkelgrüne
                 Farbe.
    Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - peroxidhaltigen/stark oxidierenden Reinigungsmitteln
                                         im Gefäß.
                   Falsch negativ bei: - Ascorbinsäure (allerdings ab 100 mg/dl irrelevant)
                                       - Kombination mehrer Stoffwechsel-Medikamenten-
                                         metaboliten. 
7.) Ketone:
    Norm: Keine
    Definition: Sammelbegriff für Aceton, Acetessigsäure und β-Hydroxybuttersäure;
                auch Glykogenabbauprodukt.
    Testprinzip: Acetessigsäure/Aceton + Nitroprussidnatrium + Glycin --alkalisches Milieu-->
                 violetter Farbkomplex. Spezifische Keton-Reaktion.
8.) Urobilinogen:
    Referenzbereich: 1-4 mg/Tag
    Definition: Abbauprodukt des Hämoglobins.
    Testprinzip: p-Methoxybenzoldiazoniumfluoroborat + Urobilinogen --saures Milieu-->
                 roter Farbstoff.
    Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Medikamenten, die Harn rot färben bzw. in saurem
                                         Milieu rot sind.
                   Falsch negativ bei: - längerem Stehen des Harns; Sonnenlicht bewirkt
                                         Oxidation
                                       - Konservierung der Probe mit Formaldehyd (>200 mg/dl).
9.) Bilirubin:
    Norm: Negativ
    Definition: Abbauprodukt des Hämoglobins.
    Testprinzip: Bilirubin + Diazoniumsalz --saures Milieu--> rotvioletter Farbstoff.
    Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Medikamenten, die Harn rot färben bzw. in saurem 
                                         Milieu rot sind.
                   Falsch negativ bei: - längerem Stehen des Harns; Sonnenlicht bewirkt
                                         Oxidation.

10.) Blut:

    Norm: Negativ
    Definition: Hämaturie (Ausscheidung von Erythrozyten) oder Hämoglobinurie (Ausscheidung
                von Hämoglobin).
    Testprinzip: Hämoglobin/Myoglobin katalysiert die Oxidation des Farbindikatos TMB zu einem
                 blaugrünen Farbstoff. Durch die gelbe Grundfärbung des Testfeldes entsteht
                 eine hell- bis dunkelgrüne Reaktionsfarbe.
      Fehlerquellen: - Falsch positive Resultate durch stark oxidierende Reinigungsmittel im
                       Uringefäß
                     - Störung durch Ascorbinsäure; wird aber durch manche Teststreifen
                       eliminiert.


--> Leukozyturie, Hämaturie, Proteinurie, Nitriturie, pH>7:

   Wenn einer oder mehrere Befunde positiv sind, stellt dies eine Indikation für gezielte
   mikroskopische und/oder bakteriologische Urinsedimentuntersuchungen dar.