Urinstatus
Im Urinstatus wird der Geruch und die Farbe(/Trübung) des Urins beurteilt. Weiters ermittelt man anhand eines Teststreifens diverse Werte.
Frühsymptome von drei großen Krankheitsgruppen können erkannt werden:
- Erkrankungen der Niere (Nierensteine, Nierentumoren, Entzündungen, ...)
- Kohlenhydratstoffwechselstörungen (Diabetes mellitus)
- Leber- und Hämolytische Erkankungen.
Geruch (allerdings nur bedingt aussagekräftig, da subjektiv): Von stechend (nach Knoblauch- oder Spargelgenuss) bis obstig (bei Ketonurie) alles möglich.
Farbe: Frisch gelassener, noch warmer Urin ist bei gesunden Menschen klar. Die Farbe variiert je nach Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung.
- farblos, blassgelb: Polyurie - dunkelgelb, orange: Oligurie, Anurie - rotbraun trüb: Hämaturie - rötlich klar bis schwarzbraun: Hämoglobinurie, Hämolyse - ziegelrot klar: Urobilinogen - braungelb Bilirubin (gelber Schüttelschaum, "Bierurin").
Teststreifen: Meist wird ein Cobur-Test (Zehnfach-Teststreifen) verwendet. Dieser wird circa eine Sekunde lang in den gut gemischten (!) Urin getaucht und nach 60 Sekunden mit der Farbskala auf der Verpackung verglichen.
Folgende Parameter sind auf einem Combur-Test vorhanden:
1.) Dichte: Referenzbereich: 1.003 – 1.040 Definition: Konzentrationsbestimmung bzw. Bestimmung des spezifischen Gewichts. Testprinzip: Erfasst wird die Ionenkonzentration durch Nachweis von freigesetzten Protonen mit Komplexbildner. ehlerquellen: Geringe Eiweißmengen (100-500 mg/dl) und Ketone verursachen eine Ablesung erhöhter Werte. Bei pH>7 muss die Dichte um 0,005 erhöht werden.
2.) pH-Wert: Referenzbereich: 4,5 – 7,4 Definition: Säuren-/Basen-Gehalt; bei Gesunden leicht sauer. Testprinzip: Die Indikatoren Methylrot, Bromthymolblau und Phenolphtalein ermöglichen im pH-Bereich von 5-9 eine Farbstufung von Orange über Gelbgrün nach Blau. Fehlerquellen: Wenn der Harn zu lange steht, wird er durch Bakterienwachstum oder Kontamination alkalisch (pH>7) - was jedoch bedeutungslos ist.
3.) Leukozyten: Referenzbereich: <10/µl Definition: Vermehrte Ausscheidungen bei Entzündungen und Eiterungen im Bereich der Nieren und harnableitenden Wege. Testprinzip: Die Esterreaktivität der primär im Urin vorhandenen Granulozyten wird nachgewiesen. Indoxylester auf der Testzone wird durch Granulozyten-Esterase gespalten –> Indoxyl, welches mit Diazoniumsalz reagiert, bildet einen violetten Farbstoff. Fehlerquellen: - Starke Probenfarben können die Reaktionsfarbe des Testfeldes überdecken. - Eiweißausscheidungen (über 500 mg/dl), Glucoseausscheidungen (über 2 g/dl) sowie hohe Dosen Cephalexin und Gentamycin hemmen u.U. die Farbentwicklung. - Falsch positiv bei: - Formaldehyd; den Medikamenten Imipenem, Meropenem und Clavulansäure. - Falsch negativ bei Borsäure.
4.) Nitrit: Norm: Negativ Definition: Gramnegative Erreger von Harnwegsinfekten reduzieren das normal vorhandene Nitrat zu Nitrit. Testprinzip: Nitrat -> bakterielle Reduktion im Urin -> Nitrit. Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - bakterieller Kontamination von bereits gelassenem Urin - phenoazophyridinhaltigen Medikamenten Falsch negativ bei: - häufigen Miktionen (zu kurze Verweildauer des Urin in der Blase) - abgestandenem Urin (>4 Stunden nach Probenentnahme) - Hungerzuständen - parenteraler Ernährung - gemüsefreier Diät.
5.) Eiweiß: Referenzbereich: Bis 2 mg/dl Definition: Die Proteinurie ist ein unspezifisches Symptom bei Nierenerkrankungen. Wenn das Ergebnis positiv ist, muss Differenzialdiagnostik erfolgen. Testprinzip: Konstant gehaltener pH-Wert in Gegenwart von Eiweiß-Körpern zeigt einen Farb- umschlag von Gelb nach Grün. Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Polyvinylpryrolidon-Infusion - Phenazopyridin-Medikation - Desinfektionsmittelresten im Uringefäß.
6.) Glukose: Referenzbereich: 20-30 mg/dl Definition: Wenn der Blutzucker die Nierenschwelle von ~180 mg/dl überschreitet, kann die Glukose nicht mehr rückresorbiert werden. -> Diabetes mellitus Testprinzip: D-Glucose + O² -> δ-D-Gluconolacton + Wasserstoffperoxid. Wasserstoffperoxid + Inikator TMB --Peroxidase--> blauer Farbstoff. Durch die gelbe Färbung des Testfeldes entsteht eine hell- bis dunkelgrüne Farbe. Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - peroxidhaltigen/stark oxidierenden Reinigungsmitteln im Gefäß. Falsch negativ bei: - Ascorbinsäure (allerdings ab 100 mg/dl irrelevant) - Kombination mehrer Stoffwechsel-Medikamenten- metaboliten.
7.) Ketone: Norm: Keine Definition: Sammelbegriff für Aceton, Acetessigsäure und β-Hydroxybuttersäure; auch Glykogenabbauprodukt. Testprinzip: Acetessigsäure/Aceton + Nitroprussidnatrium + Glycin --alkalisches Milieu--> violetter Farbkomplex. Spezifische Keton-Reaktion.
8.) Urobilinogen: Referenzbereich: 1-4 mg/Tag Definition: Abbauprodukt des Hämoglobins. Testprinzip: p-Methoxybenzoldiazoniumfluoroborat + Urobilinogen --saures Milieu--> roter Farbstoff. Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Medikamenten, die Harn rot färben bzw. in saurem Milieu rot sind. Falsch negativ bei: - längerem Stehen des Harns; Sonnenlicht bewirkt Oxidation - Konservierung der Probe mit Formaldehyd (>200 mg/dl).
9.) Bilirubin: Norm: Negativ Definition: Abbauprodukt des Hämoglobins. Testprinzip: Bilirubin + Diazoniumsalz --saures Milieu--> rotvioletter Farbstoff. Fehlerquellen: Falsch positiv bei: - Medikamenten, die Harn rot färben bzw. in saurem Milieu rot sind. Falsch negativ bei: - längerem Stehen des Harns; Sonnenlicht bewirkt Oxidation.
10.) Blut:
Norm: Negativ Definition: Hämaturie (Ausscheidung von Erythrozyten) oder Hämoglobinurie (Ausscheidung von Hämoglobin). Testprinzip: Hämoglobin/Myoglobin katalysiert die Oxidation des Farbindikatos TMB zu einem blaugrünen Farbstoff. Durch die gelbe Grundfärbung des Testfeldes entsteht eine hell- bis dunkelgrüne Reaktionsfarbe. Fehlerquellen: - Falsch positive Resultate durch stark oxidierende Reinigungsmittel im Uringefäß - Störung durch Ascorbinsäure; wird aber durch manche Teststreifen eliminiert.
--> Leukozyturie, Hämaturie, Proteinurie, Nitriturie, pH>7:
Wenn einer oder mehrere Befunde positiv sind, stellt dies eine Indikation für gezielte mikroskopische und/oder bakteriologische Urinsedimentuntersuchungen dar.