Giorgio Morandi
Giorgio Morandi (* 20. Juli 1890 in Bologna, † 18. Juni 1964 ebda.) war ein italienischer Maler und Grafiker, der vor allem für seine Stillleben zu weltweiter Anerkennung gelangte.
Leben
Morandi entstammte einer kleinbürgerlichen Familie in Bologna. Sein Vater war Kaufmann. Bei ihm arbeite Morandi 1906 als Mitarbeiter im Büro. Der Vater ermöglichte dem kunstinteressierten Sohn von 1908 bis 1913 das Studium an der Academia di belle Arti in seiner Heimatstadt. Morandi las alles, was er sich an Informationen über moderne Kunst insbesondere in Frankreich beschaffen konnte. Am meisten interessierte ihn Paul Cézanne (für ihn war die Grundlage der Malerei das Zeichnen, die Voraussetzung aller Arbeit aber die Unterordnung unter den Gegenstand). Andere künstlerische Einflüsse die ihn formten reichten von Rousseau bis zu den Werken von Picasso.
Von 1914 bis 1930 arbeitete er mit Unterbrechungenen als Zeichenlehrer an Volkshochschulen in Bologna. 1914 präsentierte er erstmals seine eigenen Arbeiten in einer Gruppenausstellung. Vom Militär- und Kriegsdienst wurde er nach 2 jähriger Verpflichtung 1917 krankheitshalber befreit (Er war ein starker Raucher, später Lungenkrebs).
1918/19 befasste er sich mit dem Futurismus und der Pittura metafisica. Unverheiratet lebte er zusammen mit seinen Schwestern bis zu seinem Tod in der Via Fondazza (Bologna),wo sein Wohnzimmer zugleich sein Atelier war. Dort entwickelte er eine Zusammenstellungen von Gefäßen Stillleben von einer seit Chardin nicht dagewesenen. Die Konzentration auf dieses Thema brachte ihm den Spitznamen "Flaschenmaler" ein. Seine Sommer verbrachte er seit seiner Kindheit(Lungenkrebs) im nahe gelegenen Grizzana, wo er hauptsächlich Landschaften malte, in denen er wie in den Stillleben eine äußerste, dem (Kubismus) verpflichtete Reduktion anstrebte.
Dank seiner Kunst im Handwerk des Radierens und auf Grund seines wachsenden künstlerischen Ansehens, das sich in zahlreichen Teilnahmen an Ausstellungen und Messen niederschlug, wurde er 1930 als Professor auf den Lehrstuhl für Radierung an der Academia di belle Arti in Bologna berufen.
(Ins Ausland reiste er zur Ausstellung seiner Werke in Winterthur im Jahr 1956, er unternahm einen Tagestrip nach Lugano zur Sammlung Thyssen und besuchte die Cézanne-Ausstellung 1956 im Kunsthaus Zürich. Dies sollte auch seine einzige Auslandsreise sein) Sein Lebensstil wurde von vielen als mönchisch empfunden und sein Malstil entsprechend als asketisch. Dabei erreichen viele seiner Bilder mit minimalem Aufwand enorme Sinnlichkeit.
Als Morandi am 18. Juni 1964 in seinem Atelier in der Via Fondazza in Bologna an Lungenkrebs starb, war er weltberühmt, seine Bilder hängen in allen bedeutenden Museen und sind die Juwelen vieler Privatsammlungen.
Preise
- 1948 1.Preis für Malerei bei der Biennale di Venezia
- 1957 Großer Preis bei der Biennale de Sao Paulo
- 1962 Rubenspreis der Stadt Siegen
Bedeutung
Mit Chardin und Cézanne gehört Giorgio Morandi zu den bedeutendsten Stilllebenmalern. Dabei experimentierte er bis zum Schluss mit Flächigkeit und Räumlichkeit z.B. bei der malerischen Berücksichtigung von Schatten. Es wird viel davon gesprochen, dass er sich mit "Dingen", mit "Gegenständen" befasst und ihnen Würde, Geheimnis gegeben habe. Aber er malte nicht irgendwelche Dinge, sondern im heideggerschen Sinne Zeuge, also von Menschen für den täglichen Gebrauch verfertigte Geräte wie Schalen, Gefäße, Flaschen, Kannen, Becher, Vasen, in deren Proportionen sich einmal die Eignung für die menschliche Hand widerspiegelt, zum anderen die Bezogenheit auf menschliche Bedürfnisse, z.B. Trinken oder Blumen in der Wohnung haben. Kennzeichnend ist, dass Morandis Versuche mit Stillleben von natürlichen Dingen, z.B. Muscheln, marginal blieben. "Es kommt vor, dass Morandis Stillleben in Konzeption und Ausführung melancholisch und romantisch, zärtlich und nachgiebig erscheinen; bisweilen kraftvoll, sind sie in der Mehrzahl zurückhaltend in der Farbe und im Helldunkel. Und was sich dann verändert, ist der wechselseitige, geradezu 'zwischenmenschliche' Bezug der Objekte." (Vitale Bloch 1954)
Ausstellungen (Auswahl)
- Palazzo delle Esposizioni, Rom 1890
- Gemeentemuseum, Den Haag 1954
- Documenta 1, Kassel 1955
- Documenta 2, Kassel 1959
- World House Gallery, New York 1957
- Documenta III, Kassel 1964
- Kunsthalle Bern, 1965
- Biennale, Venedig 1966
- Royal Academy of Arts, London 1970-71
- Eremitage, Leningrad 1973
- Museum of Modern Art, San Francisco 1981-82
- Pinakothek, München 2000
- Tate Modern, London 2001
Preise (Auswahl)
- "1. Preis für Malerei" bei der Biennale di Venezia 1948
- "Großer Preis für Malerei" bei der Biennale de São Paulo 1957
- "Rubenspreis der Stadt Siegen" 1962
Literatur
- Werner Haftmann (Hrsg.): Giorgio Morandi, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Katalog zu den Ausstellungen in der Kunsthalle Tübingen und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Köln (DuMont), 1989 ISBN 3-7701-2481-2
- Ernst-Gerhard Güse und Franz Armin Morat (Hrsg.): Giorgio Morandi, Gemälde,Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen;München, London, New York: 1999 (Prestel Verlag), ISBN 3-7913-2054-8
- Philippe Jaccottet: Der Pilger und seine Schale. Giorgio Morandi; München, Wien: 2005 (Carl Hanser Verlag), ISBN 3-446-20579-9
Weblinks
- Vorlage:PND
- Morandi-Museum in Bologna
- Karen Wilkin: Morandis "beredtes Flüstern" (englisch]
- Morandi in The Artchive
Personendaten | |
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NAME | Morandi, Giorgio |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 20. Juli 1890 |
GEBURTSORT | Bologna |
STERBEDATUM | 18. Juni 1964 |
STERBEORT | Bologna |