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Aromunische Sprache

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Aromunisch

Gesprochen in

Griechenland, Albanien, Rumänien, Mazedonien, Bulgarien
Sprecher 500.000
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Italisch
    Romanisch
    Rumänisch
    Aromunisch
Sprachcodes
ISO 639-2 (B) roa (T)

Das Aromunische (auch als Makedorumänisch bekannt) ist die von Aromunen auf dem südlichen Balkan gesprochene romanische Sprache. Sie wird je nach Land im lateinischen oder griechischen Alphabet geschrieben, eine standardisierte Rechtschreibung existiert aber nur für das erstere. Von einigen Linguisten wird die Sprache als rumänischer Dialekt bezeichnet. Sie wird gesprochen in:

Griechenland (200.000 Sprecher, nach Schätzungen der griechischen Regierung im Jahr 1995),
Albanien (50.000 Sprecher, im Jahr 1995), in der südlichen Landeshälfte zerstreut
Rumänien (27.000 Sprecher, Volkszählung 2002), 75% davon in der Norddobrudscha
Mazedonien (8.467 Sprecher, im Jahr 1994) und
Bulgarien (4.770 Sprecher, im Jahr 2000 nach WCD)


Lange Zeit betrieben die Aromunen Transhumanz. Der Kern des aromunischen Siedlungsgebietes liegt heute im Pindosgebirge in Zentralgriechenland um die Stadt Metsovón.

Um 1900 hatte der rumänische Staat versucht, in verschiedenen Balkanländern ein aromunisches Schulsystem aufzubauen und zu fördern, das jedoch stark rumänisch geprägt war. Zwischenzeitlich existierten 120 solcher Schulen. Das Aromunische enthält viele Elemente des Griechischen, aus der Zeit der rumänisch geförderten Schulen auch viele rumänische Elemente.

Insgesamt gibt es auf der Balkanhalbinsel etwa 1.000.000 Menschen aromunischer Abstammung, von denen nur noch 300.000 Menschen Aromunisch sprechen (ihre Anzahl ist sehr schwer zu bestimmen, deshalb weichen die Quellen sehr stark voneinander ab: Manche sprechen sogar von bis zu 3,5 Millionen Aromunen auf dem Balkan). Allgemein haben es die Aromunen sehr schwer, ihre Sprache zu bewahren, da es keine Schulen gibt, die in dieser Sprache unterrichten. Nur in Mazedonien (8.467 Sprecher, nach der Volkszählung im Jahre 1994) werden sie als Minderheit anerkannt. In Rumänien bezeichnen sich manche der sogenannten Aromunen als Rumänen. Die Zahl der Sprecher nimmt ab.

In Griechenland gibt es heutzutage noch etwa 200.000 Sprecher (nach Schätzung der griechischen Regierung im Jahr 1995). Dort ist die aromunische Sprache nicht als Minderheitensprache anerkannt. Politisches Eintreten für diese Sprache wurde lange Zeit durch gerichtliche Verfahren erschwert. Noch in den 1980er Jahren wurde eine Gruppe deutscher Linguisten, die in Griechenland Aufnahmen für einen aromunischen Sprachatlas machte, von der griechischen Polizei drangsaliert.

Eine größere Gruppe von Aromunisch-Sprechern, wahrscheinlich in der Größenordnung von 50.000 (T. J. Winnifrith, im Jahre 1995), lebt in Albanien.

1997 hat der Europarat das Aromunische als "schützenswerte Minderheitensprache" anerkannt.

Der ISO-639-2 Kode für Aromunisch ist roa, der SIL-Code ist RUP.

In einigen Quellen und teilweise in der Sprachwissenschaft werden die Aromunen auch als Vlachen (alte Bezeichnung der Nachbarvölker für die Rumänen) bezeichnet.

Einleitung

Aromunisch ist der bedeutendste rumänische Dialekt südlich der Donau. Es handelt sich um ein weites Verbreitungsgebiet auf dem Balkan, das sich auf Griechenland (Epirus, Thessalien, Makedonien), Albanien, die Republik Makedonien, Bulgarien und Serbien erstreckt. Zwischen den beiden Weltkriegen siedelte sich eine beträchtliche Zahl Aromunen in Rumänien an, insbesondere in Dobrogea, und heute trifft man auf sie in Constanţa, Bukarest und in weiteren Orten.

Das Aromunische wird jedoch auch in anderen europäischen Ländern gesprochen, desgleichen in Kanada, in den USA, Lateinamerika und Australien, wo die Aromunen in unterschiedlichen Ettappen anlangten und bis heute geschlossene Gemeinschaften bilden. Ihre tatsächliche Gesamtzahl ist schwer zu ermitteln, weil zu diesem Aspekt keine gründlichen Forschung vorliegen.

Dort jedoch, wo offizielle Daten durch entsprechende Umfragen oder Unterschriftensammlungen erhoben wurden, sind die Angeben nicht zuverlässig (so deklarierten sich 1994 in der Republik Makedonien lediglich 8467 Personen als Aromunen, während die wirkliche Zahl etwa beim Zweifachen liegt). Die Schätzungen bewegen sich zwischen 1400000 und 1600000.

Zum Status des Aromunischen wurden unterschiedliche Auffassungen vorgetragen. Nach Meinung der meisten Linguisten, der rumänischen und anderer Romanisten, handelt es sich um einen Dialekt der rumänischen Sprache. Für andere stellt es eine gesonderte rumänische Sprache dar (G. Giuglea, Al. Graur, I. Coteanu); eine These, die heute auf breiter Front eingesetzt wird, vor allem vonseiten jener Arumunen, die sich in diversen Zentren versammeln (Freiburg, Paris, Constanta usw.), mit der Absicht, diese Sprache zu bewahren.

Syntax und Morphologie

Wie in der rumänischen Sprache ist auch hier die Morphologie anders als im Lateinischen. Der Artikel wird an den Schluss des Wortes gesetzt. Sowohl bestimmte als auch unbestimmte Artikel können geneigt werden. Der Substantiv gehört nicht nur dem Genus Maskulinum und Femininum, sondern auch Neutrum an. Die Verben im Aromunischen haben keinen Infinitiv. Die Verben, die in den Wörterbüchern erscheinen, sind üblicherweise im Indikativ, Präsens und 1.Person Singular. Die Sprache hat fünf Fälle (das Rumänische hat nur 4). Das Aromunische hat im Gegensatz zu anderen rumänischen Dialektsprachen auch das passé simple und das passé composée erhalten. Die Zukunft bildet sich mit einem Hilfsverb (auxiliar) aus dem Verb wollen (va), das sich nach Person und Zahl nicht ändert: "va s-cântamu", "va s-cântatâ" (wir werden singen, ihr werdet singen; auf Rumänisch: vom cânta, veţi cânta).


Textbeispiel, Textvergleich

Unten befindet sich das Gebet Vater Unser auf Aromunisch:


Tată a nostru care eşti în ţeru,
s-aisească numa a Ta.
S-vină amiraliea a Ta.
S-facă vrerea a Ta, aşi cumu în ţeru, aşi şi pisti locu.
Pânea a noastră aţea di tute dzâlele
dă-nă o nau adzâ.
Şi nă li iartă amărtilili noastre
aşi cumu li iartămu şi noi unu a altui.
Şi nu nă du pri noi la cârtire,
ma nă aveagli di aţelu arău.
Că a Ta easte amiraliea şi puterea a Tatălui şi Hiliului şi a Spiritului Sântu, tora, totana şi tu eta etelor.
Amin.


Vater Unser auf Rumänisch:


Tatăl nostru care eşti în ceruri,
sfinţească-se numele Tău,
vie împărăţia Ta,
fie voia Ta, precum în cer aşa şi pe pământ.
Pâinea noastră cea de toate zilele,
dă-ne-o nouă astăzi
şi ne iartă nouă greşelile noastre,
precum şi noi iertăm greşiţilor noştrii
şi nu ne duce pe noi în ispită,
ci ne mântuieşte de cel rău.
Că a Ta este împărăţia şi puterea şi mărirea, acum şi pururea şi în vecii vecilor.
Amin.

In anderen Versionen werden Wörter ersetzt wie: "fie" durch "facă-se"; "greşelile" durch "greşalele"; "mântuieşte" durch "izbăveşte"; "Că a Ta este împărăţia şi puterea şi mărirea, acum şi pururea şi în vecii vecilor." durch "Că a Ta este împărăţia şi puterea şi slava, a Tătălui şi a Fiului şi a Sfântului Duh, acum şi pururea şi în vecii vecilor.".


Vater Unser auf Lateinisch:


Pater noster, qui es in caelis
sanctificetur nomen tuum;
Adveniat regnum tuum.
Fiat voluntas tua sicut in caelo et in terra
Panem nostrum quotidianum
da nobis hodie.
Et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in temptationem;
sed libera nos a malo.
Amen.


Vater Unser auf Griechisch:


Pater hēmōn, ho en tois ouranois
hagiasthētō to onoma sou;
elthetō hē basileia sou;
genethetō to thelēma sou,
hōs en ouranōi, kai epi tēs gēs;
ton arton hēmōn ton epiousion dos hēmin sēmeron;
kai aphes hēmin ta opheilēmata hēmōn,
hōs kai hēmeis aphiemen tois opheiletais hēmōn;
kai mē eisenenkēis hēmas eis peirasmon,
alla rhusai hēmas apo tou ponērou.
[Hoti sou estin hē basileia, kai hē dúnamis, kai hē doxa eis tous aiōnas;]
amēn.

Literatur

Das viersprachige Wörterverzeichnis von Theodoros Anastasiu Kavalliotis aus Moschopolis, gedruckt 1770 in Venedig, albanisch - deutsch - neugriechisch - aromunisch. Neu bearbeitet, mit dem heutigen Zustande der albanischen Schriftsprache verglichen, sowie mit Einführung u. Register versehen von Armin Hetzer. Hamburg 1981.


Siehe auch

Liste berühmter Aromunen