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Jelmoli

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Datei:Jelmoli Kaufhaus.jpg
Jelmoli an der Bahnhofstrasse in Zürich

Jelmoli ist ein bekanntes Kaufhaus wenige Meter neben der Bahnhofstrasse in Zürich. Es wird zu den bekanntesten und wurde auch lange zu den innovativsten Kaufhäusern der Schweiz gezählt. Das Gebäude befindet sich an der Seidengasse.

Warenhaus Jelmoli

Das Unternehmen wurde 1833 von Johann Peter Jelmoli-Ciolina als Modegeschäft in Zürich gegründet. Als ursprüngliches Hauptgeschäft wurde eine Liegenschaft an der Schipfe bezogen, unmittelbar an der Limmat. Mit dem damals noch neuen Konzept der «fixen» Preise, bei denen nicht mehr gefeilscht wurde und zu denen ab 1834 die Kunden in der Stadt und im Umland beliefert wurden, wuchs Jelmoli rasch zu einer der besten und erfolgreichsten Adressen in Zürich heran.

Aufgrund des Erfolgs planten die Nachfahren von Johann Peter Jelmoli ab Mitte der 1880er-Jahre die Expansion. Das Unternehmen wurde 1896 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (ab 1899 Grands Magasins Jelmoli SA), um Kapital für den Bau eines neuen Warenhauses aufzunehmen. Das Versandgeschäft wurde 1897 mit dem ersten Versandkatalog erstmals vom bisherigen «Ladengeschäft mit Versand» gelöst.

Das neue Warenhaus wurde als «Glaspalast» nach Pariser Vorbild («Grands Magasins») entworfen und wurde zugleich neuer Hauptsitz von Jelmoli. Mit dem Bau wurde 1898 am Standort der ehemaligen Seidenhöfe begonnen – Remineszenzen sind die Seidengasse und die umgangssprachliche Bezeichnung Seidenhof für das Jelmoli-Hauptgeschäft – der 1899 abgeschlossen werden konnte, mit der Eröffnung des Glaspalasts mit 72 Mitarbeitern.

Schrittweise wurde das Hauptgeschäft in den Jahren 1931–1938, 1947 und 1958–1961 weiter ausgebaut, dabei entstand ein neuer Annexbau, der mit dem Glaspalast eine geschlossene Blockrandbebauung mit Innenhof bildet. Da der Annexbau, der einen markanten Turm umfasst, sich im Baustil deutlich vom Glaspalast unterscheidet, präsentiert sich das Gebäude mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern. Im Rahmen der Ausbauten entstand zudem durch Schleifung eines Blockrands mit dreieckigem Grundriss der Steinmühleplatz unter welchem sich inzwischen das Jelmoli-Parkhaus mit angegliederter oberirdischer Tankstelle befindet. Zur ebenfalls zu Jelmoli gehörenden, neu erstellten Geschäftsliegenschaft Steinmühleplatz / Sihlstrasse / St. Anna-Gasse wurde eine geschlossene Fussgängerbrücke für das Personal erstellt; die Liegenschaft beherbergt unter anderem das Hiltl, das älteste vegetarische Restaurant der Schweiz.

Für die Expansion der Grands Magasins Jelmoli SA zu einer Warenhaus-Kette wurde 1952 die Einkaufszentrale Gruppe Jelmoli AG gegründet, die ein Logistiksystem für die Versorgung der Filialen aufbaute. Die Expansion begann 1954 mit der Eröffnung einer ersten Filiale in Zürich Oerlikon; es folgten gut 50 weitere Jelmoli-Warenhäuser in der übrigen Schweiz. In die Romandie expandierte Jelmoli 1963 durch die Übernahme der Warenhäuser Innovation in Lausanne und Au Grand Passage Genf. 1968 führte die Einkaufszentrale die Bewirtschaftung der Filialen im neuen Lager- und Logistikzentrum in Otelfingen zusammen, dem für die Westschweiz ein zweites Lagerzentrum in Lausanne Sébeillon angegliedert wurde.

Die Diversifikation des Warenhaus-Konzerns begann 1972 mit dem Aufbau von Jelmoli Reisen, der Restaurantkette Molino und der Terlinden-Jelmoli-Gruppe für chemische Reinigungen. Die Jelmoli-Gruppe erreichte 1988 ihren Zenith bei einem Stand von 231 Standorten, 5200 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1471 Mio. CHF.

Ein Umbau des Unternehmen, der es vom Kerngeschäft langsam abbrachte, wurde 1989 begonnen. Die Schaffung einer Immobliensparte führte zur Schliessung von Jelmoli-Warenhäusern und zur Bewirtschaftung der Liegenschaften durch die neue Immobilienabteilung. 1989 wurde die in der Reisebranche tätige Hans Imholz Holding AG übernommen und mit Jelmoli Reisen in die Imholz-Jelmoli Touristik Holding AG zusammengeführt, deren Reisebüros unter Jelmoli als Imholz Reisen AG geführt wurden.

Von Walter Fust übernahm Jelmoli 1994 die Dipl. Ing. Fust AG mit Sitz in Oberbüren und setzte damit auf ein weiteres Fachgeschäft, das wenig mit dem klassischen Warenhausgeschäft zu tun hatte. Im selben Jahr fiel auch der Entschluss die Jelmoli-Gruppe in eine Holding überzuführen; Mitte 1995 wurde aus der Grands Magasins Jelmoli SA (eingedeutscht Warenhaus Jelmoli AG) die Jelmoli Holding AG. Das Jelmoli-Warenhausgeschäft wurde vollständig Teil der Einkaufszentrale Gruppe Jelmoli AG, die ihren Namen in Jelmoli AG änderte.

In den 1990er-Jahren gingen Umsatz und Gewinn im Warenhausgeschäft stetig zurück, da einerseits mit der neuen Immobilienbewirtschaftung die breite Basis der Jelmoli-Warenhäuser wegbrach und sich andererseits bei allen Schweizer Warenhäusern eine Konsumflaute bemerkbar machte. Als Folge dieser Entwicklung zog sich Jelmoli 1995/1996 vollständig aus dem Warenhausgeschäft zurück und schloss alle Filialen ausser dem traditionsreichen «Glaspalast» in Zürich. Damit wurden die Logistikzentren überflüssig, die Mehrheit am gleichwohl traditionsreichen Jelmoli-Versand wurde verkauft und das verbliebene Zürcher Mutterhaus umgebaut, um den Wegfall der Einkaufs- und Lagerlogistik zu kompensieren. Seit 1997 präsentiert sich es sich als Shop-in-Shop-Gallery unter dem Slogan «The House of Brands».

Jelmoli Holding

Der Umbau der Warenhauskonzerns in die Jelmoli Holding gestaltete sich in den ersten Jahren schwierig. Aufgrund von Liquiditätsengpässen und drohender Überschuldung musste man sich 1996 praktisch vollständig vom Kerngeschäft (Warenhauskette und Versand) trennen. Die Gunst der Stunde nutzte Walter Fust, der nur zwei Jahre zuvor sein eigenes Unternehmen an Jelmoli verkauft hatte und 1996 die Mehrheit an der Jelmoli Holding erwarb und 1997 Verwaltungsratspräsident wurde.

Innerhalb der Holding etablieren sich die beiden Sparten Detailhandel und Immoblilien, wobei erstere ständigen Änderungen ausgesetzt ist.

Für das in der Jelmoli Versand AG zusammengefasst Versandgeschäft ging man eine Zusammenarbeit mit dem deutschen Heine Versand ein, wobei man die Aktienmehrheit der Tochtergesellschaft bereits 1996 an Heine verkaufte.

Bei der Imholz Reisen AG ging man eine Zusammenarbeit mit TUI (Suisse) und Vögele Reisen ein, die ein Joint-Venture unter dem Namen ITV (Imholz-TUI-Vögele) bildeten. Die Jelmoli Holding verkaufte 1999 ihre Beteiligung an ITV, die sich seit den Jahr 2000 wieder TUI (Suisse) nennt.

Die Portable Shop Schweiz AG wurde 1998 erworben und 2003 in die Dipl. Ing. Fust fusioniert. Die Rediffusion AG, die einst das Zürcher Kabelnetz und eine Unterhaltungselektronik-Kette betrieb, wurde aufgeteilt, wobei Cablecom das Kabelnetz übernahm, der Rest des Unternehmens dagegen 2002 von der Jelmoli Holding übernommen und in Fust integriert wurde – Fust wurde dadurch zum exklusiven Vertriebspartner für Cablecom-Produkte.

Die Terlinden-Jelmoli Textilpflege AG wurde Anfang 2000 verselbständigt und nennt sich seither Terlinden Textilpflege AG.

Unternehmenszahlen

Zur Jelmoli Holding gehören per Ende 2005 im Detailhandel die Geschäfte: Das Jelmoli Hauptgeschäft in Zürich - The House of Brands , Jelmoli Fundgrube (13 Filialen), Dipl. Ing. Fust (146 Filialen), Molino Restaurants (14 Filialen), Beach Mountain (13 Filialen) und das Dienstleistungsangebot Jelmoli Bonus Card. Die Jelmoli Immobilien AG verwaltet 92 Liegenschaften mit einer Mietfläche von insgesamt über 630'000 m²; 26% der Mieterträge werden konzernintern (Jelmoli/Fust) generiert, der Rest sind Drittmieter.

Im Geschäftsjahr 2005 erzielte die Jelmoli Holding einen Bruttoumsatz von 1038 Mio. CHF; sie beschäftigte gut 2550 Mitarbeiter und betrieb 187 Verkaufsstandorte.

Mehrheitsaktionäre der Jelmoli respektive der Jelmoli Holding waren ab etwa 1940 die Verlegerfamilie Ringier, ab 1969 die Schweizerische Kreditanstalt, ab 1977 die UTC International und ab 1996 Walter Fust. Mehrheitsaktionär ist seit 2003 Georg von Opel.