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Rißtissen

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Rißtissen ist politisch und verwaltungstechnisch ein Ortsteil der Stadt Ehingen (Donau) im Alb-Donau-Kreis im Bundesland Baden-Württemberg.

Geographie und Struktur

Rißtissen liegt nahe der Mündung der Riß in die Donau. Die Ortschaft befindet sich 485-505 Meter über dem Meeresspiegel, erstreckt sich über eine Fläche von 12,1 km² und beheimatet 1.225 Einwohner. 1975 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde im Zuge der kommunalen Gebietsreform Ehingen eingemeindet. Rißtissen ist eine 12 km südöstlich von Ehingen gelegene Exklave. Sie grenzt im Uhrzeigersinn an die Gemarkungen Öpfingen, Ersingen, Achstetten, Laupheim, Untersulmetingen und Griesingen, jedoch an keiner Stelle an das Stadtgebiet Ehingens.

Telefonvorwahl: Laupheim 07392
Postleitzahl: D-89584

Geschichte

Antike

Rißtissen um die Zeitenwende

Der von Kelten spärlich besiedelte Rißtisser Raum wurde in den Jahren nach 15 v.Chr. von den Römern militärisch besetzt. Tiberius und Drusus hatten das heutige Oberschwaben erobert. Nachdem die darüberhinausgehenden Eroberungspläne einer Magnae Germaniae zwischen Rhein und Elbe ab 16 n.Chr. allmählich aufgegeben worden waren, sollte die um ungefähr 40 n.Chr. neu geschaffene römische Provinz Rätien mit der oberen Donau als Nordgrenze den territorialen Gewinn zwischen Alpenkamm und Donau festigen und sichern. Zur nachhaltigen Verbesserung der militärischen Logistik wurden zwei neue Straßenachsen geschaffen, die nahe der Mündung des Lech in die Donau T-förmig verbunden waren: Die neue Süd-Nord-Achse Via Claudia, die von Rom über den Reschenpass, den Fernpass und die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) nahe der Lechmündung bis zur Donau führte und die ebenfalls neugeschaffene Ost-West-Achse, die von Historikern so genannte Donausüdstraße, die zunächst von Weltenburg in der Provinz Noricum bis Hüfingen im Schwarzwald führte. Die Donausüdstraße sollte die entlang der oberen Donau verlaufende Grenze Roms zu Germanien sichern und seine beiden wichtigsten militärischen Zentren nördlich der Alpen, die Donau- und Rheinprovinzen logistisch verbinden.

Das Kastell Rißtissen lag 2 km südlich Reichs- und Provinzgrenze am Übergang der Donausüdstraße über die Riß. Die bauliche Entwicklung des Kastells verlief von 30 n.Chr. bis 110 n.Chr. in engem Zusammenhang mit dem Ausbau der Transportwege zwischen den Donau- und Rheinprovinzen. Jede dieser Entwicklungen spiegelt sich in größeren baulichen Veränderungen und einem Wandel der Verwendung des Kastells Rißtissen wieder. [1]

Römische Heerstraße

Das 1,7 ha große Rißtisser Lager befand sich am höchsten Punkt des Ortes, im Bereich des heutigen Wasserturms, der Schule und des Kindergartens. Diese befestigten Militärlager nannten die Römer castra (Kastelle). Die neue Straße führte in ungefähr 50nbsp;Metern Abstand von Südwest nach Nordost südlich am Kastell Rißtissen vorbei. Über sie erreichte man die Nachbarkastelle Unterkirchberg/(Viana?) im Osten und Emerkingen im Westen. Südwestlich des Kastells und entlang der Römerstrasse, die heute Heerstraße heißt, entstand ein Lagerdorf (vicus). In ihm lebten vor allem die Familien der Soldaten, Handwerker und Wirte. Der Verlauf dieser Römerstraße hat sich auf der Gemarkung Rißtissen in letzten nahezu 2000 Jahren kaum verändert. Im Osten tritt sie heute bei der Abzweigung von der Kreistraße Achstetten-Ersingen nach Rißtissen als geradliniger Feldweg in die Gemarkung ein. Sie verläuft noch heute nahezu geradlinig über die Heerstraße, Schloßstraße und Sulmetingerstraße zur Josefskapelle an der westlichen Grenze Rißtissens zu Griesingen.

Kastell Riusiava, Falschmünzerwerkstatt

Das Kastell Rißtissen soll von den Römern "Riusiava" genannt worden sein. Der römische Geograph Claudius Ptolemäus nennt im 2. Jahrhundert n. Chr. einen an der oberen Donau gelegenen römischen Ort mit diesem Namen. Archäologen [2] sind sich sicher, daß er damit nur Rißtissen gemeint haben kann. Die Riß könnte demnach damals "Riusia" geheißen haben.

Das in den 50er Jahren n.Chr. aus Holz erbaute Kastell der ersten Bauphase mit Platz für eine Kohorte zum Schutz der Grenze und der Straße war nach den Bodenfunden mit einer gemischten Einheit aus Reitern und Legionären besetzt. Dieses Kastell wurde im Gefolge der Wirren des Vierkaiserjahres 69 nbsp;n.Chr. größtenteils ein Opfer der Flammen. Kaiser Vespasian machte anläßlich der Niederschlagung der Bataveraufstände im Jahre 70 n. Chr. die Erfahrung, daß Truppenverschiebungen von der Donau zum Unterlauf des Rheins nach dem heutigen Holland über die Donausüdstraße bis Hüfingen und von dort über das Rheinknie bei Basel viel zu viel Zeit in Anspruch nahmen. Er ließ daher eine neue Straße von Tuttlingen über das Kinzigtal und Offenburg nach Straßburg bauen, die die Entfernung z.B zwischen Rißtissen und Mainz wesentlich verkürzte. Gleichzeitig begann er mit der Reperatur und dem Umbau des Kastells in Rißtissen. Er ließ an gleicher Stelle eine Kombination von kleinerer Kaserne mit größerem Nachschublager (2. Phase) errichten. Dieser Umbau wurde ebenso wie der Bau der Kinzigtalspange gegen 74 n.Chr. abgeschloßen. Wohl im Zusammenhang mit dem ansteigenden Verkehr auf der Donausüdstraße wurde gegen 80 n.Chr. das Stabsgebäude (principia), (unmittelbar nördlich des heutigen Wasserturms ) ebenso wie in Unterkirchberg und Emerkingen aus Stein und in repräsentativer Form neu errichtet. Man plante offenbar sich für längere Zeit an der Donau einzurichten. Aber schon 15 Jahre später wurden die meisten Truppen mit der Verlegung der Reichsgrenze von der Donau weiter nach Norden aus Riusiava abgezogen. Nur wenig später entstand eine neue noch wesentlich kürzere Straßenverbindung von Günzburg an der Donau über das Neckartal in die Rheinprovinzen. Damit hatte die Donausüdstraße bei Rißtissen nur noch regionale Bedeutung. Dennoch wurde das Kastell um das Jahr 100 n.Chr., zu Zeiten des Kaisers Trajan während der Dakerkriege im heutigen Rumänien noch einmal in großem Stil um- und ausgebaut. Diesmal wurden Mannschaftsbaracken abgerissen und große, aus Stein gebaute Lagerhallen für militärischen Nachschub errichtet (3. Bauphase). Archäologen [3] vermuten, dass die mit den Dakern an der unteren Donau kämpfenden Truppen des Kaisers Trajan, die auf 65.000 Mann ( mit Troß gut das Doppelte )geschätzt werden, militärischen Nachschub aus Gallien, Britannien und aus den rheinischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior über die Donau erhielten. Riusiava lag in diesem Nachschubsystem an dem neuralgischen Punkt, an dem die von Westen über die Donausüdstraße und von Süden zu Wasser über Rhein, Bodensee, Schussen und Riß eintreffenden Waren und Truppen auf Donaukähne umgeladen und in die Gegend östlich von Belgrad versandt werden konnten. Dafür benötigte man Zwischenlagerkapazitäten. Riusiava könnte deshalb zwischen 100 und 110 n.Chr. ein militärlogistischer Umschlagplatz gewesen sein. Für diese These spricht der Text einer der in die Rißtisser Kirchenmauer eingelaßenen römischen Steine, auf dem ein Römer mit dem Namen Secundus dem Flußgott der Donau Danuvius dankt. Secundus hatte vielleicht eine lange, gefährliche Schiffsreise auf der Donau unternommen und war gesund nach Riusiava zurückgekehrt. Spätestens im Jahr 110 , mit dem Ende der Dakerkriege wurde das Militär ganz aus Riusiava abgezogen und das Kastell aufgegeben.

Die zivile römische Nachfolgesiedlung prosperierte an der Einmündung einer nun von Bregenz kommenden Straße in die Donausüdstraße. Diese Straße, die vom Bodensee entlang der Schussen und Riss nach Norden führte, war die kürzeste Verbindung von den Bündner Pässen, des Maloja, Julier und Septimer zum westlichsten "Donauhafen". Riusiava war wohl bis 260 n.Chr. Marktflecken und vermutlich auch römische Poststation cursus publicus mit Herberge mansio. Ein römisches Badehaus (Therme), das östlich der Pfarrkirche ausgegraben wurde und behauene Grab- und Weihesteine aus dem 2. oder 3. Jahrhundert, die heute in die Außenmauern der Kirche gut sichtbar eingemauert sind, deuten darauf hin, dass Riusiava damals eine wohlhabende Zivilbevölkerung hatte. Um 220 n.Chr. wurden mit über 300 Tonformen, die sich in den Resten eines römischen Hauses unmittelbar an der Heerstraße fanden römische Denare mit den Bildnissen der Kaiser Septimius Severus, Caracalla, Diadumenianus und Elagabal gegossen. Es ist nicht geklärt, ob es sich um Falschmünzen oder um eine von der Obrigkeit in der Provinzhaupstadt Augusta Vindelicorum angeordnete Notmaßnahme handelte, weil Geldtransporte aus Italien wegen der inzwischen unsicheren Zeiten den Norden des Reiches kaum mehr erreichten. Formen und Münzen befinden sich heute in Römermuseum.

Abzug der Römer, Landnahme durch die Alemannen

Die Römer gaben ihre befestigte Nordgrenze, den rätischen Limes um das Jahr 260 nach wiederholten, verheerenden Einfällen und Raubzügen der Alemannen de facto auf. Sie räumten gleichzeitig den nord-westlichen Teil der Provinz Rätien. Das aufgegebene Gebiet entsprach in etwa dem heutigen Oberschwaben. Damit war Riusiava nicht mehr römisch und fiel in das zunächst noch herrenlose Gebiet in das von Westen allmählich die Alemannen nachrückten. Die ausgesprochen spärlichen Bodenfunde aus den Jahren nach 260 laßen darauf schließen, daß Riusiava von den Römern und Rätoromanen geräumt worden war und von den Alemannen nicht sogleich in Besitz genommen wurde. Die nur wenige Kilometer weiter östlich von Rißtissen gelegenen Orte auf der bayerischen Seite der Iller blieben – geschützt durch eine neue römische Befestigungslinie, dem Donau-Iller-Rhein-Limes - noch weitere 238 Jahre römisch. 488 wurde die rätoromanische Bevölkerung von dort nach Italien evakuiert.

Mittelalter

Die Funde aus dem südwestlich des Waßerturms entdeckten alemannischen Gräberfelds aus dem 7. Jahrhundert lassen vermuten, daß sich erste alemannisch-germanische Siedler vielleicht um 500 n.Chr. in Rißtissen niederließen. Neuen Aufschwung brachte für diese kleine alemannische bäuerliche Siedlung der Entschluss Karls des Großen die verwahrlosten, ehemals römischen Fernstraßen, darunter auch die Donausüdstraße im frühen 9. Jahrhundert reparieren zu lassen. Ungefähr gleichzeitig wurde Rißtissen am 20. Mai 838 als "Tussa" in einer Urkunde der Abtei St. Gallen erwähnt. Aus dieser Urkunde erfahren wir, daß "Tussa" in der Ruadolhuntare (Huntare) lag, die wiederum zur Albuinesbaar(wohl Munderkingen (Baar) gehörte. In der gleichen Urkunde wird eine, dem Heiligen Pankratius, († 305 n.Chr.) geweihte, vermutlich erste christliche Rißtisser Kirche erwähnt.

Seit dieser Zeit liegt Rißtissen bis auf den heutigen Tag an einem wichtigen Abschnitt des Jakobsweges in Süddeutschland. Der Jakobsweg ist der mittelalterlich-historische Pilgerweg zum sagenhaften Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela in Spanien. Schon im Mittelalter führte der Fernwanderweg von Nürnberg nach Konstanz mitten durch den Ort. Tussa, das später zur Unterscheidung von einem anderen, ebenfalls "Tussa" genannten Ort an der Iller (heute Illertissen) "Rißdissa" und dann Rißtissen genannt wurde, war eine bedeutende Pilger -raststation. Heute wird dieser historische grenzüberschreitende Weg wieder neu beschrieben und im Zuge der europäischen Einigung durch internationale Wegzeichen von Ulm her über Oberdischingen und dann weiter von Rißtissen über Biberach an der Riß nach Konstanz durch verschiedene Organisationen sowohl markiert als auch rege begangen.

Im Hochmittelalter gehörte Tussa den mächtigen Grafen von Berg. Ihr Dienstmann in Tussa, Diethelm von Tussin wird 1127 im Stiftungsbrief eines Benediktinerinnenklosters als Zeuge benannt. Der erste Ortsgeistliche von dem wir aus Urkunden (7. September 1322) namentlich erfahren war "der Pfaff Heinrich Fulhin". 1353 gab es in Dissa 72 Haushalte. Mit der Herrschaft Berg gelangte Tussa 1383 an Vorderösterreich. 1455 erwarb Hans von Stotzingen fünf Sechstel der Herrschaft Rißtissen. Das letzte Sechstel kaufte gleichzeitig sein Schwager Ulrich von Schienen zu Gamerschwang.

Neuzeit

1581 veräußerte Ulrichs Nachfahre, Sixt Werner von Schienen dieses Sechstel an Caspar von Laubenberg, der als Stotzingerscher Erbe Inhaber des weitaus größeren Teils von Rißtissen war. 1613 heiratete seine Witwe und kinderlose Erbin den Schenken Hans Christoph von Stauffenberg, der am 5.nbsp;August 1613 den einzigen noch ausstehenden Anteil von einem anderen Stotzingischen Erben, dem Ritter von Schellenberg erwarb. Die Schenken von Stauffenberg wohnen seit 1613 ununterbrochen in Rißtissen. Aus der Epoche zwischen 1455 und 1650 stammen die in die Sakristeiaussenwand der Pfarrkirche eingelassenen Grabsteine. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) schmolz die Rißtisser Bevölkerung um über zwei Drittel auf nur noch 36 Seelen. Hans Christoph von Stauffenberg siedelte Tiroler an.



Verkehrsanbindung

Rißtissen liegt abseits der großen Straßenverkehrsströme, ist aber über mehrere Kreisstraßen recht gut an diese angebunden. Ebenfalls über Kreisstraßen erreicht man die nächsten Städtchen Laupheim (6 km) und Ehingen (12 km). Die nächstgelegenen Fernstraßen sind die Bundesstraßen B30, B311 und B465.
Im Rahmen der Planung des Golfprojektes wurde eine Ortsumgehungsstraße trassiert.

Mit dem öffentlichen Personennahverkehr des Donau-Iller-Nahverkehrsverbundes gelangt man per Bus (Linie 225) nach Laupheim und Ehingen. Dort besteht dann Anschluß an das Schienennetz der DB. Im Stundentakt besteht von dort vernetzter Anschluss an die nächste ICE-Station Ulm in etwa 20 km Entfernung.

Der nächste Flughafen mit nationalen und internationalen Linienflügen ist der Regional-Flughafen Friedrichshafen (80 km). Die nächsten Großflughäfen sind der Flughafen Stuttgart (100 km), der Flughafen München (rund 170 km), sowie der Flughafen Zürich (180 km).

Gebäude und Einrichtungen

  • Stauffenberg´sches Schloss. 1275 erstmals als Herrensitz erwähnt. Der Vorvorgängerbau des heutigen Schlosses, wurde im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstört. Hans Christoph von Stauffenberg baute um 1650 an gleicher Stelle ein einfaches rechteckiges Haus mit Rundtürmen an jeder der vier Ecken. Um 1784 begann Freiherr Hugo Damian Anton Schenk von Stauffenberg mit dem Bau der neuen Kirche, des (1947 abgerissenen) Pfarrhauses und der heutigen Schlossanlage im französischen Louis-Seize-Stil. Die Anlage besteht aus einem rechteckigen, dreistöckigen, schlichten Hauptgebäude mit dreiachsigem Mittelrisalit und zwei symmetrisch angeordneten zweistöckigen Kavaliershäusern. Die Allianzwappen im Fries über dem Mittelrisalit sind die des Erbauerpaares, des 1791 gegraften Hugo Damian Anton Stauffenberg und der Gräfin Antonie Kageneck. Gräfin Antonie war die Tante des österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich. Der englische Park wurde um 1830 nach Skizzen von Friedrich Ludwig von Sckell durch den in England ausgebildeten Rißtisser Landschaftsgärtner Mißler angelegt, dessen Haus noch heute in der Ersingerstraße besichtigt werden kann. Insgesamt waren die Schenken von Stauffenberg von 1613 bis 1806 Inhaber der Herrschaft Rißtissen. Napoléon Bonaparte erzwang zunächst bis 1810 den Anschluss an das von ihm geschaffene Königreich Bayern und dann an das ebenfalls von ihm geschaffene Königreich Württemberg.
  • Katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius und Dorothea. Freiherr Hugo Damian Anton ließ 1784 die baufällige Kirche aus dem 15. Jahrhundert mit Ausnahme des soliden, mittelalterlichen Kirchturms abtragen. Dabei wurden die bereits erwähnten sieben römischen Reliefsteine entdeckt, die dann in die Außenmauer der neuen Kirche eingelassen wurden. Er ließ den die alte Kirche umgebenden Friedhof zur Leonhardskapelle an der Ehingerstraße verlegen und die Toten umbetten. Schließlich wurde nach Plänen des im benachbarten Erbach tätig gewesenen, aber damals schon verstorbenen Tiroler Baumeisters Franz Kleinhans, eines Schülers des Johann Georg Fischer die neue Kirche erbaut. Während der langen Bauzeit las Pfarrer Franz Xaver Hensinger (1768-1802) die Messen in einer Scheune. Die Zahl MDCCLXXXVII (1787) über dem Eingang bezeichnet das Vollendungsjahr des Baues. Die neue Kirche wurde zunächst nur benedeziert und erst am 22. Mai 1830 geweiht.
  • Friedhofskapelle St. Leonhard. Die Friedhofskapelle St. Leonhard von 1538, damals außerhalb des Ortes gelegen, gehörte wie schon das Patrozinium vermuten läßt, ursprünglich zu einem mittelalterlichen Leprosenhaus das vom Ulmer Heilig-Geist-Spital für Aussätzige gestiftet worden war. Die Kapelle birgt heute Einrichtungen, die aus der 1784 abgerissenen mittelalterlichen Pfarrkirche stammen. Bemerkenswert ist der von dem Ulmer Meister Jakob Acker d.J. 1483 signierte Altar auf dem unter anderem die zweite Ortspatronin, die Heilige Dorothea dargestellt ist.
  • Josefskapelle. Die bei der Bevölkerung beliebte und häufig besuchte Josefskapelle aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt westlich des Golfplatzes an der Gemarkungsgrenze zu Griesingen an der ehemaligen Römerstraße. Ihr Innenraum wurde von Pfarrer Nikolaus Stark ausgemalt.
  • Grundschule mit Römermuseum. In letzterem fanden einige der Funde aus dem Kastell- und Vicusbereich von Riusiava Aufnahme. Weitere Funde befinden sich im Museum der Stadt Ehingen und im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart.
  • Kindergarten
  • Wasserturm
  • Kieswerk
  • Golfplatz

Vereine

  • TSV Rißtissen (Turn- und Sportverein, seit 1926)
  • Heimat- und Dorfverschönerungsverein Rißtissen (seit 1987)
  • Musikverein Rißtissen (seit 1926)
  • Förderverein Musikverein Rißtissen (seit 1998)
  • Männergesangverein "Liederkranz" Rißtissen (seit 1862)
  • Feuerwehr-Förderverein Rißtissen (seit 1994)
  • Katholischer Frauenbund Rißtissen (seit 1974)
  • Katholischer Kirchenchor Rißtissen
  • Breaker-Club Rißtissen (seit 1988)
  • Golfclub Donau-Riß (seit 2005)

Golfplatz

Während der letzten Jahre polarisierten heftige Diskussionen über das Projekt eines Golfplatzes die Bevölkerung. Daneben standen und stehen sich die in einer Bürgerinitiative (BI) organisierten, überwiegend Rißtisser Gegner des Golfprojektes den ueberwiegend Ehinger Initiatoren des Golfplatzes unversöhnlich gegenüber.

Nach Berücksichtigung berechtigter Einwände der BI (vgl.  Golfplatz, Punkt 8) wurde im Mai 2006 mit dem Bau auf einem ungefähr 82 ha großen Areal im Südwesten des Dorfes begonnen. Unbekannte, radikalisierte Golfplatzgegner äußerten in der Folge ihren Unmut über den von ihnen unerwünschten Baufortschritt durch eine Reihe von mutwilligen Sachbeschädigungen.

Die große Übungswiese auf der die langen Schläge geübt werden können, in der Sprache der Golfer "driving range" (vgl. Golfplatz, Punkt 7), ist seit Oktober 2006 in Betrieb. Die in modernem Routing angelegten 18 Spielbahnen des eigentlichen Golfplatzes (vgl. Golfplatz, Punkt 1) sollen im Frühjahr 2007 erstmals für das Golfspiel freigegeben werden.

Anmerkungen

  1. Rißtissen im Zusammenhang imperialer Planungen nach Kemkes, 1996 und 2005, a.a.O.
  2. R. Knorr: Rißtissen, das Riusiava des Ptolemäus. In: Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Jahrgang 16, 1932. De Gruyter, Berlin. S. 143 f.
  3. Kemkes 2005, a.a.O.

Literatur

  • Martin Kemkes: Ehingen-Rißtissen. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg, S. 65ff. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1555-3
  • Martin Kemkes: Das Kastell Rißtissen und die militärische Sicherung der Donau im 1. Jahrhundert. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Römer an Donau und Iller. Neue Forschungen und Funde, S. 9ff. Thorbecke, Sigmaringen 1996. ISBN 3-7995-0410-9
  • Philipp Filtzinger: Ehingen-Rißtissen. In: Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Auflage, S. 272ff. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Iris Radi: Katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius und Dorothea, Rißtissen. Schnell & Steiner, München und Zürich 1989. ISBN 3-7954-5510-3
  • Wolfgang Lipp: Der Weg nach Santiago. Jakobuswege in Süddeutschland, Süddeutsche Verlagsgesellschaft. Ulm 1991. ISBN 3-88294-164-2
  • Gerhilde Fleischer (Hrsg.): Jakobusweg II: Ulm - Oberdischingen -Äpfingen - Biberach - Steinhausen - Bad Waldsee. 4. Auflage. Ostfildern, Schwabenverlag 2006. ISBN 3-7966-0905-8

Periodika

  • Mitteilungsblatt Gemeinde Rißtissen. Urban, Ulm seit 1973.
  • Rißtissen auf der offiziellen Webseite von Ehingen

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