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Gamla

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Gamla (hebr. גמלא Gamla oder Gamala) war von 87 v. Chr. bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 67 n. Chr. eine bedeutende jüdische Stadt in der Gaulanitis (heutiger Golan). Sie lag etwa 8 km östlich des Sees Genezareth auf einem markanten Hügelausläufer.

Name und Topographie

Ruinenfeld der Stadt Gamla mit Synagoge.

Der Hügelausläufer, auf dem die Stadt lag, hat die Form eines Kamelhöckers. Der Name Gamla (Gamala) leitet sich denn auch vom hebräischen Begriff gamal (Kamel) ab. Im Dialekt der jüdischen Bevölkerung in jener Region (Galiläa und Judäa jenseits des Jordan) ist Gamala zu Gamla eingekürzt worden.

Das nebenstehende Bild verdeutlicht die Lage der Stadt. Sie bedeckte einen grossen Teil des nach Südosten geneigten Abhanges. Die Stadt umfasste eine Fläche von gut 100 mal 300 m. Die Synagoge befand sich nahe des Stadttores im Osten der Stadt.

Geschichte der Stadt

Gamla wird im Talmud erwähnt. Jene erste namentliche Nennung bezieht sich wahrscheinlich auf die Bronzezeit. Es handelte sich dabei wohl um eine befestigte Siedlung. Sie wurde später zerstört und aufgelassen.
Etwa ab 538 v. Chr. liessen sich jüdische Rückkehrer aus dem Exil in Babylon an jenem Hügel nieder. Sie errichteten eine kleinere Stadt. Jene Niederlassung wurde wahrscheinlich im Zuge der Eroberungen unter Alexander dem Grossen eingenommen.
Im Jahre 87 v. Chr. gründete der Hasmonäer Alexander Jannaios die Stadt neu. Die Gründung erfolgte wahrscheinlich mit dem Ziel, jene Grenzregion besser verteidigen zu können. Die Stadt wurde damals zur Provinzhauptstadt der jüdischen Golanregion ernannt. In der Folge erlangte Gamla eine grosse Bedeutung. Sie war wohl das wichtigste geistliche Zentrum der konservativen Juden in Judäa jenseits des Jordan. Die Stadt verfügte über eine grossräumige Synagoge mit Mikwe. Die Synagoge war nach Jerusalem ausgerichtet.
Im grossen jüdischen Krieg schlug sich die Stadt auf die Seite der Zeloten. Sie entschied sich zum Widerstand gegen die Römer. Nach längerer Belagerung fiel sie im Winter 67 n. Chr. in die Hände der Römer. Die römischen Truppen - unter Vespasian - zerstörten und plünderten die Stadt vollständig. Sie wurde nie mehr aufgebaut und geriet in Vergessenheit. Erst nach dem Sechstagekrieg wurden die Ruinen der Stadt wieder entdeckt (1968).

Einwohner und Erwerbsgrundlage

In der Stadt lebten konservative Juden, insbesondere Anhänger der pharisäischen Glaubensrichtung. Die archäologischen Befunde belegen dies. Es handelte sich wohl mehrheitlich um Rückwanderer aus der babylonischen Gefangenschaft.
Die Stadtbewohner fanden ihr Einkommen hauptsächlich in der Produktion und im Verkauf von Olivenöl. Grosse Olivenpressen unterstützen diese Vermutung. Die Stadt erreichte einen gewissen Wohlstand. Stattliche Gebäude und der Fund von Luxusgütern belegen dies. So standen den Einwohnern mindestens vier Mikwen (Ritualbäder) zur Verfügung.
Im ersten Jahrhundert nach Chr. zählte die Stadt etwa 5000 Einwohner. Bei deren Eroberung durch die Römer im Jahre 67 n. Chr. beherbergte die Stadt eher noch mehr Leute (siehe Josephus, Jüd. Krieg IV:1,1-10).

Literatur

Flavius J. The New Complete Works of Josephus. Translated by William Whiston. 1999. Kregel Publications, Grand Rapids, Michigan. ISBN: 0-8254-2948-x (Paperback).