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Herzgeräusch

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Als Herzgeräusch bezeichnet man das in oder am Herzen entstehende Geräusch, das von außen am Brustkorb gehört werden kann. Dazu bedient man sich eines Stethoskops (Auskultation) oder Mikrofons (Phonokardiografie), bei lauten Geräuschen reicht auch ein auf den Brustkorb gelegtes Ohr. Im Gegensatz zu den „normalen“ Herztönen treten Herzgeräusche nur bei manchen Menschen auf. Ein systolisches Herzgeräusch (Systolikum) tritt während der Auswurfphase (Systole), ein diastolisches Herzgeräusch (Diastolikum) hingegen während der Füllungsphase (Diastole) des Herzens auf. Seltener sind kontinuierliche (systolisch-diastolische) Herzgeräusche.

Terminologie - Einteilung

Neben der o. g. Einteilung in systolisch, diastolisch und kontinuierlich werden Herzgeräusche häufig nach ihrer Lautstärke und dem Ort der größten Lautstärke (punctum maximum, abgekürzt p. m.), gelegentlich auch nach ihrem Geräuschmuster und ihrer Geräuschqualität eingeteilt.

Dabei wird die Lautstärke oder Intensität in vier oder sechs Graden klassifiziert. Ein Herzgeräusch ist 2/6° laut, wenn es leise, aber klar hörbar ist.

Der Ort größter Lautstärke wird anatomisch (Beispiel: "zweiter Interkostalraum rechts", abgekürzt 2. ICR re.) oder nach der vermutlich verursachenden Herzklappe (Beispiel: "Aortenareal") beschrieben.

Das Geräuschmuster wird als ansteigend (crescendo), abfallend (decrescendo) oder bandförmig beschrieben (vgl. Tonstärke) und die Geräuschqualität häufig mit Begriffen wie rauh, reibend, hauchend oder musikalisch belegt.

Auch die Dauer (früh-, mittel- oder spätsystolisch bzw. -diastolisch) und die Ausstrahlung (in die Halsschlagadern oder die Achselhöhle) eines Herzgeräusches können von Bedeutung sein.

Bedeutung

Systolisches Herzgeräusch

Ein systolisches Herzgeräusch kann insbesondere bei Jugendlichen, Schwangeren und bei Aufregung oder nach Anstrengung völlig normal sein. Es kann aber auch Ausdruck eines Herzfehlers sein, dann meist

Diastolisches Herzgeräusch

Ein diastolisches Geräusch weist immer auf einen krankhaften (pathologischen) Prozess am Herzen hin. Dabei handelt ist sich um

  • eine Schlussunfähigkeit einer Taschenklappe (Aorteninsuffizienz oder Pulmonalinsuffizienz) oder
  • eine Verengung einer Atrioventrikularklappe (Mitralstenose oder die sehr seltene Trikuspidalstenose)

Sonstiges Herzgeräusch

Kombinierte Aortenklappenfehler (Aortenstenose und -insuffizienz) sowie viele komplexe Herzfehler führen zu systolisch-diastolischen Geräuschen. Sehr typisch für den offenen Ductus arteriosus ist ein solches Geräusch, wenn es unterhalb des linken Schlüsselbeines am lautesten ist. Auch das sog. Perikardreiben bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist typischerweise sowohl in der Systole als auch in der Diastole vernehmbar.

Für den Patienten

Da manche Herzgeräusche völlig normal sind und andere bereits bei leichten krankhaften Veränderungen auftreten können, lässt der Geräuschbefund allein meist noch keine Aussage über dessen Bedeutung zu. Zwar können kardiologisch erfahrene Ärzte mit den Befunden der körperlichen Untersuchung inkl. Auskultation oft bereits eine recht genaue Diagnose stellen, zuverlässig aber lässt sich die Ursache eines Herzgeräusches oft erst mit Hilfe der Echokardiografie klären.

Literatur

  • Walter Siegenthaler (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose. 19. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart - New York 2005 ISBN 3-13-344819-6
  • Douglas P. Zipes et al. (Hrsg.): Braunwald's Heart Disease: A Textbook of Cardiovascular Medicine. 7. Auflage. W.B. Saunders Company, Philadelphia 2004 ISBN 1-41-600014-3