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Karl Muffler

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Karl Friedrich Muffler (*14. Juni 1900 in Zizenhausen, Deutschland; † 7. März 1996 in Springvale, Australien)[1] war ein einflussreicher, deutsch-australischer Konditor und Kuchendesigner, welcher mehrere, berühmte Kuchendesigns wie den "Dolly Varden" erfand und im William Angliss Institute of TAFE (damals William Angliss College) unterrichtete. Nach seiner Entlassung aus einem australischen Internierungslager wurde er 1945 mit seiner Ehefrau Mathilde Mayer wieder vereint und bekam zwei Töchter im Jahr 1946 und 1951. Er folgte bis zu seinem Tod 1996 seiner Leidenschaft der Konditorei.

Leben und Errungenschaften

Nachdem Karl Muffler seine Lehre zum Konditor 1917 an einer städtischen Gewerbeschule in Freiburg am Breisgau bestanden hatte, arbeitete er in mehreren deutschen Konditoreien, bis er sich an der Konditorenfachschule in Köln für einen Meistertitel weiterbildete und diesen 1924 bekam[2]. Innerhalb von 9 Jahren verbesserte er sich in seinem Handwerk und machte sich einen positiven Ruf in grossen und erfolgreichen Konditoreien in Köln, Hamburg und Stuttgart. Noch bevor er seinen Lehre beendete, begann er bereits 1915 mit der Entwerfung verschiedener, selbst kreierter Rezepte, welche er bis in die 1930er-Jahre zu einem Buch mit 148 Seiten zusammenfasste.[3] Sein Talent wurde 1929 vom australischen Konditoreibesitzer Bill Ikinger entdeckt, welcher überzeugt von der Qualität der Werke deutscher Konditoren war und jene in Australien beschäftigen wollte. 1930 fuhr Karl Muffler mit dem spanischen Passagierschiff Balranald nach Melbourne, Australien, wo er trotz der schweren Sprachbarriere in Bill Ikingers Konditorei arbeitete. Über 5 Jahre hinweg bereicherte er Bill Ikingers Geschäft mit erfolgreichen Konzepten. Trotz seiner Nähe zum deutschen Kulturclub "Club Tivoli" war Karl Muffler ebenso in der australischen Gesellschaft sehr aktiv und machte bei grossen, öffentlichen Veranstaltungen mit, unter anderem bei der Beerdigung des australischen, jüdischen Generals John Monash.

Unternehmung und frühe Erfolge

Dolly Varden aus dem Buch "Barnaby Rudge von Charles Dickens

Im Jahr 1935 eröffnete Karl Muffler schließlich eine eigene Konditorei namens "The Embassy" in Malvern, einem Vorort von Melbourne, in welcher er das mittlerweile weltbekannte, relativ komplexe Kuchendesign "Dolly Varden" erfand, welches vom Format her von der Figur "Dolly Varden" aus dem Buch Barnaby Rudge von Charles Dickens inspiriert wurde. 1938 kooperierte Karl Mufflers Konditorei "The Embassy" mit Bill Ikingers Konditorei "Bill Ikinger's Cake Shop", da die Nachfrage nach Karl Mufflers Werken so stark anwuchs, dass seine Konditorei die Nachfrage alleine nicht mehr decken konnte.

Herausforderungen und Anerkennung

Ab dem 4. September 1939 wurde er aufgrund einer Verbindung zur Deutschen Arbeitsfront zwar in Untersuchungshaft gehalten, aber dennoch wurde der Sekretär der Pastrycooks Union 1940 auf Karl Mufflers Erfolg und auf seine Werke aufmerksam und behauptete, dass Karl Muffler der "beste Dekorateur" für Konditoreiarbeiten in Australien sei. Die Patrycooks Union bemühte sich vergeblich um seine Freilassung. Ab dem 22. Januar 1941 wurde er in mehreren Internierungsanstalten gefangen gehalten, bis er 1945 vom "Forestry Commission Camp" entlassen wurde, nachdem er etwa ein Jahr lang dort arbeitete.

Rückkehr in das Leben und die Konditorei

Nach seiner Entlassung 1945 folgte Karl Muffler weiterhin seiner Tätigkeit als Konditor und kooperierte wieder mit Bill Ikinger, welcher dann die Konditorei "Patterson's" besaß und unterrichtete zudem als Dozent für Konditorei an dem William Angliss Institute of TAFE. Nach dem Krieg bemühte er sich für seine Integration und bekam 1947 seine australische Staatsbürgerschaft. 1946 wurde er Vater seiner Tochter Jennifer und 1951 von Susan. Trotz des Ruhestands in den 1970er-Jahren blieb er seiner Leidenschaft treu und entwarf 1990 den Kuchen zum 50. Jahrestag seiner Ehe mit Mathilde Mayer. Er beendete seine Leidenschaft am 7. März 1996 mit seinem Tod.

Internierung als Enemy Alien

Internierte "Enemy Aliens" in Australien, 1940.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Australien etwa 7.000 ausländische Personen als Enemy Aliens identifiziert und in Internierungslager gebracht, besonders solche aus Achsenmächten. Karl Muffler wurde ebenfalls als potenzielle Gefahr verdächtigt, da sein Schwiegervater Adolf Mayer der Präsident der Deutschen Arbeitsfront in Australien war. Obwohl er für eine kurze Zeit beim Bau eines Hauses der Deutschen Arbeitsfront half, bleibt unklar, welche genauen Verbindungen Karl Muffler zur Deutschen Arbeitsfront hatte. Er wurde zusammen mit seinem Schwiegervater am 4. September 1939 in Victoria verhaftet und am 22. Januar 1941 ins Internierungslager "Camp Tatura" in Victoria gebracht. Im Laufe seiner Gefangenschaft trug Muffler zur Identifikation die Häftlingsnummer "2017". Trotz der vergeblichen Bemühungen der Pastrycooks Union um seine Freilassung, blieb er für sechs Jahre interniert. Er hielt kontrollierten Kontakt zu einigen Familienmitgliedern, insbesondere zu seiner Schwester Maria, welche ihm bis zu ihrem Tod nach dem Luftangriff auf Freiburg 1944 Briefe schrieb. Nach ihrem Tod verlor Karl Muffler seinen letzten Kontakt zu seiner Familie in Deutschland. Seine Frau, Mathilde Mayer, durfte nur innerhalb eines 15-Meilen-Radius um den Wohnort Ihrer Eltern neben einem General Post Office in Melbourne reisen, bekam jedoch 1942 die Erlaubnis, Karl Muffler zu besuchen. Während seiner Zeit im "Camp Tatura" arbeitete Muffler an Holzarbeiten und nahm Schnitzerei-Kurse, bevor er am 20. Juni 1940 ins forstwirtschaftliche "Forestry Commission Camp" verlegt wurde, wo er bis 1945 blieb. Nach seiner Freilassung 1945 besuchte er jährlich das "German War Memorial" in Tatura um zu gedenken.

Besondere Nachlässe

Viele seiner berühmten Kreationen, darunter das Rezept für den 'Dolly Varden', hielt Karl Muffler in einem handschriftlichen Rezeptbuch fest. Dieses Buch vereint neben traditionellen Backmethoden auch zahlreiche eigens entwickelte Techniken, die auf Mufflers langjährigen praktischen Erfahrungen beruhen. Besonders bemerkenswert ist ein Kapitel mit dem Titel 'Kriegsrezepte', in dem er auf einfache, während der Kriegsjahre leichter verfügbare Zutaten zurückgreift. Es ist naheliegend, dass viele dieser Ideen in der Zeit des Ersten Weltkriegs in Freiburg entstanden sind, als bestimmte Lebensmittel knapp waren und durch Alternativen ersetzt werden mussten. So erläutert er etwa den Austausch von schwer zugänglichen Stärken durch leicht erhältliche Substitute wie Kartoffelstärke. Das ursprünglich auf Deutsch verfasste Werk wurde 2021 von Museums Victoria ins Englische übersetzt und veröffentlicht, womit Mufflers innovative Ansätze einer breiteren internationalen Leserschaft zugänglich gemacht wurden.

Weblinks


Einzelnachweise

  1. Karl Friedrich Muffler (1900-1996) – Find a Grave... Abgerufen am 27. September 2024.
  2. A Life of Pastry: Karl Muffler's Handwritten Recipe Book, 1915-1930. Abgerufen am 27. September 2024.
  3. A Life of Pastry: Karl Muffler's Handwritten Recipe Book, 1915-1930. Abgerufen am 27. September 2024.