Westfeldzug

Der Westfeldzug bezeichnet die militärische Eroberung der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs (Fall Gelb) und den Krieg gegen Frankreich (Fall Rot) durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges im Mai und Juni 1940.
Vorgeschichte


Politik
Bis 1935 orientierte sich die Politik Frankreichs und Großbritanniens hauptsächlich an dem auf die Isolation Deutschlands ausgerichteten Prinzip der „kollektiven Sicherheit“. Als Hitler seine Macht gefestigt hatte und sich mit Italien zu arrangieren begann, setzten sich die Prinzipien des Appeasement durch. Diese auch als General Settlement bezeichnete Politik (deren Vertreter waren unter anderem: Stanley Baldwin, Neville Chamberlain, Edouard Daladier) war vom Gedanken getragen, zu einem spannungsfreien Nebeneinander der mitteleuropäischen Hauptakteure zu gelangen. Man war bereit, auch Revisionen des Vertrages von Versailles zu gestatten, auch auf Kosten kleinerer Staaten. Unter diesem Aspekt ist u.a. der Deutsch-Britische Flottenvertrag, die Duldung der Rheinlandbesetzung, die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Annexion Österreichs zu sehen. Das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 erlaubte weiters die Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich. Der vertragswidrige Besetzung der Rest-Tschechoslowakei führte schließlich zur Abwendung von der Appeasementpolitik. Die Westmächte versuchten nun, durch Beistandsverträge mit Polen, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, der Türkei und der Sowjetunion eine weitere Expansion Deutschlands und Italiens zu erschweren. Diese Eindämmungsversuche scheiterten mit dem Abschluss des Hitler-Stalin Paktes.
Hitler verstand die Zugeständnisse der Westmächte nicht als anerkennenswerten Versuch, zu einer konsensualen Politik in Europa zu kommen, sondern stellte sie als rein persönliche Erfolge gegenüber Staaten dar, die aus mentaler Schwäche eine militärische Konfrontation mit Deutschland scheuen würden. Diese in seinem Stab zuletzt nur mehr von Außenminister Joachim von Ribbentrop vertretene Beurteilung der Lage führte dazu, dass er bis zum britischen Ultimatum am 3. September 1939 trotz mehrfacher Warnung überzeugt war, dass es wegen Polen zu keiner militärischen Konfrontation mit den Westmächten kommen würde.[4] Es gab daher zu Kriegsbeginn seitens Hitler „keinerlei Überlegungen über eine Gesamtstrategie im Falle eines Krieges gegen die Westmächte.“[5] Seine Maßnahmen gegenüber dem Westen blieben auf den Bau des Westwalles beschränkt, Pläne für Operationen gegen Frankreich existierten nicht, ihre Erstellung war ausdrücklich untersagt worden. Hitler :
„Vorbereitungen im Westen, die über die Sicherheitsbesetzung des Westwalls hinausgehen, haben zu unterbleiben. Über die Polenfrage kann und wird es keinen Krieg mit den Westmächten geben. Besprechungen über einen solchen unmöglichen Fall gefährden ganz unnötig die Geheimhaltung und damit die politischen Verhandlungen.“
Strategie
Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde von Marschall Pétain, dem Generalinspekteur der französischen Armee, geprägt. Gestützt auf seine Abwehrerfolge im 1.Weltkrieg im Rahmen des Stellungskrieges („Held von Verdun“) forcierte er den Ausbau eines starken Verteidigungswalls, der Maginot-Linie. Zur Rolle der Panzerwaffe enthalten seine Grundsatzweisungen von 1921 nur den Satz: „Panzer unterstützen das Vorgehen der Infanterie durch Niederkämpfen von Feldbefestigungen und von hartnäckigem Widerstand der Infanterie.“[1]. Die Einsatzpläne waren vor allem auf die Verteidigung der Maginotlinie ausgelegt. Der junge Panzeroffizier Charles de Gaulle schlug hingegen in seinem Buch „Vers l'Armée de Métier“ vor, als Kern der Landstreitkräfte mobile, gepanzerte Großverbände zu formieren. Am 14.Oktober 1936 erklärte Belgien unter dem Eindruck von Hitlers Rheinlandbesetzung und der Inaktivität Frankreichs seine Neutralität. Der Beistandspakt mit der Entente wurde durch Geheimabsprachen ersetzt, bei denen man sich auf eine gemeinsam zu verteidigenden Linie in der Tiefe, die „Dyle-Breda Stellung“ einigte. Verlauf: Die Maas bis Namur,„Gembloux-Gap“,Wavre, entlang der Dyle über Antwerpen und Breda bis Moerdijk, mit Anschluss an die „Festung Holland“ (befestigter Bereich um die Städte Rotterdam, den Haag und Amsterdam).
Im Vertrag von Versailles wurde die Personalstärke des deutschen Heeres auf 100.000 Berufssoldaten limitiert. Die Einrichtung eines Generalstabes blieb ebenso untersagt wie der Besitz von schwerer Artillerie, von Panzerfahrzeugen und Flugzeugen. Die Heeresleitung der als Reichswehr bezeichneten Streitkräfte übernahm im Jahr 1920 Generaloberst Hans von Seeckt. Seekt war überzeugt, dass die Kriege der Zukunft von relativ kleinen, optimal ausgebildeten, hochmobilen, von Fliegern unterstützten Heeren gewonnen werden. Da nun Deutschland ein solches Heer verwehrt blieb, wollte er zumindest die Voraussetzungen schaffen, beim Wegfall der Restriktionen dieses Heer zu realisieren. So erhielt die Masse der Soldaten der Reichswehr eine weit über ihre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung als Führungskraft oder Spezialist. Bezüglich der Entwicklung moderner Waffen wurde die Kooperation mit anderen Staaten angestrebt. Bedeutsam war vor allem die von 1922 bis 1933 laufende deutsch-sowjetische Kooperation (Panzer, Kampfflugzeuge). Die Restriktionen fielen am 17. März 1935 mit Hitlers Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht. Bereits im Oktober 1935 war die Bildung der ersten drei Panzerdivisionen abgeschlossen. Die deutsche Panzertaktik: Panzer sollen gemeinsam mit Infanterie unter Luftwaffenunterstützung den Durchbruch erzwingen und dann rasch in die Tiefe des Gefechtsfeldes stoßen. Die (motorisierte) Infanterie soll folgen, Widerstandsnester ausschalten und die Flanken des Vormarsches mit Hilfe von Panzerabwehrkanonen abdecken.
Planungen
- Die Alliierten
Vor Frühsommer 1941 war kein alliierter Angriff auf Deutschland vorgesehen. Bis dahin sollten deutsche Angriffe an der von der Schweizer Grenze bis Sedan reichende Maginotlinie abgewehrt werden, in der die Heeresgruppen 2 (Besson) und 3 (Pretélat) eingesetzt waren. Einen deutschen Angriff über Belgien wollte man in der Dyle-Breda Stellung zum Stehen bringen. In ihr sollte die Heeresgruppe 1 (Billotte) gemeinsam mit dem Britischen Expeditionskorps (9 Divisionen), der belgischen Armee(20 Divisionen) und Teilen der niederländischen Armee zum Einsatz kommen. Kommandostruktur: Oberbefehlshaber Gamelin (Gefechtsstand Vincennes) hatte am 6.Januar 1940 die Verantwortung über die Nordostfront (Heeresgruppen 1-3)an seinen Stellvertreter General Georges übertragen.
- Die Deutschen

Als Hitler am 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich nach Ende des Polenfeldzuges die Westmächte anzugreifen, löste dies in der Generalität „größtes Entsetzen“ [2] aus. Abgesehen von den materiellen Lücken, die der kurze Feldzug gerissen hatte, war man den beiden Weltmächten in fast jeder Hinsicht deutlich unterlegen. In den ersten drei Operationsentwürfen lag das Schwergewicht bei der im Norden eingesetzten Heeresgruppe B. Am 10. Jänner 1940 erbeuteten die Belgier diese Pläne (Notlandung eines deutschen Kuriers)) und gaben sie an die Alliierten weiter, die unverzüglich die für die Dyle-Breda Stellung vorgesehenen Kräfte an die belgische Grenze verlegten. Dieser Aufmarsch wurde von der deutschen Aufklärung im Detail erfasst und lieferte wertvolle Hinweise auf die Art der Reaktion im Falle eines Angriffes von Nordosten.
Der Generalstabschef der im Bereich der Ardennen eingesetzten Heeresgruppe B (Generalleutnant von Manstein) entwickelte gemeinsam mit Generalleutnant Guderian einen später als Sichelschnitt bezeichneten Gegenvorschlag: Verlagerung des Schwergewichtes zur Heeresgruppe A (von Rundstedt), Überraschungsstoß durch die Ardennen, Forcierung der Maas bei Sedan, rascher Vorstoß zum Kanal, Einkesselung der Hauptmacht der Alliierten nördlich der Somme mit Hilfe der Heeresgruppe B. Dieser Plan fand bei Generalstabschef Halder wegen des hohen Risikos in den Ardennen hängen zu belieben keine Gegenliebe. Als Manstein nicht locker ließ wurde er als Kommandierender General des XXXVIII. Armeekorps in den Osten Deutschlands versetzt, konnte seinen Plan jedoch noch Hitler persönlich vortragen. Hitler billigte ihn und schrieb ihn als Grundlage für den Operationsplan 4 vor. Bei diesem Plan war die Panzergruppe Kleist (Heeresgruppe A) gemeinsam mit dem Panzerkorps Hoth für den Durchbruch durch die Ardennen und die Forcierung der Maas verantwortlich. Mit dem Stoß zur Küste und der Einschließung der Feindkräfte nördlich der Somme sollte der Plan Gelb abgeschlossen werden. In einer zweiten Phase des Feldzuges sollte ein Stoß von der Somme über Paris nach Süden geführt und die Maginotlinie vom Rücken her aufgerollt werden (Plan Rot).
Die Streitkräfte
Gesamtstärke
Die Franzosen brachten an der Nordostfront 104 Divisionen, die Briten 13, und die Beneluxländer in Summe 23 Divisionen zum Einsatz Die Deutschen setzten an der Westfront ca. 93 Divisionen ein. Zur beweglichen Kampfführung waren lediglich 10 Panzerdivisionen und 6 motorisierten Infanteriedivisionen geeignet.
Alliierte
Typ/Bewaffnung |
Panzer
Zahlen/Panzerung |
---|---|
Großbritannien | |
Mark II Matilda 40mm |
ca. 160 Pz:80mm |
Cruiser Mark IIA 40mm |
ca. 240 Pz:30mm |
Cruiser Mark IIIA 40mm |
ca. 240 Pz:14mm |
Frankreich | |
Renault FT-17 37mm |
278 Pz:30mm |
(AMR)+AMC (MG)-37mm |
450 Pz:(13mm) 40mm |
FCM 37mm |
100 Pz:40mm |
Renault R-35 37mm |
900 Pz:45mm |
Hotchkiss H-39 37mm |
770 Pz:45mm |
D1+D2 47mm |
145 Pz:40mm |
Somua S-35 47mm |
300 Pz:55mm |
Char B2 47mm + 75mm |
274 Pz:60mm |
Belgien | |
T13/T15 47mm | 270 Pz:60mm |
Niederlande | |
Landverk | 40 |
Summe: | ca. 4200 |
Panzertruppen
- Die alliierten Panzer
Im Zuge der auf Mobilität ausgerichteten Wiederbewaffnung Deutschlands wurde im September 1936 ein Mechanisierungsprogramm der Streitkräfte beschlossen (drei leichte motorisierten Divisionen (D.L.M.), zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn wurde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten den Kern einer neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, auf deren Basis man im Sommer 1941 mit zwanzig mechanisierten Divisionen zur entscheidenden Offensive gegen Deutschland antreten wollte.Im Mai 1940 war die Mehrzahl der Panzerfahrzeuge aber noch immer bei der Infanterie. Langsames, systematisches Vorgehen ohne klare Schwergewichtsbildung war das Charakteristikum französischer Panzerangriffe. Mit dem starken Renault Char B1 (1935) und dem schnellen Somua S-35 (1936) verfügte man zwar über Panzer, die in Bewaffnung und Panzerung überlegen waren, aber aufgrund ihrer Grundkonzeption als Infanteriebegleiter für den Bewegungskrieg schlecht geeignet waren. Nachteile:
- Kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen, Nachtanken durch nicht geländegängige, verwundbare Tankfahrzeuge, dadurch Verzögerungen, Versorgungskrisen und Ausfälle vorprogrammiert.
- In den Einmanntürmen musste der Panzerkommandant auch als Lade- und Richtschützen agieren, wodurch sein Überblick verloren ging.
- Nur die Fahrzeuge der Kompaniekommandanten waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb des Verbandes und mit Unterstützungswaffen stark eingeschränkt.
Unterstützungswaffen: Die Artillerie war sehr stark, aber ebenso wie die schwache Fliegerabwehr auf einen Bewegungskrieg nicht vorbereitet. Die französische Panzerabwehr hatte mit der 47mm Panzerabwehrkanonen (Pak) eine moderne Waffe, die aber erst in Einführung stand. Panzerminen waren ausreichend vorhanden, sie wurden aber wegen Gefährdung der eigenen Truppen und der Zivilbevölkerung nicht gelegt.
- Die deutschen Panzer
Deutsche
Typ/Bewaffnung |
Panzer
Zahlen/Panzerung |
---|---|
Panzer I MG |
523 Pz:13mm |
Panzer II 20mm |
955 Pz:14,5mm |
Panzer III 37mm |
349 Pz:30mm |
Panzer IV 75mm kurz |
278 Pz:30mm |
Panzer 35(t) 37mm |
106 Pz:25mm |
Panzer 38(t) 37mm |
228 Pz:25mm |
Summe: | 2439 (Stand: 10. Juni 1940) |
Die Überlegenheit der deutschen Panzerwaffe im Westfeldzug 1940 beruhte auf der Tatsache, dass Kommandeure wie Mannschaften in der Führung und Durchführung rascher, gut koordinierter Bewegungen auf dem Gefechtsfeld geschult waren und auch bereits über Kampferfahrung verfügten. Die Kommandeure bis hinauf zur Division führten ihre Verbände grundsätzlich von deren Spitze aus, es bestand Funkverbindung zu allen Panzern. Dadurch konnte auf Lageänderungen schnell reagiert werden. Die Fahrzeuge der Panzerverbände waren auch bezüglich Schnelligkeit und Reichweite ihren Gegnern überlegen. Zumindest deutlich besser als bei den Alliierten funktionierte die Zusammenarbeit mit der motorisierten Begleitinfanterie, der Fliegerabwehr, der Artillerie und der Luftwaffe. In mehreren Fällen wurden Gefechte auch durch das Eingreifen der Flakartillerie (8,8 cm) in die Bodenkämpfe entschieden. Darüber hinaus konnte man sich auf eine gut eingespielte Instandsetzungs- und Nachschuborganisation abstützen. Ein großer Vorteil war die Kanisterbetankung der Gefechtsfahrzeuge. Diese Vorteile glichen die teilweise eklatante Unterlegenheit im Bereich Panzerung und Feuerkraft aus, die man − meist erfolgreich − durch Umgehung von Widerstandskernen und Nutzung des Überraschungseffektes auszugleichen versuchte. Der Stolz der Deutschen Wehrmacht, der Panzerkampfwagen IV war sowohl in Bezug auf Panzerung, wie Durchschlagskraft seiner 7,5 cm Kurzrohrkanone den vergleichbaren britischen und französischen Modellen deutlich unterlegen. Gut bewährten sich die dem Panzerkampfwagen III fast gleichwertigen tschechischen Beutepanzer der Typen 35 und 38 mit ihren 3,7 cm Kanonen.
Die Luftstreitkräfte

- Die Armée de l'Air
Die Armée de L'Air verfügte zu Beginn des Westfeldzuges über 2.400 Jagdflugzeuge, 1.160 Bomber und 1.464 Aufklärer, damit über 5.026 Maschinen. [3] Darunter befanden sich 542 Jagdeinsitzer modernster Bauart (Dewoitine D.520, Curtiss P-36, Bloch MB.152), die einen Vergleich mit dem deutschen Standardjäger Messerschmitt Bf 109 nicht zu scheuen brauchten. Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen der Typen LeO 451, Amiot 350, Douglas A-20 DB-7 („Boston“), Martin A-22 (Model 167) oder Breguet 691/693 begonnen. Weshalb von diesen über 5.000 Maschinen während des Feldzuges lediglich 879 zum Einsatz kamen blieb zunächst ungeklärt. Als eine deutsch/französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im unbesetzten Frankreich 4.268 einsatzbereite Maschinen vorfand,[4] zu denen noch 1.800 Maschinen in Nordafrika zu zählen waren, wurde klar, dass man − mit einem längeren Abnutzungskrieg rechnend − nur einen Teil der Luftstreitkräfte mobilisiert hatte.
- Die Royal Air Force
Die Royal Air Force (RAF) war in Jagdwaffe (Fighter Command ), Bomber (Bomber Command ), Versorgung (Transport Command ) und Marineflieger (Coastal Command ) gegliedert. Das Fighter Command stellte 1940 nach und nach 20 Staffeln (etwa 400 Flugzeuge mit Besatzung) für den Schutz des Britischen Expeditionskorps (BEF) und die Verteidigung Frankreichs zur Verfügung. Diese Verbände waren teilweise noch mit dem Doppeldecker Gloster Gladiator, mehrheitlich jedoch mit der modernen Hawker Hurricane ausgestattet. Obwohl die Briten ab dem 15. Mai jede zusätzliche Entsendung von Jagdflugzeugen ablehnten, um die Luftverteidigung der Insel nicht weiter zu schwächen, griffen vor allem in der Schlussphase auch in Südengland stationierte Verbände in den Kampf ein, die teilweise mit der Spitfire ausgestattet waren, deren Kampfkraft der Me-109 zumindest ebenbürtig war.
Als Schlachtflugzeug setzte die RAF die veraltete, einmotorige Fairey Battle ein, sie wurde jedoch nach schweren Verlusten abgezogen. Erst nach der Luftschlacht um England wurde die Jagdbomberwaffe neu gegliedert und ausgerüstet. Zunächst in Nordafrika als „Desert Air Force“ und bei der Landung in der Normandie 1944 als „Second Tactical Air Force“ trug sie entscheidend zum Erfolg der Alliierten bei. Mit der Vickers Wellington und der Handley Page Hampton verfügte das Bomber Command über moderne strategische Bomber.
- Die Luftwaffe

Bei Kriegsbeginn lag das Schwergewicht der deutschen Luftrüstung bei Flugzeugen zur Erringung der Luftüberlegenheit und zur Gefechtsfeldunterstützung hochmobiler Truppen. Bei den Jagdflugzeugen setzte man auf die im spanischen Bürgerkrieg im Rahmen der Legion Condor bewährte Messerschmitt Bf 109, die ab 1939 in der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der Kampfzerstörer Messerschmitt Bf 110 sollte den Bombern einen Weg durch feindlichen Jagdschutz bahnen, Bomber abschiessen und weitreichende Luftaufklärung durchfühen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente der ebenfalls spanienerprobte Doppeldecker Henschel Hs 123, der sowohl als Schlachtflieger wie auch als Sturzkampfbomber mit maximal vier 50kg Bomben zum Einsatz kam. Noch vor dem Frankreichfeldzug wurde die HS 123 als Sturzkampfbomber von der leistungsstärkeren Ju 87 abgelöst. Die Kampfgeschwader der Luftflotten 2 und 3 waren zu Beginn des Westfeldzuges mit zweimotorigen Bombern der Typen Heinkel He 111, Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 ausgestattet. Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf ein ziviles Muster, die Junkers Ju 52, zurück, die zwar bereits 1939 veraltet aber überaus zuverlässig war und bis Kriegsende zum Einsatz kam.
Die Luftflotte 2 unter General Albert Kesselring war für die Luftunterstützung der Heeresgruppe B verantwortlich. Sie bestand aus dem IV. und VIII. Fliegerkorps (Keller und Richthofen) sowie Jagdverbänden. Im Bereich der Heeresgruppe B sollte auch das Luftlandekorps unter General Student zum Einsatz kommen, das aus der 7. Fallschirmdivision und der 22. (Luftlande) Infanterie-Division unter Generalmajor Graf von Sponeck sowie dem II. Flak-Korps unter General Deßloch bestand.
Die Luftflotte 3 unter General Hugo Sperrle war der Heeresgruppe A zugeordnet und verfügte über die Fliegerkorps I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), den Verbänden des Jagdfliegerführers 3 sowie einem Flak-Korps.
Zu Beginn des Westfeldzuges standen den beiden Luftflotten insgesamt ca. 1000 Jagdflugzeuge Me-109, ca. 220 Kampfzerstörer Bf 110, ca. 1100 zweimotorige Bomber, ca. 320 Sturzkampfbomber Ju-87 und 45 Schlachtflieger Hs-123 zur Verfügung. An ihre operativen Grenzen stießen diese Waffensysteme bereits in der Schlacht um Dünkirchen, als eine vorwiegend zur Nahunterstützung der Bodentruppe konzipierte Luftwaffe auf eine vergleichbar ausgerüstete und hochmotivierte Royal Air Force stieß.
Die Ausgangslage
Der „Sitzkrieg“

Mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 erklärten die Alliierten Deutschland den Krieg, eine Offensive zur Entlastung der Polen fand allerdings nicht statt. Frankreich beschränkte sich auf ein Vorrücken bis zum Westwall, das Britische Expeditionskorps (BEF) begann Truppen nach Nordfrankreich zu verlegen. Als Polen nach dem sowjetischen Einmarsch kapitulierte, zog der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin seine Truppen bis 4. Oktober 1939 wieder an die Maginotlinie zurück.
Die folgenden Monate wurden als die Zeit des Sitzkrieges (La drôle de guerre) bezeichnet, da sich Aktivitäten auf beiden Seiten auf Aufklärung beschränkte. Im politisch zerstrittenen Frankreich nahm die Kriegsmüdigkeit weiter zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die politische Kehrtwendung des Kremls, der der starken französischen kommunistischen Partei über die Dritte Internationale den Auftrag erteilt hatte, alle Volksfront-Bündnisse mit den Sozialisten abzubrechen und die Kriegsanstrengungen des Landes zu sabotieren. Stalin am 8. September 1939 vor Molotow, Schdanow und Dimitroff [5]:
„Der Krieg wird zwischen zwei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt....wir haben nichts dagegen, wenn sie aufeinander einschlagen und sich schwächen. Nicht schlecht, wenn Deutschland die Lage der reichsten kapitalistischen Länder (vor allem Englands) ins Wanken brächte... Die Kommunisten der kapitalistischen Länder müssen entschieden gegen ihre Regierungen, gegen den Krieg auftreten.“
Als die kommunistische Agitation nicht nur verbal erfolgte, sondern sich Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie zu mehren begann,[6] wurde die Kommunistische Partei Frankreichs am 27. September 1939 verboten.
Unternehmen Weserübung: Besetzung Dänemarks und Norwegens
Dänemark und Norwegen waren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben, was den Briten die Blockade der Nordsee wesentlich erleichtert hatte. Den Vorschlägen des deutschen Oberkommandos der Marine (OKM) bezüglich einer Besetzung dieser beiden Länder zeigte sich Hitler zunächst abgeneigt, am 14. Dezember gab es dann doch grünes Licht für die Planung einer Invasion. Hinter diesem Entschluss stand auch das Bestreben die Zufuhr des kriegswichtigen schwedischen Eisenerzes politisch und materiell abzusichern. Ein Besitz Norwegens würde auch eine zukünftige Kooperation mit Finnland wesentlich erleichtern. Auch die Briten und Franzosen hatten Pläne, sich in diesem Raum zu binden. Der Hauptgrund war zunächst die Invasion Finnlands durch die Sowjetunion (1.Februar 1940). Nachdem Frankreich am 2. März die Entsendung von 50.000 Freiwilligen zur Unterstützung Finnlands beschlossen hatte, entschloss man sich auch in Großbritannien zur Unterstützung Finnlands und plante ab 20. März zwei Divisionen in Trondheim und Narvik anzulanden [7]. Diese Pläne wurden mit dem Waffenstillstand zwischen Finnland und der Sowjetunion am 12.März 1940 obsolet. Am 3.April beschloss das britische Kabinett dennoch Truppen nach Norwegen zu entsenden, sie sollten nun die Lieferung von schwedischem Eisenerz nach Deutschland unterbinden. Weitgehend zeitgleich startete die Wehrmacht in der Nacht zum 10. April 1940 das Unternehmen Weserübung. Die Royal Navy fügte den mit Masse auf dem Seeweg vorgehenden Invasiontruppen zwischen dem 10. und 13. April erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch keine der Anlandungen verhindern und musste sich nach Luftangriffen weitgehend aus dem Küstengebiet absetzen. Die ab 15. April in Narvik und Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen konnten ihre Ziele ebenfalls nicht erreichen und wurden bis 8.Juni evakuiert. In Frankreich wie in Großbritannien löste die Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich wurde Paul Reynaud Ministerpräsident, Daladier übernahm das Heeresressort. Auch in London musste der Premierminister (Neville Chamberlain) wegen der Durchführung des Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe einstecken. Obwohl er die Vertrauensabstimmung − wenn auch knapp − gewann, trat er dennoch zurück. Sein Nachfolger wurde am 10.Mai Winston Churchill, der eine Konzentrationsregierung bildete. Mit der Räumung von Narvik wurde am 8.Juni 1940 das letzte Truppenkontingent aus Norwegen abgezogen.
FALL GELB - Die Umsetzung


Die Invasion der Niederlande und der Dyle-Breda Plan
- Deutsche Maßnahmen
Der Angriff begann am 10. Mai 1940 um 05:35. Die Grenzbefestigungen der Belgier entlang des Albert-Kanales (Fort Eben-Emael) und der Holländer wurden handstreichartig oder unter Einsatz schwerer Waffen genommen, der Wettlauf Richtung Nordsee begann. Die Angreifer wollten zumindest in Holland das Eingreifen der Alliierten verhindern und darüber hinaus Verbindung mit jenen Luftlande- und Fallschirmtruppen aufnehmen, die man am 10.Mai im Bereich der „Festung Holland“ (Festungsbereich um die Städte Den Haag, Amsterdam und Rotterdam) abgesetzt hatte. Die handstreichartige Besetzung der Flughäfen war an der starken Verteidigung gescheiterte. Die im Bereich der Hauptstadt Den Haag auf den Flugplätzen von Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg mit Ju 52 anlandenden Teile der 22. Infanteriedivision hatten zwei Drittel ihrer Stärke eingebüßt. Auch der Fallschirmeinsatz der 7. Fliegerdivision verlief verlustreich, es gelang aber immerhin die Brücken im Hollandsch Diep bei Moerdijk, über die Waal bei Dordrecht, und die Neue Maas (Lek) bei Rotterdam sowie bei Arnheim unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Bei diesen Einsätzen gingen mehr als die Hälfte der 220 Transportflugzeuge verloren, weitere 60 wurden beschädigt. Von den angelandeten Einheiten fielen 40 Prozent im Kampf, wurden verwundet oder gefangen genommen. Am 12. Mai erreichte die 9. Panzerdivision Moerdijk, damit war Holland auf dem Landweg abgeschnitten, eine Unterstützung durch französische 7.Armee nur mehr auf dem Seeweg möglich. Giraud beschränkte sich deshalb auf die Verteidigung der Küste der Westerschelde bis Antwerpen. Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einem der Eckpfeiler der „Festung Holland“ gekämpft. Als am 13. Mai ein erster Versuch den holländischen Stadtkommandanten, Oberst Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu bewegen, scheiterte, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee General Küchler seinen Unterhändlern, den Verteidigern von Rotterdam am Folgetag einen vernichtenden Bombenangriff auf die Stadt anzudrohen, der um 15:00 notfalls auch durchgeführt werden sollte. Die Verhandlungen mit dem Stadtkommandanten begannen um 12:10 und verliefen schleppend, die Waffenruhe sollte für weiterführende Verhandlungen bis 18:00 verlängert werden.
Um 15:03 griff das Kampfgeschwader 54 in zwei Formationen mit insgesamt 87 Bombern an. Angeblich warfen einige Bomber ihre Last nicht ab, da rote Leuchtkugeln während des Angriffs gesichtet wurden. Dies wurde als Signal „Stadt ist eingenommen/hat kapituliert“ vereinbart.
Insgesamt fielen ungefähr 95 Tonnen Sprengbomben in die historische Altstadt von Rotterdam, während die Übergabeverhandlungen noch nicht abgeschlossen waren. Mehr als 900 Zivilpersonen fanden den Tod. Dieses Ereignis wird als entscheidend für die Gesamtkapitulation der niederländischen Streitkräfte im Mutterland gesehen, die am 15.Mai erfolgte.
- Alliierte Maßnahmen
Da das deutsche Angriffsschwergewicht im Norden Belgiens angenommen wurde, begannen Franzosen wie Briten am 10. Mai mit ihrem Vorstoß zur Dyle-Breda Stellung. Die britische Expeditionsdarmee (BEF) sollte den Abschnitt zwischen Wavre und Löwen und die französische 1. Armee den Abschnitt von Wavre bis zum Maasknie bei Namur besetzen. Die französische 9.Armee begann ihren linken Flügel bis zur belgischen Maas und bis Namur vorzuschieben. Zuletzt wurde noch die französische 7. Armee über Antwerpen Richtung Breda in Marsch gesetzt. Das Schlüsselgelände der Dyle-Stellung war das „Trouée de Gembloux“, die Gembloux-Lücke, wo sich die Verteidiger auf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Am 12.Mai kam esw in bei Mons zu einem historischen Treffen bei dem sich der belgische König Leopold III., der französische Verteidigungsminister Daladier und General Georges darauf einigten, dass General Billotte, die die koordinierung der Kämpfe in Belgien übernehmen würde. Um der 1.Armee Zeit zu verschaffen auch hier entsprechende Abwehrmaßnahmen zu treffen, wurde in diesem Abschnitt das einem deutschen Panzerkorps vergleichbare Korps Prioux (1. und 2. leichte mechanisierte Division) mit ihren mehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. Am 12. Mai konnte Prioux das Panzerkorps Hoepner, das über Lüttich Richtung Gembloux vorstieß, bei Hanut stoppen und seinen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Am Folgetag gelang Hoepner durch Schwergewichtsbildung und Luftwaffenunterstützung der Durchbruch durch das lineare Dispositiv von Prioux, dem der Stoß und der Einbruch in die Gemblouxstellung folgte. Hoepners Stoß war ein wichtiger Teil jenes Ablenkungsmanövers, das Liddell Hart mit einem Stierkampf verglich:
„Die Heeresgruppe B im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der Heeresgruppe A konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die entblößte rechte Flanke stoßen.“
Am 15. Mai unterzeichnete General Winkelman die Kapitulation der niederländischen Armee. Königin Wilhemina hatte zuvor das Land verlassen und eine Fortführung des Widerstandes angekündigt. Ihre Streitkräfte hatten während der fünftägigen Kämpfe 2890 Tote, 29 Vermisste und 6899 Verwundete zu beklagen.
Die Dyle-Stellung wurde von der Heeresgruppe am 16. April durchbrochen, einen Tag später fiel Brüssel, die belgische Armee wurde im Raum Brügge eingekesselt und ergab sich am 28. Mai. König Leopold III. ging mit seinen Soldaten in Gefangenschaft. Die Verluste der belgischen Streitkräfte betrugen 7500 Gefallene und 15850 Verwundete.
Durch die Ardennen
- Deutsche Maßnahmen
Mit der Panzergruppe Kleist hatte man − erstmals in der Kriegsgeschichte − einen mechanisierten Verband in Armeestärke formiert, ihm jedoch die entsprechende Bezeichnung und auch einen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt, was ebenso zu Friktionen führte wie der von der Heeresgruppe A befohlene treffenweise Einsatz. Die Korps der Panzergruppe mussten hintereinander vorgehen, obwohl sie die Maas gleichzeitig überschreiten sollten. Dies erschwerte ein Unternehmen, dessen Erfolgsaussicht eng mit dem Faktor Zeit verbunden war. Der Erfolg hing davon ab, dass man Belgiern und Franzosen keine Zeit ließ ihren Einsatz in den Ardennen zu koordinieren und Verstärkungen heranzuführen. So gab der Führer der Angriffsspitze, Generalleutant Guderian, bei seinem XIX. Korps (1., 2. und 10. Panzerdivision, Infanterieregiment „Großdeutschland“) das Motto aus: „In drei Tagen an die Maas, am vierten Tag über die Maas.“[8] In dieser Zeit hatte die Angriffsspitze 170 km kurvenreiche Straßen in oft tief eingeschnittenen Tälern zu bewältigen, wobei neben den luxemburgischen Grenzsperren zwei belgische und eine französische Befestigungslinie zu überwinden waren. Erst dann stand man mit der Überwindung der Maas und der starken Befestigungswerke im Bereich Sedan vor der eigentlichen Herausforderung, der Überwindung der Maas und der Bildung eines Brückenkopfes. Die Marschplanung hielt lediglich einen Tag. Eine angebliche Flankenbedrohung zwang zu Umgliederungen, zahlreiche Brücken- und Straßensprengungen hemmten das Marschtempo, Infanterieverbände der nachfolgenden Armeen zwängten sich in die Marschkolonnen der Panzergruppe. Dies führte zu einem Stau der Marschkolonne, der eine Länge von 250 km aufwies. Wider Erwarten erreichten die Spitzen Guderians dennoch planmäßig die Maas bei Sedan. Es war dies am Abend des 12. Mai, also bereits 57 Stunden nach Angriffsbeginn.
- Alliierte Maßnahmen
Die Belgier hatten zur Sicherung der Ardennen die Gruppe „K“ (1. Ardennenjägerdivision, 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihr Aufgabe war es, die zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen und sich nach kurzen Gefechten bei Lüttich hinter die Maas abzusetzen und dort gemeinsam mit den Hauptstreitkräften das belgische „Réduit“ zu verteidigen. Die Franzosen hatten bezüglich der Verteidigung der Ardennen mit den Belgiern keine Detailabsprachen getroffen, was in der verfügbaren Zeit nicht mehr nachzuholen war. Es kam daher zu keiner nennenswerten Zusammenarbeit der Gruppe „K“ mit der französischen 5. leichten Kavalleriedivision, der die Überwachung des Vorfeldes der Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies sich trotz des günstigen Geländes als nicht sehr standfest.
Durchbruch bei Sedan und Houx
- Der deutsche Angriff
Der Angriff über die Maas wurde von General Kleist auf den 13.April festgelegt. Die fehlende Artillerieunterstützung sollte durch den Einsatz der Luftwaffe kompensiert werden. Der dem Angriff vorgestaffelte Bomberschlag stellte bislang den massivsten Einsatz der Luftwaffe auf einem derart schmalen Frontabschnitt dar [2].
So kamen in den 90 Minuten vor Beginn der Bodenoffensive 750 Bomber und Stukas zum Einsatz. Nach Verlegung der Bombereinsätze hinter die Front konnten die der 1. Panzerdivision unterstellten Teilen des Infanterieregimentes Großdeutschland rasch Brückenköpfe über die Maas errichten und diese bis zum Einbruch der Dämmerung bis auf den Kamm der Höhen von Marfée (2 km südlich des Flusses) ausdehnen. Die unterstellten Sturmpionieren der 10. Panzerdivison benötigten mehreren Ansätze um am Südufer Fuß zu fassen, während die Infanterie der 2. Panzerdivision erst im Laufe der Nacht und mit Hilfe des linken Nachbarn einen Weg über den Fluss fand.
Da Guderian das Bilden von Brückenköpfen allein der Infanterie seiner Panzerdivisionen übertragen hatte, rollten die ersten Panzer erst in den Morgenstunden des 14. Mai über die bei Sedan errichtete Pontonbrücke. Auf ihr überquerten an diesem Tag 60.000 Mann sowie 22.000 Fahrzeuge, davon 850 Panzer die Maas, was dem Einbruch eine operative Dimension verlieh. Neben dem Korps Guderian Sedan überschritt an diesem Tag auch das Panzerkorps Reinhardt die Maas und zwar bei Monthermé. Dem Panzerkorps Hoth war es bereits am 12. Mai gelungen die Maas zu überschreiten. Der Übergang erfolgte 30 km nördlich des Korps Reinhard bei Houx und konnte am 13. Mai trotz starker Gegenwehr und geringer Luftunterstützung von der 7. Panzerdivision (Rommel) und der 5. Panzerdivision (von Hartlieb) zum Brückenkopf ausgeweitet werden.
DIE VERTEIDIGER VON SEDAN
Die Überzeugung, dass die Ardennen für Panzer unpassierbar sind („Les Ardennes sont impérmeables aux chars!“) hatte sich in der französischen Armee zum Dogma entwickelt.[9]Der für diesen Abschnitt verantwortliche Oberbefehlshaber der 2. Armee (General Huntziger) vertrat deshalb die Meinung, dass es den Deutschen auf keinen Fall gelingen würde die Maas vor dem Ablauf zweier Wochen zu erreichen. Da man darüber hinaus eine weitere Woche für die Vorbereitung eines Maasüberganges veranschlagte, war man überzeugt, bei Sedan unter keinen Zeitdruck geraten zu können. Man maß diesem Abschnitt daher eher geringe Bedeutung bei und setzte mit der 55. Infanteriedivision (Lafontaine) nur eine Division der Kategorie B (Reservisten über 30 Jahre) ein. Die Schäden durch das massive Bombardement waren erstaunlich gering, die meisten Bunkeranlagen wurden auch noch in den Abendstunden zäh verteidigt. Nachteilig wirkte sich lediglich die Unterbrechung der meisten Fernmeldeverbindungen aus, auch die Stellungen der Feldartillerie erhielten zahlreiche Treffer. Gegen 19:30 bemerkte ein Offizier des Stabes der 19. Infanteriedivision wie größere Mengen teilweise unbewaffneter Soldaten am Divisionsgefechtsstand bei Bulson vorbeizogen, der sich 5 km hinter der Front befand. Sie berichteten von einem deutschen Panzerdurchbruch und waren auch unter Androhung von Waffengewalt nicht zu stoppen. Die Dämme brachen endgültig, als der Führer des Artillerieregimentes seine Batterien ohne Befehl zurücknahm und sich auch Divisionskommandeur Lafontaine samt Stab nach rückwärts absetzte. Da deutsche Panzer erst am Folgetag die Maas überquerten, beruhte die „Panik von Bulson“ auf einer Falschmeldung, durch die nicht nur die Masse der 19. sondern auch Teile der benachbarten 71.Infanteriedivision in Panik gerieten.
Am Nachmittag des 13.Mai erhielt General Lafontaine von Korpskommandant Gransard den Befehl, mit der Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, zwei Panzerbataillone) unverzüglich anzutreten und den deutschen Brückenkopf zu beseitigen. Lafontaine trat jedoch erst 15 Stunden später an und traf bereits an der Höhenschwelle auf Panzer der 1. Panzerdivision. Das Gefecht wurde nach schweren Verlusten auf beiden Seiten durch deutsche 8,8 cm Kanonen entschieden, die Reste der Angreifer setzten sich ab, die 1. Panzerdivision stieß nach. Auch aus der Luft wurde an diesem Tag der Versuch unternommen zumindest einer Erweiterung des Brückenkopfes zu unterbinden. Ziel war die Pontonbrücke bei Sedan. Dem Ernst der Lage entsprechend warfen sowohl Franzosen wie Briten namhafte Kräfte in die Schlacht. Der Erfolg blieb aus, die Alliierten verloren 167 Maschinen ohne die Brücke zu treffen oder das Übersetzen ernsthaft behindern zu können.
Am Nachmittag des 14. Mai hatte General Flavigny mit seinem verstärkten XXI.Armeekorps die Ausgangsstellung für den Gegenangriff bezogen. Er hatte wie Lafontaine den Auftrag über Bulson angreifend mit seinen sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter die 3. Panzerdivision, den deutschen Brückenkopf einzudrücken. Die Chancen standen ausgezeichnet. Seinen mehr als 300 Panzern standen zu diesem Zeitpunkt lediglich 30 Panzer IV der 10.Panzerdivision und Teile des Infanterieregimentes Großdeutschland gegenüber. Doch General Flavigny gab keinen Angriffsbefehl. Von den Berichten der zurückströmenden geschlagenen Korpsreserve beeindruckt zog er die 3. Panzerdivision auf 20 km Breite linear auseinander und ließ sie zur Verteidigung übergehen. Seine Begründung: „Ich wollte um jeden Preis eine Katastrophe vermeiden!“ [10]Als General Huntziger (2. Armee) am Abend den, Abwehrerfolg' an General Georges (Oberbefehlshaber der Nordostfront) meldete, befahl dieser wütend die Panzer wieder zu sammeln und unverzüglich zum Angriff überzugehen. Als es Flavigny aber bis zum Abend des Folgetages nicht gelang die 3. Panzerdivision wieder zu sammeln, blies er den Angriff erneut ab und löste den Divisionskommandeur ab. In der Folge verzettelten sich die Kämpfe in Einzelaktionen, in deren Mittelpunkt das auf einer Geländerippe gelegene Dorf Stonne stand. Es hat vom 15. bis 17. Mai siebzehn mal den Besitzer gewechselt.
- Politische Reaktionen der Alliierten
Nachdem Churchill am Morgen des 15. Mai einen Anruf des französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, dass „die Schlacht verloren“ sei, flog er am Folgetag nach Paris und traf dort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier und Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach dem Lagevorrtrag Gamelins, der die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill die Frage nach den operativen Reserven, die von Gamelin mit „Aucune“ (keine) beantwortet wurde. [7]
Der Vorstoß zur Kanalküste
- Deutsche Maßnahmen
Der 14. Mai wurde zum entscheidenden Tag für beide Kontrahenten. Die Detailplanung des Fall Gelb endete mit der Einnahme von Sedan. Alle vorgesetzten Kommanden der Panzergruppe Kleist bis hinauf zum Oberkommando der Wehrmacht waren zumindest an diesem Tag der Meinung, dass eine Konsolidierung des Brückenkopfes absolute Priorität habe. Die Verantwortung für diese Konsolidierung übertrug die Heeresgruppe A der 12. Armee (Generaloberst List) Rundstedt hatte überdies entschieden, ihr zu diesem Zweck auch die Panzergruppe Kleist zu unterstellen. Kleist wehrt sich sowohl gegen die Unterstellung als auch gegen die Verwässerung des Sichelschnittplanes, der einen raschen Stoß zur Küste vorsieht. Ihm war klar, dass seine Panzergruppe nur dann Aussicht auf Weiterbestand haben würde, wenn es seinen Korps gelänge vollendete Tatsachen zu schaffen und wieder Abstand zur nachdrängenden Infanterie zu gewinnen. Seine Korps kamen diesen Intentionen entgegen, in dem sie teilweise unter Missachtung von Befehlen nicht nur mit teilen, sondern mit Masse weiter Richtung Westen vorgingen. So ließ Guderian zum Schutz des Brückenkopfes Sedan lediglich die 10. Panzerdivision und das Regiment Großdeutschland zurück und ging mit der 1. und 2. Panzerdivision auf Montcornet vor, wo er am 16. Mai auf Teile der 6. Panzerdivision des Panzerkorps Reinhard traf, die den Ort bereits am Vortag mit einer Kampfgruppe genommen hatten. Weiter nördlich rieb das Panzerkorps Hoth am 15. Mai die 1. französische Panzerdivision bei Flavion auf, in der Nacht zum 17. Mai führt Rommel seinen Panzervorstoß nach Le Cateau durch. In dieser Phase kam es auch zu einem Stimmungsumschwung im Oberkommando. Während im Oberkommando des Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht einzog und jedermann den Panzerstoß vorantreiben wollte, wuchs Hitlers Furcht vor verhängnisvollen Flankenangriffen genauso wie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Halder notierte am 17. Mai 1940 in seinem Tagebuch:
„Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben.“
Diese Erregung führte am 17. Mai zur (kurzfristigen) Ablösung Guderians durch Kleist und zum „Haltebefehl von Montcornet“, der erst am 18. Mai 18:00 Uhr aufgehoben wurde. Nach Aufhebung des Haltebefehls erreichte die 6. Panzerdivision am Abend des 20. Mai bei Noyelles die Kanalküste ohne auf ernsthaften Widerstand zu stoßen, die 7. Panzerdivision hingegen wurde am 20. Mai bei Arras in einen heftigen, aber schlecht koordinierten Gegenangriff des britischen Expeditionskorps verwickelt, der − nicht ohne erhebliche Verluste − abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai waren die deutschen Verbände bis auf 15 km an Dünkirchen herangekommen.Teile hatten bereits das letzte natürliche Hindernis, den Aa-Kanal überschritten. Zwischen ihnen und dem einzigen noch verbliebenen Kanalhafen der Alliierten befanden sich keine nennenswerten alliierten Verbände, diese standen mit Masse noch immer etwa 100 Kilometer landeinwärts im Gefecht mit der 6. und 18. Armee. Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Haltebefehl, jener von Dünkirchen.
- Alliierte Maßnahmen
Die Alliierten waren zu Beginn des deutschen Angriffes keineswegs ohne Reserven. Neben der 7.Armee konnte das starke Kavalleriekorps Prioux sowie vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Gebunden wurde zunächst nur das Kavalleriekorps. Als sich das deutsche Schwergewicht im Raum Niederlande und Belgien abzuzeichnen schien, setzte der Oberbefehlshaber Gamelin trotz der Proteste von General Georges
- die 7. Armee (Giraud) nach Holland in Marsch, wo sie in den Strudel der Kapitulation des Landes geriet.
- Die 3. Panzerdivision (Brocard) versäumte bei Sedan den Zeitpunkt für den Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den Gefechten um Stonne.
- Die 1. Panzerdivision (General Bruneau) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 Char B, am Vormittag des 15.Mai bei Flavion von Rommels 7. Panzerdivision beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment 31 der 5. Panzerdivision zerschlagen, das lediglich über 30 Panzer der Typen III und IV verfügte.
- Die 2. Panzerdivision (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und der Troß auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung des Verbandes. Aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission [11]:
„Am 16. 5. gibt es keine 2. Panzerdivision mehr, sondern nur verstreute Einheiten, deren Führer mit allen Mitteln bemüht sind, Ordnung zu halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen und deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen aller Art sich um sie streiten und die Verwirrung vermehren.“
- Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) war es, die der deutschen Führung die größten Sorgen bereitete. De Gaulle griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her Richtung Norden an, überrollte einige deutsche Fahrzeugkolonnen und konnte erst am Ortsrand von Montcornet von Panzerabwehrkanonen und 8,8cm Geschützen gestoppt werden. Nach Stukaangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzerdivision musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals und zwar bei Crécy sur Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden.
Nach der Zerschlagung der unmittelbar verfügbaren Reserven kam es am 19. Mai zum einzigen Eingreifen von Gamelin in die Schlacht. Er ordnete einen Angriff an, der gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutsche Panzerspitze abschneiden sollte. Gamelin wird allerdings noch am gleichen Tag von General Weygand abgelöst. Dieser nimmt in seinem ersten Befehl die Gegenangriffsweisung zurück, berät sich mit allen Beteiligten und gibt dann am 22.Mai seinen „Weygand-Plan“ bekannt. Dieser sieht einen Zangenangriff der Heeresgruppe 1 (Billotte) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe 3 von Süden her vor. Dazu Churchill:
„Man wird erkennen, dass Weygands neuer Plan sich nur durch seine energische Formulierung von dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied.“[7].
In der Zwischenzeit war es aufgrund britischer Initiative bereits zu einem Gegenangriff bei Arras gekommen. Der schlecht koordinierte Angriff fügte den deutschen Kräften zwar Verluste zu, (Rommels Panzerdivision beklagte an diesem Tag 89 Tote, 80 Vermißte und 116 Verwundete) schlug jedoch nicht durch. Die Durchführung des eigentlichen Weygandplanes wurde mehrmals verschoben und am 27.Mai ad acta gelegt.
„Rätsel“ Dünkirchen
- siehe auch: Schlacht um Dünkirchen

Nach dem Scheitern der Gegenangriffe auf Sedan kam es zum Sinneswandel im Oberkommando des Heeres (OKH). Generaloberst Brauchitsch und sein Generalstabschef Halder waren nun bereit aller Risiken des Sichelschnittplanes in Kauf zu nehmen und plädierten für einen raschen, ungebremsten Vorstoß zum Kanal und die unverzügliche Einschließung und Vernichtung der alllierten Kräfte nördlich der Somme. Hitler und vor allem das Kommando der Heeresgruppe A (Rundstedt) wollten zumindest das Risiko des ungebremsten Vorgehens nicht auf sich nehmen. Am 23.Mai wurden sie durch eine von der Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung, man sei nach bis zu 50% Verlusten an Panzern nicht stark genug für den Angriff nach Osten gegenüber starkem Feind.
Diese Meldung, die auch als verärgerte Reaktion auf die Zuordnung zahlreicher Nebenaufträge zu deuten ist, nahm die Heeresgruppe als willkommenen Anlass für den „Aufschließbefehl“, der am 23.Mai den Panzerverbänden die Unterbrechung des Angriffes für die Dauer von 24 Stunden verordnete. Über dieses Vorgehen Rundstedts verärgert, griff nun Brauchitsch erstmals persönlich ein und entzog der in der Zwischenzeit auf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A das Kommando über die 4.Armee (v.Kluge), der die „Panzergruppe Kleist“ und das „Korps Hoth“ unterstellt war und übertrug es der Heeresgruppe B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe B war nun allein für die rasche Einschließung und Vernichtung der im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen Alliierten Kräfte zuständig, während der Aufbau einer Front Richtung Süden Aufgabe der Heeresgruppe A sein sollte.
Diese nachvollziehbare Maßnahme hatte man Hitler nicht mitgeteilt, da dieser zur Front unterwegs war. Er erfuhr von diesem Befehl erst am Folgetag, dem 24.Mai, als er Generaloberst Rundstedt auf dessen Gefechtsstand in Charleville traf. Schwer verärgert über die , Eigenmächtigkeit' des Oberkommandos des Heeres hob Hitler den Unterstellungsbefehl auf und traf eine in der Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung. Nicht das Oberkommando des Heeres, sondern die Heeresgruppe A möge entscheiden, wann der Angriff auf Dünkirchen fortzusetzen sei. Es war also nicht Hitler, sondern Rundstedt, der am 24.Mai 12:45 den berühmt gewordenen Haltebefehl gab und es war auch Rundstedt, der diesen Haltebefehl drei Tage und acht Stunden später wieder aufhob. Während in dieser Zeit alle Versuche Hitler bzw. Rundstedt zur Weiterführung des Angriffes zu bewegen scheiterten, errichteten Briten und Franzosen unter Einsatz mehrerer Divisionen einen Verteidigungsring um die Hafenstadt. Er sollte die „Operation Dynamo“, die Evakuierung der bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, ermöglichen. Obwohl diese Operation praktisch erst am 28.Mai anlief, konnten bis 4.Juni dennoch insgesamt 338.682 Soldaten nach England übergesetzt werden. Zusammen mit den aus anderen Häfen übergesetzten Soldaten stieg die Zahl auf rund 370.000 Mann, davon ca 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung der Rettung des britischen Expeditionskorps beruhte auf der Tatsache, dass es sich bei den Briten ausschließlich um Berufssoldaten handelte, ohne die der rasche Aufbau eines schlagkräftigen Heeres auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht nur schwer vorstellbar gewesen wäre.
Die Bedeutung des Haltebefehls spiegelt sich auch heute noch in der Existenz verschiedener Theorien wieder, die sich um die Deutung von Hitlers Motiven bemühen. Der Historiker Karl-Heinz Frieser führt den Befehl auf die Tatsache zurück, dass Hitler vor Rundstedt und dem Oberkommando des Heeres demonstrieren wollte, dass ihm als Oberkommandierenden der Wehrmacht alle wichtigen Entscheidungen zustehen, nicht zuletzt auch in Hinblick auf die Zuordnung von Verdiensten nach dem absehbaren Sieg über Frankreich [2].
Ohne Zweifel hat ihn dabei auch Göring bestärkt, der ihm am 23.Mai versicherte, dass er mit „seiner“ Luftwaffe den Alliierten in Dünkirchen allein den „Gnadenstoß“ versetzen könne. Dieses Versprechen konnte er nicht einlösen. Den Briten gelang es, nicht zuletzt aufgrund der kurzen Anflugwege von ihren südenglischen Basen, immer wieder die Luftherrschaft über Dünkirchen an sich reißen und dabei 156 deutsche Flugzeuge abzuschießen [12], nicht ohne selbst 177 Flugzeuge zu verlieren. [13]. Da auch noch Schlechtwetterperioden den Einsatz der Luftwaffe hemmten, blieb Görings Gesamtbilanz weit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt.
FALL ROT
Da der größte Teil der BEF und die besten Truppenverbände Frankreichs während des Fall Gelbs in Belgien standen und so eingekesselt waren, verfügte Frankreich nur noch über weniger gut ausgestattete Verbände. In Paris gab man die Hoffnung auf, das Land nun noch gegen Deutschland verteidigen zu können. Churchill stellte bei seinem Besuch am 16. Mai in Paris Niedergeschlagenheit fest. Die Regierung hatte begonnen, ihre Archive zu vernichten und die Behörden bereiteten sich auf eine Evakuierung vor.
Am 5. Juni nahm die Wehrmacht ihre Offensive wieder auf. Zwischen dem 5. und dem 10. Juni wurden die letzten Verbände zwischen der Front und der französischen Hauptstadt aufgerieben. Die ersten deutschen Verbände erreichten am 9. Juni westlich von Paris die Seine. Die französische Regierung floh nach Bordeaux und erklärte die Stadt am 10. Juni zur Offenen Stadt.
Am 11. Juni reiste Churchill erneut nach Frankreich, um sich in Briare mit dem französischen Kriegsrat zu treffen. Dieser forderte mehr Flugzeuge von Churchill, um der Luftwaffe entgegenwirken zu können. Churchill lehnte dies jedoch ab, da die Flugzeuge für die Verteidigung Großbritanniens benötigt wurden. Churchill hoffte durch intensive diplomatische Bemühungen um einen Beistand durch die USA Frankreich zur Fortsetzung des Krieges ermutigen zu können. Die von Präsident Franklin D. Roosevelt inoffiziell getätigten Zusagen von Hilfslieferungen an Frankreich konnten die Auflösung der französischen Streitkräfte jedoch nicht aufhalten.
Östlich von Paris wurde am 12. Juni bei Châlons-sur-Marne der Widerstand gebrochen. 65 französische Divisionen konnten u. a. wegen der Nachschublage die Weygand-Linie an Somme und Aisne nicht lange halten. Paris fiel am 14. Juni in deutsche Hand. Am 15. Juni setzte der französische General und seit neun Tagen Staatssekretär des Kriegsstaates Charles de Gaulle nach Großbritannien über. Am 16. Juni erklärte der französische Premier Reynaud seinen Rücktritt.
Daraufhin beauftragte der französische Staatspräsident Albert Lebrun am 16. Juni den General Henri Philippe Pétain mit der Bildung einer neuen Regierung.
Ein dramatischer Versuch, seitens des britischen Kabinetts die politische Einheit Frankreichs und Englands zu deklarieren, scheiterte an der fortgeschrittenen Desolation innerhalb der französischen Führung. Petain gab am 17. Juni vielmehr den Befehl an die französischen Truppen, Ihre Waffen niederzulegen.
Dennoch verlas am 18. Juni de Gaulle in Absprache mit Churchill eine Erklärung im britischen BBC-Radio, worin er die Franzosen zur Fortsetzung des Kampfes gegen Hitler-Deutschland aufforderte. Die Rede wurde mehrfach ausgestrahlt, und die Zeitungen im noch unbesetzten Teil Frankreichs druckten diese ebenfalls ab. Die Resonanz auf die Rede war enorm und machte sie zur bekanntesten französischen Rede (in Frankreich als appel du 18 juin bezeichnet).
Bis zum 19. Juni fiel Brest in die Hand deutscher Truppen, wodurch Frankreich die Verbindung zum Ärmelkanal, und damit den kürzesten Weg nach Großbritannien, verlor. In der Operation Cycle und der Operation Ariel evakuierte die Royal Navy weitere Truppen der BEF sowie französische und polnische Verbände. Die Operationen dauerte bis zum 24. Juni. Es wurden über 160.000 Soldaten nach England übergesetzt.
Am 22. Juni wurde schließlich in Compiègne der Waffenstillstand geschlossen, der am 25. Juni um 1:35 Uhr in Kraft trat.
Folgen

An der Westfront begann nun die Luftschlacht um England. Deutschland und Italien rückten in den militärischen Fragen enger zusammen, was in der Entsendung des deutschen Afrikakorps zur Unterstützung der italienischen Offensive in Libyen und dem Balkanfeldzug deutlich wurde.
Opfer während des Westfeldzuges 1940 | Frankreich | Deutschland | Holland | Belgien und Luxemburg | Großbritannien |
Zivilbevölkerung | 350.000 (ges. Krieg) | Opfer durch Luftangriffe | 198.000 (ges. Krieg) | 4.400 (Lux, ges. Krieg) | |
Militär | 90.000 | 44.000 | 6.350 | 9.300 | 11.000 |
1,4 Millionen französische Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft, davon starben 40.000 als Kriegsgefangene nach dem Westfeldzug. Von den 350.000 zivilen Opfern kamen 60.000 bei deutschen Luftangriffen ums Leben; 90.000 wurden im Zusammenhang mit politischem Terror ermordet; 40.000 starben als Zwangsarbeiter. Während der deutschen Besatzungszeit kamen 20.000 Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung Résistance um. Mehrere hunderttausend Menschen unterschiedlicher Herkunft, darunter 160.000 Franzosen, wurden aus den besetzten Gebieten deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.
Am 16. Mai begann in den Gebieten östlich des Rheins die organisierte Verschleppung der dort erfassten Sinti und Roma, die Begründung lautete Spionageabwehr. Die dabei erprobte Methodik wurde in Folge für Deportationen von Juden und verfolgten Minderheiten in Deutschland angewendet.
Bedingungen des Waffenstillstandes

Die Bedingungen des Waffenstillstand von Compiègne waren -nicht zuletzt in Hinblick auf den noch nicht beendeten Krieg- hart.
- Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt (Artikel II.), die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden (Artikel III.). Elsass-Lothringen wird unter deutsche Verwaltung gestellt.
- Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen (Artikel XVIII.)
- Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene (Artikel XX.)
- Die französischen Truppen werden demobilisiert und abgerüstet (Artikel IV.), später wird man der Vichy-Regierung Streitmächte in der Stärke von 100.000 Mann zubilligen.
Politische Teilung Frankreichs
Nach dem Waffenstillstand, der einer Kapitulation gleichkam erkannte Churchill am 28. Juni de Gaulle als Haupt aller Franzosen an, die den Krieg fortsetzen wollten. Daraufhin gründete de Gaulle die Forces Françaises Libres (dt. Freien Französischen Streitkräfte, kurz FFL). Er rekrutierte dafür die französischen Soldaten, die während der Schlacht um Frankreich und nach den Kämpfen in Norwegen nach Großbritannien evakuiert worden waren. Da die völkerrechtlich anerkannte französische Regierung − die im Namen Frankreichs den Waffenstillstand unterzeichnet hatte − nach wie vor auf dem nicht besetzten Territorium Südfrankreichs im Amt war, sind de Gaulles Freie Französische Streitkräfte faktisch als Freikorps zu betrachten, für die aus deutscher Sicht die Regeln der Genfer Konvention keine Anwendung finden konnten. Sowohl die Vertreter der sich formierenden Résistance als Widerstandsgruppe auf französischem Territorium auch die Freien Französischen Streitkräfte wären damit nach heutigem Verständnis als terroristische Vereinigungen anzusehen.
Im unbesetzten Teil Frankreich tagte am 10. Juli 1940 unterdessen das Parlament Pétains in Vichy. Die bestehende Verfassung der Dritten Republik wurde von den Parlamentariern außer Kraft gesetzt, obwohl dies verfassungswidrig war. Pétain wurde von der Versammlung zum neuen Staatsoberhaupt gewählt, obwohl Lebrun diesen Posten immer noch innehatte. Pétain baute eine autoritäre Diktatur auf, die der Deutschlands, Italiens und Spaniens ähnelte. Die Regierung Pétains wird daher als Vichy-Regime bezeichnet. Die Vichy-Regierung kollaborierte zunehmend mit den Deutschen, sowohl bei der Judenverfolgung als auch bei der Bekämpfung der Résistance. Dies machte die Regierung bei den Franzosen unpopulär.
Im Sommer 1940 gab es somit zwei Gruppierungen, die sich als französische Regierung ansahen. Die freien Franzosen unter de Gaulle im Londoner Exil und die Regierung unter Pétain in Vichy, im unbesetzten Teil Frankreichs.
Weitere politische Folgen
Italien trat unter der Führung von Benito Mussolini am 11. Juni 1940 an der Seite der Deutschlands in den Krieg ein. Rumänien änderte seine alliierten-freundliche Haltung und näherte sich den Achsenmächten an, welchen es später beitrat.
Außerdem wurde als „Belohnung“ für den erfolgreichen Feldzug die Steuerfreiheit der Zuschläge für Feiertags-, Wochenend- und Nachtarbeit eingeführt, die bis heute noch Bestand haben.
Versenkung französischer Schiffe durch die Royal Navy
Große Teile der französischen Flotte befanden sich mit Abschluss des Waffenstillstands unter Kontrolle der Vichy-Regierung. Die Briten befürchteten, dass diese Schiffe den Deutschen in die Hände fallen könnten. Zwar hatte der französische Admiral François Darlan die Flotte zum größten Teil nach Mers-el-Kébir, Algerien verlegt, um einen schnellen deutschen Zugriff zu verhindern. Churchill hatte bei seinem letzten Besuch des französischen Kriegsrat am 11. Juni die Zusicherung erhalten, dass die Flotte nicht den Deutschen ausgeliefert würde.
Bedenken der britischen Admiralität bestanden jedoch weiterhin. Daher wurden am 3. Juli die Operationen Grasp und Catapult eingeleitet. In der Operation Grasp wurden alle französischen Schiffe in britischen Gewässern gekapert und beschlagnahmt. In der Operation Catapult wurden die französischen Schiffe im Hafen von Mers-el-Kébir ultimativ aufgefordert, sich der Royal Navy anzuschließen, um entweder weiter gegen Deutschland zu kämpfen bzw. in britischen Häfen abzurüsten oder von britischen Schiffen zu französischen Häfen auf den westindischen Inseln eskortiert zu werden. Doch die französische Admiralität ließ das Ultimatum verstreichen. Die britischen Schiffe eröffneten das Feuer und versenkten einen großen Teil der französischen Schiffe, weitere wurden stark beschädigt. 1.297 französische Seeleute fanden dabei den Tod, 350 wurden verwundet. Während die Entschlossenheit Churchills in England und den USA auf Beifall stieß, war die französische Bevölkerung über den Vorfall schockiert.
Die „Blitzkriegslegende“
Der Westfeldzug wurde nach seinem Abschluss von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen, die auf dem raschen Vorstoß gepanzerter Verbände in enger Zusammenarbeit mit den Luftstreitkräften beruht. Man gab dieser Kampfform den Namen Blitzkrieg Diese Darstellung wurde von den Besiegten aufgenommen, weil das Auftreten von umwälzenden Neuerungen eigene Fehler und Versäumnisse entschuldbarer erscheinen ließ. Tatsächlich war der Westfeldzug nicht als Blitzkrieg konzipiert. So äußerte General Franz Halder unmittelbar nach dem Westfeldzug: „Das Ausland ist auf der Suche nach den neuen Methoden der Deutschen – diese waren es gar nicht. Krieg ist immer ein System von Aushilfen.“ Die eher konservativen Führer der Heeresgruppen sahen ihre wenigen Panzerdivisionen lediglich als Vorausabteilungen an, die sehr bald zum Halt gezwungen, von den zu Fuß nachrückenden Infanterieverbänden „geschluckt“ werden würden. Als dieser Fall nicht eintrat, haben sie immer wieder bremsend auf die mechanisierte Spitze eingewirkt, was bei Dünkirchen wesentlich zum scheitern der Einschließung des BEF und zum Gelingen der britischen „Operation Dynamo“ beigetragen hat. Man kann daher den Westfeldzug als „ [] nicht geplanten, aber geglückten Blitzkrieg bezeichnen, während der Angriff auf die Sowjetunion als geplanter, aber misslungener Blitzkrieg zu werten ist“ [2].
Weblinks
- Militärwissenschaftliche Zusammenstellung von C.M.V Abegglen
- Zusammenstellung der Opferzahlen (Englisch)
Literatur
- Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940 München: Oldenbourg, 1995 ISBN 3486561243 3. Aufl. 2005 (=Operationen des Zweiten Weltkrieges, Band 2)
- Ahlrich Meyer: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940 - 1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung., Darmstadt: WBG, 2000, ISBN 3-534-14966-1
Quellen
- ↑ Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. New York 1979, Seite 67
- ↑ a b c d Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, 1995
- ↑ Christienne/Lissaraque: Histoire de l'aviation militaire française. Seiten 373 ff.
- ↑ Pierre Cot: En 40 où etaient nos avions ?, in:Icare, Nr.57/71. Seiten 35-57
- ↑ Dimitroff. Tagebücher Band 1. Seite 273
- ↑ Alistair Horne: To lose a battle.(Penguin 1979) Seite 147.
- ↑ a b c Winston Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Bern 1954
- ↑ Mitteilung General a.D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: Blitzkrieg-Legende. Seite 129
- ↑ Liddell Hart: Jetzt dürfen sie reden. Seite 189 f.
- ↑ Pierre Le Goyet: Contre-attaques manquées, in:Revue Historique des armées. 4/1962. Seite 111
- ↑ zitiert in Hoth: Schicksal der französischen Panzerwaffe. Seite 376
- ↑ David Divine, The Nine Days of Dunkirch, White Lion Publrs., 1976, ISBN: 0727401955
- ↑ Richard Collier: Dünkirchen. Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S.331