Anschlag in München 2024
Am 5. September 2024 ereignete sich eine Schießerei in München; bei dem Schusswechsel mit Polizisten am Karolinenplatz in der Nähe des israelischen Generalkonsulats und des NS-Dokumentationszentrums wurde der mutmaßliche Angreifer, ein 18-jähriger österreichischer Staatsbürger bosnischer Abstammung, erschossen. Die Bayerische Polizei geht von einem islamistisch motivierten terroristischen Anschlag mit Bezug zum Israelischen Generalkonsulat in München aus. Der Vorfall ereignete sich am 52. Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats. Er wurde als antisemitische Tat verurteilt.
Attacke
Der mit einem älteren Repetiergewehr des Typs Karabiner 31[1] mit Bajonett bewaffnete Täter hatte in der Nähe des Generalkonsulats des Staates Israel und des NS-Dokumentationszentrums neun Schüsse, teils auf Gebäude, teils auf Polizeibeamte abgegeben. Das Magazin der Waffe fasst sechs Patronen.[2] Bei dem nachfolgenden Polizeieinsatz wurde der Mann niedergeschossen und starb am Tatort.[3][4][5][6]
Tatverdächtiger
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um Emrah Ibrahimovic, einen 2006 geborenen Österreicher, dessen Eltern aus Bosnien stammen.[7] Nach Informationen der Polizei wohnte er in Neumarkt am Wallersee im Land Salzburg und soll am Tag der Tat mit dem Auto nach München angereist sein.
Nach Angaben des österreichischen Innenministeriums ist er den österreichischen Behörden seit 2023 wegen einer möglichen islamistischen Radikalisierung aufgefallen.[8] In der Schule soll er ein Verhalten als strenggläubiger Muslim gezeigt haben und mit anderen Schülern in Streit geraten sein. Er habe auch Gewaltphantasien geäußert. Das österreichische Landesamt Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) in Salzburg habe deswegen bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt und Material gefunden, das eine dschihadistische Gesinnung vermuten ließ. Er sei offenbar Anhänger der von den Vereinten Nationen als terroristisch eingestuften Organisation Dschabhat al-Nusra gewesen.[9] Dem österreichischen Innenministerium zufolge war ihm ein behördliches Waffenverbot auferlegt worden.[8] Die von ihm am 4. September 2024 erworbene Waffe ist in Österreich frei verkäuflich, muss jedoch innerhalb von sechs Wochen registriert werden. Bei der Registrierung wäre aufgefallen, dass er einem Waffenverbot unterlag.[10]
Hintergründe
Motive und Hintergründe der Tat sind Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Hierzu wurde beim Bayerischen Landeskriminalamt eine Sonderkommission „Karolinenplatz“ eingerichtet.[11]
Die Tat fand am 52. Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats statt, bei dem 1972 elf Mitglieder der israelischen Mannschaft der 20. Olympischen Sommerspiele von der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September erst entführt und später ermordet wurden.
Reaktionen und Folgen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser stellte unmittelbar nach dem Angriff klar, dass der Schutz israelischer Einrichtungen oberste Priorität habe.[3] In einem Telefonat zwischen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog brachten beide ihr Entsetzen über die Tat zum Ausdruck. Herzog dankte den deutschen Sicherheitsbehörden für die schnelle Reaktion.[3] Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X: „Antisemitismus und Islamismus haben bei uns keinen Platz.“[12]
Das Ermittlungsverfahren wird von der bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelten Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus geführt.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Nathan Giwerzew (Berlin), Meret Baumann (Wien): Versuchter Terroranschlag in München: Warum war Emrah I. den deutschen Behörden unbekannt? In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung AG, CH-8008 Zürich, 6. September 2024, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Stuttgarter Zeitung: Schüsse in München: Ermittler: Einzeltäter, aber Motiv noch unklar. Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ a b c tagesschau.de: Schüsse in Münchner Innenstadt – Tatverdächtiger tot. Abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Schüsse in München: Tatverdächtiger soll Islamist gewesen sein. In: Der Spiegel (Online). 5. September 2024, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Medieninformation der Polizei München vom 05.09.2024. 1391. Terroristischer Anschlag – Maxvorstadt. In: polizei.bayern.de. Die Bayerische Polizei, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Deutschland: Ziel des Angriffs – das israelische Konsulat Maariv, 6. September 2024 (hebräisch)
- ↑ a b Versuchter Terroranschlag in München: Was bekannt ist. In: BR24live, br.de vom 5. September 2024
- ↑ a b Schütze von München hatte in Österreich Waffenverbot. Tagesschau, 5. September 2024, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Das ist über den Schützen von München bekannt bei tagesschau.de vom 5. September 2024
- ↑ Lilli Schaule, Manuel Rank: 18-Jähriger mit IS-Nähe und Waffenverbot: Bericht liefert neuen Verdacht zum Täter von München. In: merkur.de. 6. September 2024, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Schüsse in München: Angreifer schoss zuerst auf NS-Dokuzentrum, dann auf Generalkonsulat. In: sueddeutsche.de. 6. September 2024, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ tagesschau.de: Politiker verurteilen Antisemitismus und Islamismus. Abgerufen am 6. September 2024.
Koordinaten: 48° 8′ 43″ N, 11° 34′ 3″ O