Zum Inhalt springen

Tänzl von Tratzberg (Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2024 um 14:08 Uhr durch Manha28 (Diskussion | Beiträge) (Erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen der Tänzl von Tratzberg in der Fischnaler Wappenkartei

Die Tänzl Freiherren von Tra(t)zberg waren ein bayerisches, ursprünglich tirolisches Adelsgeschlecht das durch den Schwazer Silberbergbau zu Reichtum gelangte und 1935 im Mannesstamm erloschen ist.

Geschichte

Tirol

Der Nam Tänzl könnte auf den Personennamen Tanzo zurückzuführen sein. Die Stammreihe des ursprünglich bürgerlichen Geschlechts beginnt mit Jakob Tänzl, 1350 bzw. 1370 Bürger von Innsbruck. Kaiser Sigismund verlieh den Tänzl in Prag einen Wappenbrief. Den Grundstein für den Reichtum der Familie legte Jakob Tänzl, 1442 Bürger von Innsbruck[1] der sich als Gewerke am Schwazer Silberbergbau beteiligte. Das Geschäft übernahm sein Sohn, der Bergbauunternehmer Christian Tänzl († 1490). Von seinem erwirtschafteten Vermögen erwarb er in Tirol umfangreiche Besitzungen, wie Schloss Moos und Schloss Berneck. Kaiser Friedrich III. erhob die Tänzl 1470 in den Ritterstand und am 5. Juli 1483 in Graz den erbländischen Adelsstand. 1480 verkaufte er das von ihm erbaute Schloss Weiherburg an den Tiroler Landesfürsten Sigismund den Münzreichen. Sein Grabstein befindet sich in der Pfarrkirche von Schwaz.[2][3][4] Das 1502 verliehen Adelsprädikat „von Tratzberg“ leitete sich von Schloss Tratzberg ab, welche der spätere Kaiser Maximilian I. den Brüdern Simon und Veit Jakob Tänzl 1499 im Tausch gegen die Burg Berneck im Kaunertal überließ. Am 1. Februar 1502 bestätigte Kaiser Maximilian I. den Tänzl den Adel und eine weitere Wappenmehrung. 1511 wurden Veit Jakob und Simon Tänzl von Tratzberg in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen. Im Silberhandel konkurrierten sie mit den mächtigen Fuggern, konnten sich jedoch gegen diese nicht behaupten. Durch Misswirtschaft ging die das Familienunternehmen 1525 Konkurs. Darauf führten es die Söhne von Simon, Kaspar Joachim und Hans Jakob Tänzl, bis auch sie 1552 bankrottgingen. In dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts zogen die Tänzl nach Schwaben und später auch in die Oberpfalz.

Bayern

1627 fungierte Matthäus Tänzl von Tratzberg als Forstmeister von Unterliezheim. Der kurfürstlich-bayerische Kämmerer und Hofkriegsrat Karl Sigmund von Tänzl kaufte 1655 die Hofmark Traidendorf in der Oberpfalz. Durch die Heirat von Friedrich Eberhard Tänzl von Tratzberg 1668 mit Elisabeth von Rautenstein kam das Hammergut Dietldorf in Familienbesitz. Am 24. Oktober 1812 erfolgte für Joseph Aloys Tänzl von Tratzberg (* 1783), inkl. seinen und seines Vaters Geschwistern, sowie für Joseph Philipp Tänzl von Tratzberg (* 1793) und seinen Geschwistern die Eintragung in die Freiherrenklasse der Adelsmatrikel des Königreichs Bayern. Maximilian Freiherr Tänzl von Tratzberg (1838–1922) war Gutsbesitzer auf Schloss Dietldorf und Mitglied des Deutschen Reichstags. Die Familie soll 1935 im Mannesstamm erloschen sein. Als vermutlich letzte des Stammes starb Maria Antonie Freiin Tänzl von Tratzerg, Hofdame und Erzieherin der Prinzessinnen Gundelinde und Hildegard von Bayern, 1954 in Regensburg. Diese adoptierte 1943 Josef Freiherrn Tänzl von Trazberg (1899–1996), Herr auf Schloss Dietldorf und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Besitzungen (Auswahl)

Schloss Tratzberg
Schloss Dietldorf

Standeserhebungen

  • 16. Oktober 1437: kaiserliche Wappenbestätigung
  • 5. Juli 1483: erbländisch-österreichischer Adelsstand und Wappenmehrung
  • 1. Februar 1502: Adelsbestätigung und Wappenmehrung
  • 1511: tirolerische Landstandschaft
  • 19. Februar 1722: Reichsritterschaft des Ritterkantons Odenwald
  • 24. Oktober 1812: Freiherrenklasse in der bayerischen Adelsmatrikel[6]

Wappen

Historische Wappenbilder

Genealogie (Auswahl)

  1. Philipp Freiherr Tänzl von Tratzberg († 23. April 1875), königlich-bayerischer Kämmerer und Regierungsrat a. D.
    1. Maria Amalie Freiin Tänzl von Tratzberg (* 19. Januar 1825), Hofdame Herzogin Ludovika in Bayern
    2. Maria Anna Freiin Tänzl von Tratzberg (* 10. Februar 1826)
    3. Maximilian Ignaz Kajetan Maria Philipp Freiherr Tänzl von Tratzberg (* 28. März 1838), königlich-bayerischer Kämmerer, Herr auf Dietlof, heiratete am 17. August 1869 Auguste Gräfin Fischler von Treuberg (* 8. Oktober 1846 in Dietlof)
      1. Maria Amalie Freiin Tänzl von Tratzberg (* 18. Februar 1871 in Dietlof)
      2. Philipp Johann Freiherr Tänzl von Tratzberg (* 13. Dezember 1872 in Dietlof)
      3. Isabella Alfonse Brigitta Freiin Tänzl von Tratzberg (* 2. August 1876 in Dietlof)
      4. Johanna Franziska Klementine Maria Maximiliana Freiin Tänzl von Tratzberg (* 22. September 1877 in Dietlof)
      5. Maria Antonia Isabella Felizitas Brigitta Freiin Tänzl von Tratzberg (* 8. Juni 1885 in Dietlof)
    4. Franziska Romana Freiin Tänzl von Tratzerg (* 21. Februar 1840), heiratete am 4. September 1875 in Dietlof Emil Freiherr von Wulfen[7]

Literatur

Commons: Taenzl von Tratzberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Fischnaler Wappenkartei: Tentzlein Jakob. In: wappen.tiroler-landesmuseen.at. Abgerufen am 27. Mai 2023.
  2. Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank. Abgerufen am 27. Mai 2023.
  3. Die Fischnaler Wappenkartei: Tänzl Christian. In: wappen.tiroler-landesmuseen.at. Abgerufen am 27. Mai 2023.
  4. Die Fischnaler Wappenkartei: Tänzl Christan. In: wappen.tiroler-landesmuseen.at. Abgerufen am 27. Mai 2023.
  5. Schwaz – Palais Tannenberg-Enzenberg. In: burgen-austria.com. Martin Hammerl, abgerufen am 27. Mai 2023.
  6. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Julius Perthes, Gotha 1889, S. 880.
  7. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Julius Perthes, Gotha 1889, S. 880.