Zum Inhalt springen

Adolph von Menzel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Dezember 2006 um 14:57 Uhr durch 84.60.248.51 (Diskussion) (Rütli gelöscht; er wird sonst nirgendwo erwähnt und hat auch in diesem Zusammenhang keine Bedeutung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Selbstportrait von 1837

Adolph Friedrich Erdmann (später: von) Menzel (* 8. Dezember 1815 in Breslau; † 9. Februar 1905 in Berlin, geadelt 1898) war Maler, Zeichner und Illustrator. Bekannt und zu Lebzeiten hoch geehrt wurde er vor allem durch seine historisierenden Darstellungen aus dem Leben Friedrichs des Großen.

Leben

Laufbahn

Adolph von Menzel mit Biedermeierhut, 1837, Aquarell von Eduard Magnus

Adolph Menzel wurde am 8.12.1815 im damals preußischen Breslau geboren, wo der Vater Carl Erdmann Menzel eine Steindruckerei betrieb. Seine künstlerlische Begabung zeigt sich schon früh.

1830 zog die Familie in die aufstrebende Hauptstadt Berlin, sei es, weil der Vater sich dort bessere Chancen für sein Geschäft erhoffte, sei es, weil man dem Sohn eine akademische Ausbildung ermöglichen wollte. Aber schon zwei Jahre später starb der Vater, und der gerade 16-jährige Adolph Menzel sah sich vor die Aufgabe gestellt, für den Lebensunterhalt der Familie (Mutter und zwei jüngere Geschwister) zu sorgen. Er führte das väterliche Geschäft fort, und schon jetzt zeigten sich seine typischen Charaktereigenschaften: Pflichtbewusstsein, Fleiß und Selbstdisziplin. 1833 besuchte er zudem für ein halbes Jahr die Berliner Akademie der Künste, gab diesen Versuch aber enttäuscht wieder auf und bildete sich fortan autodidaktisch weiter.

1839 erhielt Menzel den Auftrag zu Illustrationen einer mehrbändigen Geschichte Friedrichs des Großen, verfasst von Franz Kugler. Bis 1842 fertigte er dazu rund 400 Zeichnungen an. Dieser Auftrag brachte die entscheidende Wende in Menzels Laufbahn. Er machte ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt und verschaffte ihm wichtige Kontakte (u.a. zum preußischen Königshof) sowie weitere Aufträge.

In den darauf folgenden Jahren illustrierte er zwei weitere Werke aus dem Friedrich-Themenkreis. Seine Gemälde, die zunächst oft historische Themen, später zunehmend solche der Gegenwart behandelten, wurden immer begehrter. 1856 wurde sein Bild Friedrich und die Seinen in der Schlacht bei Hochkirch in der Akademie der Künste ausgestellt, 1867 auch auf der Pariser Weltausstellung. 1861 erhielt Menzel seinen einzigen staatlichen Auftrag; er schuf das offizielle Monumentalbild zur Krönung Wilhelms I. zum preußischen König in Königsberg. Von da an wurde Menzel zu Hoffestlichkeiten eingeladen. Die Darstellung des Bürger- und Großbürgertums wurde von nun an eins seiner Themen.

1873 wurde seine Tafelrunde Friedrichs des Großen vom preußischen Staat für die geplante Nationalgalerie angekauft. Später erwarb die Galerie noch weitere Gemälde und Zeichnungen Menzels. 1885 fand in Paris eine Menzel-Ausstellung statt; in Berlin wurde sein 70. Geburtstag mit einer großen Aussstellung und vielen Ehrungen gefeiert.

Der wachsende Ruhm ging einher mit einem gesellschaftlichen Aufstieg und zahlreichen öffentlichen Ehrungen. 1853 wurde Menzel zum Mitglied der Königlichen Akademie der Künste gewählt, 1856 zum Professor (unterrichtet hat er aber nie). Menzel erhielt mehrere Orden, darunter 1898 den Schwarzen-Adler-Orden, mit dem der erbliche Adel verbunden war.

Am 9.2.1905 starb Adolph Menzel. Kaiser Wilhelm II., der in Menzel einen Verherrlicher des Preußentums sah und ihn deshalb sehr verehrte, ordnete ein Staatsbegräbnis an und folgte mit seiner Familie dem Sarg. Wenig später fand in der Nationalgalerie eine Gedenkausstellung statt. Die Galerie erwarb den Nachlass Menzels.

Privatleben

1850 wurde Menzel in den literarischen Verein Tunnel über der Spree aufgenommen, zu dem auch Theodor Fontane, Theodor Storm und Paul Heyse gehörten. Hier fand der als verschlossen beschriebene Künstler, der nur wenige engere Freunde hatte, Gelegenheit zum unverbindlichen Gedankenaustausch. Menzels Verschlossenheit und einzelgängerisches Wesen standen sicherlich in Zusammenhang mit seiner Kleinwüchsigkeit. Er maß 1,34 m und war wegen 'Gnomenhaftigkeit' für militäruntauglich erklärt worden (in einem Land und einer Zeit, in der alles Soldatische in hohem Ansehen stand, ein erheblicher Makel). Menzel war nie verheiratet, über Beziehungen zu Frauen ist nichts bekannt. Emotionale Nähe fand er in seiner Familie. Er wohnte mit der Mutter und den Geschwistern zusammen, später, nach dem Tod der Mutter, dem frühen Tod des Bruders und der Heirat der Schwester, in Wohnungsnachbarschaft mit deren Familie. Gemeinsam führten sie mehrere Umzüge durch und fuhren auch zusammen in die Sommerfrische. Menzel stand seinen Angehörigen sehr nahe und hat sie mehrmals finanziell unterstützt.

Reisen brachten Abwechslung in Menzels recht ereignisarmes Leben.


Menzel und Berlin

Adolph Menzels Karriere ist eng verbunden mit dem gleichzeitigen Aufstieg seiner Wahl-Heimatstadt. Aus der Hauptstadt des rückständigsten deutschen Staates wurde, während Menzel dort lebte, die Hauptstadt des Deutschen Reiches, das Zentrum von Politik, Finanzwelt und Industrie. 1800 zählte Berlin noch 170.000 Einwohner; in Menzels Todesjahr 1905 wurde die zwei-Millionen-Grenze überschritten. Die aufstrebende, schnell sich wandelnde Stadt versorgte Menzel mit einer zahlungskräftigen Kundschaft, aber auch mit vielfältigen Motiven. Häufig hat er z.B. die zahlreichen Baustellen Berlins gezeichnet und gemalt. Auf vielen seiner Bilder erkennt man Berliner Örtlichkeiten wieder, und vor allem in späteren Jahren machte er das Berliner Bürgertum zu einem Thema seiner Arbeiten.

Werk

Adolph Menzel: Tafelrunde König Friedrich II. (Mitte) in Sanssouci mit Voltaire (links) und den führenden Köpfen der Berliner Akademie, 1850, ehemals Nationalgalerie, Berlin, 1945 im Flakturm Friedrichshain verbrannt.

Menzel war Freilichtmaler, Schöpfer intimer Innenraumbilder, Maler von großen Darstellungen geschichtlicher Ereignisse, Staatskünstler des deutschen Kaiserreichs; vor allem aber malte er als einer der ersten bedeutenden Künstler moderne Technik: z.B. Fabriken und deren Arbeiter, die Berlin-Potsdamer-Eisenbahn usw. Von ihm stammt eine berühmte Serie von Szenen aus dem Leben Friedrichs II. im 18. Jahrhundert, die bei den Hohenzollern auf zumindest geteiltes Echo traf, aber generell als eine preußische 'Antwort' auf den Napoleon-Mythos gilt. Menzel malte in der Zeit des Realismus, in der er immer um Anerkennung rang. Trotz seiner zahlreichen Ehrungen blieb er doch immer misstrauisch und verschlossen. Er ist ein klassischer Vertreter des Berliner Realismus. In seinen Bildern wurde auf eine genaueste Wiedergabe der Details geachtet. Seine Werke waren 'Gelegenheitsarbeiten'; er nannte sie „Erinnerungen“. Er besuchte nicht wie viele Deutsche Künstler Rom, sondern ihn zog es vielmehr immer wieder nach Paris. Menzel nahm auch Einfluss auf nachfolgende Künstler, etwa Max Liebermann. Besonders in der mittleren Schaffensperiode zeigen seine Bilder impressionistische Tendenzen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang auch, dass Menzel durch seine thematische Vielfalt (Krönungsbild, Eisenwalzwerk) immer wieder von verschiedenen Seiten ideologisch vereinnahmt wurde.

Werke

(Auswahl)

Adolph von Menzel: Amalie, Prinzessin von Preußen im Alter, Bleistiftzeichnung
Friedrich von Zander (1791-1868), Kanzler des Königreichs Preußen
  • Gestaltung der Bene Merenti, 1835
  • Etwa 400 Zeichnungen zu Franz Kuglers „Geschichte Friedrichs des Großen“, die in Holzstichtechnik vervielfältigt wurden, 1839-1842
  • 200 Illustrationen zu den Werken Friedrichs des Großen, 1843-1849
  • Das Balkonzimmer, 1845
  • Predigt in der Klosterkirche, 1847 (Galerie Neue Meister Dresden)
  • Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848
  • Die Ruinen des Nymphenbades, 1850 (Hamburger Kunsthalle)
  • Tafelrunde Friedrich II. in Sanssouci, 1850
  • Christus als Kind im Tempel unter den Lehrern, 1851
  • Das Flötenkonzert Friedrich des Großen in Sanssouci, 1852
  • Platz für den großen Raffael, 1855–1859 (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)
  • Kronprinz Friedrich besucht den französischen Maler Antoine Pesne auf dem Malgerüst in Schloss Rheinsberg, 1861
  • Ein Nachmittag im Tuileriengarten, 1867 (National Gallery London)
  • Pariser Wochentag, 1869
  • Abreise Königs Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870, 1870
  • Das Eisenwalzwerk, 1875 (Alte Nationalgalerie Berlin)
    Das Bild ist im Original 2,5 Meter breit und war eines der ersten Industriebilder der damaligen Zeit. Zur Erstellung des Gemäldes wurden von Menzel über hundert Skizzen in der schlesischen Königshütte gezeichnet. Er dokumentiert damit anschaulich und eindrucksvoll die Stimmung und die harten Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in der beginnenden Industrialisierung Europas.
  • Ball souper, 1878
  • Prozession in Hofgastein, 1880
  • Piazza d'Erbe in Verona, 1884 (Galerie Neue Meister Dresden)

Illustrierte Bücher

Literatur

  • Jost Hermand: Adolph Menzel mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1986 (rowohlts monographien 361).
  • Claude Keisch / Marie Ursula Riemann-Reyher (Hgg.): Menzel (1815-1905): „la névrose du vrai“. Paris, musée d'Orsay 15 avril - 28 juillet 1996. Paris 1996.
  • Dies. (Hgg.): Adolph Menzel 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Berlin, Nationalgalerie im Alten Museum 7. Februar - 11. Mai 1997. Köln 1996.
Commons: Adolph von Menzel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien