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Michel Guérard des Lauriers

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Michel Louis-Bertrand Guérard des Lauriers (* 25. Oktober 1898 in Suresnes bei Paris; † 27. Februar 1988 in Cosne (Nièvre)) war ein französischer Theologe und altritualistischer Bischof.

Michel Guérard des Lauriers, Bruder von Maurice (†1918) und Jacques Guérard des Lauriers, seit 1913 Halbwaise, wurde in seiner Jugend geprägt durch die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche in Frankreich. 1917 bis 1919 war er Soldat. Seine Studienerfolge in den Fächern Mathematik und Physik wurden mit einem Preis belohnt, die ihm einen längeren Aufenthalt in Rom ermöglichten. Dort erlebt er, zusammen mit Mutter und Bruder, beeindruckt die Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr 1925 und zur Einführung des Christkönig-Festes.

Nach einer Papstaudienz trat er 1926/28 als Novize in Amiens in den Dominikanerorden (O.P.) ein und wurde am 29. Juli 1931 in Kain (Belgien) zum Priester geweiht. Seit 1933 war er als Professor für Philosophie an der Dominikanerhochschule Le Saulchoir bei Paris, später in Rom, am Angelicum und an der Lateran-Universität, tätig. Guérard des Lauriers war Berater für das von Papst Pius XII. verkündete neue Mariendogma von 1950. Er protestierte gegen die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils.

1969 war Guérard des Lauriers Hauptverfasser der Denkschrift „Kurze kritische Untersuchung des Neuen Messordo“, welche von Seiten der Kardinäle Ottaviani und Bacci Unterstützung erhielt (daher auch „Ottaviani-Intervention“ genannt). 1970 beendete Papst Paul VI. seine Lehrtätigkeit in Rom. Danach ging der Dominikaner als Dozent in das Priesterseminar der Priesterbruderschaft St. Pius X. des emeritierten Erzbischofs Lefebvre (1988 exkommuniziert, † 1991) in Ecône (Schweiz). Als er dort die von Lefebvre nicht geteilte These vertrat, der römische Bischofsstuhl, die Kathedra Petri, sei vakant, weil Paul VI. der Häresie schuldig sei („Sedisvakantismus“), kam es 1977 zur Entlassung aus dem Dozentenkollegium von Ecône.

In der Folge versuchte Guérard des Lauriers, seine mit Cajetan und Bellarmin argumentierende theologische Position (so gen. „Cassiciacum-These“) zu untermauern, dass die erneuerte katholische Messordnung (polemisch: „Novus Ordo Missae“) häretisch sei und daher Paul VI. nur noch „materialiter“, aber nicht mehr „formaliter“ als Papst bezeichnet werden dürfe. Da er außerdem die Gültigkeit von Bischofsweihen nach der durch Papst Paul VI. erneuerten Ordnung des Pontificale Romanum bezweifelte, bemühte er sich um die Rettung einer sicher gültigen Sukzessionslinie von Bischöfen. Unterstützt durch deutsche Sedisvakantisten um Reinhard Lauth ließ er sich, 85-jährig, am 7. Mai 1981 in Toulon vom ehemaligen Erzbischof von Huế (Vietnam), Titularerzbischof Pierre Martin Ngo Dinh Thuc (1897-1985), vor nur zwei Zeugen, darunter Eberhard Heller (München), zum Bischof weihen. Verwendet wurde ein 1908 in Regensburg gedrucktes Pontificale Romanum.

1983 wurde Guérard des Lauriers (und weitere von Erzbischof Thuc geweihte Priester und Bischöfe) vom Vatikan exkommuniziert. Von offizieller katholischer Seite wurden Zweifel an der Gültigkeit der Thuc-Weihen wegen angeblicher Unzurechnungsfähigkeit des Konsekrators laut. Dem widerspricht nicht die verhängte Strafe der Exkommunikation, weil Guérard des Lauriers sich selbst von der Kirche entfernte, als er sich von Thuc weihen ließ.

Michel Louis-Bertrand Guérard des Lauriers ordinierte seinerseits in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1988 mehrfach Priester sowie drei Bischöfe, den Deutschen Günther Storck (1984), Robert McKenna (1986) und Franco Munari (1987). Er hielt an seiner „Cassiciacum-These“ fest und überwarf sich darüber mit radikalen Sedisvakantisten wie Eberhard Heller.

Seit 1985 wohnte Guérard des Lauriers beim Dorf Raveau (Bourgogne) auf dem von ihm erworbenen und renovierten Château de Mouchy, in dem er vergeblich ein Priesterseminar einzurichten suchte. Am 1. März 1988 wurde er auf dem dortigen Dorffriedhof beigesetzt. Am 30. Juni 1988 weihte Erzbischof Marcel Lefebvre nach dem alten Pontificale Romanum vier Bischöfe für seine Priesterbruderschaft St. Pius X..

Name

Michel (Taufname) entstammt der Familie Guérard des Lauriers (Guérard ist also kein Vornamen); als Dominikaner hiess er frère Louis-Bertrand.