Frieder Naschold
Frieder Naschold (* 18. März 1940 in Sarajevo; † 30. November 1999 in Wien) war ein deutscher Sozialforscher und Politikberater.
Biografische Daten
Frieder Naschold stammt aus einer alten schwäbischen Familie, die in Calw und Schwäbisch Gmünd ansässig war. Sein Vater unterrichtete zwar an einem Gymnasium, doch dessen Vorfahren betrieben mittelständische Unternehmen in der Textil-, Leder- und Schmuckbranche. In Schwäbisch Gmünd wuchs Naschold auf.
Akademischer Werdegang
Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Nationalökonomie, Soziologie und Geschichte in Tübingen, Erlangen und an der Yale University promovierte Frieder Naschold im Jahr 1966 mit der Dissertation Kassenärzte und Krankenversicherungsreform: Zu einer Theorie der Statuspolitik. 1969 habilitierte er sich bei Theodor Eschenburg mit der Schrift Organisation und Demokratie, einer Untersuchung zum Demokratisierungspotenzial komplexer Organisationen. 1970 wurde Naschold Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Konstanz, deren Rektor er von 1974 bis 1976 gewesen war. Im selben Jahr erfolgte seine Berufung an das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Dort leitete er den Forschungsschwerpunkt Arbeitspolitik im damaligen Internationalen Institut für Vergleichende Gesellschaftsforschung. Von 1988 bis zu seinem Tode war Frieder Naschold im WZB als Leiter der Abteilung Regulierung der Arbeit in nationalen und internationalen Forschungsprojekten tätig.
Politische Beratung
Frieder Naschold arbeitete seit 1970 in der Projektgruppe "Regierungs- und Verwaltungsreform". Dieses Planungsvorhaben, an dem auch Renate Mayntz, Reimut Jochimsen und Fritz Scharpf beteiligt waren, hatte Horst Ehmke als damaliger Chef des Bundeskanzleramtes eingerichtet. Nach der Bundestagswahl 1972 übernahm Albrecht Müller die Leitung des Projektes, in dem Naschold ein Forschungsprojekt zur mittelfristigen Finanzplanung betrieben hat.
Veröffentlichungen
- Organisation und Demokratie. Untersuchung zum Demokratisierungspotential in komplexen Organisationen. (Habilitationsschrift). Kohlhammer, Stuttgart 1969.
- Wahlprognosen und Wählerverhalten in der BRD. Kohlhammer, Stuttgart 1971.
- Einführung in die moderne politische Theorie. Bd. I: Theoriebegriffe und Systemtheorie. Gemeinsam mit Wolf-Dieter Narr. Kohlhammer, Stuttgart 1969.
- Einführung in die moderne politische Theorie. Bd. II: Systemsteuerung. Gemeinsam mit Wolf-Dieter Narr. Kohlhammer, Stuttgart 1971.
- Einführung in die moderne politische Theorie. Bd. III: Theorie der Demokratie. Gemeinsam mit Wolf-Dieter Narr. Kohlhammer, Stuttgart 1971.
- Gesellschaftsplanung in kapitalistischen und sozialistischen Systemen. Gemeinsam mit Josef Esser u. Werner Väth (Hrsg.). Bertelsmann, Gütersloh 1972.
- Politische Planungssysteme. Gemeinsam mit Werner Väth (Hrsg.). Westdeutscher Verlag, Opladen 1973.
- Schulreform als Gesellschaftskonflikt. Athenäum, Frankfurt am Main 1974.
- Politische Wissenschaft. Entstehung, Begründung und gesellschaftliche Entwicklung. Unter Mitarbeit von Bernhard Pfahlberg. Alber, Freiburg 1979.
- Arbeitspolitik. Materialien zum Zusammenhang von politischer Macht, Kontrolle und betrieblicher Organisation der Arbeit. Gemeinsam mit Ulrich Jürgens (Hrsg.). Westdeutscher Verlag, Opladen 1983.
- Arbeit und Politik. Gesellschaftliche Regulierung der Arbeit und der sozialen Sicherung. Campus, Frankfurt am Main 1985.
- Regulating Employment and Welfare: Company and National Policies of Labour Force Participation at the End of Worklife in Industrial Countries. Gemeinsam mit Bert De Vroom (Hrsg.). Walter de Gruyter, Berlin u. New York 1994.
- Produktivität öffentlicher Dienstleistungen. Bd. 1.: Dokumentation eines wissenschaftlichen Diskurses zum Produktivitätsbegriff. Gemeinsam mit Marga Pröhl (Hrsg.). Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1994.
- Produktivität öffentlicher Dienstleistungen. Bd. 2.: Dokumentation des Symposiums. Gemeinsam mit Marga Pröhl (Hrsg.). Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1994.
- Kommunale Spitzeninnovationen. Konzepte, Umsetzung, Wirkungen in internationaler Perspektive. Gemeinsam mit Maria Oppen u. Alexander Wegener. Sigma, Berlin 1998.