Zum Inhalt springen

Rugby

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Dezember 2006 um 12:33 Uhr durch 217.162.37.80 (Diskussion) (Das Spiel). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Ein Rugby-Spiel, Lokal-Derby in der kleinsten deutschen Stadt mit 2 Rugby-Vereinen
Datei:Rugby Schule.jpg
Das Schulgebäude der Public School von Rugby

Rugby (engl. auch rugby football) ist eine Familie von Sportarten, die gemeinsam mit dem Fußball in England entstanden ist. American Football und Canadian Football sind später aus dem Rugby entstanden und werden trotz gravierender Unterschiede oft mit ihm verwechselt. Die am weitesten verbreiteten Varianten sind Rugby Union und Rugby League.

Das Spiel

Rugby wird mit einem Ball in der Form eines verlängerten Rotationsellipsoids gespielt. Auf einem 50 m mal 100 m großen Rasenplatz stehen sich zwei Mannschaften mit je 15 Spielern gegenüber, deren Ziel es ist, in einer Spielzeit von zweimal 40 Minuten mehr Punkte zu erzielen als der Gegner. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen:

  • Versuch (engl. try): Ein Versuch wird erzielt, wenn es gelingt, den Ball im gegnerischen sogenannten Malfeld auf dem Boden abzulegen. Dadurch werden vier Punkte gutgeschrieben.
  • Erhöhung (engl. conversion): Nach einem erfolgreichen Versuch hat die angreifende Mannschaft das Recht, den ruhenden Ball von einem beliebigen Punkt auf einer gedachten Linie parallel zur Seitenauslinie durch den Punkt, an dem der Versuch gelegt wurde, zwischen die H-förmigen Malstangen über die Querstange zu treten. Diese Erhöhung ist drei Punkte wert.
  • Sprungtritt (engl. dropkick): Gelingt es einem Spieler, aus dem laufenden Spiel heraus den Ball, der vorher den Boden berührt haben muss, zwischen die Malstangen und über die Querstange zu treten, so bekommt seine Mannschaft drei Punkte.
  • Straftritt (engl. penalty kick): Ein erfolgreicher Tritt auf die Malstangen von einem Punkt aus, an der ein schwererer Regelverstoß der gegnerischen Mannschaft stattfand, zählt wie der Sprungtritt drei Punkte.

Der Ball darf nur nach hinten geworfen oder übergeben werden. Treten des Balles ist jedoch in alle Richtungen erlaubt. Nur der balltragende Spieler darf angegriffen werden. Es ist erlaubt, diesen durch Umklammern und Festhalten unterhalb der Schulterlinie zu behindern (Tiefhalten) und ihn nach Möglichkeit zu Fall zu bringen, weil er den Ball dann sofort loslassen muss. Schlagen und Beinstellen ist streng verboten. Die Spielkleidung besteht aus einem festen Trikot, kurzen Hosen, Kniestrümpfen und Stollenschuhen. Es wird ein Zahnschutz getragen. Helme oder Panzer wie beim Eishockey sind nicht erlaubt. Manche Spieler tragen eine seit einigen Jahren zulässige Kappe aus weichem Material, jedoch in erster Linie als Schutz vor Ohrverletzungen und Abschürfungen. Auch schaumstoffgefütterte Schulterpolster, unter dem Trikot getragen, werden in letzter Zeit populärer. Typische Spielelemente beim Rugby sind angeordnete und offene Gedränge (engl. scrum), das Paket (engl. maul), die Gasse (Einwurf von der Seitenlinie, engl. lineout) und das Lauf- und Passspiel der sogenannten Dreiviertelreihe.

Die verschiedenen Spieler einer Rugbymannschaft haben unterschiedliche Aufgaben:

Die acht Stürmer sind kräftige, schwere Spieler, deren Aufgabe es ist, den Ball zu erobern und zu sichern, wenn ein gegnerischer oder eigener Spieler zu Boden gebracht wurde. Sie können auch als Paket zusammengeschlossen durch pure Kraft den Ball nach vorne schleppen. Sie bilden das angeordnete Gedränge, eine Standardsituation nach kleineren Regelverstößen, durch die der Ball wieder ins Spiel gebracht wird.

Die beiden Halbspieler Gedrängehalb (engl. scrum half) und Verbinder (engl. fly half) bilden die Verbindungsglieder zwischen Sturm und Hintermannschaft. Sie sind meist die Spielmacher einer Mannschaft. Der Gedrängehalb rollt den Ball ins angeordnete Gedränge ein und ist dafür zuständig, den hinten aus einem Gedränge herauskommenden Ball weiterzuspielen. Gedrängehalbs sind oft flinke, gewitzte Bürschlein. Der Verbinder ist sein erster Anspielpunkt und entscheidet je nach Spielsituation, ob er den Ball tritt, um Raum zu gewinnen, selbst mit dem Ball läuft, ihn in den Sturm zurückspielt oder die Dreiviertelreihe zu einem Laufspiel einsetzt.

Die vier Spieler der Dreiviertelreihe sind die schnellsten Spieler einer Mannschaft. Sie haben meist mehr Raum als die Stürmer und versuchen, durch schnelle Körpertäuschungen und kombiniertes Passspiel eine Lücke in der gegenerischen Verteidigung auszunutzen, um durchzubrechen und einen Versuch zu legen.

Der Schlussspieler (engl. full back) hat die Aufgabe, durchgebrochene Spieler abzufangen, weit getretene Bälle des Gegners abzufangen und bei günstiger Gelegenheit sich auch ins Angriffsspiel der Dreiviertelreihe einzuschalten.

Begriffe

Ein offenes Gedränge wird gebildet, wenn sich ein oder mehrere Spieler beider Mannschaften gegenüber, auf den Füßen stehend, in körperlichem Kontakt um den auf dem Boden liegenden Ball zusammengeschlossen haben und versuchen, den Gegner wegzuschieben. Der Ball darf dabei nicht mit der Hand gespielt werden.

Ein Paket ist gebildet, wenn ein oder mehrere Spieler beider Mannschaften auf den Füßen stehen sich um einen balltragenden Spieler zusammengeschlossen haben.

Nachdem der Ball die Seitenauslinie berührt oder überquert hat, wird eine sogenannte Gasse (engl. lineout) angeordnet. Sie wird von mindestens zwei Spielern jeder Mannschaft gebildet, die sich in einfachen Reihen hintereinander parallel zur Gassenlinie in Erwartung des Balles aufstellen, der zwischen beide Reihen geworfen wird.

Geschichte

siehe auch: Geschichte des Fußballs (da Rugby- und Fußballgeschichte eng miteinander verknüpft sind)

Der Legende nach soll Rugby während eines Fußballspiels in der gleichnamigen Stadt entstanden sein. Als der Mannschaft von William Webb Ellis 1823 eine Niederlage bevorstand, packte er den Ball mit den Händen und legte ihn ins Tor der Gegner. Obwohl berechtigte Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte bestehen, ist die Rugby-Union-Weltmeisterschaft nach Webb Ellis benannt.

1863 wurde der englische Fußballverband FA (Football Association) mit dem Ziel gegründet, die noch vielfältigen Fußballregeln zu vereinheitlichen. Aufgrund von Streitigkeiten über Regeländerungen zogen sich einige Vereine aus dem Verband zurück und gründeten am 26. Januar 1871 mit der Rugby Football Union (RFU) einen konkurrierenden Verband, der in der Folgezeit nach und nach die Regeln der Schule von Rugby standardisierte. Bereits am 27. März des Jahres fand in Edinburgh zwischen Schottland und England ein erstes Länderspiel statt.

1895 fand aufgrund eines Streits über den Amateur-Gedanken eine weitere Trennung statt, diesmal innerhalb der RFU. 21 Clubs vor allem aus Arbeitervierteln Nordenglands spalteten sich als Northern Rugby Union (heute Rugby League) ab, legten ihre eigenen Regeln fest und erlaubten eine Professionalisierung des Sports. Bis heute existieren beide Varianten des Sports nebeneinander. Internationale Begegnungen von Nationalmannschaften werden sowohl nach den Regeln der Rugby Union wie auch nach denen der Rugby League abgehalten.

Varianten

7er-Rugby-Länderspiel Deutschland-Großbritannien (World Games 2005)

Aufgrund seiner Geschichte liegt Rugby heute in zwei grundsätzlich verschiedenen Varianten vor, dem am weitesten verbreiteten Rugby Union („Fünfzehnerrugby“) und dem weniger verbreiteten, nur noch von wenigen Nationen dieser Welt gespielten Rugby League („Dreizehnerrugby“). Während der ursprüngliche Rugby-Union-Sport mit 15 Spielern auf dem Platz gespielt wird, gibt es mittlerweile eine Variante, bei der sieben Spieler auf dem Platz stehen (7er-Rugby). Da der Ball hauptsächlich mit der Hand geführt wird, kann man Rugby Union auch im Sand spielen (Beachrugby). Varianten mit zwölf und zehn Rugby-Spielern sind ebenfalls möglich, es gibt für sie jedoch kein eigenes Regelwerk, es gelten die Regeln des 15er Rugby Union. Äußerst beliebt sind in jüngster Zeit die aus dem Rugby League entstandenen, fast kontaktlosen Versionen Touch Rugby und Tag Rugby.

Sportarten die sich aus dem ursprünglichem Rugby entwickelt haben
align="center" Vorlage:Highlight2 |
Moderne Rugby-Sportarten Football

Popularität

Hauptartikel zur Situation in Deutschland: Rugby in Deutschland
Hauptartikel zur Situation in Österreich: Rugby in Österreich

Rugby-Varianten sind vor allem in Teilen des britischen Commonwealth bzw. Nationen der südlichen Hemisphäre äußerst populär. Führende Nationen der südlichen Halbkugel sind Neuseeland, Australien und Südafrika; in der nördlichen sind es Frankreich, England, Wales, Irland, Schottland und Italien. Auch in in Argentinien, den Fidschi-, Samoa- und Tongainseln, sowie Japan ist Rugby von Bedeutung. An der Rugby-Union-Weltmeisterschaft nahmen nach umfangreichen Qualifikationsrunden auch Rumänien, Georgien, Kanada und die USA teil. Hierzulande versteht man unter dem Begriff Rugby meistens Union Rugby. Es gibt aber Bestrebungen eine Rugby-League-Kultur in Deutschland aufzubauen. Erste Länderspiele zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern haben bereits stattgefunden. Wachsender Popularität erfreuen sich Varianten wie Touch-Rugby an Schulen.

Von 1900 bis 1924 war Unionrugby eine Disziplin der olympischen Spiele. Heutzutage ist lediglich 7er-Rugby eine Disziplin der World Games, die als Pendant zu den olympischen Spielen angesehen werden.

Unterschiede der einzelnen Rugby- und Footballspielarten

Vorlage:Unterschiede Rugby/Football

Siehe auch

Vorlage:Link FA