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Peter Schmidt (Schriftsteller)

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Peter Schmidt (* 11. August 1944 in Gescher), deutscher Schriftsteller; zahlreiche Romane im Genre des Politthrillers, Spionageromans, Detektivromans, Psychothrillers, SF-Thrillers und der Kriminalkomödie; schreibt auch unter dem Pseudonym Peter Cahn. Studierte an der Ruhr-Universität Bochum Literaturwissenschaften und Philosophie, Schwerpunkt psychologische Grundlagentheorie.

Neben Kriminalliteratur und allgemeiner Belletristik (Satire, philosophischer Roman) hat Peter Schmidt auch zahlreiche Sachbücher über eigene Forschungen zum Verständnis der Begriffe Gefühl und Emotion, der Theorie der Emotionalen Intelligenz und der philosophischen Werttheorie verfasst.

Veröffentlichungen

Zur Zeit des Ost-Westkonflikts bezeichnete die Kritik Schmidt als „einzigen ernst zunehmenden Autor im Agenten-Genre“ (stern). Mit seinem Roman „Schafspelz“ sei er „als erster deutscher Autor erfolgreich ins angloamerikanische Thriller-Monopol eingebrochen“ (Capital). Schmidt nahm in seinen Romanen modellhaft zahlreiche politische Entwicklungen vorweg, so etwa die Zusammenarbeit des Ministeriums für Staatssicherheit mit der RAF („Die Regeln der Gewalt“) oder die Schalck-Golodkowski-Geschäfte der DDR-Regierung zur Devisenbeschaffung („Ein Fall von großer Redlichkeit“), was ihm zeitweilig bei Reisen im Ostblock die Verfolgung durch die Stasi eintrug. Sein Credo für den Thriller fasste er in folgende Worte: „Im Polit-Thriller bedeutet dieses Hinausgehen über die bloße, aber erwünschte Unterhaltung vor allem: 1. Sichtbarmachen realer Strukturen des politischen Verbrechens. 2. Modellmäßiges Weiterdenken möglicher Gefahren.

Mit seinen doppelbödigen und hintergründigen Kriminalkomödien („Linders Liste“ 1988, „Roulette“ 1992, „Schwarzer Freitag“ 1993) vertritt Schmidt darüber hinaus ein ganz eigenes Genre des literarischen Kriminalromans, in dem Ironie, philosophische Reflexion und satirische Betrachtungsweisen menschlicher Schwächen dominieren.

In seinem viel beachteten philosophischen Roman „Montag oder Die Reise nach innen“ (Droemer, München 1989) beschreibt Schmidt im Sinne eines Entwicklungsromans am Beispiel des begabten jungen Protagonisten Marc Herzbaum die Stufen eines meditativen Bewußtseins zu immer mehr Emotionaler Intelligenz.

Schmidt entwickelte weiter das so genannte EQ-Training mit Mentaltechniken wie „Scanning“, „Körper-Desensibilisierung“ und „Problem-Desensibilisierung“ zur Stressbewältigung, durch das u.a. Ängste und andere negative Gefühle leichter beeinflussbar werden sollen. Grundlage solcher Techniken ist ein genaueres Verständnis des Fühlens im Verhältnis zu Werterfahrungen, Werturteilen und Werten. Nach Schmidts Auffassung hat die Philosophie seit der Antike eines ihrer Hauptthemen verfehlt, weil es ihr nicht gelungen war, überzeugend zu ananalysieren, was eigentlich das Wertvollsein in menschlichen Erfahrungen ausmacht. Gerade aus der Einsicht aber, was den genauen Charakter des Positivseins im Leben darstellt, lassen sich wichtige Direktiven für privates und politisches Handeln ableiten. Mangelnde Aufklärung in dieser Frage führt dagegen zu emotionaler Desorientiertheit mit all ihren bekannten gesellschaftlichen Folgen.

In seinen Sachbüchern, die im Sinne praktischer Philosophie auch mentale Ratgeber sind, entwirft Schmidt die Grundzüge einer neuen Werttheorie, die anders als etwa bei Kant, Nietzsche, Scheler oder N. Hartmann auf der Selbstevidenz des Fühlens als dem entscheidenden Faktor beruht, der Wertvollsein konstituiert. Wobei Fühlen weit über die alte Lust- Unlusttheorie des Hedonismus hinausgeht. Nach Schmidts Auffassung sind alle anderen Wertbegründungen am unendlichen Regress des Hinterfragens gescheitert, warum eigentlich etwas ein Wert sei („Attractio-Aversio-Theorie“, Scanning 2006).

Auszeichnungen

  • Deutscher Krimipreis 1986 für Erfindergeist
  • Deutscher Krimipreis 1987 für Die Stunde des Geschichtenerzählers
  • Deutscher Krimipreis 1991, für Das Veteranentreffen
  • Krimi des Monats 1993, SFB / Kultur aktuell für Der Mädchenfänger
  • Literaturpreis Ruhrgebiet 1994 für das bisherige Gesamtwerk

Liste der Veröffentlichungen

  • Mehnerts Fall (Agententhriller) (1981) (überarb. Neuausgabe 1987)
  • Die Trophäe (Agententhriller) (1982) (überarb. Neuausgabe 1987)
  • Augenschein (Agententhriller) (1983)
  • Eiszeit für Maulhelden (Kriminalkomödie) (1984)
  • Die Regeln der Gewalt (Roman über den Terrorismus) (1984)
  • Ein Fall von großer Redlichkeit (Politthriller) (1985)
  • Einmal Sonne und zurück (Reisesatiren) (1985)
  • Erfindergeist (Agententhriller) (1985) (Übers. ins Französische 1988)
  • Die Stunde des Geschichtenerzählers (Agententhriller) (1986)
  • Von Särgen und nächtlichen Schreien (satirische Erzählungen) (1986)
  • Das Prinzip von Hell und Dunkel (SF-Roman) (1986)
  • Der EMP-Effekt (Politthriller) (1986)
  • Der Agentenjäger (Agententhriller) (1986)
  • Winger, Kriminalhörspiel (1987)
  • Linders Liste (Schwarze Kriminalkomödie) (1988)
  • Die fünfte Macht (utop. Politthriller) (1989)
  • Der kleine Herzog (Agententhriller) (1989)
  • Das Veteranentreffen (Agententhriller) (1990)
  • Schafspelz (Agententhriller) (1991) (Neuausgabe 2000)
  • Die andere Schwester (Politthriller) (1992)
  • Roulett (Gaunerkomödie) (1992) (Neuausgabe „Roulette“ 1997)
  • Der Mädchenfänger (Psychothriller) (1993)
  • Schwarzer Freitag (Schwarze Kriminalkomödie) (1993)
  • Winger (Detektivroman/Politthriller) (1994)
  • Gen-Crash (SF-Wissenschafts-Thriller) (unter Pseudonym Peter Cahn) (1994)
  • Harris (Psychothriller) (1995)
  • Trojanische Pferde (Detektivroman/Politthriller) (1996)
  • Eine böse Überraschung (1998) (Kettenroman gemeinsam mit anderen Autoren)
  • Montag oder Die Reise nach innen (philosophischer Roman über Emotionale Intelligenz) (1998)
  • Feuervogel (Thriller) (1999) (unter Pseudonym Mike Jaeger)
  • EQ-Training (Sachbuch Mentaltraining) (1999)
  • 2999 - Das dritte Millennium (SF-Thriller) (1999
  • Streit um Drei (Fernsehserie, acht Folgen) (1999)
  • Die Kraft der positiven Gefühle (Sachbuch Mentaltraining) (2001)
  • Stehen Sie drüber (Sachbuch Mentaltraining) (2002)
  • Endzeit (SF-Wissenschafts-Thriller) (2004)
  • Scanning (Sachbuch Mentaltraining, psychologische Grundlagen) (2006)
  • Emotionale Desorientiertheit (Sachbuch Psychologie; in Vorbereitung)
sowie Erzählungen in zahlreichen Anthologien

Literatur

  • „Peter Schmidt und der deutsche Politthriller“, in: J.Schmidt: „Gangster, Opfer, Detektive - Eine Typengeschichte des Kriminalromans“, Ullstein 1989.
  • „D.P.Meier-Lenz im Gespräch mit Peter Schmidt: Der Agententhriller, der aus Deutschland kommt“, die horen, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, Nr.144/4, 1986.
  • „Nachwort“ von Rudi Kost in: P.Schmidt: „Der kleine Herzog“, Rowohlt 1989.
  • Herbert Knorr: „Rohstoff aus der Zeitung“, in: Literarische Portraits, Patmos 1991.
  • Karl-Heinz Jakobs im Gespräch mit Peter Schmidt in: „Neues Deutschland“, 17.7.1992.
  • Armin Zemann: „Marlowe`s Enkel“, Diplomarbeit im Fach Psychologie über den Roman „Schafspelz“, Universität München 1994.
  • Peter Nusser in: „Der Kriminalroman“, Metzler, 2. Auflage 1992.
  • „Peter Schmidt“ in „Steckbriefe“, Rowohlt 1995.
  • H.P. Karr: „Peter Schmidt“, in Lexikon der deutschen Krimi-Autoren, 2006.

Pressestimmen

  • Peter Schmidt nimmt die Wirklichkeit als Anlass, als Spielmaterial. Und er spielt damit, wie nur Kinder, Narren oder Dichter spielen können: konsequent bis ins Detail, unerbittlich bis zur Grausamkeit. Es ist tatsächlich ein Spiel: als ob, oder auch: was wäre wenn.“ (Rudi Kost)
  • Ein brisantes Thema fand einen glänzenden Analytiker... Für die Kombinationsgabe des Autors spricht der vorweggenommene Konflikt zwischen Reformern und Gorbatschow und Altstalinisten im Bereich der Geheimdienste.“ (Basler Abendzeitung über Schafspelz)
  • Vielleicht das listigste Buch, das Peter Schmidt je geschrieben hat, ist der Thriller Die Stunde des Geschichtenerzählers (Rowohlt) ... ein Thriller von der sanften Sorte, durchaus in Ambler-Nähe; seine Attraktivität ist ein sehr subtiler, in diesem Genre - und erst recht in Deutschland - ganz ungewöhnlicher Reiz.“ (Jochen Schmidt, Frankfurter Allgemeine Zeitung in: „Gangster, Opfer, Detektive“, Ullstein Verlag 1989)
  • Die Sprache ist brillant, denn es besteht größtenteils Übereinstimmung zwischen Handlung und Stil. Die Ästheten würden sagen: Das Problem zwischen Inhalt und Form ist glänzend gelöst. Von welchen deutschen Krimis konnte man das bisher sagen, bei denen sich die unsinnige Frage nach 'ernster' oder 'unterhaltender' Literatur gar nicht erst stellt...?“ (die horen)